Gone Up In Flames . . .
Ein Nachruf auf die tolle Band Morning Runner... und irgendwie auch Wut auf die Plattenindustrie
Normalerweise schreibt man einen Nachruf ja, nachdem jemand die Welt der Lebenden verlassen hat. Die gute Nachricht ist, dass Matthew Greener, Tom Derrett, Ali Clewer sowie Chris Wheatcroft noch am Leben sind. Allerdings sind sie nicht mehr Morning Runner, wie die Band heute auf ihrer MySpace Seite bekannt gab. Und zu sagen, dass sei „schade“, ist aus meiner Sicht noch leicht untertrieben. Diese Band hatte das Potential, ganz groß zu werden. Sie hatte die Songs, die Kraft und eine treue, wenn auch kleine Fanschar. Und es passiert sicher täglich, dass viele Bands im Haifischbecken Musikindustrie das Handtuch werfen. Die Aereogramme und The Cooper Temple Clause traf es ebenfalls dieses Jahr. Und ständig muss man als Künstler damit rechnen, dass die Karriere bei schlechten Verkäufen vorbei ist. Ich würde auch nicht so viel Aufriss machen, wären Morning Runner nicht eine der wenigen Bands gewesen, die es geschafft hat, mich allein durch Singles und B-Seiten bereits ein halbes Jahr vor Erscheinen deren Debüt hingegenzufiebern. Und “Wilderness is Paradise“ war ein tolles Debüt. Eines der besten der letzten Jahre. Mit Songs voller Kraft und voll Gefühl, für welche routinierte Bands töten würden. Überhaupt: Kraft und Gefühl... die Balance zwischen diesen beiden Elementen hat kaum eine Band so gut hinbekommen, wie Morning Runner. Am besten dargestellt durch “Burning Benches“, ihren besten Song und eine der feinsten, kleinen Pop-Perlen der letzten Jahre. Die anfänglich melancholische Stimmung schwenkt um, hin zu einem schnellen, energiegeladenen Ende. Wo andere Bands in Pathos und Chris-Martin-like-Seuselmomente abdriften haben Morning Runner nochmal alles rausgeholt. Die Kraft, auch der Trauer, haben sie dadurch so toll repräsentiert. Sein es nun die famosen Albumtracks, wie das tanzbare „Have A Good Time“ oder das traurige „Oceans“ oder auch B-Seiten, wie das hymnenhafte „Gather up“ oder die Klavierperle „Frayed Edges“... diese Band hat Vielseitigkeit und vor allem Qualität an allen Fronten bewiesen. Genützt hat es nichts. Außer halt „Burning Benches“ hat keine Single die Nähe der UK Top 20 spüren dürfen und auch das Album schaffte es nur knapp in die Top 30. Gründe kann man natürlich zuhauf suchen. Wie auch andere Bands wie die von mir ebenfalls sehr geschätzten Thirteen Senses (denen bitte nicht das gleiche passieren soll. Bitte!) hing Morning Runner immer der Stempel „Coldplay-Plagiat“ im Nacken. Dabei haben sie mindestens genauso viel, wenn nicht sogar mehr drauf. Und nicht zuletzt war es auch der Druck der eigenen Plattenfirma, die die Band nun unter Druck setze, doch bitte eine Hit-Single abzuliefern. Zu wenig kommerziell ausgerichtet seien die bereits geschriebenen Songs von Album Nr. 2 gewesen. Dem Druck hielt die Band nicht statt. Bassist Tom und Pianist Chris hatten die Schnauze voll. Matt und Ali nicht. Aber sie akzeptieren die Entscheidung, wie sie verlauten ließen. Und so bleibt die Hoffnung, dass wir den ein oder anderen auch irgendwann wieder in Aktion sehen können. Aber, was bleibt sonst noch? Die Erkenntnis, dass sich musikalische Qualität bei großen Plattenfirmen, wie Parlophone (wo sie gesignt waren) eigentlich nichts mehr zählt. Kreativität sowieso nicht mehr. Und Experimente möchte man den Menschen natürlich bitte auch nicht zumuten. Lieber das Altbewehrte, was man in kategorische Schachteln einordnen kann. Aber noch viel schlimmer ist es, das Bands unter diesem Druck zerbrechen können, wie in diesem Fall. Das ist ein Armutszeugnis für eine Industrie, die ihr Kapital auf einer Kunst aufbaut, die keine Kunst mehr sein darf. Quantität schlägt Qualität. Schon lange. Der Trend ist erkennbar. Radiohead releasen spontan ein Album ohne Plattenfirma, die Nine Inch Nails trennen sich von ihrem Majorlabel und andere Bands und Künstler sind mittlerweile soweit, sich gar nicht mehr auf die Verlockungen einer großen Plattenfirma einzulassen. Ein zweischneidiges Schwer ist das aber allemal. Und Diskussionsstoff soundso. Licht und Schatten. Manche Bands verkraften dies. Und andere eben nicht. Und das ist traurig. Und ich konnte sie nicht mal live sehen. Um es am Ende doch noch wie einen Nachruf klingen zulassen, so stimmt doch der gute alte Satz, dass sie in ihrer Musik weiterleben werden. Und zwar in diesen Songs. Farewell!
"Burning Benches"
"Oceans"
"Be All You Want Me To Be" (Live)
Morning Runner @ MySpace
Normalerweise schreibt man einen Nachruf ja, nachdem jemand die Welt der Lebenden verlassen hat. Die gute Nachricht ist, dass Matthew Greener, Tom Derrett, Ali Clewer sowie Chris Wheatcroft noch am Leben sind. Allerdings sind sie nicht mehr Morning Runner, wie die Band heute auf ihrer MySpace Seite bekannt gab. Und zu sagen, dass sei „schade“, ist aus meiner Sicht noch leicht untertrieben. Diese Band hatte das Potential, ganz groß zu werden. Sie hatte die Songs, die Kraft und eine treue, wenn auch kleine Fanschar. Und es passiert sicher täglich, dass viele Bands im Haifischbecken Musikindustrie das Handtuch werfen. Die Aereogramme und The Cooper Temple Clause traf es ebenfalls dieses Jahr. Und ständig muss man als Künstler damit rechnen, dass die Karriere bei schlechten Verkäufen vorbei ist. Ich würde auch nicht so viel Aufriss machen, wären Morning Runner nicht eine der wenigen Bands gewesen, die es geschafft hat, mich allein durch Singles und B-Seiten bereits ein halbes Jahr vor Erscheinen deren Debüt hingegenzufiebern. Und “Wilderness is Paradise“ war ein tolles Debüt. Eines der besten der letzten Jahre. Mit Songs voller Kraft und voll Gefühl, für welche routinierte Bands töten würden. Überhaupt: Kraft und Gefühl... die Balance zwischen diesen beiden Elementen hat kaum eine Band so gut hinbekommen, wie Morning Runner. Am besten dargestellt durch “Burning Benches“, ihren besten Song und eine der feinsten, kleinen Pop-Perlen der letzten Jahre. Die anfänglich melancholische Stimmung schwenkt um, hin zu einem schnellen, energiegeladenen Ende. Wo andere Bands in Pathos und Chris-Martin-like-Seuselmomente abdriften haben Morning Runner nochmal alles rausgeholt. Die Kraft, auch der Trauer, haben sie dadurch so toll repräsentiert. Sein es nun die famosen Albumtracks, wie das tanzbare „Have A Good Time“ oder das traurige „Oceans“ oder auch B-Seiten, wie das hymnenhafte „Gather up“ oder die Klavierperle „Frayed Edges“... diese Band hat Vielseitigkeit und vor allem Qualität an allen Fronten bewiesen. Genützt hat es nichts. Außer halt „Burning Benches“ hat keine Single die Nähe der UK Top 20 spüren dürfen und auch das Album schaffte es nur knapp in die Top 30. Gründe kann man natürlich zuhauf suchen. Wie auch andere Bands wie die von mir ebenfalls sehr geschätzten Thirteen Senses (denen bitte nicht das gleiche passieren soll. Bitte!) hing Morning Runner immer der Stempel „Coldplay-Plagiat“ im Nacken. Dabei haben sie mindestens genauso viel, wenn nicht sogar mehr drauf. Und nicht zuletzt war es auch der Druck der eigenen Plattenfirma, die die Band nun unter Druck setze, doch bitte eine Hit-Single abzuliefern. Zu wenig kommerziell ausgerichtet seien die bereits geschriebenen Songs von Album Nr. 2 gewesen. Dem Druck hielt die Band nicht statt. Bassist Tom und Pianist Chris hatten die Schnauze voll. Matt und Ali nicht. Aber sie akzeptieren die Entscheidung, wie sie verlauten ließen. Und so bleibt die Hoffnung, dass wir den ein oder anderen auch irgendwann wieder in Aktion sehen können. Aber, was bleibt sonst noch? Die Erkenntnis, dass sich musikalische Qualität bei großen Plattenfirmen, wie Parlophone (wo sie gesignt waren) eigentlich nichts mehr zählt. Kreativität sowieso nicht mehr. Und Experimente möchte man den Menschen natürlich bitte auch nicht zumuten. Lieber das Altbewehrte, was man in kategorische Schachteln einordnen kann. Aber noch viel schlimmer ist es, das Bands unter diesem Druck zerbrechen können, wie in diesem Fall. Das ist ein Armutszeugnis für eine Industrie, die ihr Kapital auf einer Kunst aufbaut, die keine Kunst mehr sein darf. Quantität schlägt Qualität. Schon lange. Der Trend ist erkennbar. Radiohead releasen spontan ein Album ohne Plattenfirma, die Nine Inch Nails trennen sich von ihrem Majorlabel und andere Bands und Künstler sind mittlerweile soweit, sich gar nicht mehr auf die Verlockungen einer großen Plattenfirma einzulassen. Ein zweischneidiges Schwer ist das aber allemal. Und Diskussionsstoff soundso. Licht und Schatten. Manche Bands verkraften dies. Und andere eben nicht. Und das ist traurig. Und ich konnte sie nicht mal live sehen. Um es am Ende doch noch wie einen Nachruf klingen zulassen, so stimmt doch der gute alte Satz, dass sie in ihrer Musik weiterleben werden. Und zwar in diesen Songs. Farewell!
"Burning Benches"
"Oceans"
"Be All You Want Me To Be" (Live)
Morning Runner @ MySpace
rhododendron - 11. Okt, 20:07