rhododendron's finest - teil eins
Meine liebsten Platten des Jahres. Die Plätze 20 - 16.
Abrechnung ist am Ende! Oder vor dem Spiel ist nach dem Spiel? Fakt ist, das musikalische Jahr 2007 ist beendet. Da man ab Mitte November eh nur mit spärlichen bzw. überflüssigen Greatest-Hits-Veröffentlichungen rechnen kann, starte ich an dieser Stelle meinen ganz eigenen Rückblick auf die musikalischen Meisterwerke der letzten Monate. Und dabei fällt mir natürlich auf, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, wirklich alles zu hören und zu bewerten, was dieses Jahr so erschienen ist. Dazu bräuchte ich ne eigene Redaktion, viel mehr Zeit und Lust und sowieso. Sachen wie das Band of Horses Album oder die vom Kollegen-Neuzugang legomännchen vorgestellten Platten der Damen Nash und Murphy hab ich ja auch noch nicht gehört. Deshalb sollte diese Liste auch nicht ein Ewigkeitszertifikat besitzen. Nicht alles, was 2007 erschienen ist, muss ich auch 2007 kennen und lieben lernen. Ich erinnere mich noch an das Stills Debüt von 2003, welches ich erst letztes Jahr ins Herz geschlossen hab. Oder jüngst die Platte von Boxer Rebellion (siehe Mixtape), welche auch schon 2 Jahre alt ist. So ist dies eine Momentaufnahme. Und als Freund guter Populärmusik muss ich sagen, war 2007 ein sehr gutes Jahr. Sehe ich mir die Top 20 an (die in den nächsten Wochen folgen Stück für Stück folgt), erkenne ich mehr als eine Handvoll faszinierender Platten, die eigentlich alle den ersten Platz verdient hätten. Oft nur um haaresbreite sind die Plätze zu Stande bekommen. Und Situationsabhängig ist das ganze sowieso. Selbst das Sigur Rós Album auf Platz 19 ist in bestimmten Momenten aus meiner Sicht das beste Album des Jahres oder Jahrzehnts, genauso ergeht es all den anderen guten Platten dieses Jahr. Von den umjubelten Zweitwerken der ganzen gehypten Indie-Bands aus dem UK, über das düstere Highlight eines neuen Interpol-Albums, hinzu den elektronischen New-Rave-Vorzeigeprodukten der Klaxons oder Simian Mobile Disco oder Damon Albarn’s Bandprojekt The Good, The Bad & The Queen. Dieses Jahr bot so viel. Emotionen und Momente. Jetzt nicht nur auf die Musik bezogen. Nein, es machte aus meiner Sicht mehr Spass denn je, Musik zu entdecken, zu erleben und auch darin aufzugehen. Aber ich werde schon wieder leicht philosophisch, merke ich gerade. Genug der holen Phrasen und Selbstbeweihräucherung. Auf’m Platz ist, was zählt. Beginnen wir mit den hinteren Plätzen. Der erste 5er Block beinhaltet Platz 20 bis 16.
# 20 ... Dave Gahan „Hourglass“
Der Ewig-Hadernde. Die Dämonen, die Depeche-Mode-Frontsau Dave Gahan rief, lassen ihn auch im Alter von 46 nicht schlafen. Sein zweites Solo-Album „Hourglass“ etabliert das Sexobjekt vieler ebenfalls älter gewordenen DM-Fans als durchaus ernstzunehmenden Solokünstler. Gahan zaubert düstere kleine Popsongs in denen er mal wieder über die Endlichkeit des Seins, seine Rolle in der Welt und jede Menge andere Leitthemen philosophiert. Düster klingt das und elektronisch. Und auch sehr modern. Aber ein Depeche Mode Album ist es trotzdem irgendwie nicht. Dazu fehlt Gahan die Genialität eines Martin Gore, komplexe Musik im einfachen Pop-Kontext unterzubringen. Dennoch ist „Hourglass“ stellenweise mutiger als das letzte DM-Album. Es nimmt einen gefangen in die Welt von Gahan. Und es zeigt, dass das Alter nicht automatisch Gelassenheit bringt. Düsteres, kleines Album!
Bester Track: Saw Something
Ansehen: Kingdom
# 19 ... Sigur Rós „Hvarf / Heim“
Die Landschaftsmaler. Das an Sigur Rós aus musikalischer Sicht kein Weg vorbeiführt, dürfte mittlerweile selbst der Letzte verstanden haben. Das vermutlich eigenwilligste und beste Bandkonstrukt, was diese Welt zu bieten hatte beehrt uns in diesen Tag mit seinem ersten Film, der Banddoku „Heima“. Die atmosphärischen Bilder der Konzerte, sowie der schroffen Landschaft Islands vereinen sich mit dieser gewaltigen Musik zu einem audiovisuellen Rausch, den wohl selbst der beste Mix aus LSD und Kokain nur schwer erreichen kann. Über die Musik ist alles gesagt, was gesagt werden muss. Das Doppel-Album zum Film unterstreicht dies auf souveräne und anrührende Art und Weise. Die neuen Tracks auf „Hvarf“, teilweise bestehend aus Neuaufnahmen alter Songs, bestätigen den Status dieser Band als einzigartig. Wahre Freude kommt aber erst bei „Heim“ auf, welches akustische Ausgaben bekannter Songs der Band darstellt. Egal ob „Starálfur“ oder das todtraurige „Vaka“... ohne Strom und Effekte wirken sie noch eine Spur bewegender. Das dieses Album nicht auf den vorderen Plätzen mitkämpft, liegt nur an der Resteverwertung. Aber das macht wiederum auch keine andere Band so gut, wie diese hier. Da fühlt man sich halt sofort „Heim“!
Bester Track: Starálfur (Acoustic)
Ansehen: Hljómalind
# 18 ... Jamie T. „Panic Prevention“
Der Jungspund. Als Jamie T. irgendwann im Frühjahr 2007 zuerst in Großbritannien aufschlug, war natürlich alles verzückt. Kein Wunder. Was macht der denn? Hip Hop? Britpop? Nur Pop? Ist da nich auch Punk dabei? Ist das überhaupt Musik? Fragen über Fragen, aber man kann das zusammenfassen unter dem Gesichtspunkt, dass diese Musik vor allem eins ist: Neu! Oder auch „fresh“. Je nachdem. Der junge Lad mit der klassischen 21st-Century-Karriere (MySpace, Download-Erfolg etc.) schraubte die Musik zu „Panic Prevention“ in seinem Schlafzimmer zusammen. Er sampelt, er mixt, er rappt, er singt (na ja, so halb), er hat was zu sagen. Über sein Leben in London, über das Nachtleben, über all den Kram, der Jungs in seinem Alter was angeht. Diese Platte schreit „Ich bin jung“ mit jedem Ton. Zwischen wirren Samples und schlimmstem Akzent-Englisch blitzen aber permanent Pop-Momente reinster Art, wie „If you got the Money“, „Salvador“ oder das famose „Calm Down Dearest“, welches neben meinem auch noch andere Sommer gerettet haben dürfte, durch. Dies ist eine Momentaufnahme für 2007. Vermutlich klappt dieses Album auch außerhalb des Sommers ’07 nicht mehr. Vielleicht irre ich mich auch. Und vielleicht überrascht Jamie auch auf dem nächsten Machwerk. Dieses ist jedenfalls unabdingbar gewesen. Fragen sie Bob Hoskins!
Bester Track: Calm Down Dearest
Ansehen: Sheila
# 17 ... Amy Winehouse „Back To Black“
Die Extrovertierte. Ja, sie trinkt gern und gern auch mal viel und gegen andere weiche und (leider auch) harte Drogen ist Madame Winehouse ja auch nicht abgeneigt. Das weiß jeder, der 2007 mal halbwegs die Boulevard-Presse verfolgt hat. Und die brauchte, nachdem Pete Doherty langsam dabei ist zu entgiften, ja neues Futter. Unerhört ist diese Frau! Dabei wird (in fucking Deutschland vor allem) übersehen, dass die Musik, die diese junge Dame macht, eigentlich wichtiger ist. Und Drogen gehören zum Rock’n Roll! Und die Frau soll bitte so bleiben! Und Reporter zum Frühstück fressen bitte. „Back to Black“ hat extremst viel schwarzen Soul. Produzent Mark Ronson gibt Winehouse den Sound der 60er, sie singt über die Themen der Neuzeit. Hauptsächlich natürlich von ihrem verkorksten Liebesleben und dem Hang zu Hochprozentigen. Aber warum nicht. Diese Songs sind Pop as Pop can be. Der Erfolg gönnt man ihr natürlich, die Eskapaden auch, aber nicht diese nervigen Schlagzeilen. Die Stimme dieser Frau erschüttert einen bis ins Mark, das Album ist eine Ansammlung vieler kleiner Meisterwerke. Sie brachte den Soul zurück und auch etwas Kantiges in die ansonsten farblose Popmusik. Please Amy, don’t burn out, please fade out a bit more ;-)
Bester Track: You Know I’m No Good
Ansehen: Tears Dry On Their Own
# 16 ... The Enemy „We’ll Live And Die In These Towns“
Die Frustrierten. Das macht den Unterschied aus. Wenn sich die Jugendlichen musikalisch ihren Frust von der Seele schreien wollen, geschieht das hierzulande nur in drittklassigen Gitarrenbands oder noch schlimm im Hip Hop (ich mein nicht den guten, sondern den schlechten). Nicht so im Mutterland des Pop. Dort sind The Enemy anno 2007 die Band, die es, wie keine zweite versteht, all das auszusprechen, was einem in den britischen Vorstädten und Kleinstädten, weit weg vom schillernden London als junger Mensch auf den Geist geht. Dieses Album ist wie ein Tritt in die Eier, all derer, die’s einfach nicht verstehen wollen. Es handelt vom Unglauben über die Engstirnigkeit vieler Menschen, über die Ausweglosigkeit des alltäglichen Daseins, den Frust, die Gewalt, die Suche nach einem Sinn für all den Mist, den man auf den Strassen Englands sieht. Und nicht nur da. Diese Platte funktioniert universell als Ventil gegen all das, was täglich auf einen eindrischt. Sicher nicht so tief- und feinsinnig, wie Bloc Party weiter vorn, aber mit all dem Hass und dem Frust verpackt in 11 sehr gute bis unglaubliche Indie-Britrock-Songs. So simpel die Refrains von „Away From Here“, „Had Enough“ oder „You’re Not Alone” sind, so wenig verfehlen sie ihre Wirkung. Von den ruhigen Momenten wie dem tollen „This Song“ mal abgesehen. The Enemy schrammeln nicht planlos drauf rum, sondern bedienen sich bestens bei all den Role Models britischer Gitarrenpop-Musik der letzten 30 Jahre. Große Kunst ist das nicht! Aber sie sprechen mit lauter Stimme! Und das machen sie so gut, dass ich sie auch hier verstehen kann.
Bester Track: Away From Here
Ansehen: Had Enough
Abrechnung ist am Ende! Oder vor dem Spiel ist nach dem Spiel? Fakt ist, das musikalische Jahr 2007 ist beendet. Da man ab Mitte November eh nur mit spärlichen bzw. überflüssigen Greatest-Hits-Veröffentlichungen rechnen kann, starte ich an dieser Stelle meinen ganz eigenen Rückblick auf die musikalischen Meisterwerke der letzten Monate. Und dabei fällt mir natürlich auf, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, wirklich alles zu hören und zu bewerten, was dieses Jahr so erschienen ist. Dazu bräuchte ich ne eigene Redaktion, viel mehr Zeit und Lust und sowieso. Sachen wie das Band of Horses Album oder die vom Kollegen-Neuzugang legomännchen vorgestellten Platten der Damen Nash und Murphy hab ich ja auch noch nicht gehört. Deshalb sollte diese Liste auch nicht ein Ewigkeitszertifikat besitzen. Nicht alles, was 2007 erschienen ist, muss ich auch 2007 kennen und lieben lernen. Ich erinnere mich noch an das Stills Debüt von 2003, welches ich erst letztes Jahr ins Herz geschlossen hab. Oder jüngst die Platte von Boxer Rebellion (siehe Mixtape), welche auch schon 2 Jahre alt ist. So ist dies eine Momentaufnahme. Und als Freund guter Populärmusik muss ich sagen, war 2007 ein sehr gutes Jahr. Sehe ich mir die Top 20 an (die in den nächsten Wochen folgen Stück für Stück folgt), erkenne ich mehr als eine Handvoll faszinierender Platten, die eigentlich alle den ersten Platz verdient hätten. Oft nur um haaresbreite sind die Plätze zu Stande bekommen. Und Situationsabhängig ist das ganze sowieso. Selbst das Sigur Rós Album auf Platz 19 ist in bestimmten Momenten aus meiner Sicht das beste Album des Jahres oder Jahrzehnts, genauso ergeht es all den anderen guten Platten dieses Jahr. Von den umjubelten Zweitwerken der ganzen gehypten Indie-Bands aus dem UK, über das düstere Highlight eines neuen Interpol-Albums, hinzu den elektronischen New-Rave-Vorzeigeprodukten der Klaxons oder Simian Mobile Disco oder Damon Albarn’s Bandprojekt The Good, The Bad & The Queen. Dieses Jahr bot so viel. Emotionen und Momente. Jetzt nicht nur auf die Musik bezogen. Nein, es machte aus meiner Sicht mehr Spass denn je, Musik zu entdecken, zu erleben und auch darin aufzugehen. Aber ich werde schon wieder leicht philosophisch, merke ich gerade. Genug der holen Phrasen und Selbstbeweihräucherung. Auf’m Platz ist, was zählt. Beginnen wir mit den hinteren Plätzen. Der erste 5er Block beinhaltet Platz 20 bis 16.
# 20 ... Dave Gahan „Hourglass“
Der Ewig-Hadernde. Die Dämonen, die Depeche-Mode-Frontsau Dave Gahan rief, lassen ihn auch im Alter von 46 nicht schlafen. Sein zweites Solo-Album „Hourglass“ etabliert das Sexobjekt vieler ebenfalls älter gewordenen DM-Fans als durchaus ernstzunehmenden Solokünstler. Gahan zaubert düstere kleine Popsongs in denen er mal wieder über die Endlichkeit des Seins, seine Rolle in der Welt und jede Menge andere Leitthemen philosophiert. Düster klingt das und elektronisch. Und auch sehr modern. Aber ein Depeche Mode Album ist es trotzdem irgendwie nicht. Dazu fehlt Gahan die Genialität eines Martin Gore, komplexe Musik im einfachen Pop-Kontext unterzubringen. Dennoch ist „Hourglass“ stellenweise mutiger als das letzte DM-Album. Es nimmt einen gefangen in die Welt von Gahan. Und es zeigt, dass das Alter nicht automatisch Gelassenheit bringt. Düsteres, kleines Album!
Bester Track: Saw Something
Ansehen: Kingdom
# 19 ... Sigur Rós „Hvarf / Heim“
Die Landschaftsmaler. Das an Sigur Rós aus musikalischer Sicht kein Weg vorbeiführt, dürfte mittlerweile selbst der Letzte verstanden haben. Das vermutlich eigenwilligste und beste Bandkonstrukt, was diese Welt zu bieten hatte beehrt uns in diesen Tag mit seinem ersten Film, der Banddoku „Heima“. Die atmosphärischen Bilder der Konzerte, sowie der schroffen Landschaft Islands vereinen sich mit dieser gewaltigen Musik zu einem audiovisuellen Rausch, den wohl selbst der beste Mix aus LSD und Kokain nur schwer erreichen kann. Über die Musik ist alles gesagt, was gesagt werden muss. Das Doppel-Album zum Film unterstreicht dies auf souveräne und anrührende Art und Weise. Die neuen Tracks auf „Hvarf“, teilweise bestehend aus Neuaufnahmen alter Songs, bestätigen den Status dieser Band als einzigartig. Wahre Freude kommt aber erst bei „Heim“ auf, welches akustische Ausgaben bekannter Songs der Band darstellt. Egal ob „Starálfur“ oder das todtraurige „Vaka“... ohne Strom und Effekte wirken sie noch eine Spur bewegender. Das dieses Album nicht auf den vorderen Plätzen mitkämpft, liegt nur an der Resteverwertung. Aber das macht wiederum auch keine andere Band so gut, wie diese hier. Da fühlt man sich halt sofort „Heim“!
Bester Track: Starálfur (Acoustic)
Ansehen: Hljómalind
# 18 ... Jamie T. „Panic Prevention“
Der Jungspund. Als Jamie T. irgendwann im Frühjahr 2007 zuerst in Großbritannien aufschlug, war natürlich alles verzückt. Kein Wunder. Was macht der denn? Hip Hop? Britpop? Nur Pop? Ist da nich auch Punk dabei? Ist das überhaupt Musik? Fragen über Fragen, aber man kann das zusammenfassen unter dem Gesichtspunkt, dass diese Musik vor allem eins ist: Neu! Oder auch „fresh“. Je nachdem. Der junge Lad mit der klassischen 21st-Century-Karriere (MySpace, Download-Erfolg etc.) schraubte die Musik zu „Panic Prevention“ in seinem Schlafzimmer zusammen. Er sampelt, er mixt, er rappt, er singt (na ja, so halb), er hat was zu sagen. Über sein Leben in London, über das Nachtleben, über all den Kram, der Jungs in seinem Alter was angeht. Diese Platte schreit „Ich bin jung“ mit jedem Ton. Zwischen wirren Samples und schlimmstem Akzent-Englisch blitzen aber permanent Pop-Momente reinster Art, wie „If you got the Money“, „Salvador“ oder das famose „Calm Down Dearest“, welches neben meinem auch noch andere Sommer gerettet haben dürfte, durch. Dies ist eine Momentaufnahme für 2007. Vermutlich klappt dieses Album auch außerhalb des Sommers ’07 nicht mehr. Vielleicht irre ich mich auch. Und vielleicht überrascht Jamie auch auf dem nächsten Machwerk. Dieses ist jedenfalls unabdingbar gewesen. Fragen sie Bob Hoskins!
Bester Track: Calm Down Dearest
Ansehen: Sheila
# 17 ... Amy Winehouse „Back To Black“
Die Extrovertierte. Ja, sie trinkt gern und gern auch mal viel und gegen andere weiche und (leider auch) harte Drogen ist Madame Winehouse ja auch nicht abgeneigt. Das weiß jeder, der 2007 mal halbwegs die Boulevard-Presse verfolgt hat. Und die brauchte, nachdem Pete Doherty langsam dabei ist zu entgiften, ja neues Futter. Unerhört ist diese Frau! Dabei wird (in fucking Deutschland vor allem) übersehen, dass die Musik, die diese junge Dame macht, eigentlich wichtiger ist. Und Drogen gehören zum Rock’n Roll! Und die Frau soll bitte so bleiben! Und Reporter zum Frühstück fressen bitte. „Back to Black“ hat extremst viel schwarzen Soul. Produzent Mark Ronson gibt Winehouse den Sound der 60er, sie singt über die Themen der Neuzeit. Hauptsächlich natürlich von ihrem verkorksten Liebesleben und dem Hang zu Hochprozentigen. Aber warum nicht. Diese Songs sind Pop as Pop can be. Der Erfolg gönnt man ihr natürlich, die Eskapaden auch, aber nicht diese nervigen Schlagzeilen. Die Stimme dieser Frau erschüttert einen bis ins Mark, das Album ist eine Ansammlung vieler kleiner Meisterwerke. Sie brachte den Soul zurück und auch etwas Kantiges in die ansonsten farblose Popmusik. Please Amy, don’t burn out, please fade out a bit more ;-)
Bester Track: You Know I’m No Good
Ansehen: Tears Dry On Their Own
# 16 ... The Enemy „We’ll Live And Die In These Towns“
Die Frustrierten. Das macht den Unterschied aus. Wenn sich die Jugendlichen musikalisch ihren Frust von der Seele schreien wollen, geschieht das hierzulande nur in drittklassigen Gitarrenbands oder noch schlimm im Hip Hop (ich mein nicht den guten, sondern den schlechten). Nicht so im Mutterland des Pop. Dort sind The Enemy anno 2007 die Band, die es, wie keine zweite versteht, all das auszusprechen, was einem in den britischen Vorstädten und Kleinstädten, weit weg vom schillernden London als junger Mensch auf den Geist geht. Dieses Album ist wie ein Tritt in die Eier, all derer, die’s einfach nicht verstehen wollen. Es handelt vom Unglauben über die Engstirnigkeit vieler Menschen, über die Ausweglosigkeit des alltäglichen Daseins, den Frust, die Gewalt, die Suche nach einem Sinn für all den Mist, den man auf den Strassen Englands sieht. Und nicht nur da. Diese Platte funktioniert universell als Ventil gegen all das, was täglich auf einen eindrischt. Sicher nicht so tief- und feinsinnig, wie Bloc Party weiter vorn, aber mit all dem Hass und dem Frust verpackt in 11 sehr gute bis unglaubliche Indie-Britrock-Songs. So simpel die Refrains von „Away From Here“, „Had Enough“ oder „You’re Not Alone” sind, so wenig verfehlen sie ihre Wirkung. Von den ruhigen Momenten wie dem tollen „This Song“ mal abgesehen. The Enemy schrammeln nicht planlos drauf rum, sondern bedienen sich bestens bei all den Role Models britischer Gitarrenpop-Musik der letzten 30 Jahre. Große Kunst ist das nicht! Aber sie sprechen mit lauter Stimme! Und das machen sie so gut, dass ich sie auch hier verstehen kann.
Bester Track: Away From Here
Ansehen: Had Enough
rhododendron - 31. Okt, 16:46