Freitag, 11. Januar 2008

Nach Radiohead ist vor U2

Ein Ausblick auf 2008. Zumindest auf nen Bruchteil

Alles auf Anfang. Das Musikjahr 2007 lässt uns zurück mit vielen Erkenntnissen. Jeder Hype ist mal vorbei (Indie/UK/New Wave- Zeugs), manche bieten weniger Durchhaltevermögen als man gedacht hat (New Rave), Synthies rocken mehr als Gitarren, Downloads sowieso mehr als physische Tonträger. Die Industrie ist tot, lang lebe die Industrie. Das Jahrzehnt neigt sich dem Ende und wenn man wissen will, was popkulturell von Bedeutung war, dann muss man auch einen Blick auf 2008 werfen. Hinterher. Ich mach das mal vorher und zähle die wichtigsten Platten im Schnellverfahren auf, die uns dieses Jahr erwarten. Überraschungen selbstverständlich nicht eingeplant.

Die Bewährungsprobe

Nach den NME Lobhudeleien ist vor den Zerrissen in eben diesem (Gell, Morrissey?). Musikpresse und Fans können erbarmungslos sein. Zunächst jubeln sie, dann stecken sie dir wenig später das Messer in den Rücken und wenden sich von dir ab. In Zeiten wo den Plattenfirmen (kleineren sowieso) das Geld ausgeht, kann sich eine Band einen Flop eigentlich nicht mehr erlauben. Existenziell wichtig wird für viele Hype-Bands der letzten Jahre somit das schwere zweite Album das entscheidende. Kann man mehr, als nur für einen Festivalsommer aufspielen? Viele Bands haben letztes Jahr gezeigt, dass es gehen kann. Somit müssen sich The Rifles im Frühjahr bemühen, ihrem Hammer-Debüt „No Love Lost“ noch ein weiteres Britpop-Meisterwerk folgen zu lassen. Die Messlatte liegt hoch, aber um die mach ich mir wenig sorgen. Auch um die Indietronicer von Hot Chip nicht, die uns nächsten Monat mit „Made In The Dark“ beweisen werden, wie innovativ Popmusik klingen kann. Ob das beim Zweitwerk der Kooks klappt ist noch fraglich. Für die heimlichen Favouriten von mir, die Melodic-Popper Thirteen Senses wird’s nach dem Vorjahresflop von „Contact“ sowieso eng. Und wo wir gerade dabei sind. Auch bei Keane wird sich zeigen, ob der Ofen schon aus ist oder nicht. Später im Jahr dann. <Franz Ferdinand haben das zweite Album zwar schon hinter sich, aber als Wegbereiter einer ganzen Generation Bands sind die Augen der Welt natürlich auf ihren nächsten Schritt gerichtet. Man munkelt was von mehr Synthie’s. Apropros... sollten es Justice mit nem zweiten Album in 2008 schaffen, dann müssen sie zeigen, dass sie mehr können, als nur die Daft Punk’s für’s Jahrzehnt drauf zu sein. Und die Klaxons sowieso. Die haben zwar noch nie wirklich Rave gemacht, wollen sich aber auf dem bald erscheinenden Zweitwerk schnell davon losreißen. Ob noch was von den restlichen Hype-Bands kommt ist auch fraglich. Für Kasabian, die Dirty Pretty Things oder die in Ungnade gefallenen Killers wird’s schwer. Mehr sag ich dazu nicht.

Die Neuen

Debüts wird es 2008 sicher auch wieder in Massen geben. Und vorhersehen wird man sie auch nicht können. Kate Nash, Maps oder Jamie T. waren ja vor nem Jahr in der Form auch nicht unbedingt vorhersehbar. Oder The Boxer Rebellion, meine Entdeckung des vergangenen Jahres. Die haben zwar schon ein Debüt draußen (welches famos ist), aber das hat keiner mitbekommen. Also Neustart und diesmal bitte durch die Decke. Die Band hat die Songs und mittlerweile auch wieder nen Plattenvertrag. Da kommt bitte noch was! Im Frühjahr. Ebenfalls gespannt darf man auf die Debüts der Elektronik-Hype-Acts Uffie, Does It Offend You, Yeah? oder Crystal Castles sein, die zeigen müssen, ob sie mehr als nur ein paar flotte Club-Hitsingles drauf haben. Vor allem müssen sie sehen, inwieweit sich der Elektro-Hype ins neue Jahr retten lässt. Ich drück die Daumen. Auch für Soft Nerd, Deutschlands weitsichtigsten Nachwuchsmusiker. Gut, er weiß schon, was ich meine. Debüt-EP erscheint. Bald. Ich sag aber nicht wo. So, genug Werbung für ihn. Pretty Boy Makes Rave bringt auch ne EP raus. Sagt er zumindest. Es lässt sich halt nur erahnen, welche jungen Musiker uns dieses Jahr um die Ohren gehauen werden. In einem Jahr werden wir hoffentlich schlauer sein.

Die Beständigen

Manchmal weiß man, woran man ist. Bzw. brauch man sich keine Sorgen über eventuelle Überraschungen machen. Bands, die schon seit Jahren kontinuierlich starke Platten abliefern sind mir eh die liebsten. Ob sie überraschen oder nicht. Aber bei neuen Platten von Death Cab For Cutie (in ein paar Monaten) oder Nada Surf (in ein paar Wochen) muss man sich keine Sorgen machen. Diese Bands sind beständige Größen. Gute Freunde, die aller paar Jahre mal zu Besuch kommen und für ne gute Zeit sorgen. Lange nicht mehr zu Besuch waren die Doves, die eine meiner Lieblingsbands in den letzten Jahren geworden sind. Da wird sicht Album Nr. 4 hoffentlich mit einreihen. Gleiches gilt für Elbow, ebenfalls eine feste Macht im Britpop. Ich glaube nicht, das eine von beiden Bands schlechte Platten machen kann. Ansonsten würden ja die Naturgesetze außer Kraft treten. Gleiches gilt natürlich für Sigur Rós, aber ich glaube, darüber müssen wir nicht diskutieren. Auch nicht über Bloc Party. Sollten die dieses Jahr wirklich schon ein neues Album raushauen, dann wird das sicher wieder ganz anders und ganz speziell sein. Und zumindest nicht wie „Flux“. Wie hoch die Erwartungen an dieses Werk sind, kann ich mit Gesten gar nicht darstellen. Bei Tiger Lou’s neuem Werk bin ich auch beruhigt, muss ich sagen. Und wo wir grad in Schweden sind... Eskobar. Kann man nicht mögen, aber wenn man die Mucke mag, wird man auch irgendwie nicht enttäuscht, auch wenn’s einen nicht von den Socken reißt. Nein, eine sehr entspannte Kategorie. Aber wehe, ihr baut Mist, Freunde!

Die richtig Großen

Und damit meine ich nicht die wenigen verbliebenen Megaseller á la Madonna (na, an welche Jugendkultur schmeißen wir uns diesmal ran?) oder Robbie Williams. Was die und der Rest machen ist egal. Allerdings sind ja U2 auch darunter und da schau ich schon doof. Schön, das Bono mal wieder nach seinen Afrika-Expeditionen Zeit für nen Studioaufenthalt gefunden hat. Das letzte Album war überraschend gut. Ich hoffe, sie ziehen sich nicht schon aufs Altenteil zurück. Morrissey hat dies natürlich nicht vor. Der ist ein über alle anderen erhabener Gott und bringt im September 2008 ein neues Soloalbum heraus. Da bin ich natürlich extrem subjektiv. Mal sehen, ob er wie zuletzt, weiter so „optimistische“ Töne anspielt. Altersweisheit quasi! Davon sind Oasis natürlich weit entfernt. Die werden natürlich auch mit dem x-ten Album an der Erwartungshaltung ihrer ersten Werke, scheitern. Aber das gehört halt dazu. Oder sollten sie doch nochmal...? Hmmm, man weiß es nicht. Genauso wenig, wie man weiß, ob sich die alten Konkurrenten von Blur dieses Jahr nochmal zusammenfinden. Bei Damon Albarn weiß man nie. Immerhin kommen The Verve wieder. Aber brauch man die eigentlich? Vielleicht retten die ja die Britpopwelt. Kann mal jemand Pete Doherty die aktuelle Handy-Nr. von Carl Barat geben. Die Libertines retten die Welt! Ansonsten machen es Coldplay, die ich leider mittlerweile mit in diese Kategorie nehmen muss. Das 4. Album, für Frühsommer angekündigt, muss zeigen, ob die Band Mut zum Risiko hat oder endgültig die Nachfolge von Bono und Co. antritt. Im Idealfall lässt sich beides verknüpfen. Ansonsten hab ich ja noch The Boxer Rebellion. Oder Depeche Mode, die sowieso über jede Kritik erhaben sind. Sollten die Ende des Jahres wirklich ein neues Album releasen, wäre das für ihre Verhältnisse mal extrem schnell (nur 3 Jahre). Robert Smith und The Cure haben sich dagegen wieder mal Zeit gelassen. Aber die dürfen das. Dafür gibt’s im April gleich ein Doppelalbum. Im gleichen Monat soll’s auch neues von R.E.M. geben. Mit Jacknife Lee immerhin ein Produzent der Stunde an Bord. Diese Acts müssen sich keine Sorgen mehr um die Zukunft machen. Die können auch gern mal ein Album kostenlos als Download releasen, ohne dass sie gleich arbeitslos sind. Dafür überraschen sie vielleicht weniger. Und wenn ich etwas wirklich mag, dann wenn man mich überrascht. Und das Musikjahr 2008 wird dies hoffentlich so sehr machen, dass dieser ganze kleine Bericht in ein paar Monaten vollkommen überflüssig sein wird. Am Ende behalte ich hoffentlich bei einigen Sachen Recht und bei anderen nicht. So sollte das auch bitte schön sein. Und jetzt Klappe zu, Ohren auf. Here’s Your Future!

nobono

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