Donnerstag, 21. Februar 2008

The Songs That Saved My Life - Teil Zwei

Und weiter geht's. 5 weitere, philosophisch-nerdige Abrisse!



#06 / Elbow “Not a Job”

Diesen Song mag ich vor allem wegen der Atmosphäre, die er ausstrahlt. Nicht unbedingt wegen den Lyrics, die zwar auch sehr poetisch sind, aber gleichzeitig auch relativ kryptisch. Egal, Mut zur Eigeninterpretation! Wenn ich die Augen schließe und „Not a Job“ von Elbow höre, jener fantastischen und leider vollkommen unterschätzten Band, dann sehe spühre ich da eine Art unglaubliche Harmonie. Jetzt wird’s gay, aber es fühlt sich an wie ein lauer Sommerabend. Die Nummer ist sehr chillig und luftig leicht, die Stimme vom Sänger (sein Name ist mir gerade mal entfallen) strahlt dieses sanfte, beruhigende aus, allerdings mit einer gewissen Kantigkeit. „Walking through the long grass on your hand“… da muss man doch zwangsläufig eine gewisse Sommermelancholie verspüren. Versucht das einfach mal. Besorgt euch diesen Song (und am besten noch ganze Alben der Band) und hört das mal abends, nachts im Sommer. Perfekte Sonnenuntergangsmusik. Unabhängig davon ein wundervoller Popsong mit toller Melodie, an dem es einfach nichts mehr zu verbessern gibt. Perfektion in Reinkultur.

Release: 2003 / Album: Cast Of Thousands, Video ansehen


#07 / The Smiths “There Is A Light That Never Goes Out”

So, jetzt muss ich aber aufpassen, dass ich nicht ausschweife... Also, Morrissey. Aaaargh, zu spät! Dieser Mann, diese Songs! Und vor allem diese Band! Machen wir uns nichts vor, die Smiths sind von essentieller Wichtigkeit für die Entwicklung britischer Gitarrenpopmusik. Und dieser Song taugt auch in jeder Liste der „lebensrettenden Songs“ jedes halbwegs bewanderten Indie-Nerds auf. Neulich wurde er mal wieder zum besten Smiths/ Morrissey Song aller Zeiten gewählt... Zurrecht! Stellvertretend für diese Band, die so wichtig war und in den 5 Jahren ihres Bestehens mehr gesagt und bewirkt hat, als manche Künstler in einem ganzen Leben... dieser Song fasst es zusammen. Der Song vom nie erlischenden Licht ist der ultimative Song für alle Missverstanden, für jede Teenage-Angst, für alle Chef-Melancholiker. Ein seltsamer Mix von Trauer, Romantik und Morrissey-typischen Humor trifft hier zusammen. Der Protagonist möchte raus, etwas erleben mit der Person, die er über alles liebt. Und er möchte es ihr sagen, doch dann kann er es nicht („a strange fear gripped me and I just coudn’t ask“)... so bleibt der ultimative Liebesbeweis übrig. Egal, ob man vom Doppeldecker bus oder einem 10t-Track überfahren wird... hauptsache neben dieser Person sterben. Dieser Song spiegelt alles wieder. Die Lust zu leben, sowie die Furcht davor. Hoffnungen, Träume, Ängste und auch Todessehnsucht. Und das alles in handlichen dreieinhalb Minuten. Es ist kaum beschreibbar, wieviel dieser Song wert ist. Und ich glaube, jeder der mal so gefühlt hat und diesen Song hört, wird verstehen, was so vielen Menschen so wichtig daran ist. Hätte ich ein Ranking, er wäre sehr, sehr weit vorn.

Release: 1985 / Album: The Queen Is Dead, Video ansehen


#08 / Sufjan Stevens “Chicago”

Nach der Melancholie ist wieder Euphorie angesagt. Zumindest versprüht dieses kleine fast 7minütige Epos von Sufjan Stevens eben diese. Ich glaube, mir fällt in der jüngeren Zukunft kein Song ein, der besser produziert wurde, der perfekter zusammengesetzt ist, als „Chicago“. Und das, obwohl ich, zu meiner Schande, nie ein großer Sufjan Fan war. Aber dieser Song haut einen aus den Socken. Die Streicher, das Piano, Gitarren, Chöre, Bläser... hier ist alles dabei. Das ist Bombast auf die angenehmste Art und Weise. Dazu erzählt Stevens die Geschichte eines vermeitlichen Roadtrips in eben jene Stadt. Letztendlich ist es eine Liebeserklärung an diese Stadt. Mit einer derartigen Inbrunst und Begeisterung vorgetragen, dass man Chicago in dem Moment für die beste Stadt auf Erden halten mag. Dabei war ich noch nie dort. Stevens versteht es wie momentan kein Zweiter den klassischen US-amerikanischen Singer/Songwriter-Folk um viele Facetten zu bereichern. Im Prinzip ist „Chicago“ ein klassischer Song, klassischer geht es gar nicht. Musik, die man auch im Sommer of Love hätte hören können. Also, jetzt mal überspitzt formuliert. Aber es funktioniert heut besser denn je, wenn man sich denn darauf einlässt. Auf all die Energie, Euphorie und das Lebensgefühl, welches dieser Song versprüht. Eine ähnliche Wirkung wie der Doves-Song, den ich im ersten Teil vorgestellt hab. Lesen sie da bitte nach! Danke!

Release: 2005 / Album: Illinoise, Video ansehen


#09 / Blur “Out Of Time”

Uuuund wir ändern wieder die Stimmung. „Out of Time“ von Blur kommt eigentlich recht unspektakulär darüber, als ich ihn damals das erste Mal hörte hat er mich aber tief bewegt. Und irgendwie auch im Zusammenhang mit dem sehr spartanischen Musikvideo, welches eine junge Jetpilotin auf nem amerikanischen Flugzeugträger zeigt. Das ganze erschien damals passenderweise genau vor dem Beginn des Irak-Krieges, als man sich tagtäglich im TV ansehen musste, wie die großen Politiker sich um Kopf und Kragen reden, während die Menschen zu tausenden auf den Straßen demonstrierten... ohne, dass es wen interessiert hat. Und dazu Damon Albarn’s feine, aber fast schon zerbrechlich wirkende Stimme, die davon singt, dass man wohl keine Zeit gehabt hat zu merken, wie die Welt langsam aus den Fugen geraten ist. Das hat mich als 17jährigen schon stark beeindruckt und bewegt. Leider hat der Song heute an Aktualität nicht verloren. Die Welt hat sich nicht verbessert, im Gegenteil. Tagtäglich wird es schlimmer. Du kannst den Fernseher nicht mehr einschalten ohne dich aufzuregen. Mag es über das Fernsehen als solches sein, als auch über die Gesellschaft, die Menschen, die Politiker und all den Kram. Blur zeichnen mit der ersten Single ihres letzten Albums eine traurige Zukunftsvision. „Are we out of time?“ fragt Albarn sich am Ende. Vielleicht ist es auch schon längst zu spät. Der Totengesang auf die westliche Zivilisation. Zumindest in meiner Interpretation. Ein beeindruckendes, kleines Lied, welches aber nicht komplett in der Depression versinkt. Das ist seine entscheidende Stärke.

Release: 2003 / Album: Think Tank, Video ansehen


#10 / Joy Division “Love Will Tear Us Apart”

So, und zu dem Lied muss ich ja irgendwie auch nichts mehr sagen. Das ist eindeutig. Und vor allem ist es bekannt, wie ein bunter Hund. „Love Will Tear Us Apart“ ist in Musikkreisen ein bunter Hund. Und dank „Control“ und Wombats-Hype ist der Song in den letzten Monaten präsenter als je zuvor. Überhört habe ich ihn trotzdem nicht. Schlecht macht ihn das ja auch noch lange nicht. An seiner Authenzität hat die Nummer auch nach fast 30 Jahren nichts verloren. Hier gebrauche ich gern mal den Begriff „zeitlos“. Und während coole Indie-People und die Wombats gern dazu abtanzen (gut, das mach ich auch. Da kann man ja nicht still sitzen bleiben), habe ich irgendwie das Gefühl, niemand hört auf diesen Text. Denn zu dem gibt es nichts zu sagen. Ian Curtis Worte sprechen für sich. Geschrieben, als seine Ehe auseinander brach und irgendwie auch sein Lebenswille versprüht dieser Song immer noch dieses unglaublich düstere, traurige, lebensmüde Gefühl des damaligen Lebensabschnitts von Curtis. Eine Liebe, die zerbricht an Routine, Kälte, falscher Kommunikation und dem Schatten des Alltags. Ich glaube, die meisten wissen, was gemeint ist. Dieser Song wird deshalb so oft zitiert, weil er so wahr ist. Hier kann man ohne Zweifel von einem Jahrhunderthit sprechen. Einer, den die Masse der Menschen allerdings nicht kennt und, was noch trauriger ist, vielleicht nie kennenlernen wird. Vermutlich würden sie ihn eh nicht verstehen. Schade für sie.

Release: 1980 / Album: Substance 1977-1980, Video ansehen

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