Montag, 31. März 2008

The Songs That Saved My Life - Teil Fünf

Nach einer kleineren Pause ist es mal wieder so weit. rhododendron präsentiert weitere Perlen der Populärmusik.



#21 / Stereophonics “Rewind”

Gut, erstmal wieder in die Stimmung kommen. Durchatmen! Ausschnaufen! „It’s Your time, It’s your day”. Ich mag kein großer Fan der Stereophonics sein, aber die Band hat einen Song, der ganz unscheinbar aber doch gewaltig aus ihrem übrigen Schaffen heraussticht. Er heißt „Rewind“ und seine Grundaussagen lautet: „Change is okay. What’s the point in staying the same?“ Verpackt in ein hymnisches Gerüst, in ein kleines Wunderwerk, das voll gefüllt ist mit Fragen, die mir Sänger Kelly Jones da an die Birne haut. Hab ich alles richtig gemacht? Klebt Blut an meinen Händen? Kann ich nachts gut schlafen? Vermisse ich jemanden? Geht es mir gut? „Rewind“ ist ein Loblied auf Veränderung, auf das Unumgängliche. Es schwebt und vermittel ein Gefühl des Loslassens. Yoda würde sagen: „Befreien von allen Dingen du deinen Geist musst“. Und gegen nen Jedi-Meister kann man nichts einwenden. Dieser Song hat eine große meditative und kräftigende Wirkung, nicht aber ohne melancholisch in die Vergangenheit zu blicken, um sich halt, wie ich ja jetzt schon paar Mal gesagt hab, zu hinterfragen und zu vergewissern. Ich möchte jetzt nicht soweit gehen, zu behaupten, dass mich „Rewind“ dazu gebracht hat, mein Leben zu überdenken. Das ist auch ohne den Song passiert, keine Angst. Aber zumindest bestätigt er mich darin. Und jedes Mal, wenn ich ihn höre, so auch gerade, nehme ich mir ne Minute oder zwei und versuche mal die Fragen zu beantworten. Eine Nummer die zum Nachdenken anregt. Und das von den Stereophonics. Wer hätte das für möglich gehalten? ;-)

Release: 2005 / Album:Language. Violence. Sex. Other?, Video ansehen


#22 / Editors “Bullets”

Eigentlich hat ich’s gar nicht bewusst geplant, aber nun schließt sich thematisch an die Stereophonics ein weiterer Song an. Beginnt er doch mit der Zeile „If something has to change, than it always does“. . . Mehr muss auch nicht gesagt werden. Zu den Editors sowieso nicht. Kaum eine Band, hat mich inhaltlich in den letzten Jahren so überrollt und in Ehrfurcht erstarren lassen, wie das Quartett um den schlaksigen Tom Smith. Gut, außer Bloc Party vielleicht, aber die kommen im nächsten Block. Und wie schon bei Interpol, ist es auch bei den Editors fasst unmöglich für mich, einen einzelnen Song herauszusuchen, der mir am Wichtigsten erscheint. Dazu sind es wirklich fast zu viel. Zu viel geniale wohlgemerkt. Am Ende ragt „Bullets“ irgendwie heraus, als druckvoller, energetischer Stampfer, dessen zerhackter Charakter die Zerrissenheit des Songs auf unnachahmliche Art und Weise wieder spiegelt. Gewohnt druckvoll und prägnant wirken die Gitarren, hämmert der Bass und schlagen die Drums. Und dazu fleht ein, wie immer aufgewühlter, Tom Smith im Wechselgesang mit sich selbst: „You don’t need this disease“. Wie immer ein relativ frei interpretierbarer Song der Herren aus London. Aber vielleicht geht es um die Unveränderlichkeit und Akzeptanz der Dinge. Wenn etwas passieren soll, passiert es halt. Ob Schicksal, Zufall oder „die Macht“ (ja, ich hab vor kurzem mal wieder Star Wars gesehen)… manche Sachen lassen sich nicht aufhalten. Egal, was diese Krankheit am Ende ist, die Smith beklagt. „Bullets“ zeigt einmal mehr die Stärke der Editors, viel Atmosphäre und Energie in handlichen 3minütigen, sehr catchy-gen Rocksongs zu verpacken. Das kann man nennen, wie man will, ob „Indie“, „New Wave“, „Post-Punk“ oder „Stadionrock“. Die Qualität spricht für sich. Diese Band wird demnächst zur Welteroberung ansetzen. Das muss sie halt. Manche Sachen sind nämlich unabdingbar.

Release: 2005 / Album:The Back Room, Video ansehen


#23 / Nada Surf “Inside Of Love”

Ja, ja, die Liebe. Eigentlich Thema in 80% aller Popsongs. Meist wird sie zelebriert oder ähnliches. Matthew Carr wünscht sie sich. Gut, mittlerweile hat er sie gefunden, aber vor 6 Jahren halt noch nicht. Da erschien mit „Let Go“ das bis heute essentiellste Album seiner Band Nada Surf. Mit der Single „Inside Of Love“ befindet sich darauf auch einer der besten Songs aller Zeiten. In meinen Augen. Auch in den Augen vieler Fans, auch wenn die Band dazu bei Konzerten komisch rumschaukelt. Muss man nicht verstehen. Wie so oft im Leben, versteht man das Ganze nur, wenn man es erlebt hat. Und ich möchte halt nicht zu EMO hier rüberkommen, aber es gab Phasen in meinem Leben und irgendwie gibt es sie immer noch bzw. waren sie nie weg… ja, da kann ich Wort für Wort nachvollziehen. Alles, wovon dieser geschundene Charakter im Song singt hat seine Berechtigung. Die Suche nach Liebe. Irgendwie. Und vor allem das ständige Gefühl, das sie einem durch die Finger schwindet und nicht zu halten ist. Sie bei anderen zu sehen, oder die übertriebenen Darstellungen im Fernsehen zu verfolgen… und sich dabei zu Fragen: warum die und nicht ich? Was mache ich falsch? „Inside of Love“ ist ein bittersüßer Song, der eine sommerliche Leichtigkeit ausstrahlt, unter deren Oberfläche sich aber eine bittere Wahrheit versteckt, die halt mal immer wieder kurz durchblickt. Am Ende wird aber beteuert, dass es alles nicht so schlimm ist, man nur ne schlimme Nacht hatte und es bald besser wird. Und so ist es auch. Liebe ist nicht unbedingt alles und Alleinsein nicht das Ende der Welt. Manchmal trifft es einen halt, wie in diesem Song. Es ist diese hohe Authentizität und Atmosphäre, die ich an diesem Song so mag. Hier stimmt jedes Wort. Ohne Klischees, ohne Übertreibungen. Das zeichnet einen großen Song aus.

Release: 2002 / Album:Let Go, Video ansehen


#24 / Echo & The Bunnymen “The Killing Moon”

So, jetzt wird es historisch. Ein Song aus meinem Geburtsjahr steht an und er hat in den letzten 24 Jahren nichts von einer Faszination verloren. Die Jüngeren, bewanderten Menschen werden „The Killing Moon“ von Echo & The Bunnymen noch aus der Anfangsszene von „Donnie Darko“ (den ich, ganz ehrlich unter uns, für überschätzt halte) kennen. Gut so. Egal, woher man ihn kennt, „The Killing Moon“ ist ein weiteres Meisterwerk! Ohne Frage! Ich kenne auf Anhieb keinen weiteren Song, der irgendwie diese nächtliche, düstere Atmosphäre so gut einfängt, wie diese Nummer. Aber nicht gespenstisch, sondern relativ leicht, aber mit einer Dunkelheit im Klang, die Einzigartig ist und die auch nur all die New Wave und Post-Punk Bands der frühen 80er in der Form so hinkriegen. Dazu dieser Text, der vor Sex, Leidenschaft und irgendwie auch „Gefahr“ (kommt ja meist alles in nem Paket) strotzt. Wer sich wem hingibt sei dabei frei interpretierbar. Ob Frau, Mann oder dann doch die Nacht inkl. dem Monat, der ganz gut als männlicher Protagonist passt. Vielleicht gibt’s ja auch ne Hintergrundgeschichte zu dem Song. Aber die kenn ich nicht. Will ich auch nicht unbedingt wissen. Der Song funktioniert als das, was er ist: Ein düsteres, atmosphärisches Juwel, was einen irgendwie in den Bann zieht. Hier wurde nichts falsch gemacht. Das können selbst Nouvelle Vague nicht kaputt machen. Ein echter Klassiker, den man bitte nie bei Tag anhören sollte, weil er dann absolut keinen Sinn macht.

Release: 1984 / Album:Ocean Rain, Video ansehen


#25 / Kent “ Mannen I Den Vita Hatten (16 År Senare)”

Noch viel kryptischer als das Lied vom tötlichen Mond in Dublin ist das vom Mann im weißen Hut. 16 Jahre später wohl gemerkt. Nur damit schon mal geklärt ist, worum es sich mein „Mannen I Den Vita Hatten (16 År Senare)“ von Kent handelt. Der Rest des Textes ist, wie eigentlich meistens bei Kent, schwer zu verstehen und zu interpretieren. Und das wäre er auch, wenn er nicht auf Schwedisch wäre. Vielleicht ist es gerade das, was an Kent so bemerkenswert ist. Meine Schwedisch-Kenntnisse sind, gut, beschränkt. Trotzdem bin ich ein großer Verehrer dieser Band, was beweist, dass das gute alte Klischee von der universell wirksamen Musik wirklich funktioniert. Auch über die Sprache hinweg. Dazu passt bei Kent einfach sehr oft, sehr viel zusammen. Und nie passten die einzelnen Fragmente von Kent besser zusammen als auf diesem grandiosen Album-Closer ihres düsteren 2005er Albums „Du Och Jag Döden“ (du und ich tot). Ein furioses 6einhalbminütiges Feuerwerk wird hier abgebrannt. Es beginnt ruhig und verhalten, baut sich immer mehr auf, bevor am Ende das Tempo angezogen wird und sich eine Soundwand auftut, die einen sichtlich aus den Schuhen haut. Ein Song dessen anfängliche Melodie irgendwie am Ende in eine vorsichtig optimistische Kampfansage umgewandelt wird. Textlich geht es (soviel kann man aus dem Wirrwarr herausfiltern) wieder mal um Tod, Verlust und die Vergangenheit, die man dann am Ende halt wieder zurücklässt. Somit kann man fast sagen, dass sich heute der thematische Kreis zum Anfang schließt. Schon witzig, wenn die Songs irgendwie dann am Ende zu tun haben. Am Ende ist der Tenor bei allen gleich, ob es nun die Editors oder Kent sind. Blick nach vorn, zurückblicken lohnt sich nicht wirklich. Oasis hätten da mit „Don’t Look Back in Anger“ auch reingepasst. Aber die kommen beim nächsten, letzten Teil zu Wort. Mit nem anderen Song. Gut, das muss als Cliffhanger reichen.

Release: 2005 / Album:Du Och Jag Döden, Video ansehen

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