Und hier sind sie nun: meine 10 besten Alben des Jahres 2008! Zumindest die erste Hälfte... die zweite folgt hoffentlich noch vor Jahresende...
10. Sigur Rós „Með Suð í Eyrum Við Spilum Endalaust“
Konkurrenzlos… Im Prinzip hätte es jedes Album von Sigur Rós verdient, Album des Jahres zu werden. Denn in dem Moment, wo man diese Musik hört und sie fühlt, ist sie eh die größte Musik auf Erden. Da gerate ich gern immer wieder erneut ins Schwärmen. So auch auf dem diesjährigen Werk, mit dem treffenden Titel „Mit einem Summen im Ohr spielen wir ewig weiter“. Man kann also nur hoffen, dass das Summen auch in den nächsten Jahren noch des öfteren in den Ohren der Band zu hören sein wird. Album Nr. 5 ist wieder einmal traumhaft melancholische Musik, die sich nicht vor großen Gesten und Gefühlen scheut. Dabei erweitern die schrulligen Isländer ihr Repertoire um viele neue Elemente. Songs, wie „Inní mér syngur vitleysingur“ oder „Við Spilum Endalaust“ präsentieren sich im fröhliche Pop-Format, ohne sich dabei anzubiedern, die erste Single „Gobbledigook“ lädt sogar zum Tanzen ein. Doch wer nun nach den anfänglich fröhlichen Songs und dem Albumcover ein heiteres Sommeralbum erwartet, der wird in der zweiten Hälfte beruhigt. Da laufen Sigur Rós wieder zu melancholischen Höchstleistungen auf und präsentieren sich in alter, emotionaler Stärke. Wobei der Sound generell entschlackter wirkt. Nun ist auch mal Zeit für eine fast reine Akustik-Ballade, wie „Illgresi“ oder einen erstmals englischsprachigen Song, wie „All Alright“. Sigur Rós beschränken sich auf das wesentliche, wirken leichter und in ihrer Musik konkreter. Wobei man sich natürlich nach wie vor Soundmonster, wie das epische „Festival“ oder das phänomenale „Ára bátur“ gönnt. Besonders letzteres ist in seiner epischen Breite ein Meisterwerk und vermutlich das Beste, was diese Band je aufgenommen hat. Diesen Song sollte man dringend gehört haben, bevor man stirbt. Und das meine ich mit allerhöchster Ernsthaftigkeit! Sofern man die Songqualität bei Sigur Rós überhaupt noch differenzieren kann. Dazu ist sie einfach zu hoch. Auch diesmal wieder
Beste Songs: Inní mér syngur vitleysingur, Við Spilum Endalaust, Àra bátur, Suð í Eyrum
09. Hot Chip „Made In The Dark“
Nerdy… Hot Chip sind definitiv die Art von Typen, die man früher in der Schule mit zusammengeknülltem Papier beworfen hat. Uncoole Brillen, furchtbare Pullis, unergonomische Körper... Nein, so sehen keine Popstars aus. Oder doch? Kaum eine Band brachte dieses Jahr so viel Spannung in den Pop, wie dieses Kollektiv von Musik-Fricklern. So entpuppt sich „Made In The Dark“ als eines der vielschichtigsten Alben des Jahres, ohne dabei den Ohrwurm-Charakter zu vernachlässigen. So bietet dieses Album alles. Elektro, Pop, R&B, eine Prise Soul und Hip Hop, Indie-Rock und herzerweichende Balladen. Wer Hot Chip bisher eher als unscheinbare Indie-Band abgetan hat, der erkennt nun, mehr als auf den Vorgängeralben die Ambitionen hin zu echtem, großem Pop. Und dabei nimmt sich die Band selbst auch nicht zu ernst und spielt mit den Erwartungen. Wie könnte man sonst einen so tollen Song wie „Shake A Fist“ erst aufbauen, nur um ihn in der Mitte mal eben komplett über den Haufen zu werfen um die Studiosynthies zu testen. Oder wie kann man einen R&B-Schnulze wie „Wrestlers“ überhaupt ernst nehmen? Tja, würde diese Band nicht einfach mal ihr Handwerk verstehen und eine ganze Reihe kleine Superhits auf einem Album vereinigen. Am Anfang mag man „Made In The Dark“ noch nicht vollständig verstehen, aber das kommt auf jeden Fall mit der Zeit. Wenn man dieses Album zu schnell abschreibt, dann entgeht einem einem der ein oder andere gute Song. Die Mannen um Alexis Taylor machen 2008 den mit Abstand spannendsten Pop, der vor allem live zu einer unglaublichen Feier einlädt. Mit „Ready For The Floor“ haben sie schon Richtung Singlehit geschielt. Und wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann wird das nächste Jahrzehnt ei n Hot-Chip-Jahrzehnt. Erinnert euch dann bitte an meine Worte. The Geeks were right!
Beste Songs: Shake A Fist, Ready For The Floor, We’re Looking For a Lot Of Love, Hold On,
Wrestlers
08. The Stills „Oceans Will Rise“
Wiedergutmachung… Wer mich einigermaßen kennt, dem ist bekannt, dass ich selten einen Hehl daraus mache, wenn es darum geht, “Logic Will Break Your Heart”, das Debüt-Album der Stills als eines der wichtigsten Alben meines Lebens zu bezeichnen. Und das hat weniger was mit emotionaler Bindung, aber auch viel mit der hochwertigen, musikalischen Qualität des Debüts aus dem Jahr 2003 zu tun. Damit machten sich die Stills für mich und viele andere unsterblich. Nur, um vor 2 Jahren mit dem Nachfolger einen kompletten Rohrkrepierer zu veröffentlichen, der gar nichts, aber auch rein gar nichts von dem Charme des Vorgängers hatte. Doch als ich die Stills schon abgeschrieben hatte, legten sie mit Album Nr. 3, „Oceans Will Rise“, dieses Jahr ein Album vor, das mit jeder Silbe „Es tut mir leid!“ schreit und um Wiedergutmachung bemüht ist. Und das schöne dabei ist: das funktioniert sogar, ohne dass das Album eine Kopie des Debüts ist. Allerdings orientiert man sich soundtechnisch wieder deutlich stärker dran. Da ist er wieder, dieser hallige, melancholische, 80er-Jahre-infizierte Indierock der Kandier, den ich so ins Herz geschlossen hab. Songs wie „Snow In California“, „Being Here“ oder „Dinosaurs“ sind locker auf “Logic”-Niveau. Tracks wie “Everything I Build” oder “Statue Of Sirens” rühren zu Tränen. Es ist nicht nur der Sound, es sind auch die Songs. Und angesichts dieser tollen Nummern fragt man sich doch, was beim Vorgänger, „Without Feathers“ so schief lief. Na ja, alle haben mal ein schlechtes Album. Hoffen wir, dass es dieser kleinen, feinen Band nicht noch mal in der Form passiert. The Stills haben ordentlich Potential, auch wenn sie, wie auf diesem Album über Weltuntergangsszenarien singen. Lasst euch beim Kauf auch bitte nicht vom Schädel aufhalten. Und „Logic“ solltet ihr euch eh kaufen. Und dieses andere Album vergessen wir mal lieber. ;-)
Beste Songs: Snow In California,
Being Here, Everything I Build, Dinosaurs, Statue Of Sirens
07. Get Well Soon „Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon“
Alleskönner… Vor einem Jahr genoss Konstantin Gropper irgendwie noch einen gewissen Insiderstatus. Nun, Ende 2008, sollte dieser Mann allen Musikfachleuchten des Landes bekannt sein. Und Ende 2009 dann hoffentlich auch dem Rest der Welt. Er arbeitet ja dran. Denn was dieser Mann mit Get Well Soon vorgelegt hat, ist nicht mehr oder weniger, das Beste was seit Jahren musikalisch aus diesem Land gekommen ist. Vor internationaler Konkurrenz muss sich Gropper auch überhaupt nicht verstecken, denn dieses Album ist wirklich großartig! Das er sich für sein Debüt die aus heutiger Sicht schier luxuriöse Zeit von 4 Jahren gelassen hat, merkt man der Platte auch an. Für ein Debüt wirkt sie unglaublich ausgereift, unglaublich detailliert und auf den Punkt gebracht. Man hat das Gefühl, dass jeder Ton genau da sitzt, wo er sitzen soll. Alles wirkt durchdacht. Kein Wunder, hat Gropper doch einen Großteil der Instrumente doch selber eingespielt und arrangiert. Entstanden ist ein großes, episches Popwerk, das sowohl leise, wie auch stadiontaugliche Momente bietet. Ein Singer/Songwriter-Album mit Hang zur großen Geste. Den Vorwurf, dass sich Gropper musikalisch bei vielen bekannten Sachen der letzten 20 Jahre bedient hat muss er sich gefallen lassen. Wenn man hinhört, erkennt man Nick Cave, Connor Oberst, Arcade Fire oder Sigur Rós an vielen Ecken und Enden heraus. Kann man ja auch machen. Wem dabei einer abgeht. Was am Ende aber zählt sind die Songs und das was sie bewirken. Und die Songs sind durchweg super. Es gibt keinen Ausfall und das Album vermittelt trotz seiner Abwechslung eine gewisse Geschlossenheit, besonders durch Gropper’s Stimme, die sich immer wieder traurig, melancholisch zu Wort meldet. Und wer mal auf die Texte achtet, der wird durchaus mitbekommen, dass der Mann in seinem Songwriting auch nicht vor dem ein oder anderen Gag Halt macht. Eine rundum gelungene Platte, die in den richtigen Momenten Leben retten und Menschen zusammenbringen kann. Ein großes Album, dass wie eine Compilation, der besten Songs der letzten Jahre fungiert. Und ich wünsche diesem Mann, dass er bald die Brixton Academy ausverkauft und die Tür für deutsche Musik abseits von Tokio Hotel auch auch international öffnet. Dieses Album ist die beste Bewerbung. Jetzt auch mit neuer EP zu haben, welche das nur bestätigt.
Beste Songs: You / Aurora / Seaside,
(If This Head Is Missing) I Have Gone Hunting, Help To Prevent Forrest Fires, I Sold My Hands For Food So Please Feet Me, Wichtes! Witches! Rest Now In The Fire
06. Tokyo Police Club „Elephant Shell“
Sonnenschein… Unverhofft kommt oft! Nach der Flut der letzten Jahre schaltet man ja schon gelegentlich auf Durchzug, wenn die Presse eine neue junge Indierockband hervorhebt. Doch das entpuppt sich oft als Fehler. Denn so wären bei na Tokyo Police Club an mir vorbeigeschrammt, deren diesjähriges Debüt ja mit Spannung erwartet wurde. Und was soll man da sagen? Dies ist mein persönliches Sommeralbum 2008! In gerade mal einer halben Stunde zünden hier nacheinander 11 Hits ohne Aussetzer. Es ist wirklich so: Ein Album, 11 Ohrwürmer! Lebensrettende Powerpoprock-Songs, die permanent mit ihrer Jugendlichkeit, Frische und auch leichter Melancholie mitreißen. Tokyo Police Club sind wie eine frische Brise, der man sich einfach gern ergibt. Wenn man Songs wie „Juno“ oder das phänomenale „Your English Is Good“ hört, dann ist das für diese drei Minuten die wichtigste und beste Musik auf Erden. Dieses Album ist ein kleines Mysterium. Ich kann die Genialität gar nicht in Worte fassen. Ich meine, an sich ist das keine neue Musik und keine innovative Musik. Es sind einfach nur elf fantastische, energetische Songs, auf den Punkt gebracht. Alle Bandmitglieder harmonieren so gut zusammen, dass diese Songs einfach nur gut werden können. „Your Future Is Ours“ singen sie und man möchte ihnen auch einfach nur Recht geben. Dieses Album ist jung, laut, aber trotzdem melodiös und irgendwie halt auch traurig. Ach, ich fang schon an, mich zu wiederholen. Weil mir die Worte eben fehlen. Egal, ob ihr 15 oder 35 seid... Dieses Album muss euch einfach mitreißen. Vielleicht tut’s das auch nur bei mir. Ist mir auch egal. „Elephant Shell“ ist das vielleicht unscheinbarste Meisterwerk dieses Jahres. Das größte kleine Album 2008. Und es funktioniert auch Jahreszeiten und –zahlen unabhängig. Da bin ich mir ganz sicher. Wir sehen uns 2009 wieder...
Beste Songs: In A Cave, Juno, Tessellate, Your English Is Good
rhododendron - 28. Dez, 15:47