Entspann dich, Baby!
Yes, Bono! Nach all den coolen Sachen der letzten Wochen, wird es mal Zeit sich mit Legenden auseinanderzusetzen, die schon Musik gemacht haben, als die meisten SPEX-Hypes noch nicht mal auf der Welt waren. Richtig, wir reden hier tatsächlich vom neuen U2-Album!
Die wichtigste Lektion, wenn es um U2 geht, ist es anscheinend, nicht auf U2 zu hören. All den Wirbel, den die Band selber um ihr neues Album gemacht hatten, lies nicht nur den geneigten Fan hellhörig werden… Da war von einer Neuerfindung die Rede, vom zweiten „Achtung Baby“, mehr Experimenten, Einflüsse von Trance und Hardrock nannte Bono in Interviews, während auch gern der Satz „Das ist Rock’n Roll 2009!“ benutzt wurde… „Chinese Democracy“ kann einpacken, hier kommen U2, der Silberstreif am Horizont der Rockmusik!
Man hätte sich eigentlich denken können, dass die Vorschusslorbeeren übertrieben waren, immerhin sagt Bono nach jedem Album der letzten Jahre immer wieder, dass man sofort Energie und Ideen für das nächste hat, nur um am Ende wieder vier Jahre zu warten. Na ja, im Alter werden Bands oft wunderlich. So ist „No Line On The Horizon“ natürlich nicht die Neuerfindung des Rock’n Roll und keine Revolution… Weit davon entfernt! Nein, es ist am Ende ein U2-Album geworden, welches man so von U2 nach 30 Jahren erwarten kann. Durchaus hochwertig mit vielen guten Ideen und handwerklichem Können, aber auch mit relativ wenig Überraschungen. Nach all den Ankündigungen ist das mit unter die größte Enttäuschung. Zumal „Get On Your Boots“ als Single Hoffnung regte, dass die Band noch hungrig nach neuen Zielen ist. Doch leider bleibt der sperrige, aber auch durchaus reizvolle Track die Ausnahme auf dem Album, sowohl was Schnelligkeit, als auch Experimentierfreude angeht. Das ist nicht nur falsche Werbung, sondern auch verschenktes Potential. Aber ich möchte ja nicht alles schlecht reden, denn unterm Strich ist „No Line On The Horizion“ ein sehr gutes U2-Album geworden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Alles in allem wirkt die Platte wie eine kleine Quintessenz aus den vergangenen drei Dekaden der Band. Bei jeder Stelle vergleicht man, hört Bekanntest und interpretiert Selbstzitate. Zumal mit dem Produzententrio Lanois/ Eno und Lillywhite sowieso alte Mitstreiter gewählt wurden. Fehlt nur noch Flood! Der Titeltrack ist als Opener ein Einstieg nach Maasen, bevor man mit „Magnificant“ gleich noch eine so was von typische U2-Hymne nachfeuert, welche die „Joshua Tree“-Fans befriedigen wird. In solchen Moment bekommt man noch mal Glanz in den Augen, wenn man U2 hört. Es folgt mit „Moment Of Surrender“ ein ruhiges, etwas gospel-artiges Stück in der Tradition von „Stuck In A Moment“ oder „I Still Haven’t Found“. Mit siebeneinhalb Minuten vielleicht etwas zu lang, genauso wie das anschließende „Unknown Caller“, welches aber einer der verborgenen Perlen der Platte ist. Hat durchaus Ohrwurmqualitäten. Die hat „I’ll Go Crazy If I Don’t Go Crazy Tonight“ anschließend sowieso. Das Teil ist als Single schon eingeplant und das merkt man ihm von der ersten Minute an... Es folgen das sperrige „Boots“, welches gerade im Kontext des harmlosen Albums etwas aus dem Kontext fällt, sowie „Stand Up Comedy“, welches wohl die Überbleibsel der Hard-Rock-Ansätze darstellen soll. Bleibt der schwächste Song des Albums. Danach wird’s mit „FEZ/ Being Born“ deutlich besser. Das Brian-Eno-Intro dürfte all diejenigen erfreuen, die wie ich, auf mehr Experimente gehofft haben. Der Song als solcher gehört ebenfalls zu den besseren… Die wunderschöne Ballade „White As Snow“ gefällt ebenfalls, während „Breathe“ trotz netter Botschaft mit mehr als einem Bein in der Belanglosigkeit steht. Das Album schließt mit dem wundervoll ruhigen „Cedars Of Lebanon“, in welchem Bono auch textlich noch zeigt, dass er was drauf hat. Bleibt leider die Ausnahme, denn inhaltlich kommt man bei den meisten Tracks nicht um den Begriff „Phrasendrescherei“ herum. Als gesättigte Stadionrocker um die 50 wirken halt viele der revolutionären Ansätze eher fadenscheinig. Das ist kein Sozialneid, sondern der Lauf des Lebens.
Was bleibt nun von diesem Album? Geht’s hinterm Horizont weiter oder nicht? Nun, es wird deutlich, dass U2 im Jahre 2009 immer noch U2 sind. Aus ihrer Haut wollen oder können die Herren nun mal nicht raus. So bleiben die Ansätze zur Sounderneuerung auf dem Album eher bescheiden. Allerdings stellt sich auch die Frage, ob die Band so was überhaupt noch nötig hat und braucht. Die Nachfolger, seien es Coldplay oder die Kings Of Leon haben ihnen eh den Rang abgelaufen. Rock’n Roll 2009 klingt definitiv anders. Etwas mehr Mut zur Veränderung und ein Ankämpfen gegen den eigenen Status als selbstgefällige Stadionrock-Gutsmenschen wäre schön gewesen, aber so bleibt alles beim Alten, obwohl viele gute Ansätze vorhanden sind. Alle U2-Fans, werden U2 auch nach diesem Album noch mögen, während alle U2-Hasser auch bei diesem Album wieder viele Argumente für ihre Fraktion finden werden. Dennoch sei gesagt: Es ist zwar einfach U2 zu hassen, aber es ist auch genauso leicht, sie zu mögen… „No Line On The Horizon“ ist kein zweites „Achtung Baby“ oder ein Meilenstein in der Rockgeschichte, aber es ist ein recht gutes Album geworden. Es stört irgendwie nicht… ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahin gestellt. Aber vermutlich wird der Rock’n Roll ja auf dem nächsten Album neu erfunden, welches sicher bald kommen wird… Statements von Bono und Co. dazu stehen aber noch aus.
"Get On Your Boots" MusicVideo
Komplettes Album bei last.fm anhören!
Die wichtigste Lektion, wenn es um U2 geht, ist es anscheinend, nicht auf U2 zu hören. All den Wirbel, den die Band selber um ihr neues Album gemacht hatten, lies nicht nur den geneigten Fan hellhörig werden… Da war von einer Neuerfindung die Rede, vom zweiten „Achtung Baby“, mehr Experimenten, Einflüsse von Trance und Hardrock nannte Bono in Interviews, während auch gern der Satz „Das ist Rock’n Roll 2009!“ benutzt wurde… „Chinese Democracy“ kann einpacken, hier kommen U2, der Silberstreif am Horizont der Rockmusik!
Man hätte sich eigentlich denken können, dass die Vorschusslorbeeren übertrieben waren, immerhin sagt Bono nach jedem Album der letzten Jahre immer wieder, dass man sofort Energie und Ideen für das nächste hat, nur um am Ende wieder vier Jahre zu warten. Na ja, im Alter werden Bands oft wunderlich. So ist „No Line On The Horizon“ natürlich nicht die Neuerfindung des Rock’n Roll und keine Revolution… Weit davon entfernt! Nein, es ist am Ende ein U2-Album geworden, welches man so von U2 nach 30 Jahren erwarten kann. Durchaus hochwertig mit vielen guten Ideen und handwerklichem Können, aber auch mit relativ wenig Überraschungen. Nach all den Ankündigungen ist das mit unter die größte Enttäuschung. Zumal „Get On Your Boots“ als Single Hoffnung regte, dass die Band noch hungrig nach neuen Zielen ist. Doch leider bleibt der sperrige, aber auch durchaus reizvolle Track die Ausnahme auf dem Album, sowohl was Schnelligkeit, als auch Experimentierfreude angeht. Das ist nicht nur falsche Werbung, sondern auch verschenktes Potential. Aber ich möchte ja nicht alles schlecht reden, denn unterm Strich ist „No Line On The Horizion“ ein sehr gutes U2-Album geworden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Alles in allem wirkt die Platte wie eine kleine Quintessenz aus den vergangenen drei Dekaden der Band. Bei jeder Stelle vergleicht man, hört Bekanntest und interpretiert Selbstzitate. Zumal mit dem Produzententrio Lanois/ Eno und Lillywhite sowieso alte Mitstreiter gewählt wurden. Fehlt nur noch Flood! Der Titeltrack ist als Opener ein Einstieg nach Maasen, bevor man mit „Magnificant“ gleich noch eine so was von typische U2-Hymne nachfeuert, welche die „Joshua Tree“-Fans befriedigen wird. In solchen Moment bekommt man noch mal Glanz in den Augen, wenn man U2 hört. Es folgt mit „Moment Of Surrender“ ein ruhiges, etwas gospel-artiges Stück in der Tradition von „Stuck In A Moment“ oder „I Still Haven’t Found“. Mit siebeneinhalb Minuten vielleicht etwas zu lang, genauso wie das anschließende „Unknown Caller“, welches aber einer der verborgenen Perlen der Platte ist. Hat durchaus Ohrwurmqualitäten. Die hat „I’ll Go Crazy If I Don’t Go Crazy Tonight“ anschließend sowieso. Das Teil ist als Single schon eingeplant und das merkt man ihm von der ersten Minute an... Es folgen das sperrige „Boots“, welches gerade im Kontext des harmlosen Albums etwas aus dem Kontext fällt, sowie „Stand Up Comedy“, welches wohl die Überbleibsel der Hard-Rock-Ansätze darstellen soll. Bleibt der schwächste Song des Albums. Danach wird’s mit „FEZ/ Being Born“ deutlich besser. Das Brian-Eno-Intro dürfte all diejenigen erfreuen, die wie ich, auf mehr Experimente gehofft haben. Der Song als solcher gehört ebenfalls zu den besseren… Die wunderschöne Ballade „White As Snow“ gefällt ebenfalls, während „Breathe“ trotz netter Botschaft mit mehr als einem Bein in der Belanglosigkeit steht. Das Album schließt mit dem wundervoll ruhigen „Cedars Of Lebanon“, in welchem Bono auch textlich noch zeigt, dass er was drauf hat. Bleibt leider die Ausnahme, denn inhaltlich kommt man bei den meisten Tracks nicht um den Begriff „Phrasendrescherei“ herum. Als gesättigte Stadionrocker um die 50 wirken halt viele der revolutionären Ansätze eher fadenscheinig. Das ist kein Sozialneid, sondern der Lauf des Lebens.
Was bleibt nun von diesem Album? Geht’s hinterm Horizont weiter oder nicht? Nun, es wird deutlich, dass U2 im Jahre 2009 immer noch U2 sind. Aus ihrer Haut wollen oder können die Herren nun mal nicht raus. So bleiben die Ansätze zur Sounderneuerung auf dem Album eher bescheiden. Allerdings stellt sich auch die Frage, ob die Band so was überhaupt noch nötig hat und braucht. Die Nachfolger, seien es Coldplay oder die Kings Of Leon haben ihnen eh den Rang abgelaufen. Rock’n Roll 2009 klingt definitiv anders. Etwas mehr Mut zur Veränderung und ein Ankämpfen gegen den eigenen Status als selbstgefällige Stadionrock-Gutsmenschen wäre schön gewesen, aber so bleibt alles beim Alten, obwohl viele gute Ansätze vorhanden sind. Alle U2-Fans, werden U2 auch nach diesem Album noch mögen, während alle U2-Hasser auch bei diesem Album wieder viele Argumente für ihre Fraktion finden werden. Dennoch sei gesagt: Es ist zwar einfach U2 zu hassen, aber es ist auch genauso leicht, sie zu mögen… „No Line On The Horizon“ ist kein zweites „Achtung Baby“ oder ein Meilenstein in der Rockgeschichte, aber es ist ein recht gutes Album geworden. Es stört irgendwie nicht… ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahin gestellt. Aber vermutlich wird der Rock’n Roll ja auf dem nächsten Album neu erfunden, welches sicher bald kommen wird… Statements von Bono und Co. dazu stehen aber noch aus.
"Get On Your Boots" MusicVideo
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rhododendron - 26. Feb, 19:37