Manege frei für die Emotionen!
Ein euphorischer Gastbeitrag von Soft.nerd über das gestrige Konzert von Anthony & The Johnsons im Münchner Circus Krone. Die fehlende Groß- und Kleinschreibung sei ihm zu verzeihen.
Meine Lieblingskonzertliste muss neu geordnet werden:
Platz 3 LCD Soundsystem, Elserhale (R.I.P.)
Platz 2 Damien Rice (Herkulessaal)
Platz 1 Antony and the Johnsons im Circus Krone
Soft.Nerd kommt von der Bandprobe, ist total verwirrt aufgrund einer morgendlichen Panikattacke zum Thema "Wo ist eigentlich mein Schlüssel?". Der Tag scheint gelaufen. Auch nach 7 Folgen Family Guy. Ich versuche mich wirklich aufzuraffen, das ticket nicht einfach nur ein stück papier sein zu lassen-und gehe hin. allein, ohne mp3 player, oder irgendwas zum beschäftigen.
Pünktlich auf die minute bin ich beim einlass und nach 10 minuten geht es auch schon rein. ungefähr 10 meter weiter warten alle wieder 20 minuten. dann gehts doch endlich (weiter) rein. plätze fassen ist angesagt. ellebogengesellschaft, here i come!
nachdem ich meinen platz gefunden habe stellt sich eine merkwürdige ruhe in mir ein. hat schon fast was andächtiges, der circus krone. dabei hatte ich hier mal helge schneider gesehen!
nun beginnt eine harte zeit. warten bis halb neun. ich beobachte die leute, lausche gesprächen heimlich, mache ein gedankenspiel, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn blinds die vorgruppe wären und es bald losgeht. dann geht die klingel. einmal, zweimal, ein drittes mal und die lichter senken sich bis in vollendete dunkelheit, die nur noch von den (leider pflichtmäßigen) notausgangs-schildern unterbrochen wird.
es geht los, ein (!) kalter spot scheint auf die bühne herab. alles wirkt kühl, fast schon verloren. eine geisterhafte gestalt nähert sich der lichtung und beginnt zu klangcollagen ausdruckstanz in minimalistischer form zu vollführen. der kenner erkennt es am bauch: das kann nicht antony sein, sondern eine ballettänzerin. in bizarrsten kostümen, mit denen sie zwei große spitzen in der hand hält, die von vorn so aussehen wie möwenflügel und von oben vielleicht wie degen. das zweite lied ist ein alter knarziger synthie (analog, man merkt es am rauschen), der von einer peitschenden industrial snare und ein paar flächen bedrohlich ergänzt wird. beim dritten lied ist niemand mehr auf der bühne. das lied besteht aus raubtiergeräuschen, die 6 minuten lang von links nach rechts wandern. die ersten fangen erst an zu kichern, dann unterhalten sich die meisten gäste. banausen! bei ligeti hat man auch erstmal abgewunken und konzentriere mich auf das spotlicht auf der bühne. dabei denke ich an antonys aktuellen albumtitel "the crying light", erkenne den zusammenhang und denke über eine publizistische karriere bei der spex nach. dann kommt noch ein kurzes tänzchen ohne musik. da sind sie alle wieder still!
sofort danach betritt die band und antony in voller dunkelheit die bühne. pro song wird mehr licht. was folgt ist ein spektakel, was man zu beginn gar nicht so überreißt. erst beim dritten song "her eyes are underneath the stars", oder so, durchfährt mich eine gänsehaut, die mir den reiz eines indischen nagel-bettes näher bringt. ich denke mir "was zur hölle" und muss mich zusammenreißen, nicht nur das eine mal, nicht einfach loszuheulen. sie spielen fast alle songs -makellos- und darüber hinaus erzählt antony, der recht wenig sagt, aber in seinen worten und seiner redestimme sensibel, optimistisch und konzentriert sein vereint wenige sachen. zum beispiel warum es in den zirkus krone verlegt wurde ("my tourpromoter told me hey theres a circus in town, you could play there instead!"), oder entschuldigt sich bei den leuten, die ihn von hinten sehen müssen, aufgrund der halbkreisarchitektur ("Sorry for you guys over there, that you have to see my underwear"). der rest besteht aus standing ovations und drei zugaben, davon ein song unveröffentlicht und mit erklärung, worum es in dem song geht (die 2. auferstehung christi, aber als frau).
antony, danke für die rettung des tages. and yes, i kiss your name!
grüße,
the emphatic nerd
Anthony & The Johnsons @ MySpace
Meine Lieblingskonzertliste muss neu geordnet werden:
Platz 3 LCD Soundsystem, Elserhale (R.I.P.)
Platz 2 Damien Rice (Herkulessaal)
Platz 1 Antony and the Johnsons im Circus Krone
Soft.Nerd kommt von der Bandprobe, ist total verwirrt aufgrund einer morgendlichen Panikattacke zum Thema "Wo ist eigentlich mein Schlüssel?". Der Tag scheint gelaufen. Auch nach 7 Folgen Family Guy. Ich versuche mich wirklich aufzuraffen, das ticket nicht einfach nur ein stück papier sein zu lassen-und gehe hin. allein, ohne mp3 player, oder irgendwas zum beschäftigen.
Pünktlich auf die minute bin ich beim einlass und nach 10 minuten geht es auch schon rein. ungefähr 10 meter weiter warten alle wieder 20 minuten. dann gehts doch endlich (weiter) rein. plätze fassen ist angesagt. ellebogengesellschaft, here i come!
nachdem ich meinen platz gefunden habe stellt sich eine merkwürdige ruhe in mir ein. hat schon fast was andächtiges, der circus krone. dabei hatte ich hier mal helge schneider gesehen!
nun beginnt eine harte zeit. warten bis halb neun. ich beobachte die leute, lausche gesprächen heimlich, mache ein gedankenspiel, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn blinds die vorgruppe wären und es bald losgeht. dann geht die klingel. einmal, zweimal, ein drittes mal und die lichter senken sich bis in vollendete dunkelheit, die nur noch von den (leider pflichtmäßigen) notausgangs-schildern unterbrochen wird.
es geht los, ein (!) kalter spot scheint auf die bühne herab. alles wirkt kühl, fast schon verloren. eine geisterhafte gestalt nähert sich der lichtung und beginnt zu klangcollagen ausdruckstanz in minimalistischer form zu vollführen. der kenner erkennt es am bauch: das kann nicht antony sein, sondern eine ballettänzerin. in bizarrsten kostümen, mit denen sie zwei große spitzen in der hand hält, die von vorn so aussehen wie möwenflügel und von oben vielleicht wie degen. das zweite lied ist ein alter knarziger synthie (analog, man merkt es am rauschen), der von einer peitschenden industrial snare und ein paar flächen bedrohlich ergänzt wird. beim dritten lied ist niemand mehr auf der bühne. das lied besteht aus raubtiergeräuschen, die 6 minuten lang von links nach rechts wandern. die ersten fangen erst an zu kichern, dann unterhalten sich die meisten gäste. banausen! bei ligeti hat man auch erstmal abgewunken und konzentriere mich auf das spotlicht auf der bühne. dabei denke ich an antonys aktuellen albumtitel "the crying light", erkenne den zusammenhang und denke über eine publizistische karriere bei der spex nach. dann kommt noch ein kurzes tänzchen ohne musik. da sind sie alle wieder still!
sofort danach betritt die band und antony in voller dunkelheit die bühne. pro song wird mehr licht. was folgt ist ein spektakel, was man zu beginn gar nicht so überreißt. erst beim dritten song "her eyes are underneath the stars", oder so, durchfährt mich eine gänsehaut, die mir den reiz eines indischen nagel-bettes näher bringt. ich denke mir "was zur hölle" und muss mich zusammenreißen, nicht nur das eine mal, nicht einfach loszuheulen. sie spielen fast alle songs -makellos- und darüber hinaus erzählt antony, der recht wenig sagt, aber in seinen worten und seiner redestimme sensibel, optimistisch und konzentriert sein vereint wenige sachen. zum beispiel warum es in den zirkus krone verlegt wurde ("my tourpromoter told me hey theres a circus in town, you could play there instead!"), oder entschuldigt sich bei den leuten, die ihn von hinten sehen müssen, aufgrund der halbkreisarchitektur ("Sorry for you guys over there, that you have to see my underwear"). der rest besteht aus standing ovations und drei zugaben, davon ein song unveröffentlicht und mit erklärung, worum es in dem song geht (die 2. auferstehung christi, aber als frau).
antony, danke für die rettung des tages. and yes, i kiss your name!
grüße,
the emphatic nerd
Anthony & The Johnsons @ MySpace
rhododendron - 27. Apr, 17:42