Mittwoch, 13. Mai 2009

Vollgas trotz angezogener Handbremse

"Schon gehört? Es gibt ein neues Maximo Park Album?" "Und?" "Ja, ganz gut. Wie immer halt." "Hmm, irgendwie langweilig." "Nee, nicht unbedingt."

Ach Gottchen. Nicht schon wieder das berühmte schwere 3. Album (welches auch nicht schwerer, als das 2. ist). Da müssen sich Bands ja bekanntlich beweisen. Brennt das Feuer noch oder kocht es auf Sparflamme? Revolution oder Resignation? Fragen über Fragen. Und wo sind die Antworten? Die finden wir in der Musik und die sollten wir sprechen lassen. Und da sind sie nun: Maximo Park, jene Band, die vor 5 Jahren aus dem Nichts auftauchte, mit ihrem Debüt „A Certain Trigger“ nicht alles, aber vieles in Schutt und Asche, spielte und seitdem nicht mehr Wegzudenken ist. Im Gegensatz zu anderen Vertretern des selben UK-Jahrganges scheint das Motto der 5 Mannen um Frontmann Paul Smith aber „Konstanz“ zu sein. Während sich die Kaiser Chiefs in die Belanglosigkeit und Bloc Party in die weiten Welten der elektronischen Experimentierfreudigkeit verabschiedet haben, bleiben Maximo Park bei dem, was sie am besten können: Zackiger Indie-Pop-Rock mit Hang zur Intelligenz und zur Tanzfläche. Diesen Spagat schafft die Band auch auf „Quicken The Heart“ spielend leicht. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit. Und natürlich gibt es, wie schon bei „Our Earthly Pleasures“ hier nicht die offensichtlichen Megahits, welche uns das Debüt noch so zielgenau um die Ohren schmetterte. Eigentlich sind’s sogar recht wenige. So kann sich nach dem ersten Hören von „Quicken The Heart“ schon mal ein Gefühl von Gleichgültigkeit einstellen. „Ja nett, irgendwie. Aber auch nix Neues.“ Letzteres stimmt auch irgendwie, aber das dritte Album der Band lebt auch davon, dass es seine Hits nicht sofort offenbart. Sicher, wir hätten da das famose „A Cloud Of Mystery“ und das zackige „Calm“, sowie das versteckte „Questing, Not Coasting“, aber ansonsten? Ansonsten sagen die Songs erstmal nicht viel, doch wenn man ihnen Zeit gibt, ihren nicht so offensichtlicheren Melodien und Smiths’ eindringlichen Vocals mit den tollen Texten zuhört, dann entfalten sie ihre heimliche Schönheit. Der sperrige Opener „Wraithlike“ z.B., oder das schnittige „Let’s Get Clinical“. Und die Single „The Kids Are Sick Again“ ist sicher kein zweites „Apply Some Pressure“ oder „Our Velocity“, aber spätestens am Schluss erkennt man: Ah, typische Hymne! Und natürlich gibt’s auch Ausfälle auf dem Album… gab’s auf den anderen beiden ja auch. Aber richtig schlecht sind auch Songs wie „Tanned“ oder „In Another World“ nicht. Nichtssagend schon, aber qualitativ halten Maximo Park das Niveau der Vorgänger einigermaßen. Und natürlich ist das nicht leicht, besonders wenn man sich als junge Band in einer schnelllebigen Musikwelt immer an den Vorgängerwerken messen lassen muss. So gesehen ist „Quicken The Heart“ sicher das schwächste Album der Band, aber andererseits müssen wir uns dabei auch mal vor Augen führen, auf welchem Niveau wir hier den Qualitätsabsturz beklagen. Alles in Allem hat diese Band immer noch dieses gewisse Etwas, das sie so interessant macht. Das Charisma von Paul Banks spielt dabei genauso eine wichtige Rolle, wie die Fähigkeit Ohrwürmer zu produzieren und sich dabei auf das Wesentliche zu verlassen: Intelligente Popsongs, die Geschichten in weniger als vier Minuten erzählen können. Keine großen, experimentellen Epen, sondern reduziert auf das, was zählt. Und dennoch manifestiert sich am Ende der Gedanke, dass Maximo Park auf „Quicken The Heart“ unter ihren eigenen Möglichkeiten bleiben. Sie können sicher wesentlich mehr. Album Nr. 3 ist recht ordentlich und wenn man jetzt noch Mut hat und die kreative Handbremse löst, dann darf man sich schon sehr auf Nummer Vier freuen.

Maximo Park @ MySpace

Undefinierbar, Ungreifbar, Unendlich schön!

Er konnte einfach nicht anders... Eine weitere Gastrezension unseres Münchner Außenkorrespondenten soft.nerd! Diesmal gibt's Traumhaftes vom Bat For Lashes Konzert im Ampere zu berichten.

Bat for lashes.. ein name.. eine frau.. eine band und zwar eine richtige band.
Das beschauliche münchner ampere ist diesmal sehr gut gefüllt. Ausverkauft, aber mit Maß. Jeder, der mal auf einem "über"-ausverkauften konzert war, kann nachempfinden, wie schön es doch ist, wenn man unbeschwert atmen und sehen kann und trotzdem nicht das gefühl hat, alleine vor der bühne zu stehen.
Anscheinend habe ich gerade ein gutes händchen beim kartenkauf, denn kurz vorab: es hat an nichts gefehlt. das war auch schonmal anders. ich blicke da in eure richtung trail of dead!

Eine frau, kaum kleiner als ich (und das will schon was heißen) mit songs, die soviel größer sind, als sie selbst. Und eine band, die es sich zur aufgabe gemacht hat, sie zu unterstützen.. aber mal ehrlich gesagt, welche band kann so wahnsinnig gut spielen, so abgestimmt aufeinander, wie phoenix es gern sein wöllten, und schafft es dann noch sich bei der ganzen musikalischen euphorie, dezent zurückzunehmen.
Sicher, es waren genug indie-hipster(innen) da, um das konzert noch vor beginn als kult und legende des feminismus zu erklären (was ich mir bei konzerten von fever ray richtig schlimm vorstelle), sicher, es waren genug althippies der berühmt-berüchtigten marke 68er vertreten, die das konzert "einfach nur als gute sache/rundes ding" bezeichnen werden.. aber glaubt mir, es war mehr als das


Natasha Kahn betritt samt band, nach 2 ziemlich einstimmenden, aber doch der erwartungshaltung strotzenden hauptacts, die bretter, die die welt bedeuten. Dass es bat for lashes um alles geht, versteht man sofort. Sie betritt die bühne - und man atmet schwer. So schwer, als hätte sich der stillstand als akzeptanz ins eigene leben eingeschlichen. Sowas nennt man beiläufig respekt, aber wenn man bei den beiden durchaus talentierten vorkünstlerinnen sich noch getraute, zu reden, zu trinken und zu lachen, scheint bei bat for lashes der abend begonnen zu haben.
Man stelle sich eine sehr zaghafte, mit tee bewaffnete frau vor, bei der man kaum glaubt, die stimme komme von ihr. Gepaart mit einer wirklich atemberaubenden bühnenpräsenz (ob man sie nun ansprechend findet, oder nicht.. sympathisch kommt sie allemal rüber) und einer extremst eingespielten band, die gerade soviel perfektionismus an den tag legt, wie solch eine gewissermaßen angenehm durchproduzierte platte benötigt, als auch sich soviel zurücknehmen kann, wie die songs es zur entfaltung brauchen. und das braucht die musik unbedingt. dynamik, hier und da nepalglöckchenketten, details und eine stimme, die viel emotionaler rüberkommt, als auf der cd.

Die setlist ist eine exzellente mischung aus songs vom zweiten album und den grandios introvertierten stücken vom debüt. Allein die ex-single "what's a girl to do" entfaltet in solch einem rahmen wahre hitqualitäten, die einen zum mittanzen bewegen, wogegen man sich vorher wahrscheinlich dachte: bei bat for lashes geh ich lieber zum lachen in den keller, als die emotionalität und zerbrechlichkeit des abends kaputtzumachen. Nichts, absolut garnix gegen ihre songs, aber wer hätte schon erwartet, dass man dazu tanzen kann, als gäbe es kein morgen? die songs bekommen dadurch übrigens eine angenehme, leicht euphorisch-hymnische note.

Mit einem souveränen -halzschmerzenbedingten- set, die krankheit merkt man ihr natürlich keineswegs an, beendet sie diesen wunderschön melancholisch-tanzbaren abend mit "daniel". dieser hit fasst das können der band, der songwriterin und die atmosphäredes abends so zusammen, dass man fast meinen möchte, man würde wöchentlich zur bat for lashes-wohlfühl therapie gehen..Dass es ein paar insider-reinrufe bei daniel gab, erspar ich mir zu erläutern, denn es würde jetzt im nachhinein alles zerstören, was natasha und ihre band den ganzen abend ohne umweg aufgebaut hat.
Doch: Natürlich sind die songs tendentiell traurig, aber niemals introvertiert gehalten. Denn das passt nicht zu natasha's bühnenshow, die ein wenig an die unpeinliche variante der 80er im zebrabody (ich halte meine fantasie zurück) erinnert. Aber dadurch fragt man sich wiederrum selbst: was will diese künstlerin? Ist sie die letztendlich eine inhaltlich ernsthafte version von ladyhawk, oder doch eine moderne reinkarnation von lamb? Darüber hinaus: an björk hab ich überhaupt nicht gedacht, so einzigartig ist ihre stimme.. Am ende stellt man fest, es ist etwas ganz eigenes. Es scheinen alle komponenten von aussage über arrangement im popkontext, bis hin zu persönlichkeit und wiedererkennungswert mehr als erfüllt und gegeben zu sein. Ob das die perfektion der popmusik ist, kann man nicht allein entscheiden. Aber, um mir dieses bescheidene urteil zu erlauben: sie ist/sind verdammt nah dran..

Als ich den heimweg antrete, regnet es sommerlich und der geruch von frühling liegt über der stadt. Vielleicht ist jetzt das schlechte wetter endgültig im urlaub. Und wenn der frühling kontinuierlich ab sofort einzug hält, dann fällt es einem schwer zu glauben, sie sei nicht noch wettergöttin nebenbei.was sein soundtrack wird. Und das obwohl alles so wunderbar herbstlich sein könnte, ohne tellerrandblick.

nobono

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