Aufgrund der MELT!-bedingten Abwesenheit erscheint das Ranking vom Sonntag heute erst am Dienstag. Kann ja mal vorkommen. Bloc Party und La Roux behaaren weiterhin auf den ersten beiden Plätzen, während sich mit der sommerlich leichten neuen Single von Jamie T. der höchste Neueinsteiger direkt Platz 3 sichert. Dahinter führen Simian Mobile Disco ihren Lauf der vergangenen Wochen weiter fort. Und auch Mew knacken die Top 10. Daran scheitern die Arctic Monkeys nur knapp. Ihre langerwartete neue Single, „Crying Lightning“, erreicht vorerst nur Platz 11. Aber da ist sicher noch Platz nach oben. Vielleicht auch für Franz Ferdinand, welche mit neuer Single „Can’t Stop Feeling“ Platz 15 entern können und damit endlich wieder einen Track hier im Ranking platzieren können. Und wer wissen will, wie sich das dann alles die Woche über entwickelt, der schaut einfach Sonntag wieder rein. Und das ist ja nun auch nicht mehr so lang hin.
01.( 01 / #4 ) Bloc Party “One More Chance”
02.( 02 / #6 ) La Roux “Bulletproof”
03.(NEW/ #1) Jamie T. “Sticks ‘n Stones”
04.( 05 / #5 ) Simian Mobile Disco ft. Chris Keating “Audacity Of Huge”
05.( 03 / #4 ) Emiliana Torrini “Jungle Drum”
06.( 04 / #4 ) Doves “Winter Hill”
07.( 06 / #6 ) Maxïmo Park “Questing, Not Coasting”
08.( 08 / #2 )Thieves Like Us “Really Like To See You Again”
09.( 07 / #3 ) Nouvelle Vague ft Martin L. Gore “Master And Servant”
10.( 13 / #3 ) Mew “Introducing Palace Players”
11.(NEW/ #1) Arctic Monkeys „Crying Lightning“
12.( 11 / #2 )Julian Plenti “Fun That We Have”
13.( 10 / #5 ) Empire Of The Sun “Standing On The Shore”
14.( 09 / #7 ) Metric “Sick Muse”
15.(NEW/ #1) Franz Ferdinand “Can’t Stop Feeling”
16.( 15 / #4 ) Beirut “The Concubine”
17.( 12 / #10) Röyksopp feat. Robyn “The Girl And The Robot”
18.( 16 / #2 ) Filthy Dukes “Messages”
19.( 14 / #6 ) Polarkreis 18 “Happy Go Lucky”
20.( 17 / #7 ) Bat For Lashes “Pearl’s Dream”
rhododendron - 21. Jul, 18:46
Rave-Overkill, der Spass machen kann. Nach dem durchwachsenen Vorjahr stimmt das MELT! Festival am vergangen Wochenende versöhnliche Töne an. Hier sind die ersten Eindrücke vom Freitag. Der Rest folgt später...“
Wenn mich einer fragt, warum ich 2009 zum fünften Mal in Folge trotz der fortschreitenden Extension des ehemalig intimen Festivals hin zum audiovisuellen Overkill, besonders durch das chaotische und schwache Vorjahresfestival symbolisiert, fahre, dem gebe ich nur eine Antwort: Liebe! Symbolisiert zum Einen durch die unkaputtbar-gute Location um die Bergbaubagger von Ferropolis und zum Anderen durch das perfekte Gespür der Macher, jedes Jahr genau die Bands einzuladen, die ich wirklich sehen will. Ich kann mich nicht erinnern, dass das MELT! in den letzten Jahren irgendwann ein schwache Line-Up hatte. Die Qualität der Quantität spricht hier für sich. Aber der Reihe nach. Und so gebe ich der einstigen Liebe „MELT!“ noch einmal eine Chance, obwohl es sich nach 2008 viel verspielt hat. Der damalige Sprung zum großen 3-Tages-Festival ging einher mit organisatorischem Chaos, maßloser Überfüllung, Drogen-Druffies und allerhand Problemen, welche bei vielen Besuchern einen faden Beigeschmack hinterließen. Es sei vorweggenommen, dass das MELT! 2009 nicht alles perfekt machte, aber vieles besser, als 2008. Gut, die Druffies gab’s immer noch und exzessiver Drogenkonsum wird immer Hand in Hand mit elektronischer Musik gehen. Ansonsten hatte man aber an einigen Kritikpunkten gearbeitet. Die Kapazitäten wurden auf 20.000 begrenzt und so war es auch wieder möglich, sich auf dem Gelände frei zu bewegen. Der unsinnige MELT!-Klub wurde abgeschafft, ein paar weniger unfreundliche Ordner eingestellt und teilweise eine bessere Informationspolitik betrieben. Teilweise!
Wer wie ich bereits Donnerstag angereist ist, wusste nicht unbedingt etwas von der Absage der Foals, welche viele sicher hart getroffen hat. Die Schweinegrippe hatte sich im Lager der Band breit gemacht. Und während für Sänger Yannis Philippakis (Achtung Wortwitz) „just another hospital“ angesagt war, sprangen die wunderbaren Delphic kurzerhand von ihrem Slot 2h nach hinten und füllten denen der jungen Fohlen. Vorher spielten noch die Cold War Kids, die aber eher nervten, obwohl ich das Debüt ganz okay fand. Dennoch einer dieser Acts, wo man sich 2 Jahre später bereits fragt, was man damals an denen gut gefunden hat. Kooks-Syndrom! Jedenfalls taten Delphic auf der Mainstage alles richtig und spielten mit ihren elektrischen Dance-Hymnen genau das richtige, um dein kleinen Haufen vor der Mainstage zum Schwitzen zu bekommen. Angesichts der subtropischen Temperaturen war dies eine leichte Aufgabe. Ich freu mich auf’s Debüt! Und dass die Band noch einige Foals-Fans unbeabsichtigt für sich gewinnen konnten, ist sicher auch nicht so verkehrt. Danach blieb erst mal kurz Zeit, das Gelände zu erkunden und sich mit diversen Neuerungen vertraut zu machen. Und dem Publikum. Das ist wie immer ein bunter Haufen, wobei da dass „bunt“ durchaus wörtlich zu verstehen ist. Vom normalen Indie-Dresscode, bis hin zum Bad-Taste-Party-Outfitt oder verrückte Verkleidungen (Captain Future war anwesend!)... jeder versucht irgendwie aus der Masse herauszustechen. Wenn dies aber Tausende Leute gleichzeitig versuchen, geht dieser Plan natürlich nach hinten los, denn SO bildet man erst recht eine Masse. Jugendkulturen sind schon eigenartig. Im Prinzip sind alle verkappte Rockstars, die diese 3 Tage nutzen, um sich mal so zu geben. Die überdrehte ADS und Web-2.0.-Generation muss halt auch mal Dampf auslassen, bevor es sich wieder mit Abitur und Bachelor herumschlagen muss. Nichts spricht gegen ein paar Tage Eskapismus zu guter Musik. Wer dafür exzessiv Drogen konsumieren muss, soll das machen. Wenn einem die Druffis um 4 Uhr morgens total daneben an der Big Wheel Stage anquatschen und ihre Klamotten nach einem Mix aus Erbrochenem und Eigenurin riechen, kann ich nur müde lächeln. Und 17jährige, die einen aufgedreht nach Speed fragen? Gottes Willen, die sollen sich mal lieber ne Freundin suchen. Aber wer’s nötig hat, hat’s nötig. Meine Droge heißt, ganz oldschool Musik (ach ja, und Alkohol, of course) und da ging’s gleich weiter mit den famosen Post-Rockern This Will Destory You im Zelt (Innentemperatur: gefühlte 50 Grad). Schön, dass auch für so spröde und vielseitige Musik immer noch Platz auf dem MELT! ist. Dementsprechend fanden sich hier auch eher der „erwachsene“ Teil des Publikums wieder. Mich persönlich zogs aber schnell weiter, weil ich mich noch mal dem anderen Teil anschließen wollte. Die Klaxons, sozusagen die Blaupause der New-Rave-Bewegung, gaben verspätet ihr MELT!-Debüt auf der Hauptbühne. Da schaut man gern vorbei, zumal auffällt, wie gut doch einige Hits aus dem 2007er Debüt „Myths of The Near Future“ waren. Nun heißt es warten auf das zweite Album, die ersten Hörproben daraus machen bereits Lust auf mehr. Vielleicht doch keine Eintagsfliege. Zwischendurch wurde die Nahrungsaufnahme am Pizzastand noch kurz mit einem Abstecher zur Big-Wheel-DJ-Stage verbunden, wo Rex The Dog ein sehr grundsolides Set hinlegte und mit seinen zackigen Retro-Beats die Masse am riesigen Kohlebagger zum Tanzen brachte. Sehr fein! Zurück zur Hauptbühne, um gleich noch die letzte Nummer der Klaxons mitzubekommen.
Anschließend ging’s nach vorn, um sich dort Plätze für die Norweger von Röyksopp zu sichern. Deren Auftritt sollte das Tageshighlight darstellen und das Publikum mitreißen. Kaum zu glauben, wozu zwei schlaksige Skandinavier an Keyboards fähig sind. Nach der sphärischen Eröffnung spielt das Duo eine Setlist voll mit allen Hits und Gastsängerin, multifunktional den Job aller weiblichen Kollaborateurinnen der Band übernimmt. Besonders die Songs vom tollen neuen Album „Junior“ überzeugen, wie die traumhafte Ballade „You Don’t Have A Clue“ oder der Disco-Traum „The Girl And The Robot“. Als sich die gute Dame dann maskiert als Fever Ray ausgibt und „Tricky Tricky“, sowie das geniale „What Else Is There?“ darbietet, ist das Weltklasse! Die Party nimmt ihren Höhepunkt, als „Only This Moment“, „Poor Leno“ (also ich hab Erlend Øye an dem Tag schon auf’m Gelände gesehen, da hätte der doch mal vorbeischauen können) sowie ein mir unbekannter, aber extrem tanzbarer, bratziger Elektro-Song das Set beenden. Richtig, richtig geil war das! Weniger geil waren im Anschluss die Crystal Castles, welche auf einer hoffnungslos überfüllten Gemini Stage „spielten“... na ja, also relativ. Außer dumpfen Beats und undefinierbarem Geschrei von Sängerin Alice hab ich auch nichts weiter vernommen. Aber anscheinend ist das die Band der Stunde. Warum auch immer. Egal, Bier geholt und weitergegangen. Waurm die Veranstalter allerdings nicht so blickig waren, die Hype-Rave-Whatever-Band der Stunde auf die Hauptbühne zu verlegen, sei an dieser Stelle mal in den Raum gestellt. Mein Ziel hieß nun aber La Roux, von denen ich gerade so angetan bin, dass ich sogar schweren Herzens die unglaublich netten und tollen Travis zurücklasse. Die vier Songs die ich mitbekomme sind natürlich toll und Fran Healey bleibt einfach der netteste Mensch der Welt. Daran ändert sich nix. Dennoch weiter Richtung Zelt. Dort betrat Elly Jackson aka La Roux pünktlich gegen halb 1 die Bühne der immer noch extrem stickigen Location, unterstützt von einem Drummer, sowie jeweils Frau und Mann am Keyboard. Die Songs vom selbstbetitelten Debüt sind allesamt schick tanzbare Pop-Ohrwürmer, Jacksons’ Stimme herrlich markant. So markant, dass sie viele natürlich auch nervt, aber es spricht ja nix über etwas Kontroverse im Pop. An diesem Abend halten jedenfalls Stimme und Haartolle, was sie versprechen. Als am Ende dann mit „In For The Kill“ und „Bulletproof“ die UK-Megahits ausgepackt werden, sind alle Ohren offen und es wird mitgesungen, so laut es geht. Wer weiß, ob La Roux eine zukünftige Pop-Konstante wird, vielleicht ergeht’s ihr ja auch so, wie mir mit den Cold War Kids, aber für 2009 hat sie die Hits auf jeden Fall auf ihrer Seite. Angestachelt davon, wollte ich natürlich weiter tanzen und bei so was eignet sich natürlich der Gang zum großen Bagger und der Big Wheel Stage bestens, wo Matthew Herbert gerade ein astreines Set hinlegte. Da lies es sich erst mal ein paar Minuten aushalten, bevor es weiter zur Gemini Stage ging, wo gerade Gossip ihren Slot beendeten. Auch hier alles hoffnungslos überfüllt. Warum spielt eigentlich gerade diese Band nicht auf der Hauptbühne? Die Single „Heavy Cross“ steht doch in Deutschland mit einem Bein in den Top 10. Jedenfalls sah Beth Ditto wieder mal sehr stilsicher aus. Unvorteilhafte Kleidung als Konzept! Die ersten Reihen dürfte es freuen. Im Anschluss wurde sich dann aber noch mehr über Simian Mobile Disco gefreut, welche ab halb 3 damit beschäftigt waren, das Publikum zum Ausflippen zu bekommen. Fitzlige und hämmernde Beats taten ihr Übriges, um dies zu garantieren. Die Masse tobte, besonders bei den Hits vom Debüt, wie „It’s The Beat“ oder „Hustler“. Und dabei turnten davon nur zwei schlaksige Keyboard-Nerds an ihren Geräten herum. Die Anti-Rockstars schlechthin sozusagen. Gefeiert wurden sie trotzdem von vielen. Der Rave-Overkill sozusagen, besonders weil aufgrund des langsam einsetzenden Regens immer mehr Leute unter die kleine Bühne drängten. Irgendwann war’s mir dann auch zu viel und da anscheinend vielen das Prinzip von physikalischer Verdrängung nicht bekannt war, ging ich lieber davor. Regenjacke an und weitergemacht. Auch wenn’s irgendwann nicht mehr ging. Denn was pünktlich zum Ende des Disco Duos da vom Himmel kam, war ein Guss, wie man ihn in dieser Form selten erlebt. In den nächsten zweieinhalb Stunden regnete es dauerhaft mit einer Intensität und Niederschlagsmenge, die selbst den härtesten Briten überraschen durfte. Alle weiteren Festivalaktivitäten wurden abgebrochen. Moderat gingen frustriert vor ihrem Auftritt nach hause, aus Trentemøller trat wohl gar nicht mehr an. Statt Party hatte die Rettung des Hab und Guts auf dem Zeltplatz erst einmal Vorrang. Komplett durchnässt wurde dann die nächsten Stunden draufgeachtet, wass Wind und Regen das Zelt nicht wegwehten. Der Pavillon war eh schon kaputt und diverse Nahrungsmittel und Grillkohle durchnässt. Als dann auch noch ein paar hamsternde Briten unser Wasser klauten, war die Stimmung kurzzeitig mal relativ am Boden. Dabei hätten sie einfach mal ein paar Eimer aufstellen müssen und sie hätten genug Trinkwasser für Tage gehabt. Irgendwann wurde der Regen dann leiser, sowie der Wind und das Verlangen den Zeltplatz zu patrolieren schwächer und ich schlief ein. Ein langer erster Abend auf dem MELT! ging zu Ende.
rhododendron - 21. Jul, 14:16