Samstag, 8. August 2009

The Soundtrack of Sommerloch

Nein, Nobono schläft nicht. Aber es ist Sommer und da hat man oft auch besseres zu tun, als nur nerdig am Computer zu hocken und über die Welt draußen zu berichten. Da halte ich mich lieber in der Welt draußen auf, ohne dabei aber aufs Musik-Hören zu verzichten. Deshalb jetzt ein paar kleine Kurzeinschätzungen über Alben, welche vor kurzem erschienen sind oder demnächst noch erscheinen werden…


Arctic Monkeys „Humbug“

Auf dem emsig erwarteten Drittwerk der britischen Senkrechtstarter wird die konsequente Entwicklung der vergangenen Jahre fortgesetzt. Leichte Mitsing-Songs, wie auf dem Debüt sucht man auf „Humbug“ vergebens, dafür wird deutlich, dass die Last Shadow Puppets am Ende doch mehr Auswirkungen auf die Hauptband hatten, als gedacht. Dennoch ist dieses Album kein Abklatsch, weder der Puppen, noch der Affen. Alex Turners markante Stimme erzählt immer noch Geschichten, verpackt in schroffe Gitarrensongs, die manchmal etwas schrullig und uneindeutig rüberkommen. Man kann die fehlenden Melodien und die mangelnde Eingängigkeit vielleicht anklagen, aber dann hat man diese Band nicht kapiert. Die Melodien sind verzwickter, gehen Umwege, zusammen mit der Musik und erschließen sich nicht wirklich sofort. „Crying Lightning“ habe ich als Single bspw. erst jetzt nach weit über einem Monat kapiert. Das Album ist auf jeden Fall bereits jetzt sehr interessant und will weiter gehört werden. Bitte noch mal in einem Monat nachfragen.
Hörprobe: "My Propellor"

FrankMusik „Complete Me“

Während die Popfrauen, wie Little Boots und La Roux dieses Jahr das 80er-Revival in England ausgerufen haben, bleiben die Männer dabei irgendwie auf dem Weg. Doch nicht Vincent Frank, der sich mit seltsamer Frisur und bunten Klamotten das Wort „Bubblegum-Pop“ auf die Stirn geschrieben hat, wie vor ihm schon lange keiner mehr. Mut zum Kitsch. Eine männliche Kylie Minogue sozusagen, der jetzt ein Debüt im Gepäck hat, welches Erfolgsproduzent Stuart Price auf Glatt getrimmt hat und mit dem er sich schon ins Vorprogramm der Pet Shop Boys oder Keane gespielt hat. Die schnellen Nummern sind astreiner Disco-Elektro-Pop und die Balladen baden im großen Kitsch. Große Gesten und kleine Disco-Nummern. Das ist natürlich furchtbar oberflächliche Musik und nach einiger Zeit gehen einem selbst die todsichersten Hits, wie „Better Off As 2“ oder „Confusion Girl“ auf den Geist, dennoch hat Mr. Frank hier ein paar sehr schmissige Popsongs zusammengetragen, mit denen er sich vor den Großen der Szene nicht verstecken muss. Plastik-Pop, der vielleicht nicht für die Ewigkeit bestimmt ist, aber dennoch Spass machen kann.
Hörprobe: "In Step"

Nouvelle Vague „3“

Das passend zum Sommer ein neues Cover-Album von Nouvelle Vague erscheint war abzusehen. Und es ist wie immer ein sehr hübsches kleines Album geworden, welches einfach hervorragend in diese sommerliche Jahreszeit passt. Also alles wie immer. Einfache akustische Neuinterpretationen alter New-Wave-Klassiker, mit schönem französischen Akzent und einer gewissen Leichtigkeit, der man sich nicht entziehen kann. Egal ob Bonzen-Café oder Studentenparty… Und wie immer sind einige Perlen dabei. Neu ist die Tatsache, dass auch die Original-Künstler mitmachen. Martin Gore gibt den Background-Sänger beim blue-grassigen „Master & Servant“-Cover, während Echo & The Bunnymen Frontmann Ian McCulloch beim eigenen Cover von „All my Colours“ den rauchigen Duett-Partner gibt. „Blister In the Sun“ von den Violent Femmes wird richtig groovy, während man aus „Heaven“ von den Psychodelic Furs“ und sogar „God Save The Queen“ von den Sex Pistols traumhafte kleine Sonnenuntergangsballaden bastelt… Grillengezirpe und Meeresrauschen gibt’s gleich dazu. Nein, da gibt es rein gar nichts zu kritisieren. Und da es vermutlich auch das letzte Nouvelle Vague Album ist, weil Mastermind Marc Collin gern was Neues machen möchte, läuft man auch nicht Gefahr, dass sich dies alles tod läuft. Richtig, richtig schön!
Hörprobe: "Heaven"

Mew „No More Stories…“

Es ist schon blöd, wenn man als Band selber die Messlatte immer so hoch legt, sowohl musikalisch als auch künstlerisch, dass man es immer schwerer haben wird, sie zu überwinden. Bei den Dänen von Mew ist dies natürlich der Fall. Bereits ihre Independent-Alben waren toll, das 2003er Major-Debüt „Frengers“ bot dann ausnahmslos Superhits, während der 2005er-Nachfolger „…And The Glass Handed Kites“ mit konzeptueller Geschlossenheit überzeugte. Nun will die Band offensichtlich mit ihrem pompösen Kunstpop weiter hinaus und weiß aber auf dem neuen Album nicht richtig, wie das funktionieren soll. Und wenn es schon einen Titel wie “No More Stories/Are Told Today/I'm Sorry/They Washed Away//No More Stories/The World Is Grey/I'm Tired/Let's Wash Away” benutzt, dann werden die Ambitionen deutlich. Doch Mew verheddern sich dabei ein wenig zu sehr in der Kunst und opfern dadurch gelegentlich ihre ansonsten gute Fähigkeit, astreine Melodien zu schreiben. Das Intro der Single „Introducing Palace Players“ nervt mehr, als das es eine Wirkung hat, oft verrennt man sich in Ideen und Interludes, nur um dabei das Lied als Solches aus den Augen zu verlieren. Das soll nun aber nicht so negativ klinge… „No More Stories“ ist immer noch ein recht gutes Album, das wie bereits der Vorgänger seine Zeit und Aufmerksamkeit braucht, bis es zündet. Einige Songs brauchen Tage, manche vielleicht ein paar Wochen. Der Kennen-Lern-Prozess zwischen mir und der neuen Mew-Platte ist noch nicht abgeschlossen. Auch hier bitte später noch mal nachfragen.
Hörprobe: "Silas The Magic Car"

Julian Plenti “... Is Skyscraper”

Die alles entscheidende Frage... Was bleibt von der kongenialen Band Interpol, wenn man Daniel Kessler, Carlos Dengler und Sam Fogorino wegnimmt? Richtig: Paul Banks! Und da der Name nicht Porno genug ist, nennt er sich jetzt Julian Plenti und bringt ganz unscheinbar sein Solo-Debüt heraus. Und das klingt natürlich genau nach Interpol, wenn man eben diese besagten Bandmitglieder wegnimmt. Banks verlässt sich auf seine Songs und einige Instrumentierungen, die er so vielleicht nicht bei der Band durchbekommen würde. Aber vielleicht stellt „Skyscraper“ am Ende auch nur die Vorstufe zum 4. Album der New Yorker da. Immerhin klingen Songs wie „Only If We Run“ oder „Games For Days“ schon stark nach der Hauptband. Aber auch die schönen akustischen und reduzierten Momente, wie der Titelsong oder „On The Esplanade“ wissen zu gefallen. Die Texte sind dabei wesentlich eindeutiger, als bei der Hauptband, wenngleich es die Thematiken abgrast, die Banks halt gern bedient. Und ja, Ladies… wir reden hier von Sex! Sicher sind da auch ein paar Durchhänger dabei und die atmosphärische Dichte und musikalische Genialität seiner Hauptarbeitgeber wird selten erreicht, aber das war ja auch nicht Sinn der Sache. Ein recht gutes Album, bei dem man am Ende aber dennoch wünscht, dass es in Zukunft eher die Ausnahme bleibt… bei aller Liebe, Mr. Plenti.
Hörprobe: "On The Esplanade

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