Nach dem urkomischen Video zu Peaches' letzter Single Lose You folgt nun der dritte Streich ihres Albums I Feel Cream: Take You On. Da dachte man durch Peaches' neuen poppigeren Sound würden auch ihre Videos und Live-Shows ein wenig züchtiger, aber ihr DJ-Set auf dem Berlin-Festival stellte das Gegenteil unter Beweis. Im Schlepptau hatte Mel Nisker 2 Tänzerinnen, die während ihres Sets auf die Bühne urinierten und sich anschließend total entblößt Dildos in ihre Geschlechtsteile steckten. Das Publikum zeigte sich erschrocken und vor den Kopf gestoßen. Kein Wunder. Einen Sinn, außer pure Provokation, sollte diese Aktion augenscheinlich nicht haben. Wenn man mit Beine rasieren auf der Bühne anfängt und beim vierten Album schon bei solchen fragwürdigen Aktionen landet, weiß man nicht in welche Richtung sich das noch steigern soll. Hier wäre ein Richtungswechsel sicher ratsam. Dennoch erweist sich ihre neue Single Take You On als durchaus sehenswert.
Wenn eine Band auf Nummer Sicher geht, dann kommt dabei irgendwie meist nur halbgares raus. Eigentlich sind Athlete eine tolle Band, aber auf dem neuen Album "Black Swan" wollen sie dies irgendwie nicht zeigen. Eine ernüchternde Betrachtung...
Es ist schon nicht leicht, wenn man als kleinere Band auf einmal einen mittelschweren Hit hat und dann irgendwie immer an dem gemessen wird. Die von mir in den letzten Jahren sehr lieb gewonnene Band Athlete muss sich an vielem messen lassen. Da wäre natürlich das locker-leichte 2003er Debüt „Vehicles & Animals“, welches seinerzeit mit einer Mercury-Prize-Nominierung für Furore sorgte. Zum anderen ist das natürlich „Wires“, der größte Hit vom 2005er Nachfolgealbum „Tourist“, welcher der band ganz schnell den Ruf als Coldplay-Kopie einbrachte, was aber lediglich nur zeigt, dass es keinen einheitlichen Sammelbegriff für melodisch-melancholischen Britpop gibt. Seit dem Nr.1-Album „Tourist“ ist allerdings der Haken drin. Der Nachfolger „Beyond The Neighbourhood“ berief sich auf alte Stärken, lief aber trotz guter Qualität eher bescheiden… die Singles floppten, das Album im Prinzip auch und Athlete waren ihren Major-Plattenvertrag los. Doch so was ist ja bekanntlich immer erst der Anfang. Jetzt sind Athlete wieder da! Das vierte Album „Black Swan“ erscheint beim Indie-Label Friction Records und soll die Band wieder ein Stück nach vorn bringen.
So richtig scheint die Rechnung bisher aber nicht aufzugeben. Die muntere Vorab-Single „Superhuman Touch“ knackt grad so die britischen Top 100 und das Album hat es gerade so in die britischen Top 20 geschafft. Aber da in einer Welt, in der die Black Eyed Peas und Lady Gaga die Charts anführen Chartplatzierungen eh überbewertet und längst kein Qualitätskriterium stellt sich die Frage, was denn nun der schwarze Schwan taugt… Das Ergebnis fällt von meiner Seite aus relativ ernüchternd aus. Es ist kein schlechtes Album, aber irgendwie auch kein wirklich überragendes, wie es bspw. die ersten beiden der Band waren. Irgendwie schrammt „Black Swan“ haarscharf an der Bedeutungslosigkeit vorbei. Es wirkt die ganze Zeit so, als sei hier eine Band am Werk, welche krampfhaft versucht, irgendwie eine große Hymne nach der nächsten abzuliefern. Und es sind gute Anwärter auf diesem Album… „The Getaway“ könnte ein neuer Hit werden, „Light The Way“ ist schön aufbauend und „Rubik’s Cube“ am Ende bspw. auch eine wunderschöne Ballade, die es gerade noch schafft, nicht vollständig im Kitsch zu ersticken. Allerdings befinden sich auf Album Nr. 4 auch Songs, wie der Titelsong oder „The Awkward Goodbye“, die einfach nichtssagend sind. Andere Tracks, wie „Magical Mistakes“ oder „The Unknown“ haben durchaus Potential und gute Momente, wirken aber als Songs unausgereift. Die Band wirkt irgendwie unsicher auf ihrem neuen Album. Als habe sie der überraschende Flop von „Beyond The Neighbourhood“ vorsichtig gemacht. Dadurch begehen sie aber den entscheidenden Fehler. Sie gehen auf Nummer Sicher, fabrizieren zu viele Songs und Momente ohne Überraschung. Das macht „Black Swan“ zum bisher vorhersehbarsten und schwächsten Album dieser ansonsten hervorragenden Band. Die Jungs um Sänger Joel Pott opfern ihre Eigenständigkeit und ihr Gespür für kurzweilige Popsongs einer gewissen Uninspiriertheit. Die Band kann doch eigentlich viel mehr, als nur diese Standard-Formatradio-Britpop-Songs, die man in dieser Form schon drei Dutzend Mal von diversen anderen Bands gehört hat. Zwar haben schon die letzten beiden Alben, insbesondere „Tourist“ gezeigt, dass die Band gern mal dem Pathos frönt, aber das haben sie früher irgendwie wesentlich besser hinbekommen. Hinzukommen einfach zu wenig gute Songs. Die limitierte Bonus-CD bietet noch ein paar weitere, fast durchgängig akustische Songs, von denen einige, wen man weiter an ihnen gearbeitet hätte, durchaus auch Platz auf dem Album gefunden hätte. So ist „Black Swan“ leider eine kleine Enttäuschung. Zu wenig gute Songs treffen auf eine zusehens austauschbarere Musik. Und gerade der letztere Punkt ist das eigentlich schade an diesem Album. Diese Band kann mehr und sollte, aller kommerziellen Verpflichtungen zum Trotz, auch in Zukunft auch wieder mehr wagen. Hoffentlich lässt man sie das auch versuchen. Gemessen an ihrem bisherigen Schaffen ist es diesmal einfach etwas zu wenig.