Samstag, 3. Oktober 2009

Meine 100 Alben des Jahrzehnts / Plätze 100 - 91

Gut, also, die Intro machts, laut.de auch, der Musikexpress und die Spex ziehen demnächst sicher nach und von NME oder dem Rolling Stone Magazine brauch ich gar nicht sprechen. Und tausende Hobby-Blogger, wie ich werden es sowieso in den nächsten Wochen und Monaten tun… die Rede ist natürlich vom hauseigenen Auflisten der besten Alben des ausgehenden Jahrzehnts! Also, warum nicht auch ich? Einen ausgemachten Hang zur Selbstprofilierung durch meinen Musikgeschmack hab ich ja eh. Musik ist nach wie vor ein wichtiger Teil meines Lebens und wenn man sich dieses Jahrzehnt, welches irgendwie immer noch namenlos (Die Nuller???) ist mal anschaut, dann umfasst es eine ziemliche Lebensspanne. Als das noch junge Jahrtausend begann war ich gerade mal 15, jetzt bin ich 25 und ich möchte mal behaupten, dass diese vergangenen 10 Jahre die essentiellsten waren und für immer sein werden bezüglich meiner Wahrnehmung von Musik. Auf dem Weg vom Teenager zum Semi-Erwachsenen nimmt man so etwas einfach anders war und ich weiß nicht, inwieweit ich dies in den nächsten zehn Jahren in dieser Intensität noch mal schaffen werde, denn wie wir alle wissen kommen ja dann noch andere Tagespunkte, wie Werktätigkeiten, Familiengründungen und Rückenleiden zum Lebensspektrum dazu. Musik wird zwar wichtig bleiben, aber nie wieder so wichtig, so bewegend und so lebensbildend, wie in diesen zehn Jahren. Deshalb ist dies auch eine Art retrospektive Liebeserklärung an meine Lieblings-Alben aus diesem Jahrzehnt, welches mit dem 11. September begann und einer weltweiten Finanzkrise endet. Brave New World.
AlbumsOfTheDecade-100-91

Da stellt sich aber natürlich die Frage, wie man so etwas bewerten will. Es wäre natürlich einfach gewesen, mir alle Jahreslisten zu packen, wenn ich denn welche zu jedem Jahr hätte. So kann man sich nur auf einige lose Kriterien, wie emotionale Bindung oder die persönliche Relevanz beschränken und vor allem auf eins: viel, viel Bauchgefühl und noch mehr Subjektivität! Sich also nicht beirren lassen von den Konkurrenzlisten und vor allem aufhören, unnötig die Plätze hin und her zu schieben. Sicher… ab Platz 70 oder so wird’s dann vielleicht etwas schwammiger und letztendlich ist das auch immer von der Tagesform abhängig. Aber die Liste, welche nun hier Stück für Stück in den nächsten Wochen präsentiert wird ist am Ende das, worauf ich mich am Ehesten einigen kann. Natürlich mag die nicht jedem gefallen und nicht das Ergebnis haben, was die meisten Jahrzehnt-Listen der Jahre 2000 bis 2009 beinhalten… Die Strokes sind fernab der Top Ten, Radiohead sind nicht mal in der Nähe des Rankings (weil ich bisher noch keinen Draht zu ihnen gefunden hab) und auch von den White Stripes oder Tocotronic fehlt auch jede Spur. Und natürlich grast das nicht alle Musikgenres ab. Wir bewegen uns hier selbstverständlich primär im Bereich von Indie-Rock und –Pop. Also „Sorry“ an all die Eminems, Madonnas und Jay-Zs dieser Welt. Ihr mögt viel bewegt haben in den vergangenen 10 Jahren, aber nicht unbedingt in meiner Welt.

So ist dies lediglich eine kleine, große Retrospektive welche zu großen Teilen halt auch die wichtigsten Alben meines bisherigen Lebens beinhaltet, auch wenn da natürlich die Beatles, Smiths, frühen Depeche Mode oder Joy Division fehlen müssen… Vielleicht dennoch ein interessanter Einblick in meine kleine Musikwelt. Erwartet keine allzu ausschweifenden Anekdoten, aber ich würde mich im Gegenzug natürlich über ein paar Kommentare auf dem Blog sehr, sehr freuen. Und jetzt genug der Vorrede. Anfangen!

100. Devendra Banhart “Smokey Rolls Down Thunder Canyon” (2007)
Die ehrenvolle Augabe, die Top 100 zu eröffnen gebührt dem schillernden Hippie-Folkstar Devendra Banhart mit seinem 2007er Album. Irgendwie hab ich diese Platte nie ganz kapiert und vielleicht kapier ich sie immer noch nicht. Aber immer wenn ich sie höre, erschließt sie sich mir ein Stück mehr und das hat mir in den letzten 2 Jahren sichtlich Spass gemacht. Als spontaner Frustkauf ohne Vorwissen über den Künstler und seine Musik erworben, war ich erst abgeschreckt, aber mittlerweile hab ich mich in diesen bunten Haufen verrückter, wie verträumter Melodien ein wenig verguckt. Allein das Finale mit dem wunderbaren „Freely“ oder dem traumhaften „I Remember“ fertigt schon den Kauf allein. Ein Album, was absichtlich so klingt, als sei es irgendwann in den 60ern verloren gegangen und eines, welches ein auf eine spannende, musikalische Reise mitnimmt.
Bester Song: “Freely”

99. The Kooks “Inside In/ Inside Out” (2006)
Ja, natürlich sind die Kooks eine furchtbare Teenie-Indie-Band, die alle Klischees erfüllt und die mich seit Album Nr. 2 schon nicht mehr wirklich interessieren. Und unsympathisch sind die sowieso. Aber, und das muss man ihnen lassen… ihr 2006er Debüt ist eine ziemlich erstaunliche Ansammlung kleinerer und größere Superhits, die mir damals den Sommer recht ordentlich versüßt haben. Und natürlich haben wir damals alle zum „Sofa Song“, zu „See The World“ oder „Match Box“ angetanzt. Und „Naive“ und „Ooh La“ sind richtig gute Songs voller Leichtigkeit und dieser berühmten jugendlichen Unbekümmertheit, die man an Debütalben so schätzt. Leider hat die Band das dann irgendwie im Zuge von zu viel Erfolg wohl vergessen. Na ja, wen interessierts? Was bei mir bleibt ist eine wunderbare kleine Erinnerung an den Sommer 2006.
Bester Song: “Naive”

98. Simian Mobile Disco “Attack Decay Sustain Release” (2007)
Während die Fachpresse angesichts des Elektro-Comebacks im Nu-Rave-Jahr 2007 eher auf das recht überschätzte Debüt von Justice steil ging, waren meine persönlichen Retter des elektronischen Tanzflures die beiden Herren James Ford und James Shaw mit ihrer Simian Mobile Disco. Nach dem Scheitern ihrer Band „Simian“ machten sich die beiden erst als DJs einen Namen, bevor man daraufhin anfing Remixe für allerhand namhafte Größen anzufertigen. Ford selber produzierte nebenbei mal ganz eben die Klaxons und Arctic Monkeys. Dann Namen SMD eigene Tracks auf und vereinigten sie auf diesem Debüt. Unglaubliche Floorfiller, irgendwo zwischen den 80ern und Detroit Techno. Fette Acid-Lines und frickelnde Synthiemomente geben den Ton an. Hits wie „Hustler“ oder „It’s The Beat“ sind damals wie heute unverzichtbar für jede Party. Dabei wird man bei SMD erfreulicherweise nicht von Bratzigkeit erschlagen, wie bei Justice oder Boys Noize. Hier bleibt viel musikalischer Spielraum zum Entdecken.
Bester Song: “Sleep Deprivation”

97. Death From Abobe 1979 “You’re A Woman, I’m A Machine” (2004)
Und wo wir gerade dabei sind... auch MSTRKRFT haben mal als Band angefangen. Jesse F. Kessler war vorher nämlich bei „Death From Above 1979“ und sein Kollege Al-P war damals deren Produzent. Und dies ist das eine Album, welches diese Band aufgenommen hat, bevor sie wieder verschwand. Erst nach einigen Jahren habe ich kapiert, wie gut dieses Werke eigentlich ist. Darauf schrammelt sich Kessler mit seinem Kollegen Sebastien Grainger nur auf E-Bass und Schlagzeug durch 11 kraftvolle Garagenrocker, irgendwo zwischen den White Stripes und den späteren MSTRKRFT. Dabei wird natürlich viel geschrieen und auch gern mal über Sex gesungen. Rock’n Roll muss natürlich auch mal sein. Garniert mit einigen Effekten ist diese Platte eine ordentliche Portion Power-Schweinerock mit viel Eiern und viel Tanzbarkeit. Auch heute noch gut, zum Aufstehen oder Liebe-machen, wie die brasilianische Band Cansei de ser Sexy ja ebenfalls feststellte. Party on!
Bester Song: “Black History Month”

96. Feist “Let It Die” (2004)
Leslie Feist hat einen langen Weg hinter sich, bevor sich mit dem 2007er-Album und Hits wie „1234“ oder „I Feel It All“ endlich ein paar Hits einstellten und sogar Grammy-Nominierungen heraussprangen. Von ungefähr kommt dies natürlich nicht. Die kanadische Elfe stammt aus dem Umfeld der Broken Social Scene und da ist man ja immer gut aufgehoben. Dieses Album ist eine muntere, kleine Pop-Folk-Platte, lange bevor dieses undefinierbare Genre so in Mode gekommen ist und das mittlerweile ja jeder hört. Songs, wie „Gatekeeper“, „Mushaboom“ oder „One Evening“ sind ziemliche Ohrwürmer und dabei sowohl sehr eingängig, wie gleichzeitig auch wunderbar zerbrechlich und melancholisch. Eine Wahnsinns-Stimme hat die gute Frau sowieso. Diese leitet ein durch das ganze Album und durch ganze Nächte. Selbst das Bee-Gees-Cover „Inside And Out“ zieht ordentlich. Gutes Album!
Bester Song: “Mushaboom”

95. The Good, The Bad & The Queen “The Good, The Bad & The Queen” (2007)
Damon Albarn ist sicher einer der beschäftigsten Musiker der vergangenen zehn Jahre. Während die 90er primär Blur gehörten, hat er sein musikalisches Schaffen in diesem Jahrzehnt ausgiebig expandiert. Natürlich muss man da die Gorillaz nehmen, mit welchen Albarn dann sogar erfolgreich die Popwelt eroberte und erfolgreicher war, als mit Blur. Daneben gibt’s aber auch noch diverse Weltmusik-Experimente und sein Seitenprojekt „The, Good, The Bad & The Queen“, bei welchem u.a. Ex-Clash-Basser Paul Simonon mitwirkt. Das gleichnamige Album ist ein echter Hörgenuss voller dunkler kleiner Popsongs irgendwo zwischen Dub, Hip Hop und anderen Geschichten. Es soll laut Albarn das England des Jahres 2007 widerspiegeln, mit allen Ängsten und Problemen. Herausgekommen ist eine wunderbar schrullige, kleine Nachtmusik, die gleichzeitig düster und eingängig ist, aber die kantigen Momente nicht außen vorlässt. Und immer wieder Albarns prägnante Stimme zwischen all diesen Instrumenten. Der Mann kann einfach nicht anders. Gerade schreibt er, glaub ich, an einer Oper
Bester Song: “Kingdom Of Doom”

94. Tokyo Police Club “Elephant Shell” (2008)
Eigentlich dachte ich, dass in Sachen Indierock nach der Flut der letzten Jahre eigentlich schon alles gesagt gewesen sei. Doch weit gefehlt. Denn auf einmal kam dieses wunderbar sommerliche, kleine Indiealbum im Sommer 2008 um die Ecke und zündet in gerade mal 27min Spielzeit nacheinander 11 Hits ohne Aussetzer. Lebensrettende Powerpoprock-Songs, die permanent mit ihrer Jugendlichkeit, Frische und auch leichter Melancholie mitreißen. Ich meine, wenn man Songs wie „Juno“ oder das phänomenale „Your English Is Good“ hört, dann ist das für diese drei Minuten die wichtigste und beste Musik auf Erden, auch wenn ich mich damals wie heute schwer damit tue, das irgendwie zu analysieren und den Grund dafür herauszufinden. Ein musikalischer Jungbrunnen, egal in welcher Altesgruppe man sich momentan befindet. Ein unscheinbares Meisterwerk
Bester Song: "Your English Is Good"

93. Soulwax “Most Of The Remixes...” (2007)
Okay... Jaaa, liebe Musiknerds... Strenggenommen ist dies ja gar kein Album, sondern eine Compilation. Darf es also trotzdem hier auftauchen? Ja, darf es! Und muss es auch, denn ich liebe Remxie! Ich steh dazu! Und die besten Remixe haben in diesem Jahrzehnt einfach Soulwax abgeliefert. Noch bevor Nu-Rave, Boys Noize und Co. sich anstrebten alles mit fetten Bassfrequenzen zu beschallen waren die Belgier von Soulwax zur Stelle und interpretierten einige bekannte Songs ganz neu und nach eigenen Regeln. So kann man sich bedenkenlos auch mal die Sugababes oder Kylie Minogue geben. Ein Gesetz gilt dabei sowieso: Soulwax Remixe sind stets besser, als die Originale. Selbst die gehypthen Justice müssen den Hut vor der soulwax’schen Neuinterpretation ziehen und wenn beim Robbie Williams Dub Mix die Rave-Sirenen in der Mitte aufheulen und der Remix zum sensationellen Schlusssport ansetzt, dann ist dies einer der größten Club-Momente ever! Allein wenn Soulwax auf der 2. CD dieser Compilation als „2 Many DJ’s“ ihre besten Werke selber zusammenmixen, weiß man, dass dies einfach funktioniert. Ein unwiderstehlicher elektronischer Overkill!
Bester Song: Robbie Williams “Lovelight (Soulwax Ravelight Dub)”<

92. Embrace “Out Of Nothing” (2004)
Die Briten vom Embrace sind irgendwie auch ein wenig die Verlierer der letzten Jahre. In den 90ern mal hoffnungsvoll im Fahrwasser von Oasis und The Verve angefangen, musste man bald mit ansehen, wie ihr kitschiger Breitraum-Britpop bald nicht mehr wirklich gefragt war und die Konkurrenz vorbeizog. So musste man sich von der ehemaligen eigenen Vorband Coldplay helfen lassen und ließ sich 2004 von Chris Martin „Gravity“ auf den Leib schreiben und konnte damit wieder ein wenig punkten. Das dazugehörige Album gibt genau das, was man von der Band erwartet. Große Hymnen, große Gefühle… alles ne Spur zu aufgetragen und zu aufladend. Ohne Chöre geht im hymnischen Opener „Ashes“ nichts, dafür ist die Nummer auch ein trotziges „Phoenix aus der Asche“-Statement. Der Rest bietet wenig Überraschungen, aber ein paar sehr schöne Songs wie „Keeping“, „Wish ’em All Away“ oder den Titeltrack. Die Grenze zum Kitsch wird dabei manchmal so was von deutlich überschritten, das ich mich persönlich schon gar nicht dagegen wehren möchte. Heute sind dies natürlich überladene Erinnerungen für mich, wenngleich ich den Nummern eine gewisse Qualität nicht abschreiben möchte. Was die Band mittlerweile macht, weiß ich gar nicht. Vielleicht schreibt ja mal Guy Garvey nen Song für sie.
Bester Song: ”Out Of Nohting”

91. Get Well Soon “Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon” (2008)
Gut, musikalisch hat es Deutschland immer schwer gehabt, gegen die angelsächsische Konkurrenz. Daran wird sich vermutlich auch in Zukunft wenig ändern, aber es besteht zumindest Hoffnung, dass wir vielleicht in den nächsten Jahren auch mal abseits von Tokio Hotel und Cascada international mitmischen dürfen. Mein Argument heißt dabei Konstantin Gropper! Was dieser Mann vergangenes Jahr seinem Projekt Get Well Soon vorgelegt hat, ist nicht mehr oder weniger, als das Beste was seit Jahren musikalisch aus diesem Land gekommen ist. Sein Debüt muss sich dabei nicht vor der Konkurrenz verstecken und wirkt dabei unglaublich ausgereift, unglaublich detailliert und auf den Punkt gebracht. Ein Singer/Songwriter-Album mit Hang zur großen Geste, welches sowohl leise, wie auch stadiontaugliche Momente bietet. Sicher ganz neu ist das natürlich nicht. Die Vergleiche, von Nick Cave, über Connor Oberst bis hin zu Sigur Rós hört man an vielen Ecken und Enden heraus, aber das stört nicht, denn am Ende zählen die sehr guten Songs und das hervorragende Songwriting. Beim besten Song des Albums, „I Sold My Hands For Foot…“ und seiner emotionalen Wucht wird dies überdeutlich. Der erste Schritt ist gemacht, ich bin gespannt, wie sich dieser Mann in den nächsten Jahren schlagen wird.
Bester Song: ”I Sold My Hands For Foot, So Please Feed Me"

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