Sonntag, 1. November 2009

rhododendron's ranking ... 44/ 2009

In der 44. Woche bleiben die vorderen Plätze des Rankings recht stabil, aber dahinter gibt’s wie immer ein paar Neuinteressierte. Gleich auf Platz 4 ist es mal wieder Zeit für eine weitere Neuentdeckung aus dem zuletzt beliebten Bereich „Britische-Popmädchen-machen-Synthiepop“… diesmal heißt das Mädchen Elli Goulding und der Pop in diesem Fall „Under The Sheets“. Einen gewissen Ohrwurmcharakter kann ich dieser Nummer auch nicht wirklich abstreiten. Mal sehen, wie lang mich die gute Dame begeistern kann, bevor sie die Nervquote einer Little Boots erreicht. Julian Casablancas, sozusagen die männliche Antwort darauf, kann selber nochmal zwei Plätze gut machen. Die Arctic Monkeys sogar 3… damit willkommen in den Top 10. Außerhalb dieser befindet sich auf Platz 13 mit „Bye Bye Bayou“ da neue Lebenszeichen von LCD Soundssytem. Ein gewohnter Club-Burner. Da kann man ja froh sein, das James Murphys angekündigte Zangspause doch am Ende so kurz geworden ist. Ein neues Album soll im März erscheinen! Wann das Album der Newcomer „Ou Es Le Swimming Pool“ erscheint kann ich nicht sagen. Nen Preis für den ausgefallensten Bandnamen des Jahres dürfte aber locker drin sein. „Dance The Way I Feel“ ist ein nettes Stück Retro-Elektropop, welches sich im hinteren Bereich der Top 20 platzieren kann. Und ab dafür!

01.( 01 / #4 ) The Sound Of Arrows “Into The Clouds”
02.( 03 / #2 ) Florence And The Machine “You’ve Got The Love”
03.( 02 / #7 ) The xx “Basic Space”
04.(NEW/ #1) Ellie Goulding “Under The Sheets”
05.( 07 / #3 ) Julian Casablancas “11th Dimenson”
06.( 05 / #2 ) Vampire Weekend “Horchata”
07.( 04 / #6 ) Empire Of The Sun “Without You”
08.( 06 / #10) Editors “Papillon”
09.( 08 / #4 ) Röyksopp “This Must Be It”
10.( 13 / #2 ) Arctic Monkeys “Cornerstone”
11.( 12 / #5 ) La Roux “I’m Not Your Toy”
12.( 09 / #9 ) Jamie T “Chaka Demus”
13.(NEW/ #1) LCD Soundsystem “Bye Bye Bayou”
14.( 10 / #3 ) Ladyhawke “Magic”
15.( 11 / #4 ) Everything Everything “My Keys, Your Boyfriend”
16.( 12 / #4 ) Death Cab For Cutie “Meet Me On The Equinox”
17.(NEW/ #1) Ou Est Le Swimming Pool “Dance The Way I Feel”
18.( 15 / #4 ) Kent “Töntarna”
19.( 17 / #3 ) Mew “Repeaterbeater”
20.( 16 / #8 ) Robbie Williams “Bodies”





Meine 100 Alben 2000 - 2009 / Plätze 50 - 41

AlbumsOfTheDecade-100-91

50. Bright Eyes “I’m Wide Awake, It’s Morning” (2005)
So, die Hälfte hätten wir bereits geschafft, widmen wir uns also den oberen 50. Und es gibt kaum ein besseres Album, um einzusteigen, als der große Klassiker „I’m Wide Awake, It’s Morning“ von Conor Oberst aka Bright Eyes. Allein der Albumtitel gehört zu meinen All-Time-Favourites. Was wurde dieses kleine Folk-Album damals zu Beginn des Jahres 2005 in der Musikpresse gelobt. Oberst war der Wunderknabe schlechthin. Ein Typ, der bereits mit Anfang 20 unglaubliche Singer/Songwriter-Eigenschaften vorweisen kann. Selbst in diversen Lifestyle-Magazinen konnte man dem jungen Mann mit den tiefgründigen Augen und der Emo-Tolle damals nicht entkommen. Die Vorschusslorbeeren sind aber durchaus verdient, denn obwohl ich prinzipiell wenig mit Folk anfangen kann, muss selbst ich die Qualität dieses Albums neidlos anerkennen. Zu gut ist die Songauswahl auf Obersts 2005er Werk. Denn neben den sehr guten Texten und dem Gefühl, dass die Songs vermitteln, ist auch eine recht hohe Hitdichte im Pop-Sinne zu finden. So lädt bereits der Opener „At The Bottom Of Everything“ (inkl. Spoken-Words-Intro) zum munteren Mitsummen ein, obwohl wir uns thematisch mitten in einem Flugzeugabsturz befinden. Auch die weiteren Songs sind eingängig und kreieren Bilder im Kopf des Hörers. „We Are Nowhere And It’s Now“ als Bestandsaufnahme eines Wartenden oder „Old Soul Song“, als romantisch-melancholische Ballade, indem eine Kamera zum wichtigsten Utensil in einer Demonstration wird. Oder in „First Day Of My Life“, dem einfachsten, ehrlichsten und vielleicht gerade dadurch, in meinen Augen schönsten Liebeslied, das in den letzten Jahren entstanden ist. Trauer, Depression, aber auch Freude und Zuversicht… dieses Album deckt thematisch jede Menge ab, ist dabei erstaunlich gut gemacht und mit wundervollen Songs bestückt. Connor Oberst ist ein guter Geschichtenerzähler. Auf Dauer vielleicht etwas zu viel Geschichten für meinen Geschmack, aber zwischendurch gerne auch unverzichtbar.
Hörpflicht: “Old Soul Song (For A New World Order), “First Day Of My Life”, “Road To Joy”

49. Doves “Lost Souls” (2000)
Ach, da sind sie ja wieder: Die Doves aus Manchester. Nach Platz 65 mit „Some Cities“ hier der erste Wiederholungstäter. Diesmal ist es das wesentlich sphärischere und breitschichtigere Debüt-Album des Trios, namens „Lost Souls“. Dieses Album umweht dabei eine ganz eigene und besondere Atmosphäre, auf die ich mich auch nach Jahren immer wieder gern einlasse. Bereits das erste verspielte Blubbern beim Opener „Firesuite“ lässt einen automatisch die Augen schließen und mit der Musik mit fließen. Irgendjemand hat mir mal gesagt, die Musik eigne sich besonders gut zum Einschmeißen von bewusstseinserweiternden Substanzen. Ich lass das jetzt mal im Raum stehen, aber ein Fünkchen Wahrheit ist da schon dran. Im Gegensatz zu den späteren Alben schimmern die formidablen Britpop-Songs der Doves hier meist durch eine Wand aus schrägen Sounds, Effekten und butterweichen Soundteppichen durch. Gut, gelegentlich bricht man auch aus, wie beim rockig-poppigen „Catch The Sun“ oder dem epischen „The Cedar Room“, welches mehr die späteren Doves erkennen lässt. Doch ansonsten wirkt der Grundton verhalten, abwartend und entspannt melancholisch, ohne dabei in der Traurigkeit zu versinken. Für mich ist dieses Album immer ein toller Soundtrack für laue Sommerabende oder entspanntes Liegen am Strand gewesen. Und immer wieder ist es die warme Stimme von Jimi Goodwin, welche die Songs trägt. Ja, das hab ich schon bei „Some Cities“ geschrieben und das werd ich, soviel sei schon mal verraten, auch noch mal innerhalb dieser Auflistung schreiben, aber es ist halt einfach die Wahrheit. „Lost Souls“ ist ein Kapitel für sich, vom ersten bis zum letzten Ton. Wundervolle Britpop-Songs voller Gefühl, die zumindest ich mir immer und immer wieder anhören kann. Auch heute noch. Und auch zu anderen Jahreszeiten.
Hörpflicht: “Firesuite”, “The Man Who Has Everything”, “The Cedar Room”

48. Friendly Fires “Friendly Fires” (2008)
Oh wunderbare, wunderbare Friendly Fires! Ich merke ja selber, dass es mit zunehmendem Alter immer schwerer wird, die gleiche Euphorie für neue Musik zu entwickeln, wie dies noch vor ein paar Jahren der Fall war. Vielleicht lasse ich mich auch immer schwerer mitreißen. Doch oft wird mir ja das Gegenteil bewiesen, wie vor knapp einem Jahr, als mir das unglaublich tolle Debüt-Album dieses Trios aus dem britischen St. Albans über den Weg gelaufen ist. So Feuer und Flamme war ich schon lange nicht mehr für ein Album. Das selbst betitelte Debüt der Friendly Fires ist eines der kurzweiligsten, hitlastigsten Pop-Alben der letzten Jahre und definitiv eines der besten Debüts der letzten 10 Jahre.
Wie kann man diese Musik am besten beschreiben? Energetischer, tanzbarer Indie-Rock mit starkem Ausschlag Richtung Pop, Elektronik und … ähm… Samba? Na ja, Percussionalarm ist schon gegeben, besonders beim Opener „Jump In The Pool“. Heftiger Cowbell-Dauereinsatz! Was für ein Ausrufezeichen! Die typischen jingle-jangle-Indie-Gitarren vermischen sich spielend leicht mit lockeren Bassläufen und breiten Synthieflächen. „Paris“, das flehende Liebeslied, genauso wie das unglaublich groovige „Lovesick“. Selbst eine ruhige Nummer, wie „Strobe“ besitzt dieses Treibende, Tanzbare, welches das Album von Anfang bis Ende durchzieht. Hier ist wirklich mal der Uralt-Spruch „All Killer, No Filler“ angebracht! Wie auch immer es diese Band gemacht hat… sie hat aus all diesen Fragmenten am Ende einen Sound gebastelt, welcher 1:1 allen meinen Vorlieben entspricht. Ich kann einfach nicht anders, als dieses Album uneingeschränkt zu lieben. Der 2009er Nachfolgehit „Kiss Of Life“ hat ja im Sommer bereits bewiesen, dass diese Band auch für Album Nr. 2 noch genug Ideen hat. Es gibt wenig Momente in diesem Jahrzehnt, wo der gute alte Pop spannender war, als auf diesem Album. Entweder verglüht diese Band jetzt in der exakt gleichen Geschwindigkeit, wie ihr Stern aufgestiegen ist, oder sie beschert uns auch in der nächsten Dekade noch einige Überraschungen. Bitte, bitte letzteres!
Hörpflicht: „Jump In The Pool“, „Paris“, „Strobe“, „Lovesick”

47. The Libertines “Up The Bracket” (2002)
Ausnahmsweise waren die Amis mal etwas eher dran zu Beginn dieses Jahrzehnts. Die New Yorker Strokes hatten da nämlich die Retro-Rock-Welle losgetreten und wie hieß die Antwort aus dem Vereinigten Königreich? Richtig, Pete Doherty! Und Blutsbruder Carl Bârat war auch dabei. Zusammen mit den anderen beiden, deren Namen irgendwie immer unwichtig sein werden, gründeten sie die Libertines und somit war der Hype geboren. Das größte britische Ding seit Oasis! Wie immer. Für den NME war’s sicher das größte Ding seit den Pilzköpfen, immerhin lagen die Libertines damals bei diversen Ewigkeitslisten immer knapp hinter den Beatles. Doch dem ganzen Presseecho zum Trotz kommt so was ja nicht von ungefähr. So ist „Up The Bracket“ eine gute Frischzellen-Kur für die britische Rockmusik gewesen. Nach all dem Coldplay/Travis/Starsailor-Schwulst der letzten Jahre, war es mal wieder Zeit, ein wenig aus der Lethargie zu erwachen und einfach drauflos zu spielen. Das machen die Libertines natürlich in bester Garagen-Atmosphäre ohne dabei aber die Melodien zu vernachlässigen. Das ist auch eine ihre größten Stärken. Neben dem rauen Sound haben Bârat und Doherty nämlich auch stets ein Gespür für tolle Melodien gehabt. „Time For Heroes“, „Tell The King“ oder „I Get Along“ seien hier mal exemplarisch erwähnt. Hoher Mitsingfaktor, der auch gern mal ins alkoholisierte Gröhlen wechseln kann. So schräg die Hauptsongschreiber des Quartetts auch waren, eine gewisse Genialität kann man Pete und Carl einfach nicht abschreiten. Letztendlich definierte „Up The Bracket“ in großen Teilen schon die Richtung, welche Franz Ferdinand und Konsorten zwei, drei Jahre später richtig ausgekostet haben. Lauter, schroffer und dennoch melodieverliebter Britrock zweier begnadeter Songwriter, die sich aber nach dem selbstbetitelten Nachfolger erstmal für ein paar Jahre zerstritten haben. Die Nachfolgebands Babyshambles und Dirty Pretty Things zeigten aber, dass in diesem Fall das alte Motto „Nur gemeinsam seid ihr stark!“ gilt. Mittlerweile ist Doherty aus den Gossipmeldungen raus und hat sich auch mit Carl wieder vertragen. Eine Reunion für 2010 ist realistischer als je zuvor. Vielleicht braucht die Welt dann wieder den explosiven, punkigen Rocksound des Duos, vorrausgesetzt, sie wissen noch, wie das geht.
Hörpflicht: „Vertigo“, “Time For Heroes” „Up The Bracket“, „I Get Along”

46. Maximo Park “Our Earthly Pleasures” (2007)
Paul Smith sieht nicht nur unglaublich gut aus und ist eine olle Rampensau… Nein, der Maximo Park-Frontmann ist auch einer der intelligentesten Texter in der britischen Musiklandschaft. So zeichnen sich Smiths Songs stets durch eine gewisse Feinfühligkeit und diverse lyrische Spielereien aus. Außerdem versteht er es, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Worte zu wählen und die richtigen Akzente zu setzen. Mit so was kann man mich leicht beeindrucken. Auch auf dem Zweitwerk „Our Earthly Pleasures“ aus dem Jahr 2007 hat Smith wieder einiges zu erzählen bzw. zu besingen. 12 wunderbare kleine Popsongs über das Leben. Über Liebe und Verlust, Tod, menschliches Verlangen und, logischerweise, Bücher. Diesmal auch in Kartons. Der dringliche, nervöse Sound des 2005er Debüts „A Certain Trigger“ ist dabei einem etwas gesetzteren Pop-Outfitt mit mehr Piano gewichen. Für viele Fans des Debüts immer noch eine Streitfrage, aber ich hatte damit nie ein Problem. Denn die wunderbaren Melodien mit Smiths melodischem Gesang und seinen sophisticated lyrics sind geblieben. Daneben wurde „Our Velocity“ für mich du einer persönlichen Hymne des Jahres 2007, weitere Songs wie das Smiths-artige „Books From Boxes“, das melancholische „Your Urge“, sowie die immer noch unkaputtbare und unterschätze Hymne „Sandblasted And Set Free“ haben sich ihren Platz in meinem jungen Herzen erkämpft. Sicher auch ein Album voller Erinnerungen an eine Zeit des Aufbruchs und Neudefinition in meinem Leben, wenngleich das mittlerweile auch mit einem bittersüßen Nachgeschmack genossen werden kann. Was bleibt sind die wunderbaren Songs und das wunderbare Gefühl, dass sie vermitteln. Sicher, es ist kein „A Certain Trigger“, aber es hat einen ganz eigenen Klang. Man sollte Maxïmo Park nicht als kleine, feine Tanzrock-Kapelle abstempeln, sondern als eine wichtige, durchaus auch mal tiefsinnige, aber dennoch nicht schwermütige, musikalische Fußnote der aktuellen Popmusik. Und drei sehr gute Alben in 5 Jahren sprechen da eine eindeutige Sprache!
Hörpflicht: “Our Velocity”, “Books From Boxes”, “By The Monument”, “Sandblasted And Set Free”

45. Athlete “Vehicles & Animals” (2003)
Ach, Athlete! Sicher eine der kurzweiligsten spannendsten und mir persönlich liebsten Bands des vergangenen Jahrzehnts. Dennoch war das damals schon ein ziemlicher Kulturschock mit „Vehicles & Animals“. Also, zumindest für mich. Nachdem ich mir zuerst das zweite Album "Tourist" geholt hatte, war ich mehr als überrascht als ich meinen Ohren das Debüt servierte. Von der Melancholie und Schwere des Nachfolgers ist hier nichts zu spüren... stattdessen erwartet uns fröhlicher, frecher und frischer Pop, jenseits jeglicher Britpop-Klischees. Zum Glück, kann man da nur sagen! Das für den Mercury Prize nominierte Album besticht mit einer netten Ansammlung fröhlicher, kleiner Popsong, denen auch gern mal das Prädikat „Casio Pop“ anhaftet. Kein Wunder, denn neben den Gitarren blitzt die Elektronik an vielen Ecken immer wieder durch, jedoch immer recht kess und verspielt, ohne einen dabei zu erschlagen. "El Salvador" kommt als Opener schon extrem sommerlich rüber. Eine flotte Melodie zum Mitsingen und Mitwippen, ein Beat dem man sich nicht entziehen kann. Dazu dieser stetige Wunsch des Ausbrechens untermalt mit einer jugendlichen Unbekümmertheit der Band, die immer wieder mitreißt. Sei es in der Anti-Rockstar-Hymne „Westside“ oder in der sympathischen Liebeserklärung „You Got The Style“. „Uh, it’s getting hot in here, must be something in the atmosphere“ … nicht schlecht. Richtig schön wird es dann bei dem immer noch unkaputtbaren “Shake Those Windows”, der vielleicht besten Nummer, welche diese Band bisher geschrieben hat. Eine wehmütiger, aber doch stets aufmunternder Rückblick auf die Jugend und die Musik. Unverzichtbar! Eine Platte voll guter Erinnerungen an einige persönliche Sommer. Leider hat die Band später nie wieder die Leichtigkeit dieses Debüts erreichen können. Zwar ist dies nicht so schlimm, weil so immerhin Abwechslung in der Musik garantiert wird, aber angesichts einer schwachen Formatradio-Platte, wie dem diesjährigen „Black Swan“ aus diesem Jahr, wünsch ich mir schon manchmal die alten Tage zurück, als die Band noch unverkrampfter zu Werke ging und die Fenster zum Wackeln brachte. Ein wundervolles Album, dessen ganz eigene Magie auch heute noch vorhanden ist.
Hörpflicht: “El Salvador”, “One Million”, “Shake Those Windows”

44. Sigur Rós “Takk...” (2005)
Die Isländer von Sigur Rós waren bei der Aufstellung dieser Liste sicher das größte Problem, muss ich ganz ehrlich eingestehen. Einfach, weil ich der Meinung bin, dass dieses Quartett die schönste Musik unserer Zeit macht. Von meinem Standpunkt aus. Immer wenn Sigur Rós bei mir laufen, ist es die schönste Musik auf Erden. Märchenhaft, Elfengleich, nicht von dieser Welt sozusagen… gut, geht mir auch bei anderen Bands so, aber bei Sigur Rós ist dies etwas Besonderes, etwas Magisches, das geschieht, wenn diese Musik, ja, spricht. Deshalb natürlich die Frage, wie man so etwas in den Top 100 Kontext presst, wo doch eigentlich fast alle Alben in den Top 10 sein müssten. Da muss man natürlich stark differenzieren, was aber auch nicht so leicht ist, da alle Sigur Rós Alben auf ihre Art und Weise genial sind und keine Schwachstellen haben. Also sind es andere Kriterien. Der a-ha-Effekt ist sicher bei den ersten Alben größer, genauso wie die jahrelange emotionale Bindung. Deshalb kommt das 2005er „Takk…“ „nur“ auf Platz 44, was aber angesichts der vielen Konkurrenz keine Schande ist. Auch das vierte Album der Band ist ein Wunderwerk seinesgleichen. Mann legt diese CD ein und entschwindet für etwas mehr als eine Stunde in einer Welt voller fantastischer Klänge und Musiken, voller Gefühl und Emotion. Lichtjahre von dem entfernt, was es da draußen noch gibt, weit weg von all der Hektik, dem Stress und der Angst, die der zivilisationsbedingte Alltag so mit sich bringt. Und man findet sich wieder irgendwo in Island... an den felsigen Küsten, den grünen Hügeln, am Meer, Keine Menschen, kein Nichts... nur diese Musik. Selten passten Herkunftsland und Band so gut zusammen, wie hier. Aber es muss auch nicht Island sein. Das ist ja das schöne an dieser Musik. Sie macht einen in gleichen Maasen traurig und melancholisch wie auch optimistisch und hoffnungsvoll. "Takk...", zu deutsch „Danke, ist nach dem etwas experimentelleren "( )" wieder näher am 200er Debüt "Agaetis Byrjun". Insgesamt arbeitet die Band aber weiterhin daran ihren Sound und ihre Strukturen klarer zu machen, ohne dabei etwas von ihrer Vielschichtigkeit einzubüßen. Das Piano steht mehr im Vordergrund und man öffnet sich langsam den Pop, wie „Hoppípolla“ zeigt. Ansonsten würde es einfach nicht gerecht sein, weitere Songs gesondert herauszugreifen. Sigur Rós sind eine absolute Ausnahmeerscheinung in der Musikwelt. Keine Band klingt wie sie. Sie sind ein Unikat und schaffen es sowohl unglaublich einfühlsam und eingängig, wie gleichzeitig sehr laut und sperrig zu sein und mit ihren Klängen eine eigene Welt zu kreieren. Nachwievor und immer wieder aufs Neue. Hoffentlich bleiben sie uns noch sehr lang erhalten.
Hörpflicht: “Hoppípola”, “Sæglópur“, „Gong“, „Andvari“

43. South “With The Tides” (2003)
Da will man mal eben live recherchieren und muss feststellen, dass sich die Band, über die man schreiben möchte, dieses Jahr aufgelöst hat. Das gibt dem ganzen natürlich eine traurige Note. Sehr traurig sogar, denn es ist eigentlich nicht fair. South, ein britisches Indierock-Trio aus London hatten alles Potential der Welt. Die richtigen Songs vor allem. Wunderbare kleine Songs, die sich der Konkurrenz (ich sach jetzt ma Death Cab oder Nada Surf) ruhig stellen konnten. Ja, sie hatten ja sogar ’nen Song auf dem „O. C. California“ Soundtrack, als der Hype um diese olle Lifestyle-Serie überschwappte. Doch leider sind sie nie über den Status eines kleinen Geheimtipps hinausgekommen. Woran liegt so was dann eigentlich? Ist das nur Pech? Mit den falschen Leuten zusammengearbeitet? Immerhin war Ian Brown einer der frühen Förderer. Ich weiß es einfach nicht. Vermutlich werd ich mir jetzt posthum noch ein paar South Sachen dazu kaufen. Zum Gedenken. So, wie ich’s beim 2003er Zweitwerk „With The Tides“ gemacht habe. Ab und an finde ja auch ich mal in meinem doch oft mainstream-orientierten Geschmack versteckte Schätze, die sonst relativ unbekannt sind. Meine Motivation hieß in diesem Fall „Colours In Waves“ und ist offiziell einer der schönsten Songs des Jahrzehnts. Eine wunderbare Gitarrenhymne, welche die Atmosphäre der Wellen wunderbar musikalisch rüberbringt. Dazu auch die wunderbare Stimme von Sänger Joel Cadbury, in welche ich mich gleich verguckt habe. Also gleich das Album per Second Hand erstanden und glücklicherweise wurde ich auch nicht enttäuscht. „With The Tides“ hat mir mit seinem wunderbar melancholisch-melodischen Indierock einen ganzen Sommer versüßt und funktioniert darüber hinaus immer noch. Viele elektronische Spielelemente geben dem Klang eine gewisse Vielschichtigkeit. Die Melodien sind einprägsam, wie bei „Motiveless Crime“ oder „Loosen Your Head“ und stets umweht die Band dabei etwas atmosphärisches, fast so wie bei den Doves, die ich ja auch sehr schätze. Auch die ruhigen Balladen, wie „Straight Lines To Badlands“ oder das wundervolle „9 Lives“ überzeugen auf ganzer Linie. Nein, es macht wirklich keinen Sinn, warum diese Band nicht Größeres erreicht hat. Das hier ist besser als vieles, was die Konkurrenz in den letzten Jahren abgeliefert hat. Auch das 2008er Album „You Are Here“ war von ähnlicher Qualität. Kann man nur hoffen, dass die Nachfolgebands noch weniger Erfolg haben und man sich auf die alte Band besinnt. Zumindest bei mir haben sie einen sehr guten Eindruck hinterlassen.
Hörpflicht: “Motiveless Crime”, “Colours In Waves”, “Nine Lives”

42. Morning Runner “Wilderness Is Paradise Now” (2006)
Und wo wir gerade bei der großen Ungerechtigkeit sind... hier kommt eine Band, die davon ebenfalls ein Liedchen singen kann: Morning Runner. Sie kamen, hinterließen einen tollen Eindruck und verschwanden danach auch schon wieder, doch für ca. ein Jahr haben sie es geschafft, mich total zu begeistern. Selten habe ich so gespannt auf das Debüt einer Band gewartet, wie auf das dieses britischen Quartetts. Jeden mp3-Bootleg-Schnipsel habe ich im Vorfeld gesammelt und dieses Album sofort importiert, als es erschienen ist. Monate vor dem deutschen Release. Man ließ sich dafür aber auch Zeit. Ganze drei sehr gute Singles ließen die Vorfreude bei mir vor Albumrelease ansteigen. Der Auslöser ist „Be All You Want Me To Be“. Nachwievor ein kleines Meisterwerk. Und auch das komplette Album ist eines geworden. Das Besondere an dem Sound der Jungs aus dem englischen Reading ist vielleicht ihre Vielseitigkeit. Der Opener „It’s not like Everyone’s my Friend“ erschlägt einen förmlich mit markanten Gitarrenriffs und Matthew Greener, der leidenschaftlich ins Mikrofon schreit. Daran sollte man sich auf dem Album schon mal gewöhnen. Wo Coldplay und Co. beim Leiden oft in mitleidiges Säuseln abdriften, gibt diese Band noch einmal Gas. Matthew Greeners Stimme schwankt zwischen Zerbrechlichkeit und energetischen Schreien, seine Texte zwischen Trauer und Zuversicht. Energie trotz Melancholie. Allein das famose „Burning Benches“ geht in gut 3 Minuten von Null auf Hundert. Es beginnt als ruhige Klavierballade und endet voller Kraft. Das unterstreicht das Gefühl, das Flehen in Greeners Songs noch zusätzlich. Aber Songs wie „Have A Good Time“ oder „Gone Up In Flames“ zeigen auch, dass man das Tempo durchgängig hoch halten kann, während die ruhigen Balladen „Hold Your Breath“ und „Oceans“ zur Albummitte ein wenig das Tempo drosseln. Danach zieht man mit Songs wie „Work“ noch einmal an. Daraus auch einer meiner persönlichen Lieblingszitate… „What’s a movement If you don’t move?“ Enough said. Das traurige „Best For You“ entlässt uns im Wiener Walzer Schritt aus diesem wirklich, wirklich wundervollen Debüt. Und da hätte noch so viel mehr kommen können, doch die Band ist am Ende an ihrer Plattenfirma zerbrochen und so vielleicht auch an sich selbst. Das Major Label wollte mehr Hits, doch die Band wollte nicht soweit gehen und hat die Arbeiten am Nachfolger abgebrochen. Warum ist man denn nicht zu einem Indie Label gegangen? Vielleicht war da noch mehr im Busch. Momentan kein Lebenszeichen. Vielleicht kommt da noch irgendwann etwas. Vielleicht bleibt es aber auch nur ein frommer Wunsch eines vereinzelten Fans. So bleiben Morning Runner ein großes Ausrufezeichen in der britischen Musiklandschaft dieses Jahrzehnts! Ich wünsche ihnen nur das Beste!
Hörpflicht: “Burning Benches”, “Oceans”, “Be All You Want Me To Be”, “Best For You”

41. The xx “The xx” (2009)
Ganz frisch und schon für die Ewigkeit. Wenn nicht mehr großartige Sachen dazwischenkommen, dann ist „The xx“ von gleichnamigen Band mein Album dieses Jahres (entsprechende Liste folgt später) und somit bereits bestens für die Top 100 des Jahrzehnts qualifiziert. Das kann ich schon nach zwei Monaten Dauerhörens mit Sicherheit so sagen. Kaum ein Album hat mich in letzter Zeit so bewegt. Da ist etwas ganz Besonderes am Werk, auch wenn einige das anders sehen. Puristischer geht’s dabei gar nicht. Das Quartett aus London entfaltet mit einfachsten Mitteln eine düstere Schönheit voller Melancholie und Zerbrechlichkeit, die aber auch gut in die Ohren geht. Zwei Gitarren, ein Bass und getriggerte Beats aus’m Drum-Computer sowie ein paar leichte Elektroversatzstücke reichen aus, kombiniert natürlich mit unglaublichen Hits, die eigentlich alles sein wollen, nur nicht eben solche. Und es ist dieser düstere New Wave Touch, der mich auch diesmal, wie schon bei Bands wie Joy Division oder Interpol, in den Bann zieht. Traurig, melancholisch, trist, aber immer wieder voller Momente der Hoffnung. Bspw. Wenn Sängerin Romy Madley Croft mit ihrer wunderbaren Stimme das Mikro ergreift und in „Islands“ den Angebeteten ansingt. Oder Wenn bei „Heart Skipped Beat“ leichte Hoffnung in der Dunkelheit aufkeimt. Besonders im Wechselgesang mit Bandkollegen Oliver Sim macht Crofts fragiler Soul unglaublich Sinn. Beide ergänzen sich bestens und führen so ihre eigenen, kleinen Dialoge. Introvertierte Liebeslieder in düsteren Zeiten. Ideal für die Nacht, für den Herbst und für alle einsamen Momente. Dieses Album ist so unglaublich groß und wunderbar anzuhören, dass es mir fast sogar die Tränen in die Augen treibt. Lange wurden Verzweiflung, Isolation und Dunkelheit nicht mehr so gut in Musik verpackt, wie hier. Alle Songs sind ausnahmslos zu empfehlen. Und natürlich sieht diese Band aus wie eine Schülerband und baut all ihre Songs auf einer simplen Grundidee auf. Das macht sie aber mit abwechslungsreichen Melodien und einer Idee, die wesentlich spannender ist, als die von Glasvegas. Ich werde mir Freude verfolgen, wohin der Weg dieser Band in den nächsten Jahren führen wird.
Hörpflicht: „VCR“, „Islands“, „Shelter“, „Night Time“

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