Mittwoch, 11. November 2009

Rainbow Party - (3) Commiseration

Helau!

Wie es der Name bereits andeutet, werde ich mich heute ausschließlich meinen liebsten Emo-Titeln widmen. Vermutlich wird da ein Aufschrei durch die vereinigte Leserschaft gehen, denn das ist ja etwas womit der gemeine Indie mal gar nix zu tun haben möchte.
Die Frage ist natürlich nur: Warum eigentlich? Peer pressure, schon klar. Denn prinzipiell hören wir, wie junge Männer auf den Hintergrund von mehr oder weniger heftigen Gitarren mit hoher Stimme astreine Popsongs singen. Wir lassen jetzt mal außen vor, wie die Buben aussehen und was für Fans sie haben. Und ja, auch die Texte bieten für gewöhnlich mehr Potenzial, als meinetwegen alle Beatles-Lyrics. Was ist schon falsch daran, über Trauer, Angst, Verlassenwerden und Einsamkeit zu singen: Ich stelle hier gerade eine Liste zusammen, wo mindestens 2/3 der Lieder davon handeln. Das aber, wohlgemerkt, bei Bands, die nicht in Verdacht stehen auf dem Emo-Zug zu fahren. Herrgott, Beth Gibbons (Portishead) hat noch nie von etwas anderem gesungen. Behaupte ich jetzt mal.
Naja, macht euch euer eigenes Bild. Ich stelle mal fünf meiner Lieblingsstücke vor, die in diesen Bereich fallen müssten. Ein weiteres Stück wird erst viel später kommen, da es eins meiner absoluten Favorites ist und auch - keine Sorge - nicht gerade den klassischen Emostil bedient.

From First To Last - Ride The Wings Of Pestilence, 2004



Diese jungen Herren brachten einst ein Album mit dem unschlagbaren Namen "Dear Diary, My Teen Angst Has A Bodycount" raus, was aber nicht weiter bedeutend ist. Lediglich dieser eine Song ist einfach dermaßen über alles Andere erhaben, dass er ... äääh ... den kompletten The Velvet Underground-Backkatalog in die Tasche steckt. Eigentlich beginnt er mit einem relativ simplen Riff, welcher aber sofort hervorragend weiter geführt wird. Die Zeit ist reif, den Song bahn brechen zu lassen. Die Struktur ist zwar deutlich erkennbar, schlägt aber unfassbare Haken. Ein Element nach dem nächsten wird eingeführt und wieder verlassen. Möglicherweise interpretiere ich zu viel rein, aber wie kann man denn das Gefühl der Ziellosigkeit besser vertonen. Dennoch ist das Arrangement zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar und stringent. Dazu umspielen sich die drei ähemm Vokalisten permanent. Hauen dem Hörer von allen Seiten Zeilen um die Ohren, bis der nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist. Bis zu dem Refrain, bei dem sich alle dazu vereinen, einen herrlichen Hymnus anzustimmen. All dies geführt von dem sehr schönen Falsettgesang des Sonny Moore (Jahrgang '88). Nach dem der Refrain erneut ertönt, folgt schließlich das Finale, welches dann vollendet die Apokalypse verkündet, so dass man eigentlich nicht mehr sitzen kann. Nach dem der Hörer nun einmal anständig gebügelt wurde, hat er nun Zeit Luft zu holen und auf Replay zu drücken, um sich wieder diesem faszinierendem Gesang und der harschen Abrissbirne von Musik hinzugeben.
Ach ja: Getreu dem Albumtitel, der ja auch im Song rezitiert wird, handelt der Text natürlich nicht von dem einsamen verlassenen Jungen, der nicht mehr weiter weiß. Nein er ergreift Initiative!

Panic! At The Disco - Lying Is The Most Fun A Girl Can Have Without Taking Her Clothes Off, 2005



Jaja, die waren ja sowieso immer anders, hatten Electro-Elemente und eine Varieté-Show. Nichtsdestotrotz in meinen Ohren sehr diesem Genre zugehörig. Dieses Lied, mit einem weiteren unfassbar griffigem Songtitel, ist schlicht und ergreifend ein perfekter Popsong. Beginnt - wie schon bei den Beatles üblich - ohne großes Intro direkt mit der Strophe, welche Brandon Urie mit warmen Ton in der Stimme intoniert. Im Hintergrund die beste denkbare Begleitung mit dezenten Gitarren, einen ansatzweise funkigen Bass und den sehr schönen Keyboard-Elementen. Bridge und Chorus natürlich wieder mit voller Maschine. Aber auch hier sehr hervorragend, einprägsam und hängen bleibend. Der C-Teil ist eine einfache Variante der Bridge, die aber schnell wieder zu der schönen Strophe führt. Und so weiter und so fort. Ein klarer, sauberer Song, megadick produziert und mit einem hervorragendem Gaga-Text. Wie gesagt, ein perfekter Popsong.

My Chemical Romance - To The End, 2005



Was für eine unfassbare Band. Mir egal, ob die irgendwie überheblich, oder sonstwie abgefahren sind. Diese Songs! Das Album, dem dieses Lied entnommen ist, "Three Cheers For Sweet Revenge", ist eines dieser wenigen Alben, wo ausschließlich gute Lieder drauf sind. Eingängig, sauber arrangiert, treibend, schmissig, technisch anspruchsvoll. Und ziemlich krasse Ohrwürmer. Das alles noch verpackt in eine Art übergeordnetes Konzept. Besser kann man Rock nicht machen.
"To The End" ist quasi das Destillat davon. Der für mich beste Song auf dem Werk. Kurz und knackig, rasant runtergespielt, lässt sich die Band doch ausreichend Zeit ihre großen Melodien erklingen zu lassen. Die beiden Gitarren umspielen sich permanent, der Gesang kommt wieder aus allen Richtungen auf einen zugeflogen. Eine Ruhepause gibt es nicht und bevor es langweilig wird, hat der ganze Spaß auch schon wieder ein Ende.
Ich weiß gar nicht, was ich noch groß darüber schreiben soll. Mal so gesagt: Jeder der schonmal versucht hat einen Popsong zu schreiben und/oder zu arrangieren, sollte vor diesen jungen Herren auf die Knie gehen und sie als eine seiner absoluten Meister anerkennen. Wie bereits erwähnt: Unfassbare Band.

On The Might Of Princes - Here Come The Sirens, 2003



Diese Band ist scheinbar an der Welt spurlos vorrüber gegangen. Dabei haben sie mit ihrem zweiten Werk Sirens ein sehr eingängiges, rockiges, emotionales und geradezu futuristisches Album auf den Markt gehauen. Nur leider nahm davon kaum einer Notiz. Ich aber doch. Und prompt haben sie sich mit Liedern, wie Go Fuck Yrself, oder You Whistle, I Shoot und natürlich dem hier vertretenen Quasi-Titelsong ganz tief in mein Herz gefräst. Trotz der recht martialischen Songtitel und dem New-York-Hardcore-Hintergrund sind diese vier Herren im Wesentlichen Poeten und Schöngeister. Nur das allerdings mit allerhand Sambal Oelek im Heck. So poltert es im Prinzip ganz ordentlich und der Sänger hat auch eine recht aggressive Gesangsart, aber sehr häufig kommt dann doch wieder der elegische, flächige, hell funkelnde Moment, der einen letztendlich ganz weit fort trägt. In die Schwerelosigkeit. Vergleichbar mit dem Surfen, wo eine Welle, die letztendlich wassergewordene Kraft darstellt, den Menschen auf dem Brettchen eine kleine Strecke trägt. Während dieser Zeit ist ist der Surfer der Schwerkraft entbunden, euphorisch und frei.

The Used - Poetic Tragedy, 2002



The Used kennt man eigentlich nur deshalb, weil deren Sänger Bert McCracken einst mit der Tochter Kelly von Ozzy Osbourne eine kurze Liaison hatte. Passenderweise zu der Zeit, als gerade die MTV-Kameras deren trautes Heim besetzten. Noch passender war, dass praktisch zeitgleich das selbstbetitelte Debüt-Album des Knaben und seiner Band erschien. Dieses hat durch genau diesen Marketing-Kniff einen ziemlich schäbigen Beigeschmack bekommen. Leider wird dabei gern übersehen, dass es musikalisch absolute Spitze ist. Abwechslungsreich, herausragend komponiert - weil oft vom Popschema abweichend, ohne seine Catchy-ness zu verlieren - und schließlich liebevoll arrangiert - unter anderem mit sehr schönen Streichern von Nick Ingmann. Und das alles unter der Federführung von John Feldmann, seines Zeichens Sänger der Funpunker von Goldfinger, dem man so etwas nicht gerade zugetraut hätte. Kurz und gut: ein weiteres hervorragendes Popalbum.
Warum gerade dieser Song? Ganz kurz: Neben der Tatsache, dass er insgesamt so schön, traurig und etwas kitschig ist: Bei 2:01 bekam ich schon oft und bekomme auch immer noch eine wahnsinnige Gänsehaut. Ganz großer Moment! So einfach ist das manchmal.

Gut ihr Jecken! Das wäre es für heute. Nächste Woche gibt es dann wieder den normalen Stoff, der keiner thematischen Gruppe unterteilt ist, sondern es geht wieder quer durch den Gemüsegarten. Bis dahin, gehabt euch wohl.

Meine 100 Alben 2000 - 2009 / Plätze 40 - 31

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40. Franz Ferdinand “Franz Ferdinand” (2004)
Und schon befinden wir uns mitten in den Top 40. Jetzt folgt die Crême de la Crême dieses Jahrzehnts und zum Einstieg gleich mal einer der ganz großen Klassiker dieser Dekade. Unverzichtbar in jeder solchen Auflistung, wenngleich es beim Feuilleton meist unter den vorderen drei Plätzen rangiert. Die Rede ist natürlich vom selbstbetitelten Debüt der vier Schotten von Franz Ferdinand. Dessen primäre Essenz besteht natürlich eher in der Welle, welches dieses Machwerk seinerzeit losgetreten hat, weshalb ihm allein für das Lostreten einer Subkultur, der ich mich sehr heimisch fühle, gedankt sei. Damals, als „Indie“ noch kein Schimpfwort für alles war, was sich anmaßte, mit Musik auszukennen, weil es ne Killers Platte besitzt, war dieses Album schon etwas Besonderes. Eine saubere 11-Songs-Ansammlung voller zackiger, kleiner Hits. Alex Kapranos und seine Mitstreiter machten die verrauchten Indie-Clubs der Welt zu Dancefloors im wahrsten Sinne des Wortes. Zackige Disco-Beats, schnittige Gitarren und idiotensichere Mitgröhlhits. Über „Take Me Out“ oder „This Fire“ muss man keine Worte mehr verlieren. Längst moderne Pop-Geschichte. Das ganze wirkt heute zwar schon leicht antiquiert, eben weil es in den vergangenen 5 Jahren so präsent war, aber man muss sich zurückerinnern um die Wirkung und Wichtigkeit dieses Albums nachzuvollziehen. Und da wirk ich gern mal übermäßig nostalgisch und erzähle von der Zeit, als das noch aufregend, neu und spannend war und wir alle Schampus mit Lachsfisch getrunken haben. Bildlich, nicht wörtlich. Dass „Franz Ferdinand“ dennoch nicht in meinen Top 3 ist, liegt schlicht und einfach daran, dass ich nie der größte Fan dieser Band war und selber wohl derjenige bin, der dies am wenigsten nachvollziehen kann. Ich mochte viele Songs, mochte sogar die Alben und gerade dieses Debüt ist unbestritten hittauglich. Aber wegweisende Bands waren für mich in dieser Dekade andere. Siehe Top 10. Aber auch diese wären ohne Franz Ferdinand nicht das, was sie heute sind. Bloc Party’s Kele Okereke drückte einst ein Demo-Tape Backstage in die Hände von Alex Kapranos. Der Rest ist auch Geschichte. Dennoch immer wieder ein Freudenfest in dieses Album hineinzuhören, auch nachdem sich das alles mit dem „Indie“-Ding wieder unnötig kommerzialisiert hat. Na ja, so ist das halt immer. Fragen sie mal den Grunge, zehn Jahre davor.
Hörpflicht: „Jacqueline“, „Take Me Out“, „This Fire“, „Darts Of Pleasure“

39. Coldplay “Viva La Vida Or Death And All His Friends” (2008)
Nur vier Alben benötigten Coldplay, um vom kleinen Newcomer zur erfolgreichsten Band des ausgehenden Jahrzehnts zu werden. Beeindruckend und leider auch irgendwie hochverdient. Das „leider“ benutze ich in dem Kontext immer gern, weil es durchaus ne Hassliebe ist. Freunde von mir wissen ja, dass ich gern mal damit prahle, die Karriere der Band von Anfang an aktiv zu verfolgen. Und irgendwie fühlt sich das halt immer blöd an, wenn die persönliche Lieblingsband auf einmal Fußballstadien bespielt. Kannste nix machen. Und es fällt mir wirklich schwer, dies zu verurteilen, denn die Band hat es leider drauf. Sicher, es gibt jene, welche der Band schon nach „Rush Of Blood“ den Rücken gekehrt hat und die man in ihrer Verbitterung eh nicht mehr retten kann. Und das 2005er „X&Y“ war natürlich in seiner Unausgereiftheit Wasser auf deren Mühlen und hat selbst mich ins Zweifeln gebracht. Doch dann kam dieser Befreiungsschlag namens „Viva La Vida“. Die lang ersehnte Runderneuerung und das Album, welches der Größenordnung dieser Band uneingeschränkt gerecht wird. Album Nr. Vier ist ein geschlossenes Gesamtkunstwerk, welches die Band in Höchstform zeigt. „Viva La Vida Or Death And All His Friends“ ist eine Ode an die Freiheit, eine Zelebrierung des Lebens, trotz aller Rückschläge und Trauer, die es mit sich bringt. Manche mögen das Kitschig nennen, naiv ist es auf keinen Fall, denn zu jedem Zeitpunkt wirkt die Band dabei unauthentisch oder peinlich. Also, ich kauf das Chris Martin und Konsorten bedingungslos ab. Jeder Song ein Treffer. Das groovende „Lost“, das hymnische „Lovers In Japan“, der poppige, mittlerweile etwas tot geleierte Titelsong oder das sommerlich entspannte „Strawberry Swing“. Coldplay ergänzen ihren klassischen Sound um viele neue Elemente und schütten alle Farben ihrer Songs in einem großen Topf zusammen, aus dem am Ende dieses Projekt entstanden ist. Vielfältig, hochwertig musikalisch und vor allem immer noch weit von dem Einheitsbrei entfernt, welcher seit Jahren versucht, diese Band zu kopieren. Coldplay haben einfach dieses gewisse Etwas, bei dem alle Elemente zu funktionieren scheinen. Die Tatsache, dass diese Band fast den ganzen Planeten anspricht sollte nicht als Makel empfunden werden, sondern als die Erkenntnis, dass dieser Sound so gut, so universell ist, dass es gar nicht anders als so funktionieren kann. Aller paar Jahre gibt es mal solche Bands. Und wenn die Entwicklung im nächsten Jahrzehnt ähnlich spannend ist, wie bspw. bei U2, dann bleib ich auch noch etwas länger am Ball.
Hörpflicht: “Lost!”, “Lovers In Japan”, “Viva La Vida”, “Death And All His Friends”

38. New Order “Get Ready” (2001)
Hach, als ob sie nie weg gewesen wären. Rob Gretton sei Dank! New Orders ehemaliger Manager brachte die Band wieder auf einen gemeinsamen Nenner, nachdem man Anfang der 90er wohl keinen gemeinsamen musikalischen Nenner mehr gefunden hat. Doch dann war die Zeit reif und New Order machen da weiter, wo das 93er „Republic“ aufgehört hatte… und wenn man sich mit einem Paukenschlag, wie dem genialen „Crystal“ zurückmeldet, verstummen schnell alle Zweifler. Einer der besten Songs der vergangenen 10 Jahre! New Orders Ausnahmestellung in der Geschichte des Pop untermauerte dann auch das anschließende Comeback-Album „Get Ready“, welches die Band wieder in alter Stärke zeigt. Bernie Sumner singt wie immer gefühlvoll mit einer Stimme, die dies nicht kann, Hooky zupft am Bass, wie eh und je und die Synthies klingen klar, wie lange nicht mehr. Dazu eben so passende Songs, wie die Singles „Crystal“ oder „60 Miles An Hour“, die relaxte Aussteiger-Hymne „Turn My Way“ oder das chillige „Vicious Streak“. Auch Songs, wie „Someone Like You“ oder „Run Wild“ sind tadellos. Da verzeiht man auch schon mal nen Komplettausfall, wie „Rock The Shack“ mit Primal Scream Frontmann Bobby Gillespie. Na ja, der alten Madchester-Rave-Zeiten wegen. Von mir aus. Insgesamt gibt sich die Band nach den Dance-Experimenten Ende der 80er und Anfang der 90er wieder deutlich song-orientierter und rückt die Gitarren wieder in den Vordergrund, ohne die heiß geliebte Elektronik zu vernachlässigen. Insgesamt eine richtige Balance aus alten und neuen Elementen, welche die Band richtig jugendlich und frisch erscheinen lässt. Leider hielt der neue Geist nicht allzu lange durch. Der Nachfolger „Waiting For The Sirens’ Call“ ging den gitarrenlastigen Weg noch konsequenter weiter, danach ging man wieder einmal getrennte Wege. Peter Hook verlässt die Band, ohne dem Rest Bescheid zu sagen und löst sie eigenmächtig auf. Der Rest weiß davon nichts, macht aber auch keine Anstalten Hooky zum Bleiben zu überreden. Ein unwürdiges Ende für eine der vielseitigsten und wichtigsten Popbands des vergangenen Vierteljahrhunderts. Bleibt die Hoffnung, dass die Nachfolgebands dann auf Dauer doch nicht befriedigend sind und man sich im Rentenalter noch mal zusammenrauft. Rob Gretton ist mittlerweile verstorben und kann dementsprechend nicht nachhelfen.
Hörpflicht: “Crystal“, „Turn My Way“, „Vicious Streak“, „Someone Like You“

37. Mew “Frengers” (2003)
Also, musikalisch ist mir unser nördlicher Nachbar Dänemark nach wie vor relativ unbekannt, muss ich sagen. Klar, da gab’s in den 90ern mal die lustigen Aqua mit dieser schnuckligen Frontfrau und dem furchtbaren „Barbie Girl“ und Techno-Halbgott Trentemøller ist da auch zuhause. Und Alphabeat? Die nerven irgendwie. Gar nicht nerven hingegen die begnadeten Mew, die nicht nur aufgrund meines mangelnden Wissens bezüglich der dänischen Musiklandschaft meine liebste Band des Landes sind. Nach großem regionalen Erfolg mit den ersten Alben, veröffentlichte man 2003 das internationale Debüt „Frengers“, welches zu großen Teilen aus neueingespielten Versionen der besten Songs der ersten Alben besteht. Qualitativ bedeutet dies aber keine Einbußen. Im Gegenteil. Seitdem ich das erste Mal das wundervolle „Comforting Sounds“ bei Viva Zwei (daran sieht man mal, wie alt das Album ist) gesehen habe, bin ich hoffnungslos in diese Band verknallt. Und das war damals nur die kurze Videofassung. Von der genialen Brillanz der gut 9minütigen Originalversion mal ganz zu schweigen, welche einen immer noch eine Gänsehaut verpasst. Im Gegensatz zu ihren sperrigen späteren Kunstpopalben, umweht „Frengers“ eine geradezu simple Leichtigkeit, was natürlich nicht bedeutet, dass wir es hier mit belanglosem Formatradio-Singsang zu tun haben. Ganz im Gegenteil. Ihr breitschichtiger Sound wirkt immer noch verspielt und manchmal mit viel zu viel Zuckerguss serviert. Wie bei der traumhaft zerbrechlichen Powerpop-Ballade „She Came Home For Christmas“ mit all den Synthie- und Gitarrenwänden und Jonas Bjerre’s Knabengesang. Oder der wunderbare Opener „Am I Wry? No“, mitsamt den wuchtigen „Snow Brigade“ gleich hintendran, welchem wiederum das melancholische Duett „Symmetry“ folgt. Mit wem eigentlich? Ach, vergessen. Ist auch nicht so wichtig, denn was zählt ist dieses famose Gitarrenpopalbum, welches für jeden Geschmack etwas bietet und eigentlich sogar alles im Überfluss bietet, wenn man’s mal genau nimmt. Oder weiß einer, wie man eben jenes „Comforting Sounds“ noch größer machen könnte, als es am Ende dann ist? Ein Versuch wäre zwecklos. Die Songs sind wunderbare Ohrwürmer, die meine Liebe zu kitschigen Arrangements voll und ganz bedienen, eben weil die Band zwischen immer wieder klar macht, dass man es hier nicht mit herkömmlichen Popliedchen zu tun hat. Es ist halt nach wie vor Liebe…
Hörpflicht: „Am I Wry? No“, „Her Voice Is Beyond Her Years“, „She Came Home For Christmas“, “Comforting Sounds”

36. The Organ “Grab That Gun” (2005)
Falls sich irgendwer, der das ließt, da draußen so fragt, mit welchem Musikgenre man mich auch im x-ten Aufguss immer wieder locken kann, dem sag ich’s an dieser Stelle nochmal (denn ich glaub, ich hab’s weiter hinten bei The Departure schon gemacht)… Melancholisch angehauchter New-Wave-Post-Punk. Seien es die großen Originale wie The Cure, Joy Division oder die Smiths, die großen Nachfolger, wie Interpol oder die Editors und von mir aus auch die neuste Generation mit The xx… damit bekommt man mich. Melancholisch hallende Gitarren, düstere Atmosphäre, Tristesse, Introvertiertheit und der ganze Kram. Dabei wird allerdings nie der durchaus monton-tanzbare Beat und die Mitsingbarkeit vergessen. Es ist eine Kombination aus all diesen Elementen, die ich so faszinierend finde. Vielleicht ist es auch das Gefühl von Dunkelheit, welches Post Punk immer unschwirrt. Wer weiß. Worauf ich eigentlich hinaus wollte. 2005 veröffentlichte die Gitarrengirlband The Organ aus Kanada ihr Debüt „Grab That Gun“. Zugleich war es auch ihr einziges Album, weil man danach wieder getrennte Wege ging. Aber genau dieses eine Album fährt voll die Spur, welche ich an diesem Genre so liebe und hat einen starken Eindruck bei mir hinterlassen. Und natürlich kopieren The Organ hier vielleicht sogar noch ne Spur schamloser, als die Konkurrenz, aber daran liegt auch der gewisse Reiz. Selten hat es eine Band so gut geschafft, diesen speziellen Klang von 80er-Jahre Post-Punk so gut zu konservieren und wiederzugeben. Ich meine, das klingt ausnahmsweise mal wirklich altbacken, wie man es lange nicht gehört hat. Und außerdem umweht das Album auch dieser spezielle Geist, den Debüts so haben. Nicht ganz perfekt, aber einzigartig. Hinzukommt natürlich Frontfrau Katie Sketch, welche es, wie kaum jemand anderes schafft, den großen Stephan Patrick Morrissey stimmlich zu kopieren. Fast schon dreist, wie sie da nachleidet. Immerhin wird ihm, ganz offensichtlich, der Song „Steven Smith“ gewidmet. Und natürlich freut man sich als alter Smiths-Fan wie ich, nach deren verfrühtem Ende, wenn da irgendwie noch mal etwas um die Ecke kommt, was so ähnlich klingt und sich irgendwie auch so anfühlt. Großes Gefühlschaos. Angst, Trauer, verzweifelte Liebe! Alles drin und in perfekte kleine Songs verpackt. „Love, Love, Love… I really like a small part of it“ Gott, was’n Pathos! Ja, hier wird ehrlich gelitten, zwar unglaublich unoriginell und unglaublich kurz (nur ne knappe halbe Stunde lang), aber für mich genau richtig. Nein, das war und ist genau mein Ding, Baby. Auch heute noch. Teile der Band inkl. Sketch haben mittlerweile ein Restaurant eröffnet, sagt Wikipedia. Was’n Abstieg! Das schreit doch schon nach neuem Songmaterial.
Hörpflicht: “Brother”, “Love, Love, Love”, “A Sudden Death”, “I Am Not Surprised”

35. Depeche Mode “Exciter” (2001)
Das schlimmste an Depeche Mode sind zweifelsohne ihre Fans. Wohl kaum eine Band kann sich, gerade in Deutschland, einer so hartnäckigen und treuen Fangemeinde sicher sein, die während der langen Touren gern mal auf mehrere Konzerte geht, alle Singles in allen Ausführen kauft oder sich auf DM Parties die immer gleichen Gassenhauer aus der guten, alten Zeit um die Ohren haut. Dave-Gahan-Haarschnit-Anno-1990 inklusive. So aufopfernd, wie sie manchmal sind, so kritisch sind sie gleichzeitig. Denn während da einige DM eher als nostalgisches Gefühl ihrer Jugend behalten wollen, entwickelt sich diese Band im neuen Jahrtausend nach wie vor musikalisch weiter und versucht, na ja, so gut es halt geht, nicht wie DeeeeMoooo zu klingen. Das krasseste Beispiel folgte gleich zu Beginn des Jahrzehnts. Nach den drogen- und krisengetränkten 90ern warfen Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher ihren dunklen Balast ab und kreierten zusammen mit Björk-Produzent Mark Bell einen neuen, leichteren Sound für eine neue Dekade. Herausgekommen ist „Exciter“, das frischeste und sicher experimentierfreudigste Album, welches diese Band in den letzten Jahren gemacht hat. Der schwermütige dunkle Touch ist immer noch in Teilen vorhanden, denn er ist Teil dieser Band, aber gleichzeitig gesellt sich eine losgelöste Heiterkeit und Klarheit hinzu. Reduzierte, minimalistische Arrangements tuen ihr Übriges und lassen Depeche Mode in einem ganz neuen Licht erscheinen. Vor allem werfen sie nach Jahren der Dunkelheit mal überhaupt wieder Licht auf die Band. „Dream On“ mit leicht zupfender Blues-Gitarre, oder das wunderbare Liebeslied „Freelove“. Und das wunderbar-traurige „When The Body Speaks“ ist ohne jeden Zweifel eines der schönsten und ehrlichsten Liebeslieder, welches die Band bisher geschrieben hat. Zwar wagt man sich mit dem sperrigen „The Dead Of Night“ oder dem Disco-Track „I Feel Loved“ auch mal in andere Gefilde, aber der Grundton bleibt der gleiche. Eine Band, die nach Jahren des Umherirrens ihre innere Ruhe gefunden hat und Lust hat, auch mal über andere, positive Sachen zu singen. Ich meine, im Abschlussschlaflied „Goodnight Lovers“ heißt es dennoch „When you born a lover, you’re born to suffer“. Nur singt es Dave Gahan auf eine Art und Weise, wie er dies noch nie vorher getan hat. Viele der alten Fans wollen oder können „Exciter“ nicht verstehen. Für alle, bei denen der musikalische Horizont auch jenseits der Dunkelheit weitergeht, bietet dieses Album viel zu entdecken. Das vielleicht letzte Mal, dass Depeche Mode wirklich überraschend und wirklich, ganz im Sinne des Titels, aufregend klangen. Die beiden Alben danach waren zweifelsohne auch sehr ordentlich, aber irgendwie ist es nicht ganz so toll, wie es damals 2001 war. Oh Gott, und jetzt kling ich auch schon, wie einer von ihnen.
Hörpflicht: „Shine“, „When The Body Speaks“, „Goodnight Lovers“

34. Pet Shop Boys “Release” (2002)
Ironischerweise verhält es sich mit “Release” von den Pet Shop Boys ähnlich, wie mit „Exciter“. Genauso wie Depeche Mode gehören sie zu den wenigen immer noch präsenten und vor allem relevanten Bands der 80er Jahre und genauso beschreitet „Release“ neue Wege, welche vielen Fans des britischen Popduos heut immer noch nicht ganz geheuer sind. Dabei ist „Release“ natürlich genau der richtige Schritt zur richtigen Zeit gewesen. Neil Tennant und Chris Lowe liefern das Gegengewicht zum ungebremsten Elektro-Art-Hedonismus, welchen man in den 90ern zelebriert hatte und welcher zuletzt mit dem schillernden 99er Album „Nightlife“ seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. Inklusive Musicalshow, bunter Kostüme und gelber Wuschelperrücken. Nein, die Pet Shop Boys wollten weg davon und die Musik sprechen lassen. So ist „Release“ Tennant und Lowe pur, nur statt Disco gibt’s diesmal Britpop mit handgemachten Instrumenten. Das ändert natürlich nichts an ihren Qualitäten, sondern verdeutlicht einfach den letzten Kritikern, dass hinter den oft kitschigen und übertriebenen Arrangements in der Regel intelligente, super komponierte Popsongs stehen. Irgendwo hab ich damals gelesen, dass Noel Gallagher für so etwas wie „I Get Along“ töten würde. Und recht hatte der Journalist, denn dieser Song hat einfach Schmiss und ist sicher das letzte, was man in dieser Form von den beiden erwartet hätte. Ansonsten überwiegen wirklich Gitarren, Piano und Beats, welche zwar meist immer noch aus’m Synthie kommen, aber dabei so organisch klingen, das man es fast nicht glauben kann. Hinzu entfalten Tennant und Lowe als Songwriter ihre sensible, introspektive Seite, singen über Verlust, Schmerz, wie in „Birthday Boy“ oder dem bitteren „Love Is A Catastrophe“. Aber es ist auch Zeit für die wunderbaren kleinen Geschichten, wie die der Einwanderer in „London“, Neils Technikfrustration mit „E-Mail“ oder der homoerotischen Abenteuer mit Eminem in „The Night I Fell In Love“. Man gibt sich ungewohnt ehrlich und direkt, weshalb der Gesamtsound der Platte durchaus logisch erscheint. Am Ende resümiert Tennant noch einmal über die Liebe und bleibt Pragmatiker, als er im melancholischen „You Choose“ einsieht, dass man letztendlich vielleicht doch Schmied seines eigenen Glückes oder Unglückes ist. Was’n Schlusswort! Selten waren die Pet Shop Boys ehrlicher, direkter und verblüffender, als auf diesem Album. Zu vielen Nummern hatte und habe ich immer noch eine starke Bindung, stärker als beim vielleicht etwas besseren „Yes“ aus diesem Jahr. Wenn man den Glitter und Glamour bei den Boys weglässt, dann wirkt das durchaus überraschend, wenngleich man sie aber am Ende doch lieber mit sieht.
Hörpflicht: “I Get Along”, “London”, “Love Is A Catastrophe”, “You Choose”

33. Tomte “Hinter All Diesen Fenstern” (2003)
Viel Deutsches ist ja angesichts der internationalen Übermacht hier nicht dabei, das gebe ich zu. Deutschsprachige Musik hat es bei mir seit jeher, wohl aufgrund meiner vorwiegenden Sozialisation durch englischsprachige Musik, schwer. Dabei ist die deutsche Sprache eine schöne. Die, der Dichter und Denker. Aber oft denken zu wenige, vom Defizit an Dichtung mal ganz zu schweigen. Es ist aber auch schwer, denn ruckzuck steckt man in der Schlager- oder Klischeeecke. Mir kann man’s vermutlich nicht recht machen. Es sei denn, man heißt Thees Uhlmann und hat ’ne Band namens Tomte in der Hinterhand. Anfangs von mir noch schlicht belächelt, schaffte es diese Band Stück für Stück mein Herz immer mehr zu erobern und nimmt nun Ende 2009 einen festen und durchaus großen Platz da ein. Und falls es irgendein Argument gibt, warum gerade diese Band bei mir den Vorzug gegenüber all den Kettcars, Tocotronics oder Kantes dieser Welt hat, dann ist es dieses kleine, große Meisterwerk. Ein deutscher Klassiker der Moderne sozusagen. „Hinter All Diesen Fenstern“ zeigt die Band auf ihrem musikalischen Zenit, nachdem man sich jahrelang qualitativ nach oben gespielt hatte. An diesem Album stimmt alles. Fangen wir mal mit dem Sound an. Tomtes melodischer Indierock ist hier eindeutig auf internationalem Niveau produziert worden und hat auch diesen speziellen Klang, den ich an vielen deutschen Bands vermisse. Ich kann’s auch recht schwer in Worte fassen, aber hier sitzen die Elemente hervorragend zusammen. Vor der großen Konkurrenz muss man sich jedenfalls nicht verstecken. Dazu kommen unglaublich gute Songs, die auch deshalb so gut sind, weil Thees Uhlmann in all seiner Kryptik die richtigen Worte findet. Klar, manches versteht man nicht und vieles lässt sich frei interpretieren, aber gerade darin besteht auch der Reiz. Und immer mal wieder diverse Anspielungen auf andere Songs. Doch ungeachtet dieser Tatsache findet Uhlmann eine wunderbare Ehrlichkeit in den Sachen, die er singt. Erkenntnisse über das Leben, das Hadern mit der eigenen Existenz und dadurch auch immer die gleichzeitige Rechtfertigung von eben dieser. Die ganz normalen Ängste eines Mannes um die 30? Vielleicht! Vielleicht auch für ein paar Jahre davor. Lebensweisheiten, die ans Herz gehen. „Die Schönheit der Chance, dass wir unser Leben lieben, so spät es auch ist.“ Songs, wie diese, aber auch „Für immer die Menschen“ oder „Bastarde“ sind ganz, ganz großes deutsches Liederkino. Und vermutlich werden die, welche die streitbare Figur des Thees Uhlmann nicht verstehen wollen oder können, es einfach nicht raffen. Der Rest fühlt sich, wie ich, in den Songs einfach unglaublich verstanden. Und trotz all der schönen englischen Wortschöpfungen eines Stephan Patrick Morrissey, ist es einfach schön und angenehm, dass auch mal alles passend in der Sprache zu hören, die man täglich spricht.
Hörpflicht: „Für Immer die Menschen“, „Die Bastarde, die dich jetzt nach Hause bringen“, „Du bist den ganzen Weg gerannt“, „Die Schönheit der Chance“

32. The Killers “Hot Fuss” (2004)
Ach, hier noch so ein paar Kandidaten aus den Band-“Gründerjahren“ 2004/ 2005… die Killers aus Las Vegas. Mittlerweile sind sie ja selbst dem letzten Deppen bekannt. Egal, ob Human oder Dancer. „Hot Fuss“ machte damals den Anfang und zeigt bereits überdeutlich, worauf die Band um Brandon Flowers abzielte. Sie besingen es ja selber: Glamorous Indie Rock & Roll! Nichts anderes machen die Killers. Die Songs bleiben eingängig, bedienen sich aber großzügig bei den 80ern. Synthie-Flächen und Disco-Beats inklusive. Und auf den Basslauf in „Jenny Was A Friend Of Mine“ wäre sogar Peter Hook stolz. Die Killers sind halt von allem etwas mehr. Ein bisschen mehr Kitsch und ein bisschen mehr Pathos. Aber der Rhododendron steht drauf, zumal man auch sagen muss, dass die Band damals nach den Garagenrock-Ausflügen der Strokes oder Libertines ein willkommener Farbtupfer in der aufkeimenden neuen Indie-Rock-Bewegung waren. Die Songs blieben schmissige Hits und „Mr. Brightside“ oder „Somebody Told Me“ sind ja eh schon moderne Klassiker… doch die Band machte alles etwas kitschiger. Hier ein paar 80er-Trompeten, da ein Gitarrensolo. Sachen, die jahrelang irgendwie keiner mehr gewagt hatte zu bringen (eben weil es manchmal höchst grenzwertig ist), brachten die Killers wieder auf den Tagesordnungspunkt. Ich meine, wie kann man so einem Soul-Ghospel-Monster, wie „All These Things That I’ve Done“ schon widerstehen? Ich persönlich konnte es nicht und finde die Band, trotz des Kritiker-Gegenwindes zuletzt immer noch recht spannend. Hauptsächlich, weil sie ihr Ding durchziehen und dabei auf Kritiker pfeifen und sich in ihrer kitschigen Glitzerwelt pudelwohl fühlen. Für so was verdient jede Band Respekt und die richtigen Songs haben sie ja auch noch. Die besten haben sie allerdings nach wie vor auf „Hot Fuss“. Vielleicht hängen einem manche Nummern heute ein wenig zum Hals raus, aber als ich das Album Ende 2004 entdeckte hat es einen glitzernden Eindruck bei mir hinterlassen, der immer noch anhält. Für mich selber waren sie damals mit die ersten in einer neuen musikalischen Welt, welche gerade erst anfing sich mir zu öffnen. Soviel Pioniergeist wird natürlich ausreichend mit einer guten Platzierung gewürdigt.
Hörpflicht: “Jenny Was A Friend Of Mine”, “Mr. Brightside”, “All These Things That I’ve Done”, “Believe Me Nathalie”

31. Keane „Hopes And Fears“ (2004)
Im Sommer davor, im selben Jahr, waren Keane auch ein sehr erfrischender Wind in meinen Gehörgängen. Ich erinner mich noch gern zurück. „Somewhere Only We Know“ fand ich nett, aber nicht berauschend. Schon damals war ich der permanent aufkeimenden Coldplay-Klone gelegentlich etwas überdrüssig. „Everybody’s Changing“ mochte ich aber irgendwie schon eher, also hab ich in einem CD-Fachgeschäft (hört, hört!) mal reingehört und ich erinnere mich noch gut, in welcher Rekordzeit ich meine Kaufentscheidung zugunsten von „Hopes And Fears“ damals getroffen habe. Ich glaube, da reichten die ersten paar Takte jeder Songs aus, um mich zu überzeugen. Den ganzen Sommer hab ich dann fast nix anderes gehört und auch ganz detailliert jeden mp3-Schnipsel dieses Trios gesammelt, welches ich finden konnte. Doch warum gerade Keane mit ihrem kitschigen Formatradio-Gesinge, dass wirklich an Harmlosigkeit manchmal nicht zu überbieten ist? Primär zwei Gründe. Nummer Eins war einfach, ähnlich, wie bei den Killers, dass das damals ne recht frische Sache war. Lange hatte ich keine so gute neue Popmusik gehört und ich liebe ja bekanntermaßen Popmusik. Und das geht fließend einher mit dem zweiten Grund: „Hopes And Fears“ bietet einfach ausnahmslos 12 sehr gute, bis herausragende Songs, die allesamt vor allem schlimmste Ohrwürmer sind, die man gar nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Seien es die Power-Nummern, wie „Bend & Break“ oder „This Is The Last Time“ oder die etwas gemäßigten, wie „Can’t Stop Now“. Dazu klimpert Tim Rice-Oxley im Hintergrund unentwegt schönen Klavierpop zusammen, während Tom Chaplin darüber säuselt. Auch das Weglassen der Gitarre fand und find ich heut noch recht spannend an dem Album. Gibt’s ja auch eher selten. Und gerade die ruhigen Momente wie „We Might As Well Be Strangers“ oder das hymnische „Bedshaped“ am Ende können immer noch in richtigen Momenten die Gefühle hoch kochen lassen. Sicher, mittlerweile hab ich meine Keane-Hysterie ein wenig überwunden und an dem Album hat sicher auch die Zeit etwa genagt. Aber dieses Ranking umfasst halt verschiedene Kriterien und „Hopes And Fears“ war 2004 mein Album des Jahres, selbst wenn es im Nachhinein heute vielleicht ein anderes hätte werden können. Aber die Erinnerungen und Empfindungen sind ja nach wie vor vorhanden. Und es ist irgendwie immer noch ein echt gut gemachtes Popalbum. So etwas sollen die Kritiker erstmal hinbekommen.
Hörpflicht: “Bend And Break”, “Everybody’s Changing”, “Can’t Stop Now”, “Bedshaped”

nobono

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