Rainbow Party - (5) Estrangement
Hi there!
Weiter geht's im Text. Heute wieder viel Nachdenkliches. Aber es ist ja auch November da hört man sowas gern. Keine Sorge, einen Arschtritt habe ich dennoch parat.
Viel Freude nichtsdestotrotz.
30.) Leonard Cohen - A Thousand Kisses Deep, 2001
Billige Keyboards. Viel zu viel Hall an allen Ecken und Enden. Warum muss eigentlich die Frau permanent im Hintergrund die gleiche Melodie mitsingen? Boah, ist das lang. Was will mir Herr Cohen eigentlich mit dem Text sagen? Kann der nicht mal konkret werden? Da muss ich ja glatt eine Internetseite zu Rate ziehen! Solche Musik kommt normalerweise, wenn Chris de Burgh bei Verstehen Sie Spaß? auftritt. Mit viel Kunstnebel, dämlicher Beleuchtung, Weichzeichner und schwarzen Backgroundsängerinnen. Der Mensch der das "Schlagzeug" programmiert hat, muss ja schwer auf Dope gewesen sein. Es geht wirklich spannender. Oh! Das ist die Frau, der diese Stimme gehört, die da im Hintergrund zu hören ist. Sowas darf nicht, kann nicht, sollte nicht als gute Musik bezeichnet werden!
Aber wie meditativ und kontemplativ kann ein Lied eigentlich noch sein? Wieso schlafe ich dennoch nicht ein, sondern bin konzentriert und gleichzeitig beruhigt? Wie kraftvoll und klar kann eine Komposition eigentlich sein? Kann mal bitte einer einen poetischeren Text schreiben? Wieso stört mich die Frau im Hintergrund nicht, sondern trägt sie Melodie entscheidend mit? Und vor allem: Wo bekomme ich mal bitte eine so unfassbare Stimme her?
29.) Straylight Run - Now It's Done, 2004
Taking Back Sunday sind im Prinzip die Band, bei der im Prinzip jeder sofort sagen würde: Das ist 100% Emo. Sie sind quasi der Stil. Sie waren mit die ersten die auf der Bildfläche erschienen und irgendwie auch mehr oder weniger Vorreiter und Könige des Emo-Rocks. Gerade als sie dabei waren so richtig durch die Decke zu gehen, findet John Nolan, dass er mehr Lust auf andere Musik hat. Er verlässt die Shooting Stars der Szene, um gemeinsam mit seiner Schwester und zwei anderen Enthusiasten fortan unter dem Banner Straylight Run Popmusik mit sehr viel Piano und wenig bratenden Gitarren zu machen.
Zum größten Teil singt er selbst und es klingt richtig gut. Doch wenn seine - sehr hübsche (ja das finde ich erwähnenswert) - Schwester zum Zuge kommt, dann geht die Sonne auf.
Wenngleich sie im vorliegenden Lied von der Bitterkeit einer Trennung singt, klingt das Lied dennoch sehr süß und bekömmlich. Um nicht zu sagen himmlisch. Zart instrumentiert, ordentlich strukturiert, sauber produziert wie man es erwarten kann, ist das Fundament geschaffen, dass Michelle Nolan ihre traurige und wunderschöne Weise singen kann.
Ja, das ist Kitsch. Ja, das ist schmalzig. Ja, das ist OC California-Musik. Ja, ich bin froh, dass ich dieses Lied kenne.
28.) The Fall Of Troy - Act One, Scene One, 2005
Na? Wem ist das hier zu High Energy?
Ich weiß nicht was die Herren Troy so zum Frühstück essen, aber ich wette, irgendwo ist da Speed, Crystal, Ecstasy und Kokain versteckt. Das alles garniert mit reichlich Tabasko und dazu einen schönen fünffachen Espresso! Die Musik kann einfach nicht so richtig still sitzen. Ich frage mich, wie die Jungs spielen gelernt haben. Man sollte sich vor Augen halten, dass sie zum Zeitpunkt der Aufnahme etwa 18 Jahre alt waren. Allerdings befinden sich auf dem Album Doppelgänger auch Songs, die sie bereits zwei Jahre vorher auf einem selbstbetitelten Demo-Album veröffentlicht haben. Mit 16 (!). Und wir reden hier nicht von irgendwelchen schrammeligen Bright Eyes-Folk Songs. Nein, wir reden hier von einer Band die supertight zusammenspielt, obwohl jeder Instrumentalist für sich eigentlich Parts spielt, die das Spiellevel von 80% anderer Leute, welche in einer Band spielen, übersteigt. Dazu kann der Gitarrist noch singen wie ein Verrückter. Schaltet blitzschnell von einem recht klaren und schönen Gesang zu einem berserkerhaften Geschrei um, oder auch mal zu einem Justin Timberlake-Falsetto ("I just want your attention baby, every sweat-soaked night, every taunting fight!!!") der poppigsten Sorte. Dieses ganze Können gießen sie in Songs, die dermaßen zerhackstückelt sind bzw. so viele Haken schlagen, dass man sich fragt, wie die sich das zur Hölle alles merken können.
Bis hierhin könnte man natürlich meinen, das ist im Wesentlichen so eine Muckerband-Band wie Dream Theater oder so, die also hauptsächlich Musik machen, damit andere Musiker blass vor Neid werden. Doch noch nicht mal das trifft zu - zumindest meiner bescheidenen Meinung nach. Nein, was wir hier vorliegen haben, ist hoch emotionale, eingängige und durchaus Ohrwurm-taugliche Musik, die allerdings den Hörer ein wenig hin und her wirft. Und im Gegensatz zu den Kollegen von The Mars Volta, die sich bei gleichem Ziel gerne mal im Raum-Zeit-Kontinuum verlieren, besteht diese Gefahr bei The Fall Of Troy nie so richtig. Dafür sind die Stücke doch zu straff, kompakt und letztendlich auch ... poppig.
Atemberaubend das.
27.) Beth Gibbons & Rustin Man - Sand River, 2002
Von hart zu zart. Zärter. Am zärtlichsten. Zaghafter kann man einen Song eigentlich nicht instrumentieren und singen. Vorsichtig. Suchend. Unsicher.
Dass man allerdings auch nicht gerade Thrash Metal erwartet, wenn sich die Sängerin von Portishead mit dem Bassisten von Talk Talk zusammentut, dürfte auch klar sein. Aber sowas? Wo man immer Angst hat, dass das Lied unter seiner eigenen Last zusammenbricht? So leise, fast flüsternd, bringt Ms. Gibbons ihre Beobachtungen an den Mann, dass man automatisch konzentriert bleibt, um ja nix zu verpassen. Dazu streicht, wer auch immer gerade Gitarre spielt, scheinbar mit einer Feder über die Saiten. Dezent wird der Bass gezupfelt, und das Schlagzeug hat hier seinen Namen auch nicht verdient. Tupfzeug wäre angebrachter.
Das wäre eigentlich hervorragende Musik für den Herbst, für die Zeit am Kamin, oder auch um in einer klaren Sommernacht sich auf einem Floß stromabwärts treiben zu lassen. Wären die fallenden Blätter, das Knistern des Feuers, das sanfte Rauschen des Flusses nicht so verdammt laut im Vergleich zu diesem fragilen Wunderwerk.
26.) Blackmail - Airdrop, 2003
Friend Or Foe ist nicht nur das beste Album, was in den letzten zehn Jahren aus Deutschland kam. Nein, es ist auch noch allgemein eins der besten Alben, die jemals veröffentlicht wurden. Denn auf diesem war die sowieso schon fabelhafte Band Blackmail auf dem absoluten Höhepunkt ihres Schaffens. Rauh, schroff und laut, wie man es vorher bereits von Gitarrist Kurt Ebelhäusers erster Band Scumbucket kennt, im Sound. Melodisch, traurig, kraftvoll in der Musik. Kein einziger Ausfall. Nirgends. Weder in der Komposition, noch im Arrangement, oder in der Performance. Alles passt. Alles sitzt. Und - vor allem! - alles atmet. Das Werk ist voller Leben, voller Emotionen, voller Schönheit.
Aber an der Stelle soll es ja nicht um das Album gehen, sondern um dessen Opener. Einigen vielleicht als Abschlussong des Films Kammerflimmern bekannt. Alle anderen sind herzlich eingeladen, ihn an dieser Stelle kennen zu lernen. Seinen sehr leisen, dezenten und luftigen Einstieg. Darauf folgend, den pompösesten Ausbruch, den man sich dafür vorstellen kann. Den irrwitzigen Drive der dadurch aufgebaut und der, bevor es überhand nimmt, auch schnell wieder beendet wird. Nur um den Suchtfaktor noch weiter ins Unermessliche zu steigern. Und natürlich des Liedes hervorragender Text mit den unglaublichen Zeilen
Your tears have turned the water black
you just stumble
and wait for the attack
Your hands protect your eyes
You're sure you´ve lost your speech
but things don´t happen
before they´ve come to grief...
Besser kann das Gefühl des Verlorenseins nicht beschrieben werden. Blackmail die Meister.
PS: Bei dieser Band habe ich mich natürlich am schwersten getan einen Lieblingshit rauszusuchen. Denn davon gibt es bei den Koblenzern einfach zu viele. Daher kann ich einfach nicht anders, als an dieser Stelle noch folgende Titel der Band hervorzuheben:
Ken I Die
Sunday Sister
Club 45
It's Always A Fuse To Live At Full Blast
Foe
Weiter geht's im Text. Heute wieder viel Nachdenkliches. Aber es ist ja auch November da hört man sowas gern. Keine Sorge, einen Arschtritt habe ich dennoch parat.
Viel Freude nichtsdestotrotz.
30.) Leonard Cohen - A Thousand Kisses Deep, 2001
Billige Keyboards. Viel zu viel Hall an allen Ecken und Enden. Warum muss eigentlich die Frau permanent im Hintergrund die gleiche Melodie mitsingen? Boah, ist das lang. Was will mir Herr Cohen eigentlich mit dem Text sagen? Kann der nicht mal konkret werden? Da muss ich ja glatt eine Internetseite zu Rate ziehen! Solche Musik kommt normalerweise, wenn Chris de Burgh bei Verstehen Sie Spaß? auftritt. Mit viel Kunstnebel, dämlicher Beleuchtung, Weichzeichner und schwarzen Backgroundsängerinnen. Der Mensch der das "Schlagzeug" programmiert hat, muss ja schwer auf Dope gewesen sein. Es geht wirklich spannender. Oh! Das ist die Frau, der diese Stimme gehört, die da im Hintergrund zu hören ist. Sowas darf nicht, kann nicht, sollte nicht als gute Musik bezeichnet werden!
Aber wie meditativ und kontemplativ kann ein Lied eigentlich noch sein? Wieso schlafe ich dennoch nicht ein, sondern bin konzentriert und gleichzeitig beruhigt? Wie kraftvoll und klar kann eine Komposition eigentlich sein? Kann mal bitte einer einen poetischeren Text schreiben? Wieso stört mich die Frau im Hintergrund nicht, sondern trägt sie Melodie entscheidend mit? Und vor allem: Wo bekomme ich mal bitte eine so unfassbare Stimme her?
29.) Straylight Run - Now It's Done, 2004
Taking Back Sunday sind im Prinzip die Band, bei der im Prinzip jeder sofort sagen würde: Das ist 100% Emo. Sie sind quasi der Stil. Sie waren mit die ersten die auf der Bildfläche erschienen und irgendwie auch mehr oder weniger Vorreiter und Könige des Emo-Rocks. Gerade als sie dabei waren so richtig durch die Decke zu gehen, findet John Nolan, dass er mehr Lust auf andere Musik hat. Er verlässt die Shooting Stars der Szene, um gemeinsam mit seiner Schwester und zwei anderen Enthusiasten fortan unter dem Banner Straylight Run Popmusik mit sehr viel Piano und wenig bratenden Gitarren zu machen.
Zum größten Teil singt er selbst und es klingt richtig gut. Doch wenn seine - sehr hübsche (ja das finde ich erwähnenswert) - Schwester zum Zuge kommt, dann geht die Sonne auf.
Wenngleich sie im vorliegenden Lied von der Bitterkeit einer Trennung singt, klingt das Lied dennoch sehr süß und bekömmlich. Um nicht zu sagen himmlisch. Zart instrumentiert, ordentlich strukturiert, sauber produziert wie man es erwarten kann, ist das Fundament geschaffen, dass Michelle Nolan ihre traurige und wunderschöne Weise singen kann.
Ja, das ist Kitsch. Ja, das ist schmalzig. Ja, das ist OC California-Musik. Ja, ich bin froh, dass ich dieses Lied kenne.
28.) The Fall Of Troy - Act One, Scene One, 2005
Na? Wem ist das hier zu High Energy?
Ich weiß nicht was die Herren Troy so zum Frühstück essen, aber ich wette, irgendwo ist da Speed, Crystal, Ecstasy und Kokain versteckt. Das alles garniert mit reichlich Tabasko und dazu einen schönen fünffachen Espresso! Die Musik kann einfach nicht so richtig still sitzen. Ich frage mich, wie die Jungs spielen gelernt haben. Man sollte sich vor Augen halten, dass sie zum Zeitpunkt der Aufnahme etwa 18 Jahre alt waren. Allerdings befinden sich auf dem Album Doppelgänger auch Songs, die sie bereits zwei Jahre vorher auf einem selbstbetitelten Demo-Album veröffentlicht haben. Mit 16 (!). Und wir reden hier nicht von irgendwelchen schrammeligen Bright Eyes-Folk Songs. Nein, wir reden hier von einer Band die supertight zusammenspielt, obwohl jeder Instrumentalist für sich eigentlich Parts spielt, die das Spiellevel von 80% anderer Leute, welche in einer Band spielen, übersteigt. Dazu kann der Gitarrist noch singen wie ein Verrückter. Schaltet blitzschnell von einem recht klaren und schönen Gesang zu einem berserkerhaften Geschrei um, oder auch mal zu einem Justin Timberlake-Falsetto ("I just want your attention baby, every sweat-soaked night, every taunting fight!!!") der poppigsten Sorte. Dieses ganze Können gießen sie in Songs, die dermaßen zerhackstückelt sind bzw. so viele Haken schlagen, dass man sich fragt, wie die sich das zur Hölle alles merken können.
Bis hierhin könnte man natürlich meinen, das ist im Wesentlichen so eine Muckerband-Band wie Dream Theater oder so, die also hauptsächlich Musik machen, damit andere Musiker blass vor Neid werden. Doch noch nicht mal das trifft zu - zumindest meiner bescheidenen Meinung nach. Nein, was wir hier vorliegen haben, ist hoch emotionale, eingängige und durchaus Ohrwurm-taugliche Musik, die allerdings den Hörer ein wenig hin und her wirft. Und im Gegensatz zu den Kollegen von The Mars Volta, die sich bei gleichem Ziel gerne mal im Raum-Zeit-Kontinuum verlieren, besteht diese Gefahr bei The Fall Of Troy nie so richtig. Dafür sind die Stücke doch zu straff, kompakt und letztendlich auch ... poppig.
Atemberaubend das.
27.) Beth Gibbons & Rustin Man - Sand River, 2002
Von hart zu zart. Zärter. Am zärtlichsten. Zaghafter kann man einen Song eigentlich nicht instrumentieren und singen. Vorsichtig. Suchend. Unsicher.
Dass man allerdings auch nicht gerade Thrash Metal erwartet, wenn sich die Sängerin von Portishead mit dem Bassisten von Talk Talk zusammentut, dürfte auch klar sein. Aber sowas? Wo man immer Angst hat, dass das Lied unter seiner eigenen Last zusammenbricht? So leise, fast flüsternd, bringt Ms. Gibbons ihre Beobachtungen an den Mann, dass man automatisch konzentriert bleibt, um ja nix zu verpassen. Dazu streicht, wer auch immer gerade Gitarre spielt, scheinbar mit einer Feder über die Saiten. Dezent wird der Bass gezupfelt, und das Schlagzeug hat hier seinen Namen auch nicht verdient. Tupfzeug wäre angebrachter.
Das wäre eigentlich hervorragende Musik für den Herbst, für die Zeit am Kamin, oder auch um in einer klaren Sommernacht sich auf einem Floß stromabwärts treiben zu lassen. Wären die fallenden Blätter, das Knistern des Feuers, das sanfte Rauschen des Flusses nicht so verdammt laut im Vergleich zu diesem fragilen Wunderwerk.
26.) Blackmail - Airdrop, 2003
Friend Or Foe ist nicht nur das beste Album, was in den letzten zehn Jahren aus Deutschland kam. Nein, es ist auch noch allgemein eins der besten Alben, die jemals veröffentlicht wurden. Denn auf diesem war die sowieso schon fabelhafte Band Blackmail auf dem absoluten Höhepunkt ihres Schaffens. Rauh, schroff und laut, wie man es vorher bereits von Gitarrist Kurt Ebelhäusers erster Band Scumbucket kennt, im Sound. Melodisch, traurig, kraftvoll in der Musik. Kein einziger Ausfall. Nirgends. Weder in der Komposition, noch im Arrangement, oder in der Performance. Alles passt. Alles sitzt. Und - vor allem! - alles atmet. Das Werk ist voller Leben, voller Emotionen, voller Schönheit.
Aber an der Stelle soll es ja nicht um das Album gehen, sondern um dessen Opener. Einigen vielleicht als Abschlussong des Films Kammerflimmern bekannt. Alle anderen sind herzlich eingeladen, ihn an dieser Stelle kennen zu lernen. Seinen sehr leisen, dezenten und luftigen Einstieg. Darauf folgend, den pompösesten Ausbruch, den man sich dafür vorstellen kann. Den irrwitzigen Drive der dadurch aufgebaut und der, bevor es überhand nimmt, auch schnell wieder beendet wird. Nur um den Suchtfaktor noch weiter ins Unermessliche zu steigern. Und natürlich des Liedes hervorragender Text mit den unglaublichen Zeilen
Your tears have turned the water black
you just stumble
and wait for the attack
Your hands protect your eyes
You're sure you´ve lost your speech
but things don´t happen
before they´ve come to grief...
Besser kann das Gefühl des Verlorenseins nicht beschrieben werden. Blackmail die Meister.
PS: Bei dieser Band habe ich mich natürlich am schwersten getan einen Lieblingshit rauszusuchen. Denn davon gibt es bei den Koblenzern einfach zu viele. Daher kann ich einfach nicht anders, als an dieser Stelle noch folgende Titel der Band hervorzuheben:
Ken I Die
Sunday Sister
Club 45
It's Always A Fuse To Live At Full Blast
Foe
The Fall On Deaf Ears - 25. Nov, 11:25