Meine 100 Alben 2000 - 2009 / Platz 09
09. Sigur Rós “Ágætis Byrjun” (2000)
Ja, die Sigur-Rós-Frage. Vier Alben gab’s in diesem Jahrzehnt, eines schöner als das andere und insgesamt drei konnten sich in meinen Top 100 platzieren. Doch welches ist nun das Beste? Vielleicht gibt es so etwas gar nicht, aber am Ende muss halt ein Ergebnis her. Und da bietet sich natürlich „Ágætis Byrjun” an. Sicher, es gibt auch noch das 1997er Debüt „Von“, aber das war selbst mir etwas zu abgedreht. „Ágætis Byrjun” ist vielleicht das eigentliche Debüt der Band, denn hier findet das isländische Quartett zu seinem markanten Sound, einem breitflächigen Post-Rock, irgendwo zwischen fragiler Zerbrechlichkeit und wüstem Chaos. Beides existiert auf wundersame Weise nebeneinander in der Welt von Sigur Rós. So definiert „Ágætis Byrjun” all die Elemente, welche die Musik von Sigur Rós so unbeschreiblich machen. Eine Berg- und Talfahrt der Gefühle, voller Größe und Musikalität. Musik, die Bilder in deinem Kopf erschafft. Im Idealfall natürlich Bilder der schroffen isländischen Landschaft, denn die passt, wie keine zweite zur Musik der Band. Der Rest kann als Soundtrack zum ganz persönlichen Film des Lebens dienen. So bewegt sich das Zweitwerk der Band trotz des schwerelosen Anfangs mit dem traumhaften „Svefn-G-Englar“ und dem eingängigen „Starálflur“ (dass spätere Pop-Exkurse bereits erahnen lässt) insgesamt eher im Nebel, aus dem es dann aber in gewissen Momenten immer wieder ausbricht. „Ný Batterí“ sei da mal stellvertretend zu nennen. Oder das epische “Viðrar vel til loftárása”. Kaum in Worte zu fassen ist der Moment, als hier das Orchester aufspielt. Sigur Rós sind für die Musikwelt eine ungeheure Bereicherung, soviel steht am Ende des Jahrzehnts fest. Keine Band klingt so, wie sie und sie klingen auch wie keine andere Band. Hier kann der Begriff „einzigartig“ endlich auch wieder gebraucht werden, ohne aufgesetzt zu erscheinen. Kaum eine Band schafft es mich immer wieder aufs Neue musikalisch so mitzureißen. Die Musik von Sigur Rós zwingt einen förmlich zum Innehalten und Hinhören. Selten klang Melancholie so gut, wie hier. Auch nach gut zehn Jahren hat diese Musik nichts von ihrer Kraft und Genialität verloren, so dass anzunehmen ist, dass sie auch weiterhin noch viele Jahrzehnte überdauern wird. Wenn die Welt der Populärmusik schon etwas für die Nachwelt zu hinterlassen hat, dann doch bitte diese Klänge.
Anhören: “Svefn-G-Englar”, “Viðrar vel til loftárása”, “Olsen Olsen”, “Ágætis Byrjun”

Anhören: “Svefn-G-Englar”, “Viðrar vel til loftárása”, “Olsen Olsen”, “Ágætis Byrjun”
rhododendron - 8. Dez, 18:33