Mittwoch, 9. Dezember 2009

Meine 100 Alben 2000 - 2009 / Platz 08

08. The Arcade Fire “Funeral” (2004)

61JZVEK14JL-_SL500_AA240_Und plötzlich kam dieses Album... quasi aus dem Nichts. Arcade Fire schufen mit „Funeral“ eines der spannensten und wunderbarsten Debüt-Alben der letzten Jahre. Und Mund- und Musikpressepropaganda waren sich genauso schnell einig, wie David Bowie, welcher die Band bereits früh förderte oder Bono, welcher „Wake Up“ damals als U2-Tourintro benutzte. Vermutlich weil er die Zeichen der Zeit erkannt hatte… „Funeral“ ist eine emotionale Großtat. Stadion-Indierock, der sich gern mit Virtuosität und klassischen Instrumenten schmückt und dabei einfach gehört werden will. Bandleader Win Buttler treibt die Songs mit seiner brüchigen Stimme und dem wuchtigen Instrumentarium seiner Mitspieler immer voran, so dass „Funeral“ am Ende genauso energiegeladen, wie kunstvoll erscheint. Und dennoch ist es auch hochgradig eingängig. Es ist manchmal schon fast gespenstisch, wie gut diese Platte klingt, zumal es sich ja um ein Debüt handelt. Buttler und Ehefrau Régine Chassagne bilden den Kopf des kanadischen Künstlerkollektivs. Die Songs handeln von Trauer und Verlust, denn während der Arbeit zum Debüt sind viele nahstehende Familienmitglieder verstorben, so dass der Tod immer ein wenig präsent ist. Doch „Funeral“ ist trotz wundervoller Balladen wie „Tunnels“ oder „Haiti“ kein Album, welches sich selbst betrauert. Im Schmerz entwickelt die Band gleichzeitig eine Aufbruchsstimmung. Selbst eine herzerweichende Walzer-Ballade, wie „Crown Of Love“ entwickelt in der letzten Minute noch mal ordentlich Leben und zieht das Tempo an. Arcade Fire sind keine Band, die einfach klein bei gibt. So sind Songs wie „Power Out“ oder „Wake Up“ schmetternde Bretter mit stampfenden Rhythmen und Buttlers unnachahmlichen Flehen in der Stimme. Damit diese durchhält holt er sich natürlich Chöre, Pauken, Trompete, sowie jede Menge Gitarrenwände hinzu. Das ganze findet seinen vorläufigen Höhepunkt in „Rebellion (Lies)“, einem der stärksten Rocksongs aller Zeiten. Eine euphorisierte Hymne, die von Aufbruch und revolutionären Umbrüchen in einer immer komplizierteren modernen Welt träumt. Children, Wake Up! Es folgt ein ganz großer Ausstand mit dem traumhaften „In The Backseat“ bei dem Regine noch einmal alles in die Wagschale wirft. Auf „Funeral“ treffen viele Faktoren aufeinander, welche dieses Album so groß und wichtig machen. Es ist der ganze Klang und auch die Tatsache, dass es sich eine Band damals unter all den Garagenrock-orientierten Bands getraut hat, einen Schritt weiterzugehen. Der Schritt zur großen Geste, zum Übertriebenen, zu Streichern, Cello und Blechbläsern… all dies tut der Musik gut und macht sie musikalisch so abwechslungsreich und begeisternd. Und dazu kommen diese Songs, die stets etwas Erhabenes haben. Selbst in dem Moment, als es einfach mal zu viel Pomp zu sein scheint. Mit nur zwei Alben hat es diese Band geschafft an die musikalische Weltspitze zu stoßen. Dass sich darauf jeder ausnahmslos einigen kann, liegt auch daran, dass diese Musik einfach so universell funktioniert. Was auch immer diese Band in den nächsten zehn Jahren noch anstellt… sie hat bereits jetzt gewonnen.
Anhören:: “Neighbourhood #1 (Tunnels)”, “Neighbourhood #3 (Power Out)”, “Wake Up”, “Rebellion (Lies)”

Rainbow Party - (7) Tidings

Wie bereits versprochen, werde ich heute am 100. Jahrestages der Versicherung von zwei deutschen Luftschiffen bei Lloyd's (für 600 000 Mark!) wieder Programm-frei meine Lieblingshits runterleiern.

20.) Black Kids - Love Me Already, 2008



Ich halte ja Partie Traumatic ja für ein sehr gelungenes Album, was in meinen Ohren de facto ausschließlich Hits (wobei I'm Not Gonna Teach Your Boyfriend How to Dance with You noch nicht mal wirklich das beste ist) zu bieten hat, die alle nochmal zahlreich mit vielen liebenswürdigen Details aufwarten. Der absolute Höhepunkt dieses fantastischen Werkes ist meiner Meinung nach Love Me Already. Schon den Titel/Refraintext finde ich sehr geil. Dieser dringliche Aufruf einen endlich zu lieben, der irgendwie klingt wie ein kleines quengeliges Kind, dass auf der einen Seite total niedlich und unbeholfen wirkt und auf der anderen 100%ig nachvollziehbar. So fühle ich auch, das spricht mir aus der Seele. So passt es natürlich auch sehr gut, dass diese kleine Anektode, die in dem genannten Ausruf kulminiert, von ziemlicher Kirmes-Musik unterlegt wird. Zwar nicht im klassischen Stampf-Stampf Stumpf-Stumpf-Sinne, sondern eher von der Grundstimmung - da passiert an allen Ecken und etwas und von allem viel zu viel. Da hört man die Streicher vom Karussel, den hüpfelten Bass vom Breakdance, irgendein Mini-Piano-Synth-Sound von der Losbude, ein gut rumpelndes Schlagzeug vom Autoscooter, hibbelige Percussion von der Schiffsschaukel und eine hübsche Orgel vom Riesenrad. Und rundherum aus allen Ecken und Enden freudig erregtes Reden und Rufen. Nur der Kartenabreißer am Eingang stimmt einen mit seinem leidenden, flehenden, weinerlichen Organ etwas melancholisch. Ja, die Musik wirkt wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen, ist unruhig und schwer unter Kontrolle zu halten, was den Black Kids aber doch gelingt, weil sie sich nicht in Spielereien verlieren, sondern lieber so viele wie möglich in einen Dreieinhalbminuten-Song quetschen möchten. Herrlich.

19.) The Twilight Sad - I Became A Prostitute, 2009



Eine brachiale Urgewalt das! Die Schotten lassen die Verstärker glühen, dass es eine wahre Freude ist. Zwischen die massiven Soundwälle passt kaum noch ein Blatt Papier, wenn sie erstmal auf einen niederprasseln. Da hilft auch kein Festhalten mehr, wann wird doch früher oder später einfach fortgespült. Das hört sich dann oft ziemlich deutlich wie My Bloody Valentine an und erinnert auch an deren Vorschlaghammer-Schönheit. Doch im Gegensatz zu ihren schottischen Kollegen aus den 90ern verlieren sich The Twilight Sad nicht in psychedelische Spielereien, sondern sind immer darauf bedacht einen Popsong durch den Phonwolf zu drehen. Dass I Became A Prostitute auch ohne den Lärm funktioniert, kann man sich gerne hier vergegenwärtigen. Ja, die Herren sind begnadete Songwriter und mit diesem hier haben sie definitiv ein Meisterstück abgeliefert, welches sich ganz tief in die Ohren frisst, um dort als Wurm weiterzuleben, der dann recht schnell zum Herzen weiterwandert und sich dort zu den anderen Lieblingsliedern legt und ein einfaches, aber glückliches Leben führt.

18.) Tiger Lou - Days Will Pass, 2005



Was für ein Runterzieher. Dunkel, mollig, zwischen schleppend und treibend, aber stoisch, und eine todtraurige Melodie mit brüchiger Stimme vorgetragen. Gut, das könnte auf jedes Tiger Lou-Lied passen. Aber hier sind all diese Komponenten ins Extrem getrieben. Trauriger und hoffnungsloser, bei gleichzeitiger melodiöser Ohrschmeichelung, klang er meiner Meinung nach nie.
Viel brauche ich nicht mehr dazu schreiben, schließlich ist der depressive Schwede bekannt wie ein bunter Hund. Und alle die seine Musik vorher nicht kannten, wurden sofort gefangen genommen und sind große Fans geworden. Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht. Zuerst bei mir (nochmal danke, rhododendron!) und schließlich prinzipiell bei jedem, dem ich das vorgestellt habe. Irgendwie schafft Herr Kellermann es, einen ganz speziellen Nerv zu treffen. Nämlich den für traurige Popmusik. Und das aber in Perfektion. Von mir aus könnte das Lied 20 Minuten lang sein, ich würde immer noch gebannt und in die Atmosphäre gezogen zuhören.

17.) Revolt - Leader Of My Soul, 2006



Ob das "mal" eine gute deutsche Band ist, kann ich nicht sagen. Wohl aber weiß ich, dass dieses Lied einfach nur der Knüller ist. Leidenschaft, tolle Melodie und kompositorisch ein gutes Händchen kommen hier zusammen. Dummerweise hatte ich bisher bloß noch nicht die Möglichkeit gehabt, mich mit dem OEuvre der Herren Berliner genauer auseinander zu setzen. Daher kann ich nicht sagen, ob das bei der Band nun die Regel ist, so geile Lieder zu schrieben, oder mehr eine glückliche Ausnahme. Auf jeden Fall war es sogar den Businessmen beim Major Universal Grund genug, die Buben unter Vertrag zu nehmen. Ob sich das ausgezahlt hat, wage ich mal stark zu bezweifeln. Immerhin scheinen sie es noch nicht mal zu einem zweiten Album gebracht zu haben.
Ist ja auch Wurst. Denn wir haben uns ja hier eingefunden, um den Song zu feiern. Und der ist einfach grandios. Wie schön am Anfang der Bass rollt. Wie reduziert und dennoch effektiv die Gitarre erklingt. Was für eine tolle Melodie der Sänger singt. Und mit was für einer schönen Stimme. Das hat Kraft und ist dennoch wohlgeordnet. Und man beachte das hübsche Produktionsgimmick bei der Textzeile "The leader of my soul".

16.) Goldfrapp - Utopia, 2000



Wie sich das für das Goldfrapp-Album Felt Mountain geziemt, schreibe ich dazu einfach mal:
-

Hoffentlich waren wieder ein paar Entdeckungen für die veehrte Leserschaft dabei. Ich wünsche einen schöne zweite Adventswoche.

nobono

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