Samstag, 6. Februar 2010

Zu sperrig, um es aus dem Ohr zu bekommen ...

Das zweite Album der Band Yeasayer, namens Odd Blood bietet erneut einen bunten Blumenstrauß an Stilen, dem aber ordentlich Dünger ins Wasser getan wurde. Zwar gedieh es und wurde ungesund viel. Sieht aber dafür hervorragend aus.

Cover

Ich hätte nie im Leben gedacht, dass diese Musik mir jemals gefallen könnte. Denn es ist wohl geeignet für Fans von Grizzly Bear und Animal Collective. Beides Kapellen die auf mich wirken, wie der Besuch vom Sandmann persönlich. Und so geschah es auch hier. Yeasayer konnten mich nicht lange bei der Stange halten. Bei dem Intro The Children dachte ich noch: "Ziemlich spooky, ziemlich cool. Toller Effekt auf der Stimme. Nettes Intro, jetzt geht es bestimmt los!"
Nun ja, dann kommt das allseits bekannte Ambling Alp. Das ist zwar ein verfluchter Ohrwurm, aber würde man es nicht schon kennen, auch nicht gerade ein Floorfiller oder klassischer Kopfnicker. Es zappelt, zuckt und blitzt zwar an allen Ecken und Enden, aber wirklich von der Stelle kommt es nicht. Denn das Tempo ist eher für die Invalidendisco gedacht, als für Beingesunde. Mit dem darauffolgenden Madder Red wird es sogar noch ruhiger. Und den anschließenden Titeln kann ich gar nicht mehr folgen. Lediglich das etwas flottere und funkige Rome reißt mich etwas aus dem Dämmerzustand, der aber durch die sehr monotone Struktur sofort wieder eintritt. Und so zieht es sich durch bis ich es schon verpasse, dass das schließende Grizelda vorbei ist und nur noch Stille herrscht.
Große Enttäuschung. Und große Verwunderung, warum die Burschen denn so viel Anerkennung finden.
"Gut", denke ich, "nächster Versuch!"
Was bin ich froh, dass ich die Sache nicht ad acta gelegt habe, sondern noch eine weitere und viel mehr Chancen gegeben habe. So schälten sich dann Stück für Stück geniale und bewegende Songs aus dem grauen Einerlei.
Denn zum Beispiel das sehr unflüssige ONE kann durch den schönen Refrain No! You don't move me anymore. And I'm glad that you don't, 'cause I could take it anymore. gefallen. Diese Zeile, oder auch das It's just a matter of it's just a matter of time aus Rome bekommt man den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf.
Das seltsame an Frozen von Madonna und Cry Me A River von Timbaland/Justin Timberlake zugleich erinnernde Love Me Girl, kickt einem bei entsprechend basslastiger Anlage die Kalotte vom Kopf. Das vorher als langweilig empfundene Madder Red scheint das traurigste und schönste Lied der Saison zu sein, bei dem Chris Keatings (bekannt aus Simian Mobile Discos Audacity Of Huge) warme bis schwule Stimme im voller Schönheit zum Tragen kommt.
Die vorher als sehr fragmentarisch und nervig empfundenen Samples und Synthie-Stückchen am äußeren Hörfeld fügen sich zu einem wohlschmeckenden Eintopf zusammen.
Und vor allem eröffnet sich irgendwann, wie heftig den Herren Yeasayer im Studio die Eier geschwollen sein müssen. Der Sex perlt hier aus jeder Pore, aus jedem knurrigen Basslauf, tropft aus allen Drum (-computer) - Parts, schwillt aus jedem kruden Gitarrensolo, schwitzt mit aus jeder gurrenden Orgel und erregt mit allen Bläserstellen.
Das alles findet sein Höhepunkt (!) in dem unvergleichlichen Mondegreen, dass mit einem extrem treibenden (!!) Beat und der sehr einprägsamen und einprägenden Textzeile Everybody is talking about me and my baby, making love 'til the morning light die Latte (!!!) für Beischlafmusik dieses Jahr schonmal sehr hoch legt.
Logischerweise ist auch bei diesem Album nicht alles soooo toll. Strange Reunions hätte man auch weglassen und Grizelda eine Minute kürzer machen können. Die beiden wirken wie Good Morning Good Morning und Within You, Without You auf der Sgt. Peppers: zu verdrogt, zu schrullig, zu nervig ... überflüssig und Füllmaterial.
Zusammenfassend kann man über das Album dennoch sagen, dass all das, was mir vorher anständig über den Zeiger flanierte - dieses Bee Gees-Hintergrund-Geplärre, das hyperaktive Ge-Orgele, der sehr repetitive Aufbau, das gebremste Tempo - sich wundersamer Weise doch noch in den Hörkanal einnisten konnte, um mich dort hin und wieder mit fiesen Ohrwürmern zu piesacken.
Odd Blood ist letztendlich doch das dichte, pulsierende, ganz und gar hervorragende Werk, wofür man die Band mögen muss.

P.S.: Vielleicht sollte ich es jetzt doch noch einmal mit Grizzly Bear und Animal Collective probieren ...

nobono

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