Kurzer Rauschzustand
Delphic spielten am gestrigen Abend ein zeitlich knappes, aber mitreißendes Konzert im Berliner Bang Bang Club. Eine, trotz Schlafmangels, hoffentlich hellwache Rekapitulation der Ereignisse…
Fast genau ein Jahr ist vergangen, seitdem sich die Band Delphic erstmals auf deutschen Bühnen in diverse Herzen spielte, denn Anfang 2009 waren sie Support von Bloc Party und versahen ihren Namen schon damals mit einem großen Ausrufezeichen. Zumindest bei meiner Wenigkeit. Mit einem so guten Live-Ersteindruck im Hinterkopf verfolgte ich seitdem dien Karriere der drei Musiker aus Manchester mit großem Interesse. In den vergangenen zwölf Monaten folgten dann erste Videos, Singles, immer mal wieder neue Tracks und nun zu Beginn des Jahres das astreine, von Ewan Pearson auf Dancefloor-Hochglanz polierte Debüt „Acolyte“. Und damit kann man sich dann schon mal breitbrüstig auf die erste eigene Tour wagen. Dem unterhaltsamen Tanzvergnügen im Berliner Bang Bang Club stand also nichts entgegen.
Ausverkauft war der kleine Club im Brückenpfeiler dabei schon seit einigen Wochen, weshalb sich davor auch eine imposante Meute an Menschen wieder fand, die dennoch auf Tickets hoffte. Hier hätte man sein 9,50 Euro Kärtchen sicher zu einem guten Preis losbekommen. Aber nützt nichts, wir wollten halt die Band sehen. Der Bang Bang Club war dann auch dementsprechend recht ordentlich gefüllt. Jede weitere Person hätte vermutlich die Kapazitäten gesprengt. Auf eine Vorband verzichtete man glücklicherweise auch und das Trio entpuppte sich als pünktlich, so dass es kurz nach 22 Uhr dann endlich losgehen konnte. Vorbei war der Auftritt übrigens schon wieder kurz vor 11. In der knappen Stunde dazwischen spielte, fitzelte und ravete sich die Band durch die Stücke ihres Debüts, leider mit Ausnahme des schönen Albumclosers „Remain“. Warum eigentlich, Delphic? Der Rest vom Fest groovte aber ordentlich und ließ selten eine Pause zwischen zum Applaudieren zwischen den Stücken. Wie eine Art Live-DJ-Set lässt die Band gern mal die Stücke nahtlos ineinander übergehen und stellt diese damit ganz in den Dienst des Dancefloors. Von der aktuellen Single „Doubt“ geht’s bspw. direkt hinüber zur nächsten, „Halcyon“. „Submission“ drosselt dann ein wenig das Tempo und lässt der guten alten Gitarre mal den Vortritt, während „Red Lights“ die Beats wieder etwas mehr pumpen lässt und dabei vor allem auf leichte Trance-Elemente setzt. Das Set gleicht einem trancendalen Flug, untermalt von Beats, pumpenden Basslinien, Sequenzer- und Synthieflächen. Die Texte von bedeutungsschwanger bis bedeutungslos wirken eher wie die klassischen Dancefloor-Lyrics… „Give me something I could believe in“, „Let’s do something real“ und so weiter und sofort. Das Mitsingen gerät eher zur Nebensache, Hauptsache die Musik bleibt immer in Bewegung, immer im Rausch. Allein „This Momentary“ wird auf gefühlte 10 Minuten ausgebaut, auch „Counterpoint“ gewinnt noch mal an Länge. Und der abschließende Titeltrack von „Acolyte“ hat das sowieso nicht nötig, denn der ist ja bekanntermaßen schon fast 9 Minuten lang. Die Grenzen und Strukturen zerfließen, Delphic verfestigen ihren Ruf, Elemente der Dance- und Indiemusik zu gleichen Anteilen miteinander zu verschmelzen. Der groovende Beweis dafür, dass sich Rave und Hymne nicht ausschließen. Die Referenzen, seien es New Order oder die Chemical Brothers werden ja von der Musikpresse eh mittlerweile munter durch den Raum geworfen. Live sind die Hands-Up-Rave-Momente eindeutig zu spüren. Gerade deshalb ist es ein wenig verwunderlich und schade, dass sich das Berliner Publikum der Soundekstase zu großen Teilen zu verweigern scheint. Fast wirkt es so, als kommt man zur vorsichtigen und noch zögerlichen Besichtigung dieser neuen Kapelle. Als ob man mal schauen wollte, was denn das ist, über das der NME und seine Kollegen so viel schreibt. Pauschalisieren möchte ich zwar nicht, denn vereinzelt werden Teile des Publikums mitgerissen, aber hier wäre doch Potential im Bang Bang Club gewesen, es der guten alten Hacienda gleichzutun und sich ganz dem Sound hinzugeben. An der Musik lag es jedenfalls nicht. Aber Spaß ist ja bekanntlich was man selber draus macht und so versuchte ich für mich zumindest ein Optimum aus der ganzen Sache herauszuholen und die individuelle Schweißquote nach oben zu treiben.
Der Rausch ist leider schneller zu Ende, als vielen lieb ist, aber mehr hat die Band halt in Sachen Songs noch nicht zu bieten. Gut, außer „Remain“… aber ich nehme es ihnen nicht persönlich krumm. Trotz clubbedingter, ziemlich bescheidener Akustik beweisen Delphic, dass sie eine hervorragende Live-Band sind. Mit diesen Songs in der Hinterhand ja auch kein wirkliches Wunder. Es bleibt spannend zu sehen, wohin sich diese Band in den nächsten Jahren musikalisch weiterentwickeln wird. Ich behalte euch im Auge und dann sehen wir uns hoffentlich mit längerer Setlist und mehr Enthusiasmus beim Publikum in nicht allzu ferner Zukunft sicher wieder. Für die Berliner, die kein Ticket bekommen konnten, ist diese Zukunft übrigens der 08.05., denn da schauen die Drei im Zuge des MELT! Klubs wieder in der Hauptstadt vorbei.
Setlist:
1. Clarion Call
2. Doubt
3. Halcyon
4. Submission
5. Red Lights
6. This Momentary
7. Counterpoint
8. Acolyte
Fast genau ein Jahr ist vergangen, seitdem sich die Band Delphic erstmals auf deutschen Bühnen in diverse Herzen spielte, denn Anfang 2009 waren sie Support von Bloc Party und versahen ihren Namen schon damals mit einem großen Ausrufezeichen. Zumindest bei meiner Wenigkeit. Mit einem so guten Live-Ersteindruck im Hinterkopf verfolgte ich seitdem dien Karriere der drei Musiker aus Manchester mit großem Interesse. In den vergangenen zwölf Monaten folgten dann erste Videos, Singles, immer mal wieder neue Tracks und nun zu Beginn des Jahres das astreine, von Ewan Pearson auf Dancefloor-Hochglanz polierte Debüt „Acolyte“. Und damit kann man sich dann schon mal breitbrüstig auf die erste eigene Tour wagen. Dem unterhaltsamen Tanzvergnügen im Berliner Bang Bang Club stand also nichts entgegen.

Der Rausch ist leider schneller zu Ende, als vielen lieb ist, aber mehr hat die Band halt in Sachen Songs noch nicht zu bieten. Gut, außer „Remain“… aber ich nehme es ihnen nicht persönlich krumm. Trotz clubbedingter, ziemlich bescheidener Akustik beweisen Delphic, dass sie eine hervorragende Live-Band sind. Mit diesen Songs in der Hinterhand ja auch kein wirkliches Wunder. Es bleibt spannend zu sehen, wohin sich diese Band in den nächsten Jahren musikalisch weiterentwickeln wird. Ich behalte euch im Auge und dann sehen wir uns hoffentlich mit längerer Setlist und mehr Enthusiasmus beim Publikum in nicht allzu ferner Zukunft sicher wieder. Für die Berliner, die kein Ticket bekommen konnten, ist diese Zukunft übrigens der 08.05., denn da schauen die Drei im Zuge des MELT! Klubs wieder in der Hauptstadt vorbei.
Setlist:
1. Clarion Call
2. Doubt
3. Halcyon
4. Submission
5. Red Lights
6. This Momentary
7. Counterpoint
8. Acolyte
rhododendron - 10. Feb, 15:17