Dienstag, 2. März 2010

Licht und Schatten

Der ultimative Mega-Tag der Kritiken zieht weitere Kreise. Die Gorillaz und Jaguar Love gab es schon und nun folgen noch jeweils einmal Licht und Schatten aktueller Hochglanz-Popmusik. Repräsentiert durch Two Door Cinema Club auf der guten und Owl City auf der dunklen Seite der Macht.

Two Door Cinema Club – Tourist History

41l5bANYDaL-_SL500_AA240_Drei junge Herren aus Großbritannien mit eingängigen und tanzbaren Indie-Poprock-Songs. Das ruft im Allgemeinen mittlerweile ja gern mal ein lautes Gähnen hervor, denn davon hatten wir ja bekanntermaßen in den letzten fünf Jahren mehr als genug. Gut, manchmal waren es auch vier Typen, selten fünf, aber die Röhrenhosen und Wuschelhaare gehörten dennoch zum Equipment dazu. Braucht man also im Jahr 2010 mehr davon? Eigentlich nicht mehr… und deshalb gingen mir auch Two Door Cinema Club ursprünglich mit ihrem locker-flockigen Melodie-Indie-Pop eigentlich ziemlich weit am Allerwertesten vorbei. „Sollen sich mal die jungen Mädchen damit befassen“ dacht ich mir so…

Das Ganze hat aber bekanntermaßen einen schönen Haken und das ist gleichzeitig das größte Kapital des Trios aus Nordirland: deren Debüt-Album „Tourist History“ ist leider eine fast schon zu perfekt funktionierende Hitmaschine, der man sich als halbwegs popinteressierter Mensch einfach schwer entziehen kann. Kaum eine Chance, dieses Album zu hassen. Zu viel Melodien, zu eingängig, zu schwungvoll. Das Urteil fällt eindeutig zugunsten der Angeklagten aus. Zehn Songs, zehn Volltreffer. Neben eingängigen Refrains, vielen „Ohhs“ und „Uuhs“ überzeugt auch die butterweiche Produktion, die wirklich jeden Ansatz von Ecken oder Kanten ausgemerzt hat. Dazu gibt’s schöne Synthieflächen, die ewig jinglenden Indiegitarren und auch gern mal ein paar Cowbells zu den stampfenden Disco-Beats. Die Rezeptur ist bekannt… etwas Phoenix hier, eine Prise Friendly Fires da: das Hauptgericht wird sehr hittig serviert. „Undercover Martyn“, „What You Want“, „Do You Want It All?“ oder „I Can Talk“ lass ich da gern mal als Tipps herausstechen. Letztendlich kann man aber eigentlich jeden Song nehmen. Wie ein lauer Sommerabend oder, um mal metrologisch näher am „jetzt“ zu bleiben, gern auch ein heller Frühlingstag. Lebensbejahende, junge, schwungvolle Indie-Pop-Songs, die eben jene Art Leichtigkeit und Unbekümmertheit ausstrahlen, die man daran schon seit Jahren schätzt oder ggf. auch hasst. Keine der beiden Seiten wird durch dieses Album vom Gegenteil überzeugt werden. Und obwohl das alles halt nicht neu oder sonderlich originell ist, so haben des die drei Herren vom zweitürigen Kinoclub geschafft, eine erstaunliche Anzahl munterer, und durchaus kurzweiliger Popsongs zusammenzustellen, welche es sicher schafft für viele junge und jung gebliebene Menschen der passende Soundtrack zum Frühling und auch Sommer 2010 zu werden. Alles darüber hinaus muss auch nicht interessieren. Hier und jetzt ist „Tourist History“ absolut ausreichend und zufrieden stellend, was man vom zweiten Kandidaten hier nicht behaupten kann.

Anschauen - "Do You Want It All?" (Video)

Owl City – Ocean Eyes

41GzUyv4a0L-_SL500_AA240_Adam Young ist vermutlich der netteste Mensch auf Erden. Er geht immer nur bei Grün über Ampeln, trinkt gern Brause, mag Käfer, rasiert sich jeden Tag und setzt sich gern mal auf den Balkon und entspannt bei einer schönen alten… sagen wir mal, Platte der Pet Shop Boys. Letzteres kann ich sogar gut nachvollziehen. Und er hat sicher ganz viele Freundinnen und so, aber in der Highschool war er stets der schüchterne, kleine Junge, der sich lieber zuhause vorm PC beschäftigt habt. Doch wie bereits Farin Urlaub es ankündigte, wollte sich auch Young eines Tages rächen und die Herzen aller Mädchen brechen. Vor meinem geistigen Auge spielt sich quasi der Film dazu ab. Jetzt ist Young Owl City und ein Popstar, den man einfach nur knuddeln möchte. So ist Amerika halt!

Nix da! Ich verweigere mich der plüschigen Kuschelrunde! Anfangs dachte ich ja auch noch, dieses „Fireflies“ ist ein ganz kurzweiliger Popsong. Irgendwie süß halt. Doch letztendlich ist es ja immer so, dass man sich bei übermäßigem Zuckerkonsum gern mal den Magen verdirbt. Und so fühlt es sich beim Anhören des Owl City Debüts „Ocean Eyes“ auch an… als ob man zuviel Zuckerwatte gegessen hat. Man wird einfach auf diesem Album von einer so überschwänglich harmoniesüchtigen Naivität erdrückt, dass einem fast schlecht wird. In welchem Land, hinter welchem Regenbogen ist denn so was hörenswert? Ich kann es Mr. Young ja nicht mal übel nehmen, dass er so locker flockige Songs über Würmer und Vögel, sonnige Strandspaziergänge oder gar Zahnarztbesuche schreibt. In seiner grenzenlosen Verweigerung gegen alles Schlechte dieser Welt ist das ja schon fast konsequent durchgehalten. Trotz nettem Songwritings und unabstreitbaren kompositorischen Grundfähigkeiten ist „Ocean Eyes“ von einer dermaßen unberührenden Oberflächlichkeit überzogen, dass es, zumindest mich, richtig sauer macht. Adam Young’s Bubblegumpop bewegt sich konsequent um den berühmten heißen Brei herum und weiß auch nicht richtig wohin er soll. Richtig schön, wenn eine Elektropop-Power-Nummer wie „Umbrella Beach“ mal ausbricht und Tanzstimmung verbreitet. Diese gewisse Energie hat auch der Two Door Cinema Club, aber bei Owl City bleibt der Rest aber irgendwo im Midtempo-Bereich hängen und die Songs fangen schnell an, zu langweilen und sich auf erschreckende Art und Weise zu ähneln. Von der unnötig exzessiven Autotune-Benutzung mal ganz abgesehen. Oh, und diese ganze Postal-Service-Problematik dürfte ja mittlerweile auch hinlänglich bekannt sein.

Es ist toll, dass dieser Mann sich das alles selbst im heimischen Hobbyraum zusammengebastelt hat und auch zu dem steht, was er tut. Aber am Ende des Tages ist „Ocean Eyes“ einfach nur eine belanglose, oberflächliche Ansammlung naiver Popsongs, die auf Dauer einfach zu wenig Abwechslung und Spannung bieten. Vielleicht ist das nett für Frischverliebte, die auf Wolke 7 schweben, Menschen, die noch eine unaufregende Untermalung beim Bügeln suchen und Teenager, die sich nach Miley Cyrus mal mit „echter“ Musik versuchen wollen. Hat vermutlich auch alles seine Berechtigung, aber mich persönlich beschleicht beim Hören das permanente Gefühl der Überflüssigkeit. Es gibt, wie ihr seht, immer zwei Seiten der Medallie. So nett der Adam auch sein mag . . .

Anschauen - "Dental Care" (Video)

Comic-Musik

Da ja derzeit das neue aktuelle Gorillaz-Werk an dieser Stelle in voller Länge zu hören ist, möchte ich mir es nicht entgehen lassen, das Werk Titel für Titel zu kommentieren:

Cover






1. "Orchestral Intro" (featuring sinfonia ViVA) 1:09

Beginnt mit sanftem Rauschen, wie es sich für ein Beach-Album gehört, wird dann von dramatischen Streichern fortgeführt. Klingt groß, klassisch-romantisch.

2. "Welcome to the World of the Plastic Beach" (featuring Snoop Dogg and Hypnotic Brass Ensemble) 3:35

Sehr entspannter G-Funk-Track, zu dem Mr Dogg im typischen Stil (zugekifft bis unter die Hutkrampe) seine schönen Rhymes droppen kann. Die Bläser und die Vocoderstimme im Hintergrund geben eine hübsch soulige Stimmung.

3. "White Flag" (featuring Kano, Bashy and The Lebanese National Orchestra for Oriental Arabic Music) 3:43

Sanfte Percussion, irgendeine Ethno-Flöte und eine sehr folkloristisches Orchester lassen anfänglich noch orientalisches Feeling, wie im Titel bereits angedeutet, aufkommen. Anschließend fällt es dann doch in einem relativ klassischen HipHop-Song zusammen. Der Beat stimmt aber, bringt den Song gut nach vorn. Erinnert ein wenig an The Streets.

4. "Rhinestone Eyes" 3:20

Erstmals kommt die Stimme Damon Albarns wieder zur Geltung. Allerdings melodiefrei. Im Hintergrund die nostalgisch sägende 80's-Synthies über langsamen, aber kickenden Beat. Kann trotz Cheeleader-artigen Shouts im Refrain nicht wirklich überzeugen.

5. "Stylo" (featuring Bobby Womack and Mos Def) 4:30

Ganz im Gegensatz zu dem hier. Altbekannt. Und immer noch grandios. Der Soulgesang Bobby Womacks kriegt mich jedes Mal wieder.

6. "Superfast Jellyfish" (featuring Gruff Rhys and De La Soul) 2:54

Gruff Rhys kennt man ja als Sänger der Super Furry Animals und Neon Neon. De La Soul hatten in den Neunzigern ihre Heydays mit HipHop, der nicht vom bösen Gangsta-Life erzählt, sondern von fröhlicheren Sachen. Der Song klingt auch prompt wie so eine Art Kindergeburtstag. Schließlich wird ja aus Kindersicht auch die Vorzüge unserer Plastikwelt erläutert und Gruff singt im Refrain auch eine simple, an Kinderlieder gemahnende Linie. Der Beat immer noch fett wie eine Friteuse, dazu verpielte Synthie-Weisen.

7. "Empire Ants" (featuring Little Dragon) 4:43

Wieder etwas entspannter. Selige akustische Strandgitarren, viel Delay. Man wird sofort unter einen Sternenhimmel gebeamt. Sehr harmonisch. Und wieder schön von Damon Albarn gesungen.
Ab der Häflte bricht dann doch wieder die Disco über einen rein. Klingt dann im Wesentlichen nach Goldfrapp. Also Musik wie Tangerine Dream mit etwas mehr Beat. Nur singt halt nicht Alison Goldfrapp, sondern Little Dragon. Kann auf jeden Fall jedem romantischen Geist gefallen. Wäre auch eine gute Single.

8. "Glitter Freeze" (featuring Mark E. Smith) 4:03

Mark E. Smith von The Fall darf dem Hörer wieder ungeniert mit seinen typischen Genöle ein Ohr abkauen. Das allerdings nur sehr kurz. Dazu kommt sonst im Wesentlich mal ordentliche Pornomusik from outer space. Geht zwar nicht ins Ohr, aber im besten Sinne in die Hose.

9. "Some Kind of Nature" (featuring Lou Reed) 2:59

Lou Reed spricht wie immer mehr, als er singt. In der Strophe. Im Refrain tritt dann wieder die gesangliche Rettung von Albarn in Erscheinung. Wird im Verlauf mit Zunahme der melodischen Elemente immer besser. Je weniger Lou Reed halt machen darf. Das ist aber auch sehr subjektiv. Manche mögen es ja, wenn einer komplett verdrogt und gelangweilt auf einen einlabert.

10. "On Melancholy Hill" 3:53

Och wie schön. Ein schöner einfacher Popsong, der zwar wieder aus dem Kinderzimmer entwichen klingt, mit Glockenspiel und verschämten Piccoloflöten-Elementen. Aber die Melodieführung ist halt sehr schön. Niedlich.

11. "Broken" 3:17

Klassischerer R'n'B-Song mit hübschen AutoTune-Refrain. Gefällt mir außerordentlich gut. Hat wieder diese Weltraumkomponente, die der Musik gut steht. Perfekte Länge, außerdem.

12. "Sweepstakes" (featuring Mos Def and Hypnotic Brass Ensemble) 5:20

Zeit, dass wieder die fetten Beats zum Zuge kommen, wer passt da besser als der erneute Mos Def-Einsatz? Doch anfänglich fragt man sich, wo bleibt denn nun der Beat ... zunächst klingt das noch sehr gebremst. Im Verlauf kommen, dann noch vorsichtige Sägeform-Synths dazu. Man erwartet jeden Moment, dass es gleich losbollert, aber es bleibt ruhig. Die Balkan-Bläser setzen ein. Der Song zieht weiter und weiter. Mos Def rappt. Und beinahe unmerklich ist die Klangkulisse randvoll. Das gesamte Ensemble für dieses Lied wirkt wie ein Treck, der immer mehr in Fahrt kommt, gemeinsam harmonische Schlängellinien fährt und letztendlich doch sehr gut mitreißen kann. Sehr cleverer Track. Ein weiteres Highlight.

13. "Plastic Beach" (featuring Mick Jones and Paul Simonon) 3:47

2/3 The Clash im Titelsong? Was wird denn das? Ein eigentlich klassischer Gorillaz-Song, der aber letztendlich durch seine ziellosen Samples und seine Melodieaskese bereits nach zwanzig Sekunden nervt. Da muss man wohl durch, wenn man Legenden ins Studio lässt.

14. "To Binge" (featuring Little Dragon) 3:55

Zum Glück gibt es ja Leute, die noch melodieverliebt sind. Little Dragon gehört offenbar dazu. Zu netten Kirmesorgeln, federleichtem Shufflerhythmus und im Zwiesang mit dem Hauptvokalisten kommt ein weiteres sehr niedliches Söngchen bei rum, den man im Prinzip ad hoc ins Herz schließen muss. Verliert sich dann doch irgendwie. Eine Minute kürzer wäre sinnvoller gewesen.

15. "Cloud of Unknowing" (featuring Bobby Womack and sinfonia ViVA) 3:06

Das Rauschen taucht wieder auf. Aus dem Meer entsteigt die mächtige Stimme des Bobby W., der mit seiner Stimmlage sofort an Louis Amstrong erinnert. Mit dem Einsatz des kleinen Sinfonieorchesters entfernen wir uns vom Strand und fliegen hinfort. Wunderschön. Viiieeel zu kurz. Könnte das nicht bitte so endlos sein wie der Titelsong? Gleich noch einmal hören.

16. "Pirate Jet" 2:32

Furchtbar billige Keyboardsounds geleiten den Hörer weg vom Plastic Beach hinein in eine Plastic World voller Kunststoffbecher die einhundert Jahre lang im Ozean schwimmen. Willkommen in der Realität.

Fazit: Hit reiht sich an Hit. Und wirkt dennoch als geschlossenes Ganzes. Mit durchgehender entspannter Strandatmosphäre, die dennoch permanent von einer Art Unheil überschattet ist, welches permanent vernehmlich ist. Also auch musikalisch hervorragende Umsetzung des titelgebenden Themas. Die Texte setzen sich wohl auch damit auseinander. Darf man ruhigen Gewissens gutfinden. Und am Freitag, den 5. März im Laden käuflich erwerben.


P.S.: Seit heute ist auch das vollständige Video zu Stylo verfügbar. Da das bei YouTube mal wieder Länder-geblockt ist, hier einfach ein internationaler Link:
Gorillaz - Stylo (feat Mos Def and Bobby Womack)

Pop auf die Zwölf

CoverJaguar Love bieten mit ihrem Album Hologram Jams feinste Popmusik für alle, die entweder extrem kurze Aufmerksamkeitsspannen aufweisen oder denen anderweitig leicht mal die Sicherungen durchbrennen.

Frage: Wer ist Hannah Blilie? Richtig! Die gute Frau, die auf dem Cover von Music For Men von The Gossip zu sehen ist. Außerdem ist sie die Schlagzeugerin derselben Band. Des Weiteren ist sie noch die Zwillingsschwester von Jordan Blilie. Den wiederum könnte man kennen, wenn man sich mal mit den Blood Brothers auseinandergesetzt hat. Denn da war er einer von den beiden Schreihälsen und hat zu unglaublich chaotischer, drängender, lauter, intensiver, hyperaktiver und schlichtweg schwer beeindruckender Musik im Wechsel mit Johnny Whitney unfassbar poetische, also wunderschöne bis schwer verstörende, Texte gesungen oder gekreischt.
So kam zum Beispiel von dieser Band der Refraintext des verblichenen Jahrzehnts:
Thanks for the survival rags!
Thanks for the soiled skies!
Thanks for the fucked up future!
We can learn to love misery!

(zu hören in Feed Me To The Forest auf dem 2004er Meisterwerk Crimes).
Um mal so langsam zum Kern des Pudels zu kommen: Johnny Whitney wiederum hat sich nach dem Ende der Blood Brothers 2007 gedacht: "Warum gegen Gitarrenwände ansingen, die klingen wie ein Eisenbahnunfall, wenn ich doch genau so gut mal ordentlich den Popkasper raushängen lassen kann?" Also entschied er sich, gemeinsam mit Mitstreitern von den Blood Brothers und den Pretty Girls Make Graves die Band Jaguar Love zu gründen und eben einfach mal richtigen Pop für die Disco zu intonieren. So richtig mit Synthies, Claps, Melodien, Verse-Chorus-Bridge-Strukturen und allem Pipapo, was noch dazugehört. Nach dem ersten Album sind nun für das zweite Album Hologram Jams nur noch er und der alte Blood Broothers-Gitarrist Cody Votolato übrig geblieben. Was der Sache aber keinen Abbruch tut - Ideen haben die Knaben für zehn.
Nun war es ja nicht so, dass Whitneys alte Band nur unhörbaren Krach fabriziert hat. Nein, immer wieder ließen sie eine gute Portion Pop durchblitzen, der durchaus auch die Fähigkeit hatte, sich im Ohr festzusetzen, wenn man denn offen genug war und sich von den 30 Stimmungs- und Rhythmuswechseln pro Song (!) nicht hat einschüchtern und ermüden lassen. Nur musste man halt schon etwas genauer hinhören.
Bei Jaguar Love besteht da aber überhaupt kein Zweifel mehr, wo das Ganze hin soll. Hier reiht sich eine catchy Hookline, an schmissigen Beat an Ohrwurmrefrain, dass man nur die weiße Bierfahne schwenken kann. So hauen sie erstmal mit dem Eröffnungsdrilling I Started A Fire, Polaroids And Red Wine und Cherry Soda solch unwiderstehliche Hits raus, dass einem schon Angst und Bange wird.
Womit man allerdings vorlieb nehmen muss, ist die sehr ... ähemm ... markante Stimme von Johnny Whitney. Klingt halt oftmals wie einer von den Chipmunks oder - um mal einen seriöseren Vergleich zu suchen - ein noch aufgedrehterer Cedric Bixler-Zavala (The Mars Volta, At The Drive-In). Allerdings ist auch diese unglaubliche Stimmlage und Gesangslage auch das, was der ganzen Musik ihren unglaublichen Drive verleiht. Natürlich ist auch die Musik uptempo und ständig passiert an allen Ecken und Enden etwas, jedoch erst durch die latent ungeduldige Gesangsart des Sängers, der mit seiner Stimme immer kurz vorm Überschnappen ist, wird eine unglaubliche Intensität erzeugt, die relativ schnell auch die Assoziation "ADHS" generiert.
Beim zweiten Hinhör stellt man dann aber fest, dass hier niemand komplett unstrukturiert zu Werke schreitet. Man stellt fest, dass halt nur Rhythmen ineinandergeschoben werden, dass die Stimme doch trotz der hohen Lage recht fest im Sattel sitzt und durchaus fähig ist, sicher schöne Melodien zu intonieren. Die Breaks passieren zwar dreimal so häufig wie bei anderen Kapellen, allerdings auch dreimal so sinnvoll.
Trotz gelegentlicher Durchhänger (Up All Night und A Prostitute, An Angel) muss man den beiden Buam letztendlich doch ein erstaunliches Geschick zugestehen, schlüssige und geschmackvolle Songs zu schreiben.
So zum Beispiel das vergleichsweise ruhige aber umso intensivere Evaline, der schon fast simple, aber sehr schmissige Abschluss Piece Of My Heart, mit dem man irgendwie assoziieren muss, dass AC/DC Neue Deutsche Welle spielen. Oder das sehr hübsche - im entspannten Offbeat gehaltene Don't Die Alone, dass durchaus die Sonne aufgehen lassen kann.
Ein kleines Manko ist, dass die Texte, die zu Blood Brothers-Zeiten haushoch metaphorisch verquickt waren, nun eine viel einfachere Sprache bedienen, die natürlich das plakative Popthema unterstützt, jedoch mitnichten mit den hohen Erwartungen mithalten kann.
Alles in allem also eine Platte, die eingängig und dennoch fordernd genug ist. Sie wird zwar nie in der Idiotendisco um die Ecke laufen, aber wahrscheinlich auch demnächst in Ihrer gut sortierten Studentendisse. Und alle schauen sich an und sagen: "Boah! Anstrengend!" und können sich trotzdem nicht anders helfen, als zu tanzen.
Hologram Jams ist seit heute als Import erhältlich und ab 02. April auch hierzulande.

Hörbeispiele:
I Started A Fire
Polaroids And Red Wine

nobono

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