Frühlingserwachen
Ein Album, wie ein Rauschzustand. Nächste Woche erscheint das Solo-Debüt von Jónsi, welches, ganz unüberraschend, natürlich ein ziemliches Meisterwerk geworden ist. Eine Liebeserklärung...
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück… was Goethe in Versform schon längst wusste, hat, so scheint es zumindest, der isländische Wunderknabe Jónsi Birgisson nun in musikalischer Form aufgenommen… das längst überfällige Soloalbum des Sigur-Rós-Frontelfen ist wie der musikgewordene Sieg des Frühlings über den Winter, nicht nur weil es pünktlich zum Jahreszeitenwechsel erscheint. Und dann heißt das gute Teil auch noch „Go“ … der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in raue Berge zurück! Die raue Landschaft Islands hat Jónsi auch ein wenig zurück gelassen. Es bricht Licht in den Nebel des Sigur-Rós-Gewandes. So geht das Solodebüt den Weg konsequent weiter, den bereits das letzte Album seiner Hauptarbeitgeber leicht eingeschlagen hat. Keine epischen 9min-Post-Rock-Werke mehr, sondern kompaktere, gezieltere Songs, die sich dem Pop nicht komplett verweigern, sondern ihn um einige Facetten ergänzen wollen.
So präsentiert Jónsi auf 40min 9 großartige Hymnen voller Euphorie und Virtuosität, durchsetzt von tollen Melodien und üppiger Instrumentierung. Trotz einiger Balladen gibt man sich gern in Aufbruchsstimmung angesichts dessen, was der Frühling mit all seinen Farben bringen mag. „We should always know that we can do anything” proklamiert Birgisson bereits im ersten Song und beschwört die Kraft und Energie der endlosen Sommer herauf. Mehr von allem! Auch „Animal Arithmetic“ wird zum schnellen Lauf durch die Wiesen und Felder untermalt mit einem spannenden Mix aus Percussions, Elektronik und viel Orchester. Und eindeutiger als mit „Fuck it, let’s go and live“ kann man Lebensfreude nicht mehr besingen. Auch in „Boy Lillikoi“ wird das schlechte dieser Welt und sämtliche Zweifel mit orchestraler Wucht hinweggespielt. „Your spirit still burns and so life goes on“. Entwaffnete Euphorie verpackt in ein episches Klanggewand. Stärker als noch bei Sigur Rós oder dem letztjährigen „Riceboys Sleeps“-Projekt mit Lebenspartner Alex setzt Jónsi bei seinem Soloausflug auf die Kraft klassischer Instrumente, die er zusammen mit interessanten, kleinen Elektroelementen zu gelegentlich wirklich reinrassigen Popsongs vermixt. Doch stets umgibt die Musik auch diesmal etwas überirdisches, etwas das nicht von dieser Welt zu sein scheint. Und das ist halt, neben der musikalischen Untermahlung durch den Komponisten Nico Muhly auch wieder die einzigartige Stimme von Jónsi. Ein magisches Goldkehlchen, welches sich stets zu den höchsten Höhen aufschwingt und in gleichen Maasen gefühlvoll, zerbrechlich, aber doch kraftvoll wirkt. Eine gleichermaßen fremdartige, wie vertraute Stimme, die weiterhin mehr von einem Fabelwesen, als von einem Menschen hat. Daran ändert auch der Wechsel in englische Sprache nichts, zumal die Jónsi wohl wie wirklich dialektfrei hinbekommen wird. Muss er auch nicht. Die Stimme bleibt das Markenzeichen, kombiniert mit der außergewöhnlichen Musik, welche sich auch diesmal schwer einordnen lässt. Orchestraler Hymnenpop, gepaart mit stampfenden Beats und folkloristischen Einsprengseln. Wie eine Disco im Zauberwald oder halt das große Frühlingserwachen. „Go“ ist ein absoluter Traum und das aus meiner Sicht, bisher schönste Album dieses Jahres. Birgisson erschließt sich scheinbar mühelos neue musikalische Horizonte ohne dabei die eigene Vergangenheit zu verleugnen. Außergewöhnliche Musik in jeder Hinsicht. Ein Album, dass ich wärmstens jedem Musikfreund ans Herz legen muss. Der alte Dichtermeister würde mir sicher beipflichten… Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!
Jónsi Homepage
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück… was Goethe in Versform schon längst wusste, hat, so scheint es zumindest, der isländische Wunderknabe Jónsi Birgisson nun in musikalischer Form aufgenommen… das längst überfällige Soloalbum des Sigur-Rós-Frontelfen ist wie der musikgewordene Sieg des Frühlings über den Winter, nicht nur weil es pünktlich zum Jahreszeitenwechsel erscheint. Und dann heißt das gute Teil auch noch „Go“ … der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in raue Berge zurück! Die raue Landschaft Islands hat Jónsi auch ein wenig zurück gelassen. Es bricht Licht in den Nebel des Sigur-Rós-Gewandes. So geht das Solodebüt den Weg konsequent weiter, den bereits das letzte Album seiner Hauptarbeitgeber leicht eingeschlagen hat. Keine epischen 9min-Post-Rock-Werke mehr, sondern kompaktere, gezieltere Songs, die sich dem Pop nicht komplett verweigern, sondern ihn um einige Facetten ergänzen wollen.
So präsentiert Jónsi auf 40min 9 großartige Hymnen voller Euphorie und Virtuosität, durchsetzt von tollen Melodien und üppiger Instrumentierung. Trotz einiger Balladen gibt man sich gern in Aufbruchsstimmung angesichts dessen, was der Frühling mit all seinen Farben bringen mag. „We should always know that we can do anything” proklamiert Birgisson bereits im ersten Song und beschwört die Kraft und Energie der endlosen Sommer herauf. Mehr von allem! Auch „Animal Arithmetic“ wird zum schnellen Lauf durch die Wiesen und Felder untermalt mit einem spannenden Mix aus Percussions, Elektronik und viel Orchester. Und eindeutiger als mit „Fuck it, let’s go and live“ kann man Lebensfreude nicht mehr besingen. Auch in „Boy Lillikoi“ wird das schlechte dieser Welt und sämtliche Zweifel mit orchestraler Wucht hinweggespielt. „Your spirit still burns and so life goes on“. Entwaffnete Euphorie verpackt in ein episches Klanggewand. Stärker als noch bei Sigur Rós oder dem letztjährigen „Riceboys Sleeps“-Projekt mit Lebenspartner Alex setzt Jónsi bei seinem Soloausflug auf die Kraft klassischer Instrumente, die er zusammen mit interessanten, kleinen Elektroelementen zu gelegentlich wirklich reinrassigen Popsongs vermixt. Doch stets umgibt die Musik auch diesmal etwas überirdisches, etwas das nicht von dieser Welt zu sein scheint. Und das ist halt, neben der musikalischen Untermahlung durch den Komponisten Nico Muhly auch wieder die einzigartige Stimme von Jónsi. Ein magisches Goldkehlchen, welches sich stets zu den höchsten Höhen aufschwingt und in gleichen Maasen gefühlvoll, zerbrechlich, aber doch kraftvoll wirkt. Eine gleichermaßen fremdartige, wie vertraute Stimme, die weiterhin mehr von einem Fabelwesen, als von einem Menschen hat. Daran ändert auch der Wechsel in englische Sprache nichts, zumal die Jónsi wohl wie wirklich dialektfrei hinbekommen wird. Muss er auch nicht. Die Stimme bleibt das Markenzeichen, kombiniert mit der außergewöhnlichen Musik, welche sich auch diesmal schwer einordnen lässt. Orchestraler Hymnenpop, gepaart mit stampfenden Beats und folkloristischen Einsprengseln. Wie eine Disco im Zauberwald oder halt das große Frühlingserwachen. „Go“ ist ein absoluter Traum und das aus meiner Sicht, bisher schönste Album dieses Jahres. Birgisson erschließt sich scheinbar mühelos neue musikalische Horizonte ohne dabei die eigene Vergangenheit zu verleugnen. Außergewöhnliche Musik in jeder Hinsicht. Ein Album, dass ich wärmstens jedem Musikfreund ans Herz legen muss. Der alte Dichtermeister würde mir sicher beipflichten… Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!
Jónsi Homepage
rhododendron - 23. Mär, 23:18