Träumerei

Allem voran steht natürlich, dass der Multiinstrumentalist Neige (frz.: Schnee) aus der Blackmetal-Szene kommt. So bricht er gegen Ende des wahnsinningen Openers Écailles De Lune (Part I) und am Anfang des Part II schon deshalb mit den Konventionen, da einfach mal ein astreiner Blastbeat durch die Landschaft krawallt und es aus dem Dickicht des Gitarrengestrüpps heiser krächzt. Keine Sorge, das ist nicht die Regel und doch wieder ein schöner Ansatz, um dem Zyklus aus zarten Gitarrenpickings und fetten Wall Of Sounds, noch etwas mehr zu entnehmen.
Die Regel ist allerdings, dass der Franzose durchaus schöne Songs schreiben kann, die sogar beinahe ins gängige Popschema passen. Jetzt nicht so ganz klassisch mit Strophe-Refrain-Bridge-Refrain, aber doch mit richtig gesungen Melodien, wiederkehrenden Strukturen, Hooklines, flottem Rhythmus. Und trotz allem weiterhin Epik, Flächen, Wände, ätherischer Gesang. Denn neben Black Metal ist für Neige auch Folk und andere naturnahe Musik ein wesentlicher Einfluss. So klingt die Musik oft wie ein entsprechendes Folkstück aber mit einer verzerrten E-, statt einer einfachen Westerngitarre vorgetragen.
Das Schöne ist, dass, obwohl man die Einflüsse Postrock, Black Metal, Folk kombiniert, keine brachiale Noisegewalttätigkeit entwächst, sondern ein sehr eigener Sound. Zwar laut und verzerrt, aber dennoch schwebend, nicht greifbar, undurchdringlich. Trotzdem kurzweilig. Und ... natürlich ... wunder-, wunderschön.
Zum Träumen.
Hörbeispiele: Percées De Lumière (download)
und
Solar Song:
The Fall On Deaf Ears - 31. Mär, 18:46