Mondlose Nächte

Die Deftones waren gut. Sie wurden besser. Sie worden unfassbar großartig. Sie sind immer noch besser. Nur für die Großartigkeit, fehlt auf ihrem neuem Album Diamond Eyes einfach mal etwas Neues.
Das neue Album muss man schon fast retro nennen. Nachdem die Partisanen des so genannten New Metal alle anderen Mitbewerber in diesem Genre schlicht und ergreifend überlebt haben, indem sie sich soweit wie möglich von dem Stil entfernten, haben sie nun wieder mit den alten Waffen zugeschlagen: tonnenschwere Riffs vorgetragen von ordentlich tiefergelegten Gitarren, wie man sie zuletzt auf dem ‘95er Adrenaline gehört hat. Danach waren die zwar auch immer noch präsent. Die großartigen Momente der Deftones waren aber eher mehr die, wo sie die Leinwand mit gleichmäßigen dunklen Strichen komplett pechschwarz gefärbt haben. So wie in Be Quiet And Drive, Deathblow, Beware oder dem kompletten White Pony-Album.
Moll-Melodien, Gitarren und andere Sounds, die zu einem tiefen, ambientartigen Sog verschmelzen. Hymnen der mondlosen Nacht. Das sind die Stärken der Deftones, an die fast keine andere Band heranreicht. Interpol vielleicht. Da aber natürlich mit etwas anderen Mitteln.
Diese Momente sind auch auf dem aktuellen Album vertreten: Der Refrain von Diamond Eyes, die hypnotischen Banger You’ve Seen The Butcher und Risk, die Midtempo-Hymnen Beauty School oder Sextape sind so gebaut. Manchmal, wie bei der Vorabsingle Rocket Skates muss man ordentlich Prügel von den Instrumenten und dem Teilzeit-Schreihals Chino Moreno aushalten.
Allerdings tummeln sich hier auch mal schlechte Lieder auf dem Tonträger. So bleibt von 976-EVIL oder Royal eigentlich nicht viel hängen. Und das Andere, was prinzipiell ja gutes Zeug ist, hinterlässt leider den Eindruck, dass man Vieles schon einmal gehört hat. Risk könnte vom Vorgänger-Album sein. Sextape von dem selbstbetitelten 03er Album. Rocket Skates von einem der ersten beiden Alben. Prince wirkt wie eine Kopie von RX Queen. Großartig neue Elemente oder Abwechslung zwischen den Lieder sind nicht zu verzeichnen. Und vor Allem: In seiner Gesamtheit ist Diamond Eyes leider recht ermüdend.
Schade drum.
Das Album erscheint am Freitag.
Hier sind die Songs alle anzuhören.
Hörbeispiel: Sextape (YouTube)