Copy & Paste
Eigentlich ist schon alles über sie geschrieben, aber auch unser kleiner Blog mag um die Hurts nicht wirklich herumkommen. Schon allein die Unrechtfertigung dieses Hypes ruft mich jetzt mal auf den Plan, ein paar Zeilen zum jüngst erschienenen Debüt "Happiness" zu schreiben...

Erinnerungen sind toll! Seien wir mal ehrlich. Egal, ob es sich um Menschen, Ereignisse, bestimmte Lebensabschnitte oder bestimmte Songs geht. Wir erinnern uns gern zurück, tendenziell eher an die besseren Sachen, als an die schlechteren. Da funktioniert die kognitive Selektion ganz gut. Und der geneigte Musikliebhaber erinnert sich eben gern an Songs, Bands und die damit verbundenen Momente zurück. Der erste Kuss, die erste Party-Nacht, die guten Sounds halt… manchmal geschieht das auch kollektiv, wenn sich gern viele Leute an bestimmte Zeiten erinnern wollen bzw. dies zumindest meinen, zu wollen. Solche Retrowellen gab es schon immer in der Musik. In den 80ern gab’s ein Revival des 50er-Jahre-Rock’n-Roll’s, der Punk kommt genauso immer mal wieder, wie halt der Post-Punk inkl. Indie-Rock Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Die Musikwiederverwertung funktioniert zirkular, wenn das eine nervt, kommt das Andere wieder. Bleiben wir also kurz bei den 80ern. Die sind irgendwie prädestiniert dafür, immer wieder aufzutauchen. Das entsprechende Revival gibt’s eigentlich aller paar Jahre. Jetzt ist es also wieder soweit… die Schulterpolster und seltsamen Frisuren bleiben im Schrank, die Glanzzeiten des Pop werden hingegen reaktiviert. Die Menschen sind wieder bereit dafür.
Jetzt also die Hurts, über die irgendwie schon alles geschrieben wurde. Die Rückkehr zur großen 80er-Geste, retro durch und durch. New New Romantics in Zeiten der weltweiten Krise. Ich meine, was will man auch erwarten, wenn einem das Manchester Duo Theo Hutchcraft und Adam Anderson mit schicken Nazi-Scheiteln und adretten Hemden, sowie tiefem Hundeblick in schwarz/weiß vom Cover aus anklotzen. Hier wird nichts dem Zufall überlassen, sowohl beim Look, als auch bei der Musik. Ästhetik über allem mag man da fast meinen. So wird aus der Newcomer Band mit entsprechender Major-Label-Unterstützung weniger ein Musikact, sondern vielmehr die Vermittlung eines ganzen Lebensgefühls. Hier sind sie die 80er, durch und durch. Jedes Detail wurde kopiert und nun wird uns allen suggeriert, dass es halt auch so ist. Wenn ich allein alle Bands aufzähle, die in den Plattenkritiken zu „Happiness“ bereits erwähnt wurden. Hier muss also die ultimative Symbiose aus Tears For Fears, Depeche Mode, den Pet Shop Boys, OMD, New Order und Bronski Beat kommen... Wahnsinn! Ist allerdings nicht so. Und damit kommen wir jetzt mal endlich zur Musik: „Happiness“ ist ein ganz nettes und gefälliges Pop-Album, welches nach gutem Start allerdings sehr schnell Ermüdungserscheinungen erzeugt, gerade deshalb weil diese Band anscheinend alles sein will und damit hofft, die eigenen Defizite zu überbrücken. Dabei geht’s ja ganz gut los. „Silver Lining“ reißt mit kilometerweitem Pathos die graue Wolkendecke auf und verbreitet düstere Hoffnung. Die Single „Wonderful Life“ hat mich vor einem halben Jahr bereits aus den Socken gehauen. Nun hat sie aufgrund von übermäßig viel Airplay und einer leicht unnötigen Überproduktion auf dem Album ein wenig an Faszination verloren, aber ein handwerklich feiner Popsong bleibt er dennoch. Eine düstere Melancholie, mit viel Dramatik, eingebettet in klassische Popgewänder… das zieht. Auch bei „Blood, Tears & Gold“. Irgendwie sehr eingängig, da kann man als Freund guter Popmusik nichts Schlechtes dran finden. Aber ab dann geht der Abstieg los, langsam aber schleichend. Und den Hörer beschleicht langsam das Gefühl, dass da nix weiter kommt, als das, was er auf den ersten paar Songs schon gehört hat. Große Gesten, große Schulzen und die fadenscheinige Verkündung von Romantik und Gefühl. So gehen die Songs dann meist im Midtempo bzw. Balladenbereich los. Kollege Hutchcraft wirft sein, zugegeben sehr feines Stimmchen in den Ring und nach und nach fügt sich eine Schicht dazu. Ganz nach dem „Copy und Paste“-Verfahren. Hier noch’n dicker Synthie, da noch ein paar fette Streicher. Und nie den Chor und die Mehrstimmigkeit nie vergessen. Und dicke Pauken bitte! Alles muss groß sein, alles übertrieben. Kennt man den Opener „Silver Lining“, kennt man auch den Rest vom Schützenfest. Die Songs heißen dann halt „Illuminated“, „Evelyn“ oder „Unspoken“. Gerade letzteres klang in der damaligen EP-Version auch aufgrund seiner Reduktion sehr angenehm, doch nun wird auch hier die ewig gleiche Schablone aufgesetzt. Es baut sich auf, es kommen Streicher, Pauken und Bombast. Bitte immer mehr von allem!
Alles was dieser Band suggeriert wird, kommt also nicht wirklich auf. Zu kaum einem Zeitpunkt wird die Qualität der oft zitierten Originalbands erreicht. Die breite Schicht an Synthiespuren und balladesquem Weltschmerz-Schnulz ist in keinster Weise emotional oder authentisch. Stets wirkt alles zu übertrieben, zu unecht, zu gekünstelt… da gönnt man sich doch lieber noch einmal zum x-ten Mal „The Power Of Love“ von Frankie Goes To Hollywood. Und die beiden schwachen Uptempo-Nummern „Stay“ und „Better Than Love“ lassen wir mal lieber außen vor. Man merkt, dass das nicht die liebste Baustelle des Duos ist. Nein, das sind die Power-Pathos-Balladen. Und davon gibt’s mehr als genug. Am Ende ist sogar Kylie Minogue bei „Devotion“ dabei. Auch hier guter Anfang, schwacher Abgang. Lediglich „Water“ zeigt am Ende das etwas weniger durchaus mehr sein kann. Es geht doch, wenn die Band nicht immer permanent in eine solche Schmalzsackgasse laufen würde. Alle Ecken und Kannten werden glatt gebügelt, alles wirkt übertrieben und fast schon haarscharf an einer Parodie. Man höre nur mal auf Hutchcrafts kraftlose Texte voller austauschbarer Standard-Phrasen. Wenn man das mal übersetzt und dann die Instrumentierung und Produktion so lässt, dann fehlt auch nicht mehr wirklich viel für nen guten Schlager. Vielleicht zieht das deshalb so gut in Deutschland. Vielleicht wünschen sich die Hörer das suggerierte Gefühl von früher zurück. Die Romantik der 80er, die Zeit der Jugend als Popmusik noch Qualität hatte. Vielleicht funktionieren die Hurts deshalb so gut, auch im schlimmsten Formatradio. Sie passen zwischen die alten Hits, ohne wehzutun. Und neue Generationen kennen das halt noch nicht. Das alles sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Happiness“ eigentlich eine recht durchschnittliche, einseitige und sehr reaktionär produzierte Platte ist, welche ohne den entsprechenden Push durch das Label vielleicht gar nicht die Aufmerksamkeit bekommen hätte, die sie jetzt bekommt. Das wird anderen guten 80er-Retrobands der letzten Jahre nicht ganz gerecht. Und den Hurts schon mal gar nicht. Aber so ist das mit den Erinnerungen ja auch. Sie verblassen halt irgendwie mit der Zeit und werden nicht mehr so wahrgenommen, wie sie tatsächlich einmal passiert sind. Und dann kann man sich halt auch mal mit einer eher mittelmäßigen Kopie wieder darüber hinwegtäuschen.
Hurts @ MySpace

Erinnerungen sind toll! Seien wir mal ehrlich. Egal, ob es sich um Menschen, Ereignisse, bestimmte Lebensabschnitte oder bestimmte Songs geht. Wir erinnern uns gern zurück, tendenziell eher an die besseren Sachen, als an die schlechteren. Da funktioniert die kognitive Selektion ganz gut. Und der geneigte Musikliebhaber erinnert sich eben gern an Songs, Bands und die damit verbundenen Momente zurück. Der erste Kuss, die erste Party-Nacht, die guten Sounds halt… manchmal geschieht das auch kollektiv, wenn sich gern viele Leute an bestimmte Zeiten erinnern wollen bzw. dies zumindest meinen, zu wollen. Solche Retrowellen gab es schon immer in der Musik. In den 80ern gab’s ein Revival des 50er-Jahre-Rock’n-Roll’s, der Punk kommt genauso immer mal wieder, wie halt der Post-Punk inkl. Indie-Rock Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Die Musikwiederverwertung funktioniert zirkular, wenn das eine nervt, kommt das Andere wieder. Bleiben wir also kurz bei den 80ern. Die sind irgendwie prädestiniert dafür, immer wieder aufzutauchen. Das entsprechende Revival gibt’s eigentlich aller paar Jahre. Jetzt ist es also wieder soweit… die Schulterpolster und seltsamen Frisuren bleiben im Schrank, die Glanzzeiten des Pop werden hingegen reaktiviert. Die Menschen sind wieder bereit dafür.
Jetzt also die Hurts, über die irgendwie schon alles geschrieben wurde. Die Rückkehr zur großen 80er-Geste, retro durch und durch. New New Romantics in Zeiten der weltweiten Krise. Ich meine, was will man auch erwarten, wenn einem das Manchester Duo Theo Hutchcraft und Adam Anderson mit schicken Nazi-Scheiteln und adretten Hemden, sowie tiefem Hundeblick in schwarz/weiß vom Cover aus anklotzen. Hier wird nichts dem Zufall überlassen, sowohl beim Look, als auch bei der Musik. Ästhetik über allem mag man da fast meinen. So wird aus der Newcomer Band mit entsprechender Major-Label-Unterstützung weniger ein Musikact, sondern vielmehr die Vermittlung eines ganzen Lebensgefühls. Hier sind sie die 80er, durch und durch. Jedes Detail wurde kopiert und nun wird uns allen suggeriert, dass es halt auch so ist. Wenn ich allein alle Bands aufzähle, die in den Plattenkritiken zu „Happiness“ bereits erwähnt wurden. Hier muss also die ultimative Symbiose aus Tears For Fears, Depeche Mode, den Pet Shop Boys, OMD, New Order und Bronski Beat kommen... Wahnsinn! Ist allerdings nicht so. Und damit kommen wir jetzt mal endlich zur Musik: „Happiness“ ist ein ganz nettes und gefälliges Pop-Album, welches nach gutem Start allerdings sehr schnell Ermüdungserscheinungen erzeugt, gerade deshalb weil diese Band anscheinend alles sein will und damit hofft, die eigenen Defizite zu überbrücken. Dabei geht’s ja ganz gut los. „Silver Lining“ reißt mit kilometerweitem Pathos die graue Wolkendecke auf und verbreitet düstere Hoffnung. Die Single „Wonderful Life“ hat mich vor einem halben Jahr bereits aus den Socken gehauen. Nun hat sie aufgrund von übermäßig viel Airplay und einer leicht unnötigen Überproduktion auf dem Album ein wenig an Faszination verloren, aber ein handwerklich feiner Popsong bleibt er dennoch. Eine düstere Melancholie, mit viel Dramatik, eingebettet in klassische Popgewänder… das zieht. Auch bei „Blood, Tears & Gold“. Irgendwie sehr eingängig, da kann man als Freund guter Popmusik nichts Schlechtes dran finden. Aber ab dann geht der Abstieg los, langsam aber schleichend. Und den Hörer beschleicht langsam das Gefühl, dass da nix weiter kommt, als das, was er auf den ersten paar Songs schon gehört hat. Große Gesten, große Schulzen und die fadenscheinige Verkündung von Romantik und Gefühl. So gehen die Songs dann meist im Midtempo bzw. Balladenbereich los. Kollege Hutchcraft wirft sein, zugegeben sehr feines Stimmchen in den Ring und nach und nach fügt sich eine Schicht dazu. Ganz nach dem „Copy und Paste“-Verfahren. Hier noch’n dicker Synthie, da noch ein paar fette Streicher. Und nie den Chor und die Mehrstimmigkeit nie vergessen. Und dicke Pauken bitte! Alles muss groß sein, alles übertrieben. Kennt man den Opener „Silver Lining“, kennt man auch den Rest vom Schützenfest. Die Songs heißen dann halt „Illuminated“, „Evelyn“ oder „Unspoken“. Gerade letzteres klang in der damaligen EP-Version auch aufgrund seiner Reduktion sehr angenehm, doch nun wird auch hier die ewig gleiche Schablone aufgesetzt. Es baut sich auf, es kommen Streicher, Pauken und Bombast. Bitte immer mehr von allem!
Alles was dieser Band suggeriert wird, kommt also nicht wirklich auf. Zu kaum einem Zeitpunkt wird die Qualität der oft zitierten Originalbands erreicht. Die breite Schicht an Synthiespuren und balladesquem Weltschmerz-Schnulz ist in keinster Weise emotional oder authentisch. Stets wirkt alles zu übertrieben, zu unecht, zu gekünstelt… da gönnt man sich doch lieber noch einmal zum x-ten Mal „The Power Of Love“ von Frankie Goes To Hollywood. Und die beiden schwachen Uptempo-Nummern „Stay“ und „Better Than Love“ lassen wir mal lieber außen vor. Man merkt, dass das nicht die liebste Baustelle des Duos ist. Nein, das sind die Power-Pathos-Balladen. Und davon gibt’s mehr als genug. Am Ende ist sogar Kylie Minogue bei „Devotion“ dabei. Auch hier guter Anfang, schwacher Abgang. Lediglich „Water“ zeigt am Ende das etwas weniger durchaus mehr sein kann. Es geht doch, wenn die Band nicht immer permanent in eine solche Schmalzsackgasse laufen würde. Alle Ecken und Kannten werden glatt gebügelt, alles wirkt übertrieben und fast schon haarscharf an einer Parodie. Man höre nur mal auf Hutchcrafts kraftlose Texte voller austauschbarer Standard-Phrasen. Wenn man das mal übersetzt und dann die Instrumentierung und Produktion so lässt, dann fehlt auch nicht mehr wirklich viel für nen guten Schlager. Vielleicht zieht das deshalb so gut in Deutschland. Vielleicht wünschen sich die Hörer das suggerierte Gefühl von früher zurück. Die Romantik der 80er, die Zeit der Jugend als Popmusik noch Qualität hatte. Vielleicht funktionieren die Hurts deshalb so gut, auch im schlimmsten Formatradio. Sie passen zwischen die alten Hits, ohne wehzutun. Und neue Generationen kennen das halt noch nicht. Das alles sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Happiness“ eigentlich eine recht durchschnittliche, einseitige und sehr reaktionär produzierte Platte ist, welche ohne den entsprechenden Push durch das Label vielleicht gar nicht die Aufmerksamkeit bekommen hätte, die sie jetzt bekommt. Das wird anderen guten 80er-Retrobands der letzten Jahre nicht ganz gerecht. Und den Hurts schon mal gar nicht. Aber so ist das mit den Erinnerungen ja auch. Sie verblassen halt irgendwie mit der Zeit und werden nicht mehr so wahrgenommen, wie sie tatsächlich einmal passiert sind. Und dann kann man sich halt auch mal mit einer eher mittelmäßigen Kopie wieder darüber hinwegtäuschen.
Hurts @ MySpace
rhododendron - 31. Aug, 01:44