Samstag, 18. September 2010

In der Pop-Destille

Cover

Die wunderbaren The Thermals beglücken uns mit einem neuen Album. Kurz, melodisch, etwas ruppig, immer sympathisch. Popmusik auf das Wesentliche reduziert: Gesang, Schlagzeug, Bass, Gitarre und ein großer Eimer voller wundervoller Melodien. Zweiunddreißig Minuten voller Glückseligkeit. Für mich zumindest. So haben sie das früher schon einmal drauf gehabt und so praktizieren sie es wieder. Ohren auf für Personal Life.

 

The Thermals sind: Hutch Harris und Kathy Foster (sowie irgendein Schlagzeuger, der eh nicht länger als zwei Alben dabei sein darf). Und ihr Motto ist: Tempo. Weil Sänger, Gitarrist und Hauptsongwriter Hutch eines dieser ADHS-Kinder ist, das nicht mittels Ritalin in den Orbit geschossen wurde, fällt es ihm schwer sich länger auf eine Sache zu konzentrieren. Glücklicherweise kommt bei ihm noch ein Talent für erstklassige Lieder dazu. Aus diesen zwei Fakten kann jeder Dyskalkuliker ableiten, was bei den Thermals vorliegt: Das Destillat der Popmusik. Kein Schnickschnack, Nichts zum Füllen, nur der Song. So wie es die Folker so gerne vormachen. Da das aber schnarchnasige Musik ist, ist es für Mr Harris natürlich ungeeignet. Als Poppunk könnte man die Musik seiner Truppe beschreiben.
Zumindest auf den ersten beiden Alben. Unter diesen 25 Titeln befindet sich genau einer (!) der die Dreiminuten-Schallmauer durchbricht. Schnell, schnell, schnell muss das gehen. Auf dem dritten Album The Body, The Blood, The Machine wurde dann versucht dieses Konzept zu durchbrechen. Die Songs blieben zum Großteil recht langsam, waren ruhiger und vergleichsweise episch in ihrer Länge. Und der Pop ging irgendwie flöten. Eine Enttäuschung. Der Nachfolger Now We Can See konnte auch nicht gerade aber überzeugen.
Aber jetzt ist Personal Life da. Zehn Songs, dreißig Minuten. Und der Weg der Thermals in diese halbe Stunde einkomprimiert. Die straff getakteten Arrangements der Anfangsphase, gespickt mit Variabilität der beiden letzten Alben. Nicht jede Melodie und Hookline muss vom Sänger kommen. Nein, auch die Gitarre wird zum Singen gebracht oder der Background-Chor wird in den Vordergrund geschoben. Das Tempo ist nicht durchgängig im roten Drehzahlbereich. Und auch nicht durchgängig kurz vorm Absaufen. Mal hier, mal da, mal in der Mitte.
Mehr Variabilität muss aber nicht sein. Sonst ist alles gleich. GitarreSchlagzeugBassGesang. Zwar etwas altmodisch, wenn man bedenkt, dass inzwischen jede mikrofonierte Röhrenjeans sich gemüßigt fühlt, einen elektronischen Klangerzeuger einzusetzen. Es tut der Sache aber keinen Abbruch. Für meine Ohren klingt es eher vorteilhaft, es hat etwas Reines und Unverfälschtes. (Oh Gott, sowas schreiben doch eigentlich nur die Popveteranen vom Rolling Stone – ich werde alt.)
So kommen also schöne Spätsommerhits wie das federleichte Not Like Any Other Feeling, das recht niedliche You Changed My Life, der hoffentlich-bald-College-Hit I Don’t Believe You und der absolute Übersong und Ohrwurmrakete Your Love Is So Strong bei rum. Die Qualität der Lieder ist fast durchgängig sehr hoch – so richtig fällt nur Never Listen To Me durch seine Melodiearmut aus dem Rahmen. Ansonsten bekommt der interessierte Hörer Akkordfolgen, Melodiebögen und Refrains vor die Füße geschmissen, wie sie bei anderen Bands vielleicht einmal auf einem Album vorkommen.
Das ist auch alles, worauf man sich dabei konzentrieren sollte – die Musik an und für sich ist nix Weltbewegendes oder Revolutionäres – Power Pop halt –, aber die Lieder können einen trotzdem durch die Spätsommer der nächsten zehn Jahre bringen. Alles richtig gemacht.

Personal Life erschien am 10.09.2010.

nobono

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