Hedonismus im Vergleich
Pet Shop Boys @ Stadthalle Chemnitz, 09.05.07 vs.
Pet Shop Boys @ Philippshalle Düsseldorf 11.05.07
Der ultimative Konzertvergleich in Sachen Hochglanz-Pop. rhododendron in Chemnitz und doughnut in Düsseldorf. Zwei Mal Pet Shop Boys. Doch wo war's besser?
1. Was zum Teufel macht ihr da?
rhododendron: Moment mal! Das ist ein ziemliches Vorurteil, denn die Pet Shop Boys sind eine der am meisten unterschätztesten Bands der Popgeschichte. Sie haben in den letzten 20 Jahren mehr perfekte Popsongs kreiert, als ich an sämtlichen Fingern und Zehen abzählen könnte. Stilvoller, intelligenter Pop mit tollen Texten und sehr tollen großen Gesten. Die Boys sind längst nich so peinlich wie ihr Ruf. Also kann man sich die Dosis Edel-Entertainment mal geben
doughnut ...
2. Und wer kommt da so hin?
r: Ein lustiges Publikum in Chemnitz. Der Hauptteil waren natürlich, wie erwartet Menschen Ende 30, Anfang 40, die in der Hoffnung auf eine kleine feine Nostalgieparty Richtung Chemnitz getiget sind. Wobei die meisten wohl eh aus dem näheren Umfeld dieser kleinen und... na ja... feinen... hmmm, jedenfalls Metropole kamen. Bunt gemischt. Vom Disko-Proll, über den geflegten Businessman, den Alt-Ostrocker mit lichter und grauer werdendem, aber nachwievor langewachsenem Haupthaar, bis hin zur Friseuse von neben an, dem ein oder anderen Studenten, Vertretern der Gay-Community und auch diverse Menschen weit über 50, die wohl dachten, angesichts des Aufrisses sei Florian Silbereisens "Volksfest der Volksmusik" in der Stadt. Also sagen wir mal, eine bunte Mischung.
d: . . .
3. Und nun zur Show
r: Neil Tennant und Chris Lowe sind da unkompliziert. Die denken auch an ihr nicht jünger werdendes Publikum. Beginn war zur besten Spielfilmzeit um 20.15 und gegen 22.00 Uhr war dann auch schon Schluss. Also die Zeit, wenn andere Konzerte erst beginnen. Aber auch egal. Die Show an sich gestaltete sich anschaulich und bunt. Tänzer, Sänger, bewegliche Videoleinwände und Projektionen. Ähnliches gab es schon letztes Jahr auf diversen Festivals, wie dem Melt! zu sehen. Da gab's aber ne schicke Würfelkonstruktion. Die fiel allerdings diesmal weg, aber das machte fast nix aus. Zu perfekt waren Tanzeinlagen und Show einstudiert. Neil Tennant gab den gewohnt gut gelaunten Showmaster und war für seine Verhältnisse ein regelrechtes Plappermaul. An der Band stimmte alles.
d:
4. Songauswahl
r: Ob die nun gewollt an den Greatest Hits des Duos orientiert war oder nicht, sei mal so im Raum stehen gelassen. Auf jedenfall wurde all das gespielt, was sich das sagen wir mal zu 85% aus Gelegenheits-Radiohörern bestehende Publikum gewünscht hatte. "Always on my Mind", "Domino Dancing" und am Ende auch die großen Gassenhauer "It's a Sin" und das obligatorische "Go West", wo halt alle mitmüssen. Ob sie wollen oder nicht. Hmm, das man den ehrlichen Fan so nicht mehr aus der Reserve locken kann, steht fest. Wir freuen uns aber trotzdem auf das lustige, auf deutsche vorgetragene "We're the Pet Shop Boys", die alten Albumtracks "Shopping" und "Dreaming Of The Queen" und das viel zu selten gespielte "Paninaro".
d:
5. Und die Stimmung?
r: Ja, hmmm... sagen wir mal... dem Publikum angemessen. Da stellt sich mir natürlich die Frage, ob man ab einem bestimmten Alter einfach nicht mehr mitmachen will. Ist das dann peinlich? Ich raff's nich, aber die Mehrzahl der knapp 2500 Menschen in der Chemnitzer Stadthalle sahen nicht aus wie regelmäßige Konzertgänger. Da wird während der Songs wenig gesprungen und gejubelt. Aber mit Schmackes zwischen den Songs geklatscht. Aber ab der 2. Hälfte des Konzerts war dann schon eine leichte Bierzeltatmosphäre zu verspüren. Und das mein ich nicht mal negativ... Immerhin standen viele der älteren Menschen während "Go West" sogar mal auf. Tolle Stimmung, aber vielleicht habe war der Kontrast zum 3 Tage vorher stattgefundenen Bloc Party Konzert einfach zu krass!
d:
6. Und was bleibt?
r: Nun, kurzum gesagt, die einfache Erkenntnis, dass die Pet Shop Boys zwar auch nicht jünger werden, aber auf jeden Fall wissen, wie man in Würde, Stil und mit einem Schuss Selbstironie Musik jenseits der 50 machen kann. Sicher, ihre große Zeit haben sie hinter sich, aber im Gegensatz zu diversen anderen 80er-Leichen haben sie es nicht nötig, durch Bierzelte, drittklassige 80er-Revival-Shows oder "Nokia Night of the Proms" zu tingeln. Und neue Songs spielen sie auch, wenn gleich es etwas mehr davon hätten sein können. Der Punkt ist: Die Pet Shop Boys sind nicht trashig und keine billige 80er-Revival-Rumtour-Band. Sie haben noch Stil und Geschmack und wissen es einfach das Publikum mit einer netten, gut gestalteten Show zu begeistern. Und so erlebt man einen Abend, nachdem man sich sicher nicht abgekämpft, wie nach nem Rifles Konzert vorkommt, aber sich trotzdem blendend unterhalten wurde. Und allein, wenn man als unbeteiligter Nicht-Fan diese Show sieht und all die Hits da drin wiedererkennt, dann wird der Verdienst dieses Duos für die Popmusik der letzten 20 Jahre mehr als deutlich.
d:
Pet Shop Boys @ Philippshalle Düsseldorf 11.05.07
Der ultimative Konzertvergleich in Sachen Hochglanz-Pop. rhododendron in Chemnitz und doughnut in Düsseldorf. Zwei Mal Pet Shop Boys. Doch wo war's besser?
1. Was zum Teufel macht ihr da?
rhododendron: Moment mal! Das ist ein ziemliches Vorurteil, denn die Pet Shop Boys sind eine der am meisten unterschätztesten Bands der Popgeschichte. Sie haben in den letzten 20 Jahren mehr perfekte Popsongs kreiert, als ich an sämtlichen Fingern und Zehen abzählen könnte. Stilvoller, intelligenter Pop mit tollen Texten und sehr tollen großen Gesten. Die Boys sind längst nich so peinlich wie ihr Ruf. Also kann man sich die Dosis Edel-Entertainment mal geben
doughnut ...
2. Und wer kommt da so hin?
r: Ein lustiges Publikum in Chemnitz. Der Hauptteil waren natürlich, wie erwartet Menschen Ende 30, Anfang 40, die in der Hoffnung auf eine kleine feine Nostalgieparty Richtung Chemnitz getiget sind. Wobei die meisten wohl eh aus dem näheren Umfeld dieser kleinen und... na ja... feinen... hmmm, jedenfalls Metropole kamen. Bunt gemischt. Vom Disko-Proll, über den geflegten Businessman, den Alt-Ostrocker mit lichter und grauer werdendem, aber nachwievor langewachsenem Haupthaar, bis hin zur Friseuse von neben an, dem ein oder anderen Studenten, Vertretern der Gay-Community und auch diverse Menschen weit über 50, die wohl dachten, angesichts des Aufrisses sei Florian Silbereisens "Volksfest der Volksmusik" in der Stadt. Also sagen wir mal, eine bunte Mischung.
d: . . .
3. Und nun zur Show
r: Neil Tennant und Chris Lowe sind da unkompliziert. Die denken auch an ihr nicht jünger werdendes Publikum. Beginn war zur besten Spielfilmzeit um 20.15 und gegen 22.00 Uhr war dann auch schon Schluss. Also die Zeit, wenn andere Konzerte erst beginnen. Aber auch egal. Die Show an sich gestaltete sich anschaulich und bunt. Tänzer, Sänger, bewegliche Videoleinwände und Projektionen. Ähnliches gab es schon letztes Jahr auf diversen Festivals, wie dem Melt! zu sehen. Da gab's aber ne schicke Würfelkonstruktion. Die fiel allerdings diesmal weg, aber das machte fast nix aus. Zu perfekt waren Tanzeinlagen und Show einstudiert. Neil Tennant gab den gewohnt gut gelaunten Showmaster und war für seine Verhältnisse ein regelrechtes Plappermaul. An der Band stimmte alles.
d:
4. Songauswahl
r: Ob die nun gewollt an den Greatest Hits des Duos orientiert war oder nicht, sei mal so im Raum stehen gelassen. Auf jedenfall wurde all das gespielt, was sich das sagen wir mal zu 85% aus Gelegenheits-Radiohörern bestehende Publikum gewünscht hatte. "Always on my Mind", "Domino Dancing" und am Ende auch die großen Gassenhauer "It's a Sin" und das obligatorische "Go West", wo halt alle mitmüssen. Ob sie wollen oder nicht. Hmm, das man den ehrlichen Fan so nicht mehr aus der Reserve locken kann, steht fest. Wir freuen uns aber trotzdem auf das lustige, auf deutsche vorgetragene "We're the Pet Shop Boys", die alten Albumtracks "Shopping" und "Dreaming Of The Queen" und das viel zu selten gespielte "Paninaro".
d:
5. Und die Stimmung?
r: Ja, hmmm... sagen wir mal... dem Publikum angemessen. Da stellt sich mir natürlich die Frage, ob man ab einem bestimmten Alter einfach nicht mehr mitmachen will. Ist das dann peinlich? Ich raff's nich, aber die Mehrzahl der knapp 2500 Menschen in der Chemnitzer Stadthalle sahen nicht aus wie regelmäßige Konzertgänger. Da wird während der Songs wenig gesprungen und gejubelt. Aber mit Schmackes zwischen den Songs geklatscht. Aber ab der 2. Hälfte des Konzerts war dann schon eine leichte Bierzeltatmosphäre zu verspüren. Und das mein ich nicht mal negativ... Immerhin standen viele der älteren Menschen während "Go West" sogar mal auf. Tolle Stimmung, aber vielleicht habe war der Kontrast zum 3 Tage vorher stattgefundenen Bloc Party Konzert einfach zu krass!
d:
6. Und was bleibt?
r: Nun, kurzum gesagt, die einfache Erkenntnis, dass die Pet Shop Boys zwar auch nicht jünger werden, aber auf jeden Fall wissen, wie man in Würde, Stil und mit einem Schuss Selbstironie Musik jenseits der 50 machen kann. Sicher, ihre große Zeit haben sie hinter sich, aber im Gegensatz zu diversen anderen 80er-Leichen haben sie es nicht nötig, durch Bierzelte, drittklassige 80er-Revival-Shows oder "Nokia Night of the Proms" zu tingeln. Und neue Songs spielen sie auch, wenn gleich es etwas mehr davon hätten sein können. Der Punkt ist: Die Pet Shop Boys sind nicht trashig und keine billige 80er-Revival-Rumtour-Band. Sie haben noch Stil und Geschmack und wissen es einfach das Publikum mit einer netten, gut gestalteten Show zu begeistern. Und so erlebt man einen Abend, nachdem man sich sicher nicht abgekämpft, wie nach nem Rifles Konzert vorkommt, aber sich trotzdem blendend unterhalten wurde. Und allein, wenn man als unbeteiligter Nicht-Fan diese Show sieht und all die Hits da drin wiedererkennt, dann wird der Verdienst dieses Duos für die Popmusik der letzten 20 Jahre mehr als deutlich.
d:
rhododendron - 11. Mai, 19:52