Sonntag, 19. August 2007

Pop on my Buckel, ähm, Pukkel!

Ein Freitag auf dem Pukkelpop Festival in Belgien

Es gibt eine Jahreszeit in Europa, die lässt von der Welt längst vergessene Ortschaften für drei oder vier Tage wieder aufleben. An diesen Wochenenden entwickeln sie sich zu Stätten pulsierenden Lebens, die nicht mehr zur Ruhe kommen. Tausende junge und junggebliebene Menschen begeben sich auf die Reise, schlagen ihr Zelt auf, versorgen sich mit reichlich Konserven und Alkohol und tragen die Shirts ihrer Lieblingsbands. Nicht, um einen gewöhnlichen Urlaub anzugehen, sondern um drei Tage gute Musik abzufeiern, Spaß zu haben und nette Leute zu treffen. Die Rede ist natürlich von der uns allen bekannten und geliebten Festivalseason. Schon zu Beginn des Jahres wird mit den sich immer wieder komplettierenden Line-Ups festgelegt, zu welchem Festival es denn gehen soll.

Meine Wahl fiel dieses Jahr auf das Pukkelpop Festival in Belgien. Zwar nur für einen Tag, aber immerhin. Um 6 Uhr in der Früh ging es los für mich, aufstehen, schnell unter die Dusche, Inhalt der Tasche kontrollieren und ab mit den Zug nach Düsseldorf. Von dort fuhren wir mit dem Auto Richtung Belgien. Mit einem Navi bewaffnet konnten wir unserem Plan gerecht werden und kamen überpünktlich um halb 12 in dem kleinen Nest Hasselt in Belgien an. Nach einer ca. zehnminütigen Suche nach einem geeigneten Parkplatz, der uns für sechs Euro zur Verfügung gestellt wurde, machten wir uns auf den Festivaleingang aufzusuchen.

Auf dem Weg fiel uns sofort auf, dass das Pukkelpop super organisiert ist. Überall waren Helfer zugegen, die für das Zuweisen der Parkplätze zuständig waren und die man auch um Rat fragen konnte, wusste man mal nicht wohin. Hasselt war für uns eine große geradlinige Straße, so mussten wir nur geradeaus laufen um zum Eingang zu gelangen. Für mehrtägige Besucher stellt der Weg zum Festival nur das Überqueren dieser Hauptverkehrsstraße dar, denn der riesengroße Zeltplatz liegt genau gegenüber dem Festivalgelände samt seiner acht Bühnen (von einer Bühne zur anderen braucht man nicht länger als fünf bis zehn Minuten).

Das Tagesticket kostete uns schließlich je 79 Euro, doch wenigstens waren wir pünktlich um 12:30 zugegen, um uns die erste Band, Art Brut, anschauen zu können. Eddie Argos schien bestens gelaunt und erzählte während routinierten Hits wie Good Weekend und neuen Songs wie St. Pauli allerhand Blödsinn und Lustiges daher. Da es noch relativ früh am Tage war, waren kaum mehr als ein paar Hundert Leute gekommen um sich die Band anzuschauen, dementsprechend entsprach die Stimmung eher einem kleinen Akustik-Clubkonzert was wir für den Einstieg aber als geeignet empfanden.

Good Weekend live @ Pukkelpop (youtube)

Nach einer Hälfte Art Brut wechselten wir die Bühne um uns die aus Amerika angereisten DeVotchKa anzuschauen. Durch den Little Miss Sunshine OST dürften diese mittlerweile bekannter sein als je zuvor. Auf der Bühne gab es viele Instrumente wie ein Akkordeon, Trompete, Geige etc zu sehen und hören, die den DeVotchKa typischen Sound prägen, der in der traditionellen spanischen Musik seine Wurzeln hat. Es war nett, das ganze mal live gehört zu haben, auf Dauer wäre mir diese Musik allerdings zu anstrengend.

Um kurz nach Drei standen The Rifles auf unserem Plan, die ich schon in Februar auf einem Konzert gesehen hatte. Anfangs gab es große technische Probleme mit der Gitarre des Sänger Joel, die nach ca. zehn Minuten vond er Technik behoben werden konnten. The Rifles durften überziehen und somit ihre ganze Setlist spielen, nachdem Lucas, der Gitarrist schon gecherzt hatte, dass sie wohl an diesem Tage nur zu einem kleinen Set von Drei Songs kommen würden. Als Opener gab es einen neuen, vielversprechenden Song, ansonsten setzen die Rifles auf altbewahrte Hits wie She's got standards, Peace & Quiet, When I'm alone und als Zugabe Local Boy. Auch einen Sommer nach dem Debüt No Love Lost funktionieren alle Songs anstandslos und lassen sich prima anhören, besonders schön war es, die etwas ruhigeren Songs wie Spend a lifetime und She's the only one live zu hören.

Hier ein Ausschnitt des neuen Rifles Songs auf youtube!

Anschließend wurde es etwas schrammeliger und die jüngere Generation, The View, enterten die Bühne was für eine ausgelassene Stimmung beim Pubikum sorgte. Während des Konzerts übernahm der Bassist die Rolle des Sängers und neben dem Hit Same Jeans gab es allerhand Albumtracks zu hören. Viel interessanter als die eher durchschnittlichen Songs war allerdings das schon lustig wirkende Posen der Jungs, womit sie nahezu mehr beschäftigt waren als mit dem Spielen an sich.

Nachdem mit dem letzten Album schon MTV Europa auf die Beatsteaks aufmerksam wurde durften sie nun mit neuem Material um halb sechs auf der Skate Bühne des Pukkelpop spielen. Ich war recht gespannt, wie sie denn im Ausland ankommen würden, irgendwelche Zweifel wurden dann aber schnell überflüssig, denn die Beateaks konnten mit überaus sympathisch guter Laune punkten und kamen klasse beim Publikum an, unter dem sich auch einige mitgereiste Fans befanden.

Eine ganz andere Kombo spielte anschließend in der Dance Hall, nämlich CSS. Die Dance Hall war schön im New Rave Stil ausgestattet und so fand man nicht nur auf der Bühne, sondern auch überall an der Decke bunte, neonfarbene Luftballons. Die Mädels aus Südamerika wussten das Publikum mit ihrer CSS Show zu begeistern, vielleicht bis dato beste Stimmung des Festivaltages. Nach meiner Einschätzung befanden sich über 2000 Leute in der Dance Hall, was mich doch erstaunen lies, da ich mit so einem Andrang nicht gerechnet hatte. Insgesamt eine lustige, vor allem sehenswerte Show mit den bekannten Hits Let's make love and listen (to) Death from above, Meeting Paris Hilton und Alcohol, auch, wenn wir nicht alles mitbekommen haben.

CSS live @ Pukkelpop (youtube)

Danach das erste Mal zur Hauptbühne, denn da spielten anschließend The Hives, die beste Rockband der Welt, zumindest nach mehr als nur mehrmaliger Aussprache des Frontsängers, was sicherlich lustig sein kann, aber irgendwann auch ausgeleiert ist. Die Hives spielten die üblichen Hits und auch neues Material, was sich quasi genauso anhört wie das alte, denn im Grunde ist da ja eh alles nicht mehr als Geschrammel und Geschrei. ;)

Mittlerweile war es schon Abend und nach einem sehr sonnigen Tag doch kühl geworden, da kam uns das im Zelt stattfindende Konzert von Patrick Wolf nur zurecht. Eines vorab: Patrick Wolf war der Höhepunkt des Tages, da: Auf der Bühne klasse Musiker, eine klasse Songauswahl, ein bestens performender Herr Wolf mit einem klasse Kostüm welches während der Show immer weniger wurde, bis er zuletzt nur noch mit kurzer Hose dastand. Die Leute gingen alle ordentlich ab und als dann neue Songs wie Accident & Emergency oder The Magic Position oder altbekanntes wie Tristan liefen gabs kein Halten mehr. Sicherlich einer der sehenswerteren Auftritte an diesem Tag. Ansonsten lässt sich das nur schwer in Worte fassen, so etwas msus man live gesehen haben.

Anschließend gabs den ersten Headliner des Tages, nämlich Arcade Fire. Ich weiß nun nicht, wie viele Leute auf der Bühne standen, aber die Anzahl hätte geteilt sicherlich für eine Hand voll neuer Bandgründungen gereicht. Anfangs hatten auch Arcade Fire etwas mit der Akustik zu kämpfen, man konnte die Stimme des Sängers kaum verstehen, doch war es insgesamt ein rundum gelungener, sehr atmosphärischer Auftritt der wortkargen Kanadier, der nach einer Stunde Instrumentalfeuerwerk sein Ende nahm. Besonders begeistert hat mich die Tatsache, dass sie trotz "nur" einstündiger Spielzeit tatsächlich eine große Orgel auf der Bühne gespielt haben, wobei natürlich die Orgel einen Großteil des Sounds ausmacht.

Rebellion live @ Pukkelpop (youtube)

Zum Abschluss des gelungen Tages oder Marathons, je nachdem, gab es noch Alex Gopher im Club, der die Leute ordentlich zum Tanzen und Schwitzen brachte. Alex selbst bediente seinen Synthesizer, sang und hatte noch einen Gitarristen sowie Bassisten zur Verstärkung des Sounds dabei. Der Bass war so kräftig, dass der Boden bebte und als ob das nicht genug wäre, hob der nicht müde werdende Alex noch immer seinen Zeigefinger in Richtung der Soundmischer nach oben.

Gegen halb 1 entschieden wir uns dann nach Hause zu fahren und abschließend kann man sagen, dass das Pukkelpop ein abwechslungsreiches Festival mit sehr netten Besuchern und klasse Musikern ist, was man nur weiterempfehlen kann, auch für drei volle Tage.
turntable - 20. Aug, 13:06

die preise sind auch nicht ohne, finde ich.
freut mich jedenfalls, daß es dir gefallen hat.
grüße

nobono

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