Durch die Linse der Kamera
Editors am 14.03.2008 @ KuFa, Krefeld VS.
Editors am 19.03.2008 @ Conne Island, Leipzig
Es ist wieder soweit! Nachdem die Editors die großen Städte Deutschlands erst im vergangenen Winter betourt haben, beehren sie im aufkommenden Frühling nun die kleineren Clubs der Republik. Gerade dieses Geschenk nehmen wir dankend an und verschaffen uns ein Bild von den Konzerten. Doughnut in Krefeld, rhododendron in Leipzig. Hier Impressionen
1. Wer? Wie? Was?
doughnut: Vergangenen Freitag war es soweit und Gott, ja, ich war aufgeregt. Immerhin, im Gegensatz zu rhododendron, sollte dies mein erstes Editors Konzert überhaupt werden. Kaum vorstellbar? ja! Und dann auch noch so in der Nähe, denn die Kufa ist quasi der Ort, wo ich zur Welt kam. "How can you always be late for your arrival?" konnte es am Freitag also nicht heißen, denn eher zu früh als zu spät standen wir schon vor der Halle, ahnend, dass wir sicher nicht die einzigen wären. Man muss sagen, die KuFa ist klein. Sie hat zwei Hallen, ist gemütlich, und eignet sich perfekt für in Deutschland eher unscheinbare Indie-Acts von der Insel und fasst gut 1000 Leute. Als mir letzten Dezember mitgeteilt wurde, dass uns nun die Editors beehren würden, war ich quasi sprachlos, denn solche Bands sieht man hier eher selten. Die Editors, einer der aufstrebenden, wichtigsten Bands unserer Zeit, die mit ihrem epischen, glanzvollen Sound U2 locker an Wand spielen können - und hier interessiert sich keiner dafür. Fasst keiner, und vor allem scheinbar nicht die Jugend, denn...
rhododendron: Och, ja, ein alter Hase bin ich jetzt quasi was die Herren Editors angeht, war es doch gestern immerhin das 4. Mal, das ich die Kapelle live bestaunen durfte. Aber das tut der Euphorie ja bekanntlich keinen Abbruch. Warum auch? Heillose Euphorie bei dieser Band mit ihren euphorischen Hymnen. Außerdem war die Location reizvoll. Das Conne Island hat den Flair eines kleinen, feinen Hinterhofschuppens und die Band vor nicht mal 1000 Leuten sollte eigentlich mitlerweile keine Selbstverständlichkeit sein. Eine Freundin, die ich mithatte kann davon ein Lied singen, da sie die Band 2 Wochen vorher in London vor über 10.000 Leuten inkl. Videoleinwänden und so’n Kram gesehen hat. Also heut ne Spur kleiner. Warum nicht. Dennoch hatte ich den Eindruck, die Band hätte echt ne größere Location verdient. Bei der Wucht und Breite, die ihre Musik ausstrahlt, wird einem so ne Location nur bedingt gerecht. Aber andererseits hat das auch seinen Reiz, in der 2. Reihe die Spucke von Tom Smith aufzufangen
2. Und wer kommt da so hin?
d:...meine Begleitung wie ich waren ziemlich überrascht, welches Publikum wir vor Ort vorfanden. Es ist keine Diskriminierung oder ähnliches, eher ein trauriges Protokoll für Krefelds Jugend wenn man sagen muss, dass rund 3/4 der Leute älter als 25, Anfang 30, sogar zwischen 40 und 50 waren. Da kommt natürlich die Frage nach der Referenz auf! Hat dies etwas damit zu tun, dass die Editors schon zu Beginn ihrer Karriere stets gerne mit Interpol, Joy Division und The Cure in einen Topf geworfen wurden? Nun, zumindest einige scheinen auch deswegen hier zu sein, sieht man doch einige mit Shirts, die Hinweise auf ein New Order-Fandasein schließen lassen. Die Editors selber könnten sich davon unbeeindruckt zeigen, geben dem Affen aber mit einer Performance von The Cure's "Lullaby" Zucker und die Leute nehmen dies mit Wohlmut zur kenntnis! Zu erwähnen ist noch, dass viele benachbarte Niederländer und auch Engländer angereisten, um das Editors Konzert im Detroit Deutschlands, wie es der ME einmal schreib, miterleben zu können.
r: Ach, im Gegensatz zu doughnut ist mir das Publikum eh relativ egal, weil die Band ja nur für mich spielt. Das nennt man Psychologie oder so ;-) Dennoch muss ich den Sachsen ein Kompliment machen... gut geschlagen, wobei ich das Gefühl hatte, das ab den zweistelligen Reihennummern die Stimmung etwas nachlies. Allerdings muss ich auch zu deren Verteidigung sagen, das ich mich während des Konzertes nicht wirklich umgedreht hab und kontrolliert hab. In den ersten Reihen ging es ganz ordentlich ab, zumindest zentral, wo ich stand. Könnte natürlich mehr sein, weil es die Editors sind und da bitte alle mitmachen sollen, aber ging schon. Zum Durchschnittsalter kann ich nich viel sagen. Viele hübsche Menschen am Start. Zählt denn das?
3. Und nun zum Konzert
d:Wenn man dermaßen rechtzeitig an Ort und Stelle ist, muss man auch mal gut und gerne etwas warten, bis man den Hauptact zu Gesicht bekommt. Sichtlich unbeeindruckt zeigt sich das Publikum gegenüber der beiden Vorbands Red Lights Company und der Mobius Band. Stattdessen galt die Aufmerksamkeit eher den beiden Bars, wo das Bier und Geld ordentlich zu fließen begann. Was gibts zu den Vorbands also zu sagen? Als Gutmensch schaut man sich die natürlich an um anschließend gepflegt drüber meckern zu können. Hier aber nicht, oder? Nun ja, zugegeben, von Red Lights Company kann man nur schwer beeindruckt, oder besser noch beeindruckt sein, wenn man auf faden, langweiligen, 0815 Indie-Rock steht, den man an allen Ecken schonmal irgendwo gehört hat. Nach dem Motto "auf alt bewährtes vertrauen udn bloß nichts neues wagen" ist man hier in Stagnation stecken geblieben, ohne eine großartige Bandkarriere hingelegt zu haben. Da hilft auch die Placebo-gedächtnis Stimme nichts, das war nichts, Jungs! Und nun, die Mobius Band. Vorab: Die kam beim spießeigen Indie-Publikum um die 30 überhaupt nicht an, denn scheinbar ist man sich heir zu schade für elektronische Spielereien, lustig fiependen c64 Sounds und einem Deutsch sprechenden Frontmann, der spontan auch Publikumsrufe wie "BORING!" gekonnt mit "Ah, langweilig" übersetzen konnte. Nicht das Publikum, sondern Mobius Band zeigten sich unbeeindruckt von dem größtenteils zelebrierten Desinteresse und umso mehr Spaß hatte ich, denn Mobius Band klangen mit ihrer gekonnten Symbiose aus Elektronik und Schlagzeug + Gitarre angenehm erfrischend. Die Stimme des Sängers schien gleichermaßen gelangweilt wie sympathisch, das man sich dem kaum entziehen konnte. Höhepunkt des 30 Minütigen Schaffens: Sichtlich das auch myspace bekannte "Friends like these" mit dem prädikat "hitverdächtig!" Um knapp halb 11 war es nun soweit, die Editors betraten die and und eröffneten ihre gut 90 minütige Setlist mit Camera - Gänsehaut! In den folgenden 90 Minuten erlebte man einen Tom Smith in Hochform, der sich sichtlich angetan von der aus allen Nähten platzenden KuFa zeigte und eine routinierte, eher unauffällige Begleitband. Ziemlich beeindrucken ist es, wie Tom Smith innerhalb eines halben Songs sämtliche Ecken und Klaviere wie Bühnendeko besteigen und erkunden kann, und zwar in einem Tempo und in Bewegungen, die einem der Hausarzt nur zur Rückenschulung empfehlen würde. Egal, ob Tom Smith die Gitarre dabei hat oder nicht, die ganz hoch oder runter hält, das Klavier besteigt, hinuntersteigt - es erscheint alles wie eine Art Ballett, passend zu Songs wie "The weight of the world" - wo es keinerlei Beteiligung des Publikums gab, sondern Totenstille. Gen Ende ist man relativ beeindruckt, hat leider aber auch den Eidnruck, dass Krefeld an diesem Abend nur eine Station von vielen war, denn schließlich ist es eine World Tour. Tom Smith fand ofmals nicht die passenden, dafür aber altbewährte Zwischenrufe wie "Danke" und "Thanks" . Eine gewisse Routine schleicht sich scheinbar auch bei den Songs ein, die zu 90% fasts o wie auf Album klangen, sodass man sich eine gewisse Überraschung doch gewünscht hätte.
r: Glück für uns... wir hatten nur die Mobius Band. Und die kam sehr gut beim Publikum. Fand sie auch sehr gut, obwohl der eine von ihnen stellenweise wirkte, als sie er gerade beim Tom-Smith-Lookalike-Contest rausgepflogen. Dennoch schicker Indie-Casio-Whatever-Pop. Hätt ich noch Geld gehabt, hätt ich mir vielleicht hinterher noch ne CD gekauft. Die haben so mitleidig geschaut, die guten.
Ja, zum Konzert muss man selber nicht viel sagen... doughnut hat ja bereits fast alles geschrieben und viel Unterschiede kann man in den 5 Tagen nicht erwarten. Die Band war gut drauf (oder hat uns gut was vorgespielt) und Tom hatte sie alle drauf, die einstudierten Aktionen. Vom Sprung auf das Klavier, bis zum epileptischen Umherrennen. Und immer schön die Hands out reachen! Aber ich schau diesem Mann gern zu, weil er seine Musik lebt und den Sound versucht auszuschöpfen und stellenweise einfach ausrastet. Und das muss bitte auch so sein. Wir sind hier bei den Editors, jener Band, deren euphorische Hymnen über Tod und Verzweiflung schon in so mancher Lebenskrise hilfreich waren. Das Publikum applaudierte lautstark, vermutlich weil die Meisten das gerafft haben. Ich glaube, Smith selber kriegt während des Konzertes eh wenig mit. Der taucht in seine Welt ein und ist da gut aufgehoben.
4. Songauswahl
d:Ehrlich gesagt gibt es keine großen Überraschungen, daher auch wenig zu sagen. Angesichts der aktuellen Single wurde nun auch "Push..." wie das The Cure Cover "Lullaby" und alle aktuellen wie vergangenen Hits und die B-Seite "You are fading" gespielt. Zwei junge Damen neben mir schienen auch nur die aktuellen Nummern zu kennen und waren demzufolge bei "Racing Rats" und "Smokers" sehr aus dem Häuschen. Álso wurde das gespielt, was man hören wollte.
r: Ja, hier auch die exakt gleiche Setliste. Im Gegensatz zu den Herbstgigs gab’s zwei Änderung... Das Cure Cover machte sich hervorragend. Wobei ich glaube, nur ein Bruchteil des Publikums hat’s erkannt. Auch die dezente Akkustikversion von „Push Your Head...“ wirkte angenehm in den Ohren und zeigte einmal mehr die musikalische Bandbreite der Band. Die Hits mussten natürlich sein. Persönliches, geheimes Highlight war die aufgemotzte Version von „You Are Fading“, bei der ich das Gefühl hatte, sie wird auch mit jeder Performance größer und aufgemotzter. Der helle Wahnsinn! Aber schön, dass sie das Ding immer noch fest im Programm haben!
5. Und die Stimmung?
d: Ich musste kurz überlegen, ob ich nicht "enttäuschend" schreiben sollte, aber mir gefällt "entspannt" dann doch besser. Ich meine okay, irgendwo ist es verständlich, dass man nicht bei allen Editors Songs abgehen kann, aber in der Masse war von vorne bis hinten (damit ist sowohl das Publikum als auch der zeitliche Verlauf gemeint) kaum Bewegung drinne. Selbst beid iesem gigantischen Feuerwerk von Hits zum Schluss muss man sich wohl gedacht haben, "wir bleiben lieber mal stehen udn klatscheb iem Refrain mit". Also alles in allem ziemlich entspannte Wohlfühl-Kuschelamosphäre ohne Pärchen, aber mit einem scheinbar wenig Konzert-routiniertem Publikum. Wer weiß, vielleicht waren einige auch zum letzten Mal bei der Cure World Tour 1988 unterwegs.
r: Mensch, doughnut lässt kein gutes Haar an den Krefeldern. Bei Leipzig kann ich nur die ersten 4,5 Reihen beurteilen, weil ich mich während das Konzertes nicht wirklich umgedreht hab. Gab’s ja auch Wichtigeres zu sehen. Aber die Stimmung war ganz ordentlich. Ein paar sorgten da für Stimmung, aber sehr angenehm. Geschubst wurde glücklicherweise nur dezent und damit kann ich als Pogo-Feind (bzw. Pogo-Feind bei Nicht-Pogo-Bands) sehr gut leben. Wie’s dahinter aussah weiß ich nicht. Vermutlich ne Menge „stiller Genießer“ (PS: Ich werde euch niiie verstehen... gut, vielleicht, wenn ich 40 bin). Applaus gab’s aber dennoch sehr viel. Die Euphorie war sehr groß und ich glaub, die Band hat’s gemerkt und ihr hat’s gefallen.
6. Und was bleibt?
d: Ein gutes, erstes Editors Konzert mit der Erkenntnis, dass sowohl Album 1 als auch der Nachfolger "An end has a start" ganz große Nummern mit zumindest der Bescheinigung für den Stadien-Gig nachweisen können. Ob wir das wollen, ist natürlich eine andere Sache, denn wie man weiß, spielen die Editors in England schon die 10.000er hallen und da ist so eine Clubtour durch Deutschland genau das richtige gewesen, um die Editors überhaupt oder näher kennen zu lernen. Es folgt, ein Einblick in rhododendrons eigener Editors Welt.
r: Einmal mehr hat mich diese Band live gefesselt. Und dabei nur leicht an Begeisterung verloren. Ich rechne es der Band mehr als hoch an, das sie so kleine Locations, wie Krefeld oder auch Erlangen mitnimmt, obwohl sie es eigentlich nicht muss. Sicher, das ist leicht verdientes Geld, aber trotzdem keine Selbstverständlichkeit. Die Band ist nachwievor ne Macht für sich. Ihre Songs sind Soundmonster und die ersten 2 Alben bereits jetzt für mich und doughnut moderne Klassiker. Die Band möchte auf Album Nr. 3 gern die rohe Live-Gewalt ihrer Gigs einfangen. Das könnte interessant werden, denn wenn man sie live erlebt, merkt man die hohe Spielfreude und Musikalität der jungen Herren. Sicher wird die Faszination mit keinem Gig größer, aber die Band bleibt auf nem hohen Niveau. Und die Tatsache, dass wir jetzt ein paar Monate Ruhe haben bevor wir sie noch einmal im Sommer auf dem MELT! sehen, lässt mich schon wieder strahlen. Denn ich bin mir sicher, das sie dann wieder begeistern. doughnut zum zweiten und mich zum fünften Mal.
Setlist: 01 Camera 02 An End Has A Start 03 Blood 04 Bullets 05 The Weight Of The World 06 Escape The Nest 07 Lights 08 When Anger Shows 09 Spiders 10 Lullaby 11 All Sparks 12 Munich 13 Push Your Head Towards The Air 14 Bones 15 Fingers In The Factories 16 The Racings Rats 17 You Are Fading 18 Smokers Outside The Hospital Doors
Editors am 19.03.2008 @ Conne Island, Leipzig
Es ist wieder soweit! Nachdem die Editors die großen Städte Deutschlands erst im vergangenen Winter betourt haben, beehren sie im aufkommenden Frühling nun die kleineren Clubs der Republik. Gerade dieses Geschenk nehmen wir dankend an und verschaffen uns ein Bild von den Konzerten. Doughnut in Krefeld, rhododendron in Leipzig. Hier Impressionen
1. Wer? Wie? Was?
doughnut: Vergangenen Freitag war es soweit und Gott, ja, ich war aufgeregt. Immerhin, im Gegensatz zu rhododendron, sollte dies mein erstes Editors Konzert überhaupt werden. Kaum vorstellbar? ja! Und dann auch noch so in der Nähe, denn die Kufa ist quasi der Ort, wo ich zur Welt kam. "How can you always be late for your arrival?" konnte es am Freitag also nicht heißen, denn eher zu früh als zu spät standen wir schon vor der Halle, ahnend, dass wir sicher nicht die einzigen wären. Man muss sagen, die KuFa ist klein. Sie hat zwei Hallen, ist gemütlich, und eignet sich perfekt für in Deutschland eher unscheinbare Indie-Acts von der Insel und fasst gut 1000 Leute. Als mir letzten Dezember mitgeteilt wurde, dass uns nun die Editors beehren würden, war ich quasi sprachlos, denn solche Bands sieht man hier eher selten. Die Editors, einer der aufstrebenden, wichtigsten Bands unserer Zeit, die mit ihrem epischen, glanzvollen Sound U2 locker an Wand spielen können - und hier interessiert sich keiner dafür. Fasst keiner, und vor allem scheinbar nicht die Jugend, denn...
rhododendron: Och, ja, ein alter Hase bin ich jetzt quasi was die Herren Editors angeht, war es doch gestern immerhin das 4. Mal, das ich die Kapelle live bestaunen durfte. Aber das tut der Euphorie ja bekanntlich keinen Abbruch. Warum auch? Heillose Euphorie bei dieser Band mit ihren euphorischen Hymnen. Außerdem war die Location reizvoll. Das Conne Island hat den Flair eines kleinen, feinen Hinterhofschuppens und die Band vor nicht mal 1000 Leuten sollte eigentlich mitlerweile keine Selbstverständlichkeit sein. Eine Freundin, die ich mithatte kann davon ein Lied singen, da sie die Band 2 Wochen vorher in London vor über 10.000 Leuten inkl. Videoleinwänden und so’n Kram gesehen hat. Also heut ne Spur kleiner. Warum nicht. Dennoch hatte ich den Eindruck, die Band hätte echt ne größere Location verdient. Bei der Wucht und Breite, die ihre Musik ausstrahlt, wird einem so ne Location nur bedingt gerecht. Aber andererseits hat das auch seinen Reiz, in der 2. Reihe die Spucke von Tom Smith aufzufangen
2. Und wer kommt da so hin?
d:...meine Begleitung wie ich waren ziemlich überrascht, welches Publikum wir vor Ort vorfanden. Es ist keine Diskriminierung oder ähnliches, eher ein trauriges Protokoll für Krefelds Jugend wenn man sagen muss, dass rund 3/4 der Leute älter als 25, Anfang 30, sogar zwischen 40 und 50 waren. Da kommt natürlich die Frage nach der Referenz auf! Hat dies etwas damit zu tun, dass die Editors schon zu Beginn ihrer Karriere stets gerne mit Interpol, Joy Division und The Cure in einen Topf geworfen wurden? Nun, zumindest einige scheinen auch deswegen hier zu sein, sieht man doch einige mit Shirts, die Hinweise auf ein New Order-Fandasein schließen lassen. Die Editors selber könnten sich davon unbeeindruckt zeigen, geben dem Affen aber mit einer Performance von The Cure's "Lullaby" Zucker und die Leute nehmen dies mit Wohlmut zur kenntnis! Zu erwähnen ist noch, dass viele benachbarte Niederländer und auch Engländer angereisten, um das Editors Konzert im Detroit Deutschlands, wie es der ME einmal schreib, miterleben zu können.
r: Ach, im Gegensatz zu doughnut ist mir das Publikum eh relativ egal, weil die Band ja nur für mich spielt. Das nennt man Psychologie oder so ;-) Dennoch muss ich den Sachsen ein Kompliment machen... gut geschlagen, wobei ich das Gefühl hatte, das ab den zweistelligen Reihennummern die Stimmung etwas nachlies. Allerdings muss ich auch zu deren Verteidigung sagen, das ich mich während des Konzertes nicht wirklich umgedreht hab und kontrolliert hab. In den ersten Reihen ging es ganz ordentlich ab, zumindest zentral, wo ich stand. Könnte natürlich mehr sein, weil es die Editors sind und da bitte alle mitmachen sollen, aber ging schon. Zum Durchschnittsalter kann ich nich viel sagen. Viele hübsche Menschen am Start. Zählt denn das?
3. Und nun zum Konzert
d:Wenn man dermaßen rechtzeitig an Ort und Stelle ist, muss man auch mal gut und gerne etwas warten, bis man den Hauptact zu Gesicht bekommt. Sichtlich unbeeindruckt zeigt sich das Publikum gegenüber der beiden Vorbands Red Lights Company und der Mobius Band. Stattdessen galt die Aufmerksamkeit eher den beiden Bars, wo das Bier und Geld ordentlich zu fließen begann. Was gibts zu den Vorbands also zu sagen? Als Gutmensch schaut man sich die natürlich an um anschließend gepflegt drüber meckern zu können. Hier aber nicht, oder? Nun ja, zugegeben, von Red Lights Company kann man nur schwer beeindruckt, oder besser noch beeindruckt sein, wenn man auf faden, langweiligen, 0815 Indie-Rock steht, den man an allen Ecken schonmal irgendwo gehört hat. Nach dem Motto "auf alt bewährtes vertrauen udn bloß nichts neues wagen" ist man hier in Stagnation stecken geblieben, ohne eine großartige Bandkarriere hingelegt zu haben. Da hilft auch die Placebo-gedächtnis Stimme nichts, das war nichts, Jungs! Und nun, die Mobius Band. Vorab: Die kam beim spießeigen Indie-Publikum um die 30 überhaupt nicht an, denn scheinbar ist man sich heir zu schade für elektronische Spielereien, lustig fiependen c64 Sounds und einem Deutsch sprechenden Frontmann, der spontan auch Publikumsrufe wie "BORING!" gekonnt mit "Ah, langweilig" übersetzen konnte. Nicht das Publikum, sondern Mobius Band zeigten sich unbeeindruckt von dem größtenteils zelebrierten Desinteresse und umso mehr Spaß hatte ich, denn Mobius Band klangen mit ihrer gekonnten Symbiose aus Elektronik und Schlagzeug + Gitarre angenehm erfrischend. Die Stimme des Sängers schien gleichermaßen gelangweilt wie sympathisch, das man sich dem kaum entziehen konnte. Höhepunkt des 30 Minütigen Schaffens: Sichtlich das auch myspace bekannte "Friends like these" mit dem prädikat "hitverdächtig!" Um knapp halb 11 war es nun soweit, die Editors betraten die and und eröffneten ihre gut 90 minütige Setlist mit Camera - Gänsehaut! In den folgenden 90 Minuten erlebte man einen Tom Smith in Hochform, der sich sichtlich angetan von der aus allen Nähten platzenden KuFa zeigte und eine routinierte, eher unauffällige Begleitband. Ziemlich beeindrucken ist es, wie Tom Smith innerhalb eines halben Songs sämtliche Ecken und Klaviere wie Bühnendeko besteigen und erkunden kann, und zwar in einem Tempo und in Bewegungen, die einem der Hausarzt nur zur Rückenschulung empfehlen würde. Egal, ob Tom Smith die Gitarre dabei hat oder nicht, die ganz hoch oder runter hält, das Klavier besteigt, hinuntersteigt - es erscheint alles wie eine Art Ballett, passend zu Songs wie "The weight of the world" - wo es keinerlei Beteiligung des Publikums gab, sondern Totenstille. Gen Ende ist man relativ beeindruckt, hat leider aber auch den Eidnruck, dass Krefeld an diesem Abend nur eine Station von vielen war, denn schließlich ist es eine World Tour. Tom Smith fand ofmals nicht die passenden, dafür aber altbewährte Zwischenrufe wie "Danke" und "Thanks" . Eine gewisse Routine schleicht sich scheinbar auch bei den Songs ein, die zu 90% fasts o wie auf Album klangen, sodass man sich eine gewisse Überraschung doch gewünscht hätte.
r: Glück für uns... wir hatten nur die Mobius Band. Und die kam sehr gut beim Publikum. Fand sie auch sehr gut, obwohl der eine von ihnen stellenweise wirkte, als sie er gerade beim Tom-Smith-Lookalike-Contest rausgepflogen. Dennoch schicker Indie-Casio-Whatever-Pop. Hätt ich noch Geld gehabt, hätt ich mir vielleicht hinterher noch ne CD gekauft. Die haben so mitleidig geschaut, die guten.
Ja, zum Konzert muss man selber nicht viel sagen... doughnut hat ja bereits fast alles geschrieben und viel Unterschiede kann man in den 5 Tagen nicht erwarten. Die Band war gut drauf (oder hat uns gut was vorgespielt) und Tom hatte sie alle drauf, die einstudierten Aktionen. Vom Sprung auf das Klavier, bis zum epileptischen Umherrennen. Und immer schön die Hands out reachen! Aber ich schau diesem Mann gern zu, weil er seine Musik lebt und den Sound versucht auszuschöpfen und stellenweise einfach ausrastet. Und das muss bitte auch so sein. Wir sind hier bei den Editors, jener Band, deren euphorische Hymnen über Tod und Verzweiflung schon in so mancher Lebenskrise hilfreich waren. Das Publikum applaudierte lautstark, vermutlich weil die Meisten das gerafft haben. Ich glaube, Smith selber kriegt während des Konzertes eh wenig mit. Der taucht in seine Welt ein und ist da gut aufgehoben.
4. Songauswahl
d:Ehrlich gesagt gibt es keine großen Überraschungen, daher auch wenig zu sagen. Angesichts der aktuellen Single wurde nun auch "Push..." wie das The Cure Cover "Lullaby" und alle aktuellen wie vergangenen Hits und die B-Seite "You are fading" gespielt. Zwei junge Damen neben mir schienen auch nur die aktuellen Nummern zu kennen und waren demzufolge bei "Racing Rats" und "Smokers" sehr aus dem Häuschen. Álso wurde das gespielt, was man hören wollte.
r: Ja, hier auch die exakt gleiche Setliste. Im Gegensatz zu den Herbstgigs gab’s zwei Änderung... Das Cure Cover machte sich hervorragend. Wobei ich glaube, nur ein Bruchteil des Publikums hat’s erkannt. Auch die dezente Akkustikversion von „Push Your Head...“ wirkte angenehm in den Ohren und zeigte einmal mehr die musikalische Bandbreite der Band. Die Hits mussten natürlich sein. Persönliches, geheimes Highlight war die aufgemotzte Version von „You Are Fading“, bei der ich das Gefühl hatte, sie wird auch mit jeder Performance größer und aufgemotzter. Der helle Wahnsinn! Aber schön, dass sie das Ding immer noch fest im Programm haben!
5. Und die Stimmung?
d: Ich musste kurz überlegen, ob ich nicht "enttäuschend" schreiben sollte, aber mir gefällt "entspannt" dann doch besser. Ich meine okay, irgendwo ist es verständlich, dass man nicht bei allen Editors Songs abgehen kann, aber in der Masse war von vorne bis hinten (damit ist sowohl das Publikum als auch der zeitliche Verlauf gemeint) kaum Bewegung drinne. Selbst beid iesem gigantischen Feuerwerk von Hits zum Schluss muss man sich wohl gedacht haben, "wir bleiben lieber mal stehen udn klatscheb iem Refrain mit". Also alles in allem ziemlich entspannte Wohlfühl-Kuschelamosphäre ohne Pärchen, aber mit einem scheinbar wenig Konzert-routiniertem Publikum. Wer weiß, vielleicht waren einige auch zum letzten Mal bei der Cure World Tour 1988 unterwegs.
r: Mensch, doughnut lässt kein gutes Haar an den Krefeldern. Bei Leipzig kann ich nur die ersten 4,5 Reihen beurteilen, weil ich mich während das Konzertes nicht wirklich umgedreht hab. Gab’s ja auch Wichtigeres zu sehen. Aber die Stimmung war ganz ordentlich. Ein paar sorgten da für Stimmung, aber sehr angenehm. Geschubst wurde glücklicherweise nur dezent und damit kann ich als Pogo-Feind (bzw. Pogo-Feind bei Nicht-Pogo-Bands) sehr gut leben. Wie’s dahinter aussah weiß ich nicht. Vermutlich ne Menge „stiller Genießer“ (PS: Ich werde euch niiie verstehen... gut, vielleicht, wenn ich 40 bin). Applaus gab’s aber dennoch sehr viel. Die Euphorie war sehr groß und ich glaub, die Band hat’s gemerkt und ihr hat’s gefallen.
6. Und was bleibt?
d: Ein gutes, erstes Editors Konzert mit der Erkenntnis, dass sowohl Album 1 als auch der Nachfolger "An end has a start" ganz große Nummern mit zumindest der Bescheinigung für den Stadien-Gig nachweisen können. Ob wir das wollen, ist natürlich eine andere Sache, denn wie man weiß, spielen die Editors in England schon die 10.000er hallen und da ist so eine Clubtour durch Deutschland genau das richtige gewesen, um die Editors überhaupt oder näher kennen zu lernen. Es folgt, ein Einblick in rhododendrons eigener Editors Welt.
r: Einmal mehr hat mich diese Band live gefesselt. Und dabei nur leicht an Begeisterung verloren. Ich rechne es der Band mehr als hoch an, das sie so kleine Locations, wie Krefeld oder auch Erlangen mitnimmt, obwohl sie es eigentlich nicht muss. Sicher, das ist leicht verdientes Geld, aber trotzdem keine Selbstverständlichkeit. Die Band ist nachwievor ne Macht für sich. Ihre Songs sind Soundmonster und die ersten 2 Alben bereits jetzt für mich und doughnut moderne Klassiker. Die Band möchte auf Album Nr. 3 gern die rohe Live-Gewalt ihrer Gigs einfangen. Das könnte interessant werden, denn wenn man sie live erlebt, merkt man die hohe Spielfreude und Musikalität der jungen Herren. Sicher wird die Faszination mit keinem Gig größer, aber die Band bleibt auf nem hohen Niveau. Und die Tatsache, dass wir jetzt ein paar Monate Ruhe haben bevor wir sie noch einmal im Sommer auf dem MELT! sehen, lässt mich schon wieder strahlen. Denn ich bin mir sicher, das sie dann wieder begeistern. doughnut zum zweiten und mich zum fünften Mal.
Setlist: 01 Camera 02 An End Has A Start 03 Blood 04 Bullets 05 The Weight Of The World 06 Escape The Nest 07 Lights 08 When Anger Shows 09 Spiders 10 Lullaby 11 All Sparks 12 Munich 13 Push Your Head Towards The Air 14 Bones 15 Fingers In The Factories 16 The Racings Rats 17 You Are Fading 18 Smokers Outside The Hospital Doors
doughnut_ - 19. Mär, 21:58