Exklusive Aufwärmphase
Das begehrteste Konzert der größten Band der Welt in der coolsten Stadt überhaupt. Superlative im Vorfeld des exklusivem Coldplay Konzerts in der Londoner Brixton Academy. Unbeeindruckt davon war ich vor Ort und am Ende doch irgendwie beeindruckt.
Bevor eine Band sich auf Tour macht wird ja gern mal ausführlich geprobt. Vor allem, wenn man ne Weile nicht mehr „on the road“ war. Das trifft dann eher auf größere Bands zu, als auf die kleinen, die sich durch permanentes Touren das Leben finanzieren.
Auch Coldplay haben viel geprobt um an diesem Abend alles perfekt zu machen. Der erste von 3 exklusiven Gigs zur Vorstellung des vielbeworbenen neuen Albums “Viva la Vida Or Death and all his Friends“ sollte der gestrige in der Londoner Brixton Academy werden. Das Live-Comeback (wenn man mal diesen 600-Mann Probe-Gig irgendwo letzte Woche weglässt. Also, ich tu das) nach all den Vorschusslorbeeren, all den Erfolgen. Ich meine, Scheitern können die da eh nicht. Und ich mittendrin. All the way from Germany zu einem Gratisgig, dessen Tickets man nur per Internet, Gewinnspiel und Fanclub gewinnen konnte. Privilegiert mit ein paar 1000 Menschen in der Londoner Brixton Academy. Man konnte die Exklusivität quasi riechen. Die Aufregung vorher sowieso. Sie sind zwar schon lang nicht mehr „meine“ Band, sondern gehören der Welt, aber dank der neuen Platte haben sie wieder viel Sympathie bei mir gut gemacht, die sie vorher verloren hatten.
Punkt halb 9 ging’s dann los. Frenetischer Jubel unter den Massen aus London, England und der ganzen Welt (neben mir schrieb eine schwedische Journalistin fleißig mit). „Life In Technicolour“. Mit dieser Packung Euphorie beginnt das Album und auch der Abend. Spätestens jetzt wird mir klar, dass der Song viel zu gut ist, um „nur“ ein Intro zu sein.
Danach folgt „Violet Hill“ und die Band macht alles richtig. Das Publikum ist erst noch etwas verhalten, wird dann aber sofort mit den Hits „Clocks“ und „In My Place“ zum Mitmachen animiert. Und der Titeltrack des neuen Albums entpuppt sich überraschenderweise als bereits jetzt unglaublich massenkompatibel. Es lebe das Leben! Lebens- und Spielfreude. Dafür stehen Coldplay 2008. Das merkt man an diesem Abend. Wie die Honigkuchenpferde grinsen die 4 um die Wette und machen sich über sich selbst und jede Menge anderen Kram lustig. Besonders Chris Martin übt sich als Entertainer. Da bezeichnet er die Band als geldgeile Huren, wegen der extremen Ticketpreise des Gratisgigs, versucht sich an Covern von Girls Aloud und Phil Collins und gibt öffentlich zu, dass die Band schamlos bei Radiohead klaut. Und als das Ende von „42“ nicht wirklich klappen will, dann wird’s halt seit gelassen. Coldplay zeigen neben ihrem musikalischen Können an diesem Abend vor allem eins: Sympathie und Spielfreude. Da wird gar nicht erst versucht, dem Ruf gerecht zu werden, die größte Band der Welt zu sein. Hier zählt eher „Nobody’s Perfect“ und vier Freunde, die einfach nur Musik machen wollen. Das machen sie natürlich hervorragend. Und die neuen Songs fügen sich sehr gut ins Live-Programm der Band ein. „42“ mit seinen permanenten Stimmungswechseln ist echt ekstatisch und „Lost!“ wirkt jetzt schon groß und wird in den nächsten Monaten sicher zu einem der Tourhighlights werden. Ansonsten beschränkt sich die Band auf einige Hits. Schön, dass man mal wieder „Trouble“ hört, bei dem die gesamte Academy textsicher ist. Und „Square One“ haut einen immer noch genauso um, wie anno 2005. Also in Sachen Introsongs kennt sich die Band gut aus, muss man sagen.
Was den Gig dann von einem guten Gig zu einem extrem guten Gig macht, ist das, was die Band nach dem Hauptblock veranstaltet. Auf einmal tauchen alle vier oben rechts auf einem Seitenbalkon auf. Jetzt wird akustisch gezaubert. Spot an, die Scheinwerfer sind auf die Band gerichtet, die alsbald eine folkloristische Version des unvermeidbaren „Yellow“ anstimmt. Das Chris Martin an dieser Stelle noch singt ist schlichtweg überflüssig. Alle kennen, lieben und können diesen Song. Ein ergreifender Moment. Für Mr. Martin selber ist der darauf folgende Moment aber noch bedeutender. Laut eigener Aussage der, auf den er seit Jahren wartet. Drummer Will Champion übernimmt die Lead Vocals, was vom Publikum mit lautem Beifall gewürdigt wird. Gitarrespielend intoniert Will den Song „If I Should Fall From Grace by God“ von den Pogues. Chris Martin an der Mundharmonika. Ein extrem surrealer, aber schöner Moment und tolles Beispiel für die neue Leichtigkeit der Band. Darauf ertönt aus den Boxen ein großraumdiscotauglicher Teil irgendeines „Talk“ Remixes. Auch das sorgt für Verwirrung, verwundert aber an dem Abend auch niemanden mehr. Leider kam „Talk“ nicht, dafür das wunderschöne „Fix you“, das nach wie vor zu den wirklich herausstehenden Glanztaten der Band zählt. Episch, bewegend, groß. Sogar in der Brixton Academy, die ja kein Stadionformat hat. Danach kommt das Finale mit dem wundervollen „Lovers in Japan“, mittlerweile mein heimlicher Liebling des neuen Albums. Ein hymnischer Lobgesang, bei dem die Band noch mal alle Leute mitreißen kann. Nen Konfettiregen gibt’s dazu auch noch. Wenn der Song wirklich, wie vermutet, die neue Single wird, dann hat die Band mit der Entscheidung mal wieder goldrichtig gelegen. Das Teil toppt noch mal alles. Danach ist dann aber leider Schluss. Nach etwas mehr als einer Stunde. Coldplay hinterlassen mich begeistert. Ein wunderschönes, irgendwie besonderes Konzert, dem lediglich nur 3,4 Songs mehr fehlten, um wirklich genial zu sein. So muss man das Ganze auch als das hinnehmen, was es letztendlich war. Ein kleines Geschenk für die Fans, ne gute Werbeaktion, eine Möglichkeit, ein paar neue Sachen auszuprobieren und das Warmspielen für die große Welttournee, die die Band für den Rest des Jahres beschäftigen wird. Da spielen sie dann vor drei bis viermal so vielen Personen, können dann hoffentlich die Songs auch alle besser und studieren vor allem noch ein paar weitere ein. Aber Coldplay wären nicht Coldplay, wenn sie das nicht schon längst alles geplant haben. Wir freuen uns auf die Tour, das Will Champion Soloalbum und viele weitere schöne, sonnige Momente mit diesem wunderschönen Album (denn das ist es halt nun mal, egal, wie sehr man dagegen wettern will). Ich danke Coldplay für diesen schönen, einmaligen Abend und der lieben Ann, dafür, dass sie mich mitgenommen hat. Und jetzt werde ich erstmal den Groupie-Reise-bedingten Schlafmangel nachholen. Ihr könnt euch solang das Konzert als, qualitätsmäßig sehr guten, Radiomitschnitt runterladen.
Setlist: 01 Life in Technicolour 02 Violet Hill 03 Clocks 04 In My Place 05 Viva La Vida 06 Chinese Sleep Chant 07 God Put A Smile Upon Your Face 08 42 09 Square One 10 Trouble 11 Lost! 12 Strawberry Swing 13 Yellow 14 If I Should Fall From Grace By God 15 Fix You 16 Lovers In Japan
Download des kompletten Konzerts! (Radio-Rip)
Bevor eine Band sich auf Tour macht wird ja gern mal ausführlich geprobt. Vor allem, wenn man ne Weile nicht mehr „on the road“ war. Das trifft dann eher auf größere Bands zu, als auf die kleinen, die sich durch permanentes Touren das Leben finanzieren.
Auch Coldplay haben viel geprobt um an diesem Abend alles perfekt zu machen. Der erste von 3 exklusiven Gigs zur Vorstellung des vielbeworbenen neuen Albums “Viva la Vida Or Death and all his Friends“ sollte der gestrige in der Londoner Brixton Academy werden. Das Live-Comeback (wenn man mal diesen 600-Mann Probe-Gig irgendwo letzte Woche weglässt. Also, ich tu das) nach all den Vorschusslorbeeren, all den Erfolgen. Ich meine, Scheitern können die da eh nicht. Und ich mittendrin. All the way from Germany zu einem Gratisgig, dessen Tickets man nur per Internet, Gewinnspiel und Fanclub gewinnen konnte. Privilegiert mit ein paar 1000 Menschen in der Londoner Brixton Academy. Man konnte die Exklusivität quasi riechen. Die Aufregung vorher sowieso. Sie sind zwar schon lang nicht mehr „meine“ Band, sondern gehören der Welt, aber dank der neuen Platte haben sie wieder viel Sympathie bei mir gut gemacht, die sie vorher verloren hatten.
Punkt halb 9 ging’s dann los. Frenetischer Jubel unter den Massen aus London, England und der ganzen Welt (neben mir schrieb eine schwedische Journalistin fleißig mit). „Life In Technicolour“. Mit dieser Packung Euphorie beginnt das Album und auch der Abend. Spätestens jetzt wird mir klar, dass der Song viel zu gut ist, um „nur“ ein Intro zu sein.
Danach folgt „Violet Hill“ und die Band macht alles richtig. Das Publikum ist erst noch etwas verhalten, wird dann aber sofort mit den Hits „Clocks“ und „In My Place“ zum Mitmachen animiert. Und der Titeltrack des neuen Albums entpuppt sich überraschenderweise als bereits jetzt unglaublich massenkompatibel. Es lebe das Leben! Lebens- und Spielfreude. Dafür stehen Coldplay 2008. Das merkt man an diesem Abend. Wie die Honigkuchenpferde grinsen die 4 um die Wette und machen sich über sich selbst und jede Menge anderen Kram lustig. Besonders Chris Martin übt sich als Entertainer. Da bezeichnet er die Band als geldgeile Huren, wegen der extremen Ticketpreise des Gratisgigs, versucht sich an Covern von Girls Aloud und Phil Collins und gibt öffentlich zu, dass die Band schamlos bei Radiohead klaut. Und als das Ende von „42“ nicht wirklich klappen will, dann wird’s halt seit gelassen. Coldplay zeigen neben ihrem musikalischen Können an diesem Abend vor allem eins: Sympathie und Spielfreude. Da wird gar nicht erst versucht, dem Ruf gerecht zu werden, die größte Band der Welt zu sein. Hier zählt eher „Nobody’s Perfect“ und vier Freunde, die einfach nur Musik machen wollen. Das machen sie natürlich hervorragend. Und die neuen Songs fügen sich sehr gut ins Live-Programm der Band ein. „42“ mit seinen permanenten Stimmungswechseln ist echt ekstatisch und „Lost!“ wirkt jetzt schon groß und wird in den nächsten Monaten sicher zu einem der Tourhighlights werden. Ansonsten beschränkt sich die Band auf einige Hits. Schön, dass man mal wieder „Trouble“ hört, bei dem die gesamte Academy textsicher ist. Und „Square One“ haut einen immer noch genauso um, wie anno 2005. Also in Sachen Introsongs kennt sich die Band gut aus, muss man sagen.
Was den Gig dann von einem guten Gig zu einem extrem guten Gig macht, ist das, was die Band nach dem Hauptblock veranstaltet. Auf einmal tauchen alle vier oben rechts auf einem Seitenbalkon auf. Jetzt wird akustisch gezaubert. Spot an, die Scheinwerfer sind auf die Band gerichtet, die alsbald eine folkloristische Version des unvermeidbaren „Yellow“ anstimmt. Das Chris Martin an dieser Stelle noch singt ist schlichtweg überflüssig. Alle kennen, lieben und können diesen Song. Ein ergreifender Moment. Für Mr. Martin selber ist der darauf folgende Moment aber noch bedeutender. Laut eigener Aussage der, auf den er seit Jahren wartet. Drummer Will Champion übernimmt die Lead Vocals, was vom Publikum mit lautem Beifall gewürdigt wird. Gitarrespielend intoniert Will den Song „If I Should Fall From Grace by God“ von den Pogues. Chris Martin an der Mundharmonika. Ein extrem surrealer, aber schöner Moment und tolles Beispiel für die neue Leichtigkeit der Band. Darauf ertönt aus den Boxen ein großraumdiscotauglicher Teil irgendeines „Talk“ Remixes. Auch das sorgt für Verwirrung, verwundert aber an dem Abend auch niemanden mehr. Leider kam „Talk“ nicht, dafür das wunderschöne „Fix you“, das nach wie vor zu den wirklich herausstehenden Glanztaten der Band zählt. Episch, bewegend, groß. Sogar in der Brixton Academy, die ja kein Stadionformat hat. Danach kommt das Finale mit dem wundervollen „Lovers in Japan“, mittlerweile mein heimlicher Liebling des neuen Albums. Ein hymnischer Lobgesang, bei dem die Band noch mal alle Leute mitreißen kann. Nen Konfettiregen gibt’s dazu auch noch. Wenn der Song wirklich, wie vermutet, die neue Single wird, dann hat die Band mit der Entscheidung mal wieder goldrichtig gelegen. Das Teil toppt noch mal alles. Danach ist dann aber leider Schluss. Nach etwas mehr als einer Stunde. Coldplay hinterlassen mich begeistert. Ein wunderschönes, irgendwie besonderes Konzert, dem lediglich nur 3,4 Songs mehr fehlten, um wirklich genial zu sein. So muss man das Ganze auch als das hinnehmen, was es letztendlich war. Ein kleines Geschenk für die Fans, ne gute Werbeaktion, eine Möglichkeit, ein paar neue Sachen auszuprobieren und das Warmspielen für die große Welttournee, die die Band für den Rest des Jahres beschäftigen wird. Da spielen sie dann vor drei bis viermal so vielen Personen, können dann hoffentlich die Songs auch alle besser und studieren vor allem noch ein paar weitere ein. Aber Coldplay wären nicht Coldplay, wenn sie das nicht schon längst alles geplant haben. Wir freuen uns auf die Tour, das Will Champion Soloalbum und viele weitere schöne, sonnige Momente mit diesem wunderschönen Album (denn das ist es halt nun mal, egal, wie sehr man dagegen wettern will). Ich danke Coldplay für diesen schönen, einmaligen Abend und der lieben Ann, dafür, dass sie mich mitgenommen hat. Und jetzt werde ich erstmal den Groupie-Reise-bedingten Schlafmangel nachholen. Ihr könnt euch solang das Konzert als, qualitätsmäßig sehr guten, Radiomitschnitt runterladen.
Setlist: 01 Life in Technicolour 02 Violet Hill 03 Clocks 04 In My Place 05 Viva La Vida 06 Chinese Sleep Chant 07 God Put A Smile Upon Your Face 08 42 09 Square One 10 Trouble 11 Lost! 12 Strawberry Swing 13 Yellow 14 If I Should Fall From Grace By God 15 Fix You 16 Lovers In Japan
Download des kompletten Konzerts! (Radio-Rip)
rhododendron - 17. Jun, 18:00