I LOVE REMIXES / #10 - SOULWAX

Ein rundes Jubiläum ist bekanntlich immer ein Grund zu feiern! In diesem Fall präsentiere ich den zehnten Teil meiner kleinen, bescheidenen Mixtape-Serie „I Love Remixes“. Kinder, wie die Zeit vergeht! Und für die runde „10“ hab ich mir natürlich etwas Besonderes vorbehalten, nämlich meine persönlichen Remix-Lieblinge und Fachmänner für diese Kunstform: Soulwax! Seit Jahren eine feste Größe, wenn es darum geht, Tracks anderer Künstler durch den Mixwolf zu drehen und sie dabei tanztauglich zu machen. Und kaum jemand bekommt das durch die Bank weg so gut hin, wie diese beiden Belgier.

Wobei man eigentlich nie genau weiß, wer und wie viel Soulwax jetzt eigentlich sind. Allgemein gelten David und Stephan Dewaele als Kern der Gruppierung. Angefangen haben die Belgier in den 90ern mal als richtige Alternative Rockband mit Elektronik-Einschlag. Mit Remixen hatte man da, bis auf einen obskuren, sehr seltenen, Auftrag für die Einstürzenden Neubauten im Jahr 1997 (klingt auch überhaupt nicht nach Disco) eher weniger. Mit dem von Altmeister Flood produzierten „Any Minute Now“ aus dem Jahr 2004 wurde es dann zunehmend elektronischer, zumal die beiden Dewaeles damals bereits seit einiger Zeit als eigenwilliges DJ-Duo „2Many DJs“ unterwegs war. Die Live-Sets sind legendär, besonders das Mixalbum „As Heard On Radio Soulwax, Pt. 2“ auf dem das Duo anscheinend spielend leicht vom Rock-Klassiker, über elektronisches bis hin zu R’n’B alles in einen Topf wirft und zu einem stimmigen energiegeladenen Set verarbeitet. Und hierbei ist man wohl auf den Geschmack gekommen. Es folgten erste Remixe, erst inoffiziell für ihre DJ-Sets, dann auch offiziell, u.a. für LCD Soundsystem oder the Gossip. Im Zuge des Hypes um New Rave und sowieso verschmolzen die Grenzen zwischen Soulwax und den 2Many DJs immer mehr. Besonders auf Festivals begeisterte man dabei. Die Remixe sorgten für Furore, weil sie keinerlei Kompromisse eingingen. Harte Beats, dicke pumpende Acid-Lines wurden ordentlich durch die Effektgeräte gedreht. Allein in Sachen Track-Dramaturgie macht Soulwax niemand etwas vor. Wenn die Remixe für Justice oder Robbie Williams in der Mitte auf einmal zusammenbrechen, nur um sich dann umso stärker neu aufzubäumen, dann sind das Hands-Up-Rave-Momente der Extraklasse.
Irgendwann haben das wohl auch die Dewaeles kapiert und sich einfach selber gemixt. Durch die „Soulwax Nite Versions“ klangen die Tracks von „Any Minute Now“ nun wie hauseigene Remixe. Irgendwann wurde das live zusammen einfach zusammengelegt und dann waren Soulwax erstmal eine ganze Weile unterwegs und spielten in einer Art Live-DJ-Set alles, von eigenen Songs über fremde… Remixe für sich und andere natürlich inklusive. Die ideale Live-Symbiose von Rock und Elektronik, mit der man im Prinzip seit fast 4 Jahren ohne große Pause unterwegs ist. Bestimmt auch auf einem Festival in ihrer Nähe. Ein riesen Zirkus ist das mittlerweile mit Soulwax. Einen eigenen Radiosender haben sie mittlerweile genauso, wie einen eigenen Film über ihre nie enden wollende Partytour. Es muss immer weiter gehen. Die Beats müssen nach wie vor pumpen! Und das tun sie auch in diesem 53minütigen Mix. Da fragt man sich natürlich, wozu man das braucht, wenn Soulwax selber 2007 ein Remixalbum herausgebracht haben, auf dem sie ihre Mixe bereits selber nahezu perfekt zusammengemixt haben. Gute Frage. Ich gebe zu, so gut bekomm ich’s nicht hin, andererseits sind seit dieser Zeit auch ein paar neue Werke u.a. für MGMT, die Chemical Brothers oder- ganz frisch- mal wieder LCD Soundsystem entstanden. Diese habe ich nun mit einigen unvergessenen Soulwax-Mix-Klassikern zu einer ordentlichen Raveorgie zusammengefasst. Und so sehr das böse „R“-Wort ja mittlerweile überall gebraucht wird, aber Soulwax verstehen nun wirklich etwas davon, die Clubnacht zum Tage zu machen. Demnächst wollen sie übrigens wirklich ein Album mit neuen Songs aufnehmen, falls sie überhaupt angesichts der durchgefeierten Nächte Zeit dafür finden.
01 Samantha Fu – Theme From Discotheque (Soulwax Edit)
02 Paul Chambers - Yeah, Techno! (Soulwax Remix)
03 The Gossip - Standing In The Way Of Control (Soulwax Nite Version)
04 Daft Punk – Robot Rock (Soulwax Remix)
05 MGMT – Kids (Soulwax Remix)
06 LCD Soundsystem - You Wanted A Hit (Soulwax Remix)
07 The Beatles – Eleanor Rigby (Soulwax Edit)
08 The Lords Of Acid – I Sit On Acid (Soulwax Remix)
09 Gorillaz – Dare (Soulwax Remix)
10 Justice – Phanton Pt. II (Soulwax Remix)
11 Robbie Williams – Lovelight (Soulwax Ravelight Dub)
12 Hot Chip – Ready For The Floor (Soulwax Dub)
13 The Chemical Brothers – Hey Boy, Hey Girl (Soulwax '2Many DJs' Remix)
14 Arthur Argent - Hold Your Head Up (Soulwhacked Mix)
DOWNLOAD HERE:
http://uploaded.to/file/uixhbl
Laufzeit: 53:09 min
Homepage: www.myspace.com/soulwax
rhododendron - 21. Jun, 16:40

Letztendlich war es ein Mash-Up der Songs „Freak Like Me“ von Adina Howard und „Are Friends Electric?“ von Gary Numan, welches Philip berühmt machte. Als irgendjemand in einer Major Plattenfirma so blickig war und das Hitpotential erkannte, wurde aus Philips dann ganz offiziell Richard X und dann durfte er zu Beginn gleich mal im heimischen Studio die britische Pophoffnung „Sugababes“ produzieren. Muss ein sehr witziges Bild abgegeben haben. Sie vertonten Richard’s Mash-Up erneut und „Freak Like Me“ wurde zum riesigen Hit, der Mr. X daraufhin Tor und Türen öffnete. Damit wurde dann erstmal das Konto ordentlich vollgepackt. Zwar erinnert sich heute keiner mehr an die britische Casting-Eintagsfliege „Liberty X“, aber deren anfängliche Hits hat Philips produziert und damit zumindest gut Kohle gescheffelt. Ja, im Pop fühlt sich der bekennende Human-League-Fan sichtlich wohl. In der ersten Hälfte der 00er besonders im R’n’B-Pop, auf welchen sich X spezialisierte. So arbeitete er u.a. mit Kelis und M.I.A zusammen und remixte bspw. TLC oder Louis Austen. Nach dem anfänglichen Hype (mit 3 britischen Top 10-Hits in Folge), verzog sich Philips wieder mehr hinter die Kulissen und widmete sich weniger dem bootlegen, als vielmehr dem eigenen Produzieren. Und da standen natürlich viele schlange. In den letzten Jahren hat Richard X seine Finger bei allerhand Mainstream-Popproduktionen gehabt, wie bspw. Sophie Ellis-Bextor, Roísín Murphy, Sam Sparro oder bspw. die aktuelle Goldfrapp-Single „Alive“. Der Arbeitsethos bleibt gleich… Philips trimmt alles auf bedingungslosen Hit. Pop ’til you drop halt.
Brasilien kann durchaus mehr zu bieten haben als nur Samba, Fußball und Korruption. Wie wär’s denn bspw. mit feinstem Minimal-Techno? In diese Richtung bewegen wir uns nun bei der neuen Ausgabe der „I Love Remixes-„Serie. Somit wird es nach dem abwechslungsreichen Genre-Hopping bei M83 und Bloc Party nun wieder etwas gradliniger, wenngleich der junge Herr aus São Paolo sich innerhalb des oft engen Genres durchaus differenziert bewegt. Die Rede ist von Gui Boratto, welcher es innerhalb einiger Jahre geschafft hat vom Newcomer zu Aushängeschild des Kölner Kultlabels „Kompakt“ zu avancieren. Der Mann, der einst in der Werbebranche arbeitete und sein Hobby später zum Beruf machte, hat dies vor allen seinen ersten beiden Alben „Chromophobia“ (2007) und „Take My Breath Away“ (2009) zu verdanken, auf denen er sich gern mal abseits des üblichen Minimal-Einheitsbreis austobt.
Angefangen hat alles zu Beginn des Jahrtausends im Französischen Städtchen Antibes. Damals waren M83 noch ein Duo. Doch Gonzalez’ Kollege Nicolas Fromageau stieg bereits nach dem zweiten Album 2004 aus. Seitdem schmeißt Gonzalez den Laden allein, holt sich aber immer regelmäßig Gastmusiker ins Boot. Dabei hat der anfangs noch sehr experimentelle Sound in den letzten Jahren eine deutliche Wandlung erfahren, welche besonders auffällt, wenn man sich die vier Studioalben von M83 mal in chronologischer Reihenfolge anhört. Die Produktion ist mit den Jahren wesentlich ausgefeilter geworden, genauso wie die Genrevielfalt. Von Shoegaze, bis Retropop, von Gitarrenwänden bis Disco-Beats… Hauptsache alles klingt einigermaßen dick produziert. Breite Synthieflächen sind Standard, genauso wie möglichst viele Spuren, Harmoniegesang und generell butterweiche Instrumentierung. Als wenn Jesus And The Mary Chain LSD geschluckt hätten oder so ähnlich. Das hat aber natürlich voll seinen Reiz, auch bei mir. Gerade das 2008er Album „Saturdays = Youth“ habe ich in den letzten Jahren extrem zu schätzen gelernt, versammelt Gonzalez darauf doch eine erstaunliche Anzahl Popsongs, die Goldfrapp bspw. seit Jahren nicht mehr in dieser Schönheit hinbekommen. Aufmerksamkeit bei Musikpresse und Fans hat das Projekt damit in den letzten Jahren sowieso erzeugt. Und auch die Remixe von M83 zeugen davon. In diesem Fall sollte man nämlich kein 55minütiges Discoset, wie bei den bisherigen Teilen erwarten. Es ist vielmehr eine Art Reise durch verschiedene Klangwelten. Gibt sich der Start mit den Mixen für Depeche Mode oder Telex noch klassisch discoesque, so wird ab dem immer noch tollen Bloc Party Remix aus dem Jahr 2005 das Tempo anständig gedrosselt und der Hörer mit in entfernte Galaxien genommen. Bei Remixen von M83 zählt eher das Motto Qualität statt Quantität. Lediglich 16 Stück wurden in den vergangenen zehn Jahren produziert, wovon sich allerdings 14 in diesem Set befinden. Für die Statistiker, es fehlt der Placebo-Remix aus dem Jahr 2004, welcher hier nicht ganz reinpasste, sowie der allererste Remix für Steve & Rob aus dem Jahr 2000, der aber so unglaublich selten ist, dass ihn evtl. nicht einmal die Band selber besitzt. Ansonsten ist alles dabei, von zerhackten Experimenten (Deftones), fröhlichem Gitarrenwand-Pop (Abstract Keal Agram), Depeche Mode-Tributen (White Lies) bis hin zu romantischen Reduktionen (Fires Of Rome). Alles in seiner Form einzigartig. Und gerade, wenn am Ende mit dem unglaublichen Van She Remix noch mal alles gegeben wird, dann macht die Benennung nach der Galaxie tatsächlich Sinn. Nicht von dieser Welt!
Obwohl sich die beiden Hipster-Label Kitsuné und Ed Banger beide um den guten Mann prügelten und er auch Kontakte zu ihnen pflegte entschied er sich für den Independent-Weg und machte kurzerhand sein eigenes Label „Boys Noize Records“ auf. Dort hat er in den letzten Jahren eine fleißige Anzahl feinster, extrem clubtauglicher Remixe veröffentlicht, die ein breites Spektrum abdecken. Bereits früh wurden angesagte Acts, wie Bloc Party, die Kaiser Chiefs oder auch Para One auf ihn aufmerksam. Als eine Art Durchbruch kann man dann den bereits jetzt in einfschlägigen Kreisen legendären Remixauftrag für die kanadische Songwriterin Leslie Feist bezeichnen. Ridha nahm den ohnehin schon sehr groovigen Rhythmus von „My Moon My Man“ und versah ihn mit typischen Clubflair ohne dabei das Gefühl des Originals zu vergessen. Mittlerweile ein Standard-Track im Repertoire des guten Mannes, und wenn es nur das berühmte, durch die Effektgeräte gejagte Vocal-Sample ist. Die Massen wissen, was damit gemeint ist. Doch warum schafft es Boys Noize gleichermaßen mit recht simplen, aber lauten Techno-Konstrukten Menschen auf der ganzen Welt zu begeistern und mittlerweile vor riesigen Menschenmengen (dieses Jahr u.a. auch auf dem Hurricane/ Southside) zu spielen. Man muss es erlebt haben und sich vor allem darauf einlassen, wenn Ridha Menschen unterschiedlichster Herkunft zum Rave einlädt. Legendär (ja, ich benutze das Wort heut gern einmal) auch der Auftritt beim MELT! 2007, dem ich glücklicherweise beiwohnen durfte. Ridha spielte ein Wahnsinns-Set, bis 7 Uhr in der Früh. Letztendlich musste man ihm den Strom abdrehen. Aber davor brachte er die Menschen auf den Holzdielen zum Toben. Und da lagen sich tatsächlich skinny Indie-Nerd und muskelbepackte Dorf-Discoprolls feiernd in den Armen, vereint durch diese Musik. Eines der surrealsten Bilder, welches ich je auf einem Musikfestival sah. Doch es funktionierte, weil Boys Noize (und sicher auch andere Gesellen des berühmten Nu-Rave-Jahrganges) der Elektronik das gaben, was dem Rock’n-Roll vor zu viel Bands, Hypes, Style und Plattenfirmen in den Jahren davor abhanden gekommen ist: der Mut zu Kantigkeit und zum Schmutz. Statt wilder Schreie sind es verzerrte Bässe, statt Gitarrenriffs haben wir Acid-Lines. Und klare Songstrukturen sind eh nicht vorhanden. Besonders bei seinen Live-Sets verwurschtelt Ridha das Ausgangsmaterial gerne einmal. Das alles entfaltet eine Kraft, wie sie nur Musik haben kann. Es hebt die Stimmung, es ist treibend und entfaltet eben auch bis zu einem gewissen Grad in seiner Härte den Geist des Rock’n Roll.