Donnerstag, 9. April 2009

Arbeitssieg

Neues aus der beliebten Serie: „Wir beobachten die Karriere von The Boxer Rebellion“. Wieder einmal bespielt die Londoner Band auf der Suche nach neuen Fans deutsche Konzertbühnen. Ein kurzer Lagebericht aus Dresden...


Zeit für ne Jahresbilanz in Sachen The Boxer Rebellion! Vor fast genau einem Jahr, nämlich am 30. April 2008, besuchte ich ein Konzert der Band in München und schrieb auch dazu, wie meistens, kurze Konzerteindrücke auf diesem Blog nieder. Wer will kann ja im Archiv suchen. Da hab ich neben der Schwärmerei für eine der spannendsten Bands des Vereinigten Königreichs auch über die Ungerechtigkeit der Welt geschrieben... dass bspw. die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird und die Mehrheit der Menschen schlechte Musik hören usw. Gut, ein Jahr später hat sich daran leider nichts grundsätzlich geändert. Hauptveränderung Nr. 1: Die Finanzkrise, Hauptveränderung Nr. 2: Autos-Verschrotten gibt Geld und Hauptveränderung Nr. 3: Mit The Boxer Rebellion geht’s bergauf. Herrschte bei den Tourplänen vor einem Jahr mit Ausnahme der 4 Deutschland-Gigs noch gähnende Leere, ist die Liste jetzt bedeutend länger und internationaler. Viel entscheidender außerdem: Nachdem es bereits lange aufgenommen war, aber keiner es veröffentlichen wollte, gibt es das zweite Album „Union“ nun endlich käuflich zu erwerben. Vorerst im großen Stil nur online, aber da sorgte die Band mit dieser „Do-It-Yourself“-Variante bereits für Aufsehen. Physisch gibt’s das Ganze vorerst nur im Anschluss an die Konzerte zu erwerben. Immerhin dass funktioniert, auch ohne vorherige Anmeldung auf der Homepage! Noch prangert von ihrer Seite aus Credo: „Unabhängig, ohne Label, ohne Airplay, ohne Support“... doch die Legende droht langsam zu bröckeln. Zurecht!


Überflüssig zu erwähnen, dass auch das gestrige Konzert in der Dresdner Scheune die Band wieder von ihrer besten Seite zeigte. Obwohl besagte Location nur (mit viel Augenzwinkern hochgerechnet) zu einem Drittel „gefüllt“ war und sicher auch der ein oder andere nur zwecks des Aufwärmacts Fink gekommen war, der als hervorragender Singer/Songwriter ja in jenen Kreisen bereits einen hervorragenden Ruf genießt. Den verteidigte er gestern auch. Schöne Songs, schöne Geschichten, tolles Gitarrenspiel. Lagefeueratmosphäre im Rahmen der Brandschutzbestimmungen!
Und dann das Quartett aus London. Obwohl’s erst das dritte Mal war, dass ich sie live erleben durfte, kommt da schon ne gewisse Routine durch. Der Anfang mit „Flashing Red Light Means Go“ und Gitarrist Todd Howe, der die Zweittrommel bedient ist vertraut und ein perfekter Einstieg. Die Single „Evacuate“ schiebt sich gleich dahinter. All die Songs von „Union“ wirken mittlerweile vertrauter, als noch vor nem Jahr... mp3-Qualität hat auch diverse Vorteile gegenüber den MySpace Rips. Die vom Debüt „Exits“ klappen auch noch. „We Have This Place Surrounded“ hat immer noch diese emotionale Wucht, die mich bereits beim ersten Hören umhaute. Der Rest der Setlist variiert gar nicht so sehr von jener aus München damals. Überraschung dürfte sicher „The Absentee“ gewesen sein. Der Album-Closer des 2005er Debüts „Exits“ wirkt zwar recht früh im Set etwas fehlplatziert, aber die Qualität mindert das noch lange nicht. Jammern auf hohem Niveau. Die Musik der Band ist nach wie vor eine Macht. Wuchtige Gitarrenwände (die dann leider akustisch häufig in die Schwammigkeit abdriften), treffen auf die sensible, aber kraftvolle Stimme von Frontmann Nathan Nicholson. Diese hat es aber ordentlich drauf. Allein das auf ganzer Länge bei „Lay Me Down“ durchzuhalten ist schon ne Leistung, von der sich viele Möchtegernsänger dieser Welt gern eine Scheibe von abschneiden können. Manchmal wird’s auch ruhiger, wie bei dem wunderbaren „Soviets“. „Ein so wunderschönes Stück Musik habe ich schon lange nicht mehr gehört“ schrieb ich 2008 und das kann ich heut immer noch untermauern. Die Band spielt ihr Set souverän. In Zeiten mangelnder Plattenverkäufe sind Live-Auftritte immer noch das Brot jedes Musikers und genau das macht die Band. So war das Konzert in Dresden sicher kein euphorisches Mega-Konzert, aber eine gute Arbeitsleistung einer Band, die ihre Musik bestmöglich präsentierte und es schaffte, ein zu Beginn recht stilles Publikum mit jedem Song ein kleines Stück mehr zu euphorisieren. Der Applaus wurde lauter, beim Disco-Song „These Walls Are Thin“, wie Nathan ihn nannte, wurde ordentlich mitgewippt. Das Set endete nach 2 Zugaben mit „Watermelon“, dem heimlichen Klassiker dieser Band. Danach war der Jubel dann doch, für die Personenzahl, recht groß, aber der Gig auch schon vorbei. Die Band konnte zufrieden sein, auch wenn am Merch-Stand anschließend noch ne Menge Exemplare von „Union“ da lagen. Aber an der Stelle bring ich gern noch ein Zitat aus der München-Kritik... „Und wenn auch nur eine Handvoll nach diesem Abend anfängt, die Band auch ins Herz zu schließen, wie ich das getan habe, dann haben sie ja ihr Ziel so halb erreicht.“ Nicht anders war es gestern. Bleibt zu hoffen, dass die Band den Schub, den sie momentan umsetzen kann auch für sich nutzen kann. Sie haben die Songs, sie haben auf „Union“ sogar die ansprechenden Hits (so etwas wie „Spitting Fire“ kriegen die Coldplays dieser Welt im Leben nicht hin!) und die hervorragenden Live-Qualitäten... jetzt muss nur noch die Mund-zu-Mund-Propaganda und der Plattenvertrag funktionieren, dann füllen sich die Spielorte beim nächsten Mal auch etwas mehr. Und NEIN, ich werde weder von Band noch Management dafür bezahlt, dass ich so was schreibe... das ist nur mein nerdiger Ehrgeiz, für gute Musik zu werben! Hab bei der Band nach wie vor ein gutes Gefühl, was den Erfolg angeht!

Setlist /// 01 Flashing Red Light Means Go 02 Evacuate 03 We Have This Place Surrounded 04 Lay Me Down 05 Semi-Automatic 06 Forces 07 The Absentee 08 Spitting Fire 09 All You Do Is Talk 10 Soviets 11 These Walls Are Thin 12 Silent Movie 13 Misplaced 14 Watermelon

The Boxer Rebellion @ MySpace

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