Dienstag, 23. November 2010

Lieblingsalben 2010 /// Plätze 30 - 21

Hat ein wenig gedauert bei mir, aber hier ist er nun, der dritte Teil meiner 50 Lieblingsalben dieses Jahres. Viel Spaß beim Lesen.
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30. Best Coast “Crazy For You”
Wenn man es in die begehrte Cool-List des NME schafft, dann kann man sich davon keinen Blumentopf kaufen, aber immerhin vor Freunden und Bekannten ordentlich angeben. Wie sich diese Liste zusammensetzt weiß ich auch nicht und den ersten Platz hab ich auch schon wieder vergessen. Platz 4 ist mir im Gedächtnis geblieben. Bethany Cosentino, ihres Zeichens neue Indie-Style-Ikone und 50% von Best Coast ist zwar auch nicht cooler als andere, aber immerhin lecker anzuschauen und ihrer Musik kann man durchaus das Prädikat „Cool“ verleihen. „Crazy For You“, das Debüt von Best Coast, dem Projekt, welches sie zusammen mit Bobb Bruno leitet ist ein kurzweiliges, leichtes und extrem stilsicheres Stück Lo-Fi-Indie-Surf-Garage-Whatever-Rock-Pop. Nennt es, wie ihr wollt, steckt es in die Schublade, die ihr für richtig haltet, aber gebt diesem Album gern mal eine Chance. Die Musik wirkt nämlich, obwohl sie so kingt, nicht krampfhaft cool, sondern verdient sich dieses Prädikat durch eine gewisse Lässigkeit, welche alle Songs ausstrahlen.Die Gitarren schrammeln relativ unsauber daher, Mrs. Cosentino singt ein paar nette Songs mit naiven Mädchenthemen (der Sommer, Jungs, die blöde Liebe, aber auch gute Laune) vor sich hin und dazu jede Menge Harmoniegesang und auch sonst ein Vibe, der am ehesten als „sommerlich“ eingestuft werden kann. Warum auch nicht. Das Prinzip reizt sich zwar auf Albumlänge relativ schnell aus und gelegentlich möchte man Bethany mal aus der Lethargie reißen, aber der Gesamtklang stimmt, sprich: die Atmosphäre eines entspannten Sommertages am Strand oder in San Francisco, welche das Album vermitteln möchte, kommt rüber. Und das ist ja schon mal verhältnismäßig cool. Cooler, als viele andere Menschen in besagter Liste. Kanye West bspw. Und der war immerhin auf der Drei.
Anspieltipp: „Boyfriend“

29. Paul Smith “Margins”
In der Kategorie „Indie-Frontmänner gehen solo“ hat überraschenderweise Paul Smith von Maximo Park 2010 die beste Figur gemacht. Kele boxt sich zwar auch einigermaßen durch, Brandon Flowers hat hingegen ganz großen Mist produziert. Smith hat dagegen ein ganz großes, kleines Album aufgenommen, dessen Stärken gerade in den Defiziten gegenüber seinem Hauptarbeitgeber liegen. Auf „Margins“ beschränkt sich Smith nämlich fast vollständig auf seine Singer/Songwriter-Stärken und beschränkt sich dabei eher auf die ruhigen Töne. Auf ganz wundervolle Art und Weise stellt die Maximo-Park-Frontmelone nämlich die Songs, die teils düstere und melancholische Atmosphäre und seine nach wie vor wortgewandten und feinsinnigen, aber diesmal erfreulich direkten Texte vor die eigene Person und versucht gar nicht erst nach Maximo Park zu klingen. Klar, gelegentlich lässt sich das auch nicht vermeiden, aber insgesamt wird’s dann doch etwas artfremd, was sich als Vorteil entpuppt. Smith kehrt in sich, klingt so gefühlvoll, wie nie zu vor und beweist eindrucksvoll, dass er viel mehr kann, als nur rumhüpfen und große Showmaster-Gesten verbreiten. Die Instrumentierung gibt sich akustisch reduziert, lässt viel Raum für Hall und Weite und Smith Stimme hält sich häufig einfach mal bewusst zurück. Gerade in dieser Einfachheit liegt die stille Magie des Solodebüts. Kein großes Tamm-Tamm, sondern eine reduzierte, direkte Platte, welche dazu einlädt, sich einfach mal ruhig hinzusetzen und zu genießen. Wäre von Vorteil, wenn der gute Mann davon noch etwas auf das nächste Album seines Hauptarbeitgebers retten kann.
Anspieltipp: "Our Lady Of Lourdes“

28. M.I.A. “Maya”
Die Frau versteht was von effektivem Marketing. Erstmal ein Rundumschlag gegen Google, Facebook und Konsorten und sicher auch gegen die ganze verfluchte Industrie und dann ein nettes, dezent provokantes Video in die Pipeline hauen in dem diverse Todesarten in Nahaufnahme gezeigt werden. Für letzteres kann man Mathangi Arulpragasam aka M.I.A: aus Gründen der Videokunst auf jeden Fall dankbar sein. Sowas tut von Zeit zu Zeit mal wirklich gut. Das dritte Album der gleichermaßen umstrittenen, wie verehrten (wobei… doch eher Zweiteres) Künstlerin geht ein wenig weg von den Ethno-Rhythmen der Vorgänger sondern lebt sich dabei ordentlich im Bereich Lo-Fi, Elektro-Noise und anderen Spielarten aus. Vor allem ist es ziemlich vielseitig. Von Krawallorgien, wie dem zerstückelten „Teqkilla“ über Gitarrengeschrammel bei „Born Free“, Dub bei „It Takes A Muscle“ bis hin zu astreinen Popsongs, wie „XXXO“ ist einiges vertreten auf diesem Album. M.I.A. lebt sich auf „Maya“ ordentlich aus, scheut sich nicht vor Experimenten, Genregrenzen und generell Grenzwertigem. Erlaubt ist, was Spass macht und die Gehörgänge auf eine Prüfung stellt. Als ob sie der ganzen Welt noch mal beweisen muss, was sie so alles drauf hat und kann. Experimenteller Pop ohne Grenzen, dafür gelegentlich mit Hits und Hirn. Sicher kein Album fürs entspannte Nebenbeihören bei Romantik und Kerzenschein oder nach einem anstrengenden Arbeitstag. Es ist eher ein nervöses, unkonzentriertes, abwechslungsreiches Stück Anspruchs-Pop. Wenn dass der Pop der Zukunft ist, möchte ich dann auf Dauer vielleicht doch auf Klassik umschwenken, aber für gelegentliche Impulse zur Arterhaltung ist M.I.A. auch im Jahr 2010 wieder sehr überlebenswichtig.
Anspieltipp: „Teqkilla“

27. Thirteen Senses “Crystal Sounds”
Strenggenommen darf das Drittwerk meiner alten Lieblinge von den Thirteen Senses hier gar nicht auftauchen, denn eigentlich erscheint es jetzt erst im Januar 2011 offiziell. Aber irgendwie gehört’s halt doch rein, denn es stand schon seit dem Frühjahr zum Gratis-Stream auf der Homepage zur Verfügung. Und da blieb es auch lange, bis jetzt. Deshalb eher ein 2010 Album, zumal man halt nicht weiß, ob irgendjemand noch etwas vom offiziellen Release mitbekommen wird. Die Gefahr besteht. Nachdem tollen Debüt „The Invitation“ von 2004, welches nach wie vor einer meiner All-Time-Favourites ist, floppte der Nachfolger „Contact“ auf phänomenale Art und Weise, wenngleich er nicht mal sooo mies war. Doch seitdem liegt die Karriere der Soft-Britpopper quasi brach, lange war nicht sicher, ob da überhaupt noch mal was kommt. Nun also das Quasi-Comeback mit dem Quasi-Album. „Crystal Sounds“ klingt halt wie ein typisches Thirteen Senses-Werk nach „The Invitation“. Jenes Album war damals ein ziemlicher Glücksfall, weil es eben auch in die Zeit und Lücke, welche Coldplay durch ihre Stadionrockmutation hinterlassen hatten, passte. Doch jetzt ist das irgendwie auch nicht mehr so ganz meines. Sicher, Songs wie „The Loneliest Star“, „Home“ oder „Answer“ versprühen den Charme, der mich einst mein Herz an diese Buben verlieren ließ, aber das sind nur wenige Momente, wenn eben alles passt. Song, wie Atmosphäre. Auf Albumlänge schleichen sich dann halt doch wieder ein paar Mängel ein, zumal auch textlich ein Qualitätsverlust erkennbar ist. Ansonsten fährt man große Gesten und schwere Geschütze auf. Und wenn man schon droht, zu gehen, dann wenigstens mit einem so epischen Abgang wie dem orchestralen „Out There“ am Ende. Vielleicht klappt’s ja auch noch mal mit dem zweiten Frühling. „Crystal Sounds“ ist ein recht passables Album und nach wie vor besser, als der meiste Mist da draußen. Ich drück den Jungs die Daumen beim Comeback. Meinen Support haben sie auch 2011 wieder. Eine Plattenfirma ist ja auch wieder an Bord.
Anspieltipp: „Home“

26. Marina And The Diamonds “The Family Jewels”
Der Hype ist anscheinend noch nicht vorbei. England schmeißt auch 2010 wieder mit allerhand Pop-Damen um sich, die jung, independent und eigensinnig sind, darüber hinaus aber einfach mal sehr verkaufsfördernden Allzweckpop produzieren. Künstlerischer Anspruch im Pop-Gewand. Muss ja auch nicht verkehrt sein. Florence und Ellie zum Trotz hat es Kollegin Marina Diamandis dieses Jahr am besten hinbekommen, ein kurzweiliges, eingängiges und musikalisch hochwertiges Popalbum abzuliefern, dass man sich auch ein paar mal anhören kann, ohne gleich mit Würgreflex zum nächsten Mülleimer zu eilen. Hmm, zumindest ich kann das. Nützt ja auch nix, denn Marinas „Family Jewels“ ist ein extrem hitlastiges Pop-Album geworden, das seine Indie-Wurzeln nicht verleugnet und somit als Bindeglied zwischen den Welten agieren will. Wobei die Pop-Welt am Gewinnen ist, das sei schon mal verraten. Die Frau mit den Diamanten macht Pop, ohne Wenn und Aber. Pianogetrieben aber mit allerhand Versatzstücken. Pauken bei „Girls“, 80er-Basssequencer bei „Shampain“ oder natürlich jede Menge Streicher oben drauf. Und dazu jede Menge Themen, welche der vornehmlich jungen, weiblichen Zielgruppe unter den Nägeln brennt. Sei es die Heiligsprechung des Hedonismus („Shampain“), die Eingestehung der eigenen Zerbrechlichkeit („I Am Not A Robot“), geheimste Wünsche („Obsessions“), das Verurteilen der schönen Celebrity-Scheinwelt („Hollywood“) oder was auch immer. Die Botschaft bleibt immer die gleiche: Hört nicht auf das, was der Rest sagt! Seid ihr selbst und seid stolz darauf. Girl Power 2.0, Spice Up Your Life! Marina schafft es, trotz jede Menge Make-Up (Tendenz im Laufe des Jahres: Steigend!) authentisch zu sein! Ihre Stimme spielt mal die gespielt arrogante Zicke, mal das zerbrechliche Püppchen. Und immer diese eingängigen Ohrwürmer, bei denen man über kurz oder lang mitsingen muss. Handwerklich hervorragend, abwechslungsreich und hochgradig ansteckend… Nein, das ist schon ein sehr feines Pop-Album, dieses „Family Jewels“. Auf Dauer vielleicht zu viel des Guten, aber wir wollen ja hier nicht kleinkariert werden.
Anspieltipp: „I Am Not A Robot“

25. Kent “En Plats I Solen”
Damit hatte eigentlich dieses Jahr keiner mehr gerechnet. Eigentlich steuerten die schwedischen Erfolgsrocker von Kent ja bereits auf die Pause zu, nachdem sie ihr erst im November 2009 erschienenes Album „Röd“ ausgiebig beworben und betourt haben. Letzteres natürlich wie immer und zum Ärger aller Fans hierzulande nur in Skandinavien. Wär ja auch noch schöner, wenn man die weltweite Fanbasis mal bedienen würde. Na, egal. Pünktlich zum Sommerbeginn packten die guten Herren dann auf einmal ein Album aus der Tasche, welches aus Restposten des letzten und einigen neuen Songs bestand. Übersetzt verspricht es „einen Platz in der Sonne“, zeigt einen romantischen Sonnenuntergangsstrandspaziergang auf dem Cover und klingt auch sonst wieder etwas heiterer, nachdem die letzten Alben etwas düster ausgefallen waren. Auch ist Produzent Stefan Boman wieder dabei, welcher schon für den Band-Meilenstein „Du Och Jag Döden“ verantwortlich war. Er gibt dem Album ein paar Streicher mehr, um das sonnige Gemüt zu untermalen und die Band versucht hingegen mal etwas weniger nach Depeche-Mode-Coverband zu klingen, sondern versucht sich zur Abwechslung mal wieder an etwas leichteren Popsounds. Ansonsten ändert sich nicht sonderlich viel im Hause Kent. Bei einem Album, welches nicht einmal ein Jahr nach dem letzten erscheint, drängt sich der Vorwurf „Resteverwertung“ natürlich auf und den muss man auch nicht abstreiten. Viel als der ein oder andere schwächelnde Song ist die Tatsache, dass Kent erneut nicht von ihrem Hang zu glatt gebügelten Formatradiopop wegkommen. Damit kann man sich, wenn man will zufrieden geben, wenn da nicht die übergroße Vergangenheit und einstige Glanztaten wären, bei dem die Band genau dann funktionierte, wenn sie eben nicht diesen vorhersehbaren Klischees entsprach. Besser als der Vorgänger ist es auf jeden Fall und ab und an blitzt das Gefühl noch mal durch, wegen welchem ich mich einst in Kent verliebte. Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung für die Zukunft.
Anspieltipp: “Ismael”

24. MGMT “Congratulations”
Ja, am Ende müssen sich selbst die härtesten Hippies ihrem Arbeitgeber beugen. Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser aka MGMT kündigten vor kurzem an, dass man beim nächsten Album wohl nicht mehr so freie Hand haben wird, wie beim letzten, sondern die Plattenfirma wieder auf Hits besteht. Zumindest eine Handvoll. Das viel beachtete (etwas zu viel, wenn man mich fragt) Debüt hatte ja eine Handvoll davon und gerade weil „Kids“ und „Time To Pretend“ solche Megaseller waren, hat jeder erwartet, dass die Band nun richtig aufdreht. Doch bereits das Debüt zeigte, dass man noch etwas mehr kann, als nur so Indie-Pop-Songs schreiben. Die Erwartungshaltung an „Congratulations“ war so enorm hoch, dass die Band nur scheitern konnte. Glücklicherweise tat sie das aber nicht. Gut, vielleicht beim Gelegenheits-Formatradiohörer und ein wenig bei den Verkaufszahlen, aber na ja… kann man ja drauf verzichten. Statt extrem eingängig zu sein, rühmt sich „Congratulations“ damit vor allem extrem konsequent zu sein, wenn es darum geht, dass MGMT ihr Ding durchziehen. Jede Menge Psychodelic-60er-Jahre-Hippie-Musik? Aber bitte! Ein selbstverliebtes 12-Minuten-Lied? Her damit! Hits? Sind doch da, keine Angst. Auch wenn sich Songs, wie “It’s Working” oder “I Found A Whistle” erst nach etwas Reinhören als solche entpuppen. Aber ihr Handwerk, nämlich gute Songs zu schreiben, haben die beiden Hipster-Hippies jetzt nicht von heut auf morgen verlernt. So durchweht das zweite Album ein Hauch von gras-getränkter Anarchie… eine entspannte, altmodische Auflehnung gegen die Erwartungshaltung der Welt außerhalb der sehr bizarren Bandblase. Ein versteckter Appell für die Freiheit sozusagen. Wenn MGMT es sich getrauen, weiterhin in die Richtung etwas zu unternehmen, dann können sie damit eigentlich nur noch mehr gewinnen.
Anspieltipp: “I Found A Whistle”

23. Robyn “Body Talk, Pt. 1 & 2 & 3”
Ha! Hab ich’s doch gesagt. Mehrmals habe ich in diesem Jahr Robyn’s seltsamne Releasekritik (3 Alben in einem Jahr) angeprangert und nun gibt mir der brandheiße dritte Teil der „Body Talk“-Reihe auch Recht. Waren die ersten beiden Teile nur kleine Mini-Alben mit jeweils 8 Tracks ist der finale Teil letztendlich ein großer 15-Track-Schwung, der sich zur Mehrheit aus Songs der ersten beiden Teile zusammensetzt. Quasi, das ultimative „Body Talk“ mit allen relevanten Songs (wobei man über die Zusammensetzung streiten kann). Quasi jene Idee, die Robyn hätte schon von Anfang an verfolgen sollen. Na ja, blöd für alle, die sich die Mini-Alben tatsächlich gekauft haben, wenngleich das nur die Hardcore-Fans gewesen sein dürften. Evtl. geht die Idee am Ende ja auch auf. Man weiß es halt einfach nicht. Was ich hingegen weiß ist, dass Robyn 2010 das Maß aller Dinge in Sachen Female Mainstream Pop ist. Deshalb macht es auch keinen Sinn, die Alben hier einzeln zu behandeln. Gutes Material befindet sich auf allen. „Dancing On My Own“, „In My Eyes“, „Fembot“, „Hang With Me“, „Indestructible“, “U Should Know Better”... alles ist da. Selbst mit 4 Tracks weniger auf der finalen “Body Talk” hätte die blonde Schwedin immer noch das beste Elektropopalbum des Jahres in der Tasche. Die Songs sind unglaublich treffsicher, Robyn unglaublich charismatisch und insgesamt ist das ganze Paket einfach extrem gelungen. Die gute Frau präsentiert sich weiterhin als toughe Einzelkämpferin in der bösen Popwelt, bedient sich aber natürlich auch bei den Vorteilen, welches diese Situation mit sich bringt. Die größten Einflüsse der 80er, 90er und von heute und zwischendurch ist auch mal Platz für eine feine Ballade oder auf Teil 1 sogar für ein schwedisches Kinderschlaflied. Nein, diese Frau hat es ohne Wenn und Aber faustdick hinter den Ohren. Und ich möchte ihr auch nicht widersprechen. 2010 war ihr Jahr und 2011 nimmt sicher noch einiges von dieser Energie mit.
Anspieltipp: “Fembot”

22. The Drums “The Drums”
Die Haltbarkeitsdauer von Hypes wird auch nicht größer. Für eine zeitlang waren die Drums aus New York City das Ding der Stunde, noch vor Veröffentlichung des selbstbetitelten Debütalbums wurden sie schon als neue Heilsbringer der Popmusik gefeiert. Der olle Rolling Stone nannte sie schon in einem Atemzug mit den Strokes. Herrgott noch mal! Na ja, egal, als was man sie nun sieht, ob als sympathische Surfboys oder unnötig gehypte Stylo-Boyband, die sich selbst viel zu wichtig nimmt… Fakt ist, man kam an den Drums auch irgendwie nicht vorbei. Musste man ja auch nicht, denn das Debüt ist zwar kein Meisterwerk, aber recht ansprechend geworden. Nach der bereits recht feinen Debüt-EP „Summertime!“ aus dem Vorjahr und diversen sehr guten Singles war die Erwatungshaltung hoch… auch bei mir selber. Und irgendwie hat die Band nach dem Release des Albums auch nie wieder die Spannung bei mir aufbauen können, welche sie vorher versprühte. Ist dies der gelebte Hype? Man weiß es irgendwie nicht. Am Album kann’s nicht liegen, dass ist auch richtig gut. Ein sommerlich leichtes Retro-New-Wave-Album ist es geworden, das weniger in den viel beschworenen Beach-Boys-Gewässern angelt, als vielmehr im britischen Indiepop der 80er Jahre. Aber immer schön alles auf alt getrimmt, weshalb Tracks wie „Me And The Moon“ oder „Best Friend“ wirklich klingen, als seien sie 1985 aufgenommen und keinen Tag älter. Wenn man schon ein Bild kreiert, dann muss das halt auch bis zum Ende durchgehalten werden. Auf der Pro-Seite stehen 12 sehr eingängige und sympathisch-lockere Indie-Pop-Songs, die auf jeden Fall gesteigerte Aufmerksamkeit erzeugen. Die Contra-Seite sind natürlich die belanglosen Texte, welche aber aufgrund ihrer Einfachheit ein wenig zum Bandimage gehören. Außerdem ist das ja alles nicht wirklich neu, sondern mit auf erschreckender Dringlichkeit auf „alt“ gebürstet, dass das stellenweise echt nerven kann. Aber besser gut geklaut, als schlecht selber gemacht. Aber am Ende halt doch wesentlich mehr Schall, als Rauch. Gitarrist Adam Kessler ist mittlerweile sogar schon ausgestiegen. Vielleicht fangen die Ratten schon an, dass Schiff zu verlassen. Oder auch nicht. Die Zukunft der Drums ist so offen, wie vorher, nur leichter wird es jetzt leider auch nicht.
Anspieltipp: “Best Friend”

21. Delorean “Subiza”
Gudde Laune! Die Sonne scheint, die Menschen liegen sich in den Armen und alle haben ne gute Zeit. Irgendwo zwischen Hippietum und Spaßgesellschaft. Delorean aus Spanien sind definitiv eine der kurzweiligsten und unterhaltsamsten Bands dieses Jahres. Wie Passion Pit im letzten Jahr, nur noch eine ganze Spur mehr Disco, mehr Retro, mehr 90er, wenn man so will. Und wenn sich eine Band schon nach der legendären Zeitmaschine aus „Zurück in die Zukunft“ benennt, dann müssen da schon ziemlich coole Ober-Nerds am Werk sein. Sind sie auch… also cool. Allein schon, weil diese Band zur Abwechslung mal aus Spanien und nicht aus New York oder London kommt. Vor der internationalen Konkurrenz braucht man sich aber dennoch nicht verstecken, denn im Reisegepäck hat man ein fast schon todsicheres Hit-Rezept: grenzenlos optimistischer und heller Retro-Dance-Pop, der gleichzeitig Indie ist, aber auch voll gepackt mit Versatzstücken aus der Zeit, als Breakbeats, Flächensynthies und fette Früh-90er-House-Pianos noch salonfähig waren. Und habe ich schon die gepitchten Vocals erwähnt? Aber hallo! Delorean macht Musik, die einen, wenn man wie ich in den frühen 90ern Kind war, permanent nostalgisch stimmt, weil man immer wieder einige Elemente heraushört und wieder erkennt. Die astreinen Popsongs, wie „Stay Close“, „Glow“ oder „Endless Sunset“ bewahren die Band dann glücklicherweise auch davor in irgendeiner Trash-Falle zu landen, denn am Ende hat das hier glücklicherweise immer noch viel mehr mit Phoenix, als mit Culture Beat zu tun. Hochgradig tanzbar, wie hymnenhaft mit einem ganz eigenen Flair. Und auch abseits aller nostalgischen Gefühle ist „Subiza“ eines der frischesten, kurzweiligsten und tollsten Popalben dieses Jahres. Ein Flux-Kompensator für die Seele! Es verbreitet auf angenehm unaufdringliche Art und Weise tolle Laune und ist der ideale Soundtrack für jeden schönen Sommertag oder halt Wintertag, welchen man eher vergessen sollte. Und ich bin mir nach wie vor sicher, dass mir Doc Brown da zustimmen würde!
Anspieltipp: “Stay Close”

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