Technik vs. Pop
Die Gorillaz werden wirklich immer mehr zu einem Zugpferd für experimentelle Popmusik. Während auf Plastic Beach noch Hinz sowie Kunz unter einer inhaltlichen Konzeptfahne segelten, ist nun hiermit das durchgehende Prinzip rein technischer Natur. The Fall wurde durchweg auf einem Tablet-PC einer bekannten Elektronikmarke aus Cupertino, CA aufgenommen. So spannend das zunächst klingen mag, zählen auch bei solchen Projekten im Wesentlichen die Songs vor der produktiven Rafinesse.
Zweiunddreißig Tage hat sich Damon Albarn diesen Oktober für das Album Zeit genommen. Auf dem Papier ist es ein Abfallprodukt der aktuellen Tour der Gorillaz. Man befürchtet das Schlimmste: Uninspiriertes Geklimpere. Vor Begeisterung für die Technik, das Liederschreiben vergessen. Und Ähnliches.
Der erste Eindruck mit dem Opener Phoner To Arizona bestätigt das auch. Ein recht dröges Instrumental, dass vor Langeweile zu zerfallen scheint. Das darauf folgende Revolving Doors kann wenigstens für die erste Hälfte gefallen, die zweite wirkt auch mehr wie eine Einladung zum Gähnen. Hillbilly Man kann schon eher durch seine spannende Instrumentation gefallen. Detroit als Neuzugang auf der All-Time Beischlaf-Compilation. Shytown versucht in die gleiche Kerbe zu schlagen, versinkt aber im Kiffer-Sumpf. Die weiteren Titel bestätigen auch mehr einen übermäßigen THC-Konsum zu Lasten schöner Popmusik. Wie befürchtet ist es uninspiriertes Gedudel, das zwar nicht durchgängig nervt, aber dennoch völlig egal ist. Die Welt wäre ohne diese Stücke genauso geblieben. Ausnahme ist nur The Parish Of Space Dust, das einen sehr guten Ansatz zeigt, jedoch nicht bis zum Ende ausformuliert wirkt. Schade darum. Und natürlich Bobby In Phoenix featuring dem unvergleichbaren Bobby Womack ist ein echtes Soul-Pop-Schmankerl, das aber natürlich im Wesentlichen von dieser unfassbar intensiven Stimme getragen wird.
Zusammenfassend muss man also leider feststellen, dass dieses Album eigentlich sogar zu schlecht ist, um es zu verschenken, wie es ja zu Weihnachten seitens der Band geschehen ist. Zu wenig Pop, zu viel Experiment. Damit gewinnt man keinen Blumentopf. Zumindest bei den Freunden der leichten Melodien von nobono.