Die Unfehlbaren
Irgendwie war es abzusehen, aber am Ende doch überraschend, mit welcher Leichtigkeit die Briten von Elbow ihr fünftes herausragendes Album abliefern. Lobgesang auf eine Ausnahmeband...
Man möchte ihn ja fast anbringen bei Elbow, den guten alten Spruch “Gut Ding will Weile haben.” Denn die hat es gebraucht, bis die Band aus Manchester sich sozusagen in mühevoller Kleinarbeit nach oben gespielt hat und mit ihrem letzten, vierten Album „The Seldom Seen Kid“ endlich die Früchte in Form von uneingeschränktem Publikums- und Kritikerlob einsammeln konnten. Der Bann des ewigen Geheimtipps schien, zumindest in der britischen Heimat, endgültig gebrochen. Elbow sind im Mainstream angekommen und dieser Status führt neben einigen Vorteilen leider auch meist zu einer grundlegenden Skepsis seitens der eigenen Fans. Kommt jetzt die oft unausweichliche Stadionrock- oder Formatradiofalle? Nimmt man jetzt alles mit? Bzw. ist der Ofen schon aus.
Nach dem Genuss des nun mehr fünften Albums möchte an allen Zweiflern ein deutliches „Nein, Nein, Nein!“ entgegenschmettern. Elbow gehen auf „Build A Rocket Boys!“ den einzig richtigen und denkbaren Weg, nämlich jenen, den sie schon seit ihrem Debüt-Album vor zehn Jahren gehen: ihren höchst eigenen, unnachahmlichen. Hier biedert sich niemand an irgendetwas an, maximal die Band an ihre eigenen Ansprüche. So ist auch dieses Album nicht mehr als ein Meisterwerk geworden. Und das ist nach den vier Vorgängern keine Selbstverständlichkeit, aber am Ende irgendwie doch keine sooo große Überraschung, denn einen qualitativen Einbruch zum jetzigen Zeitpunkt hätte ich den Jungs auch nicht mehr zugetraut, dazu haben die zu lang ihr eigenes Ding erfolgreich durchgezogen. Dennoch ist es schon kein Leichtes, dem „Seldom Seen Kid“ etwas Angemessenes folgen zu lassen. Dem epischen, etwas verworrenen, düsteren Vorgänger, welcher den Verlust eines guten Freundes thematisiert lassen die Herren aus Manchester nun ein etwas leichteres, wesentlich ruhigeres Werk folgen. „Build A Rocket Boys!“ nimmt sich mehr zurück, wirkt klarer und auf eine optimistische Art und Weise in sich gekehrt. So, als ob Elbow nach den letzten Jahren einmal kurz Luft holen. Episch wird’s dennoch an vielen Ecken und Enden. Der obligatorisch etwas eigensinnige Opener fällt diesmal mit „The Birds“ sehr lang und vielschichtig aus. Die Grundaussage von den Vögeln als Hüter unserer Geheimnisse spiegelt die Besinnung auf einfachere Themen wieder. Die setzt sich bei traumhaften „Lippy Kids“ fort, wo Sänger Guy Garvey die Jungs von der Ecke auffordert zu Träumen und die titelgebende Rakete zu bauen. Das er damit auch zu einem gewissen Maße die eigene Kindheit rekapituliert liegt auf der Hand. Es ist wie immer… diese Stimme. Garvey klare, gefühlvolle, aber doch irgendwie verlebte und raue Stimme bleibt einmal mehr das Zentrum dieser hochmusikalischen Songs, treibt sie voran und gibt ihnen Seele. Das fällt gerade bei den sehr reduzierten Nummern wie „Jesus Is A Rochdale Girl“, „The River“ oder „The Night Will Always Win“ auf, welche beweisen, dass es nicht viel benötigt, um Songs wirken zu lassen. Chöre und Streicher lässt man dennoch gelegentlich auffahren, allerdings werden sie in Songs wie „With Love“ oder „High Ideals“ wohl platziert eingesetzt. Dennoch darf ein Song wie „Open Arms“ am Ende nicht fehlen. Ein Song in der Tradition von „Grace Under Pressure“ oder “One Day Like This“. Muss man mehr sagen? Hymnen-Alarm mit Umarmungsbonus. “We’ve got open arms for broken hearts” singen Garvey und der Chor und bringen somit Seelenheil. „Dear Friends“ fungiert als entspannt, leichter Rausschmeißer, welcher den Hörer am Ende mit einem optimistischem Grundgefühl hinterlässt. Vielleicht ein bewusster Gegenpol zum todtraurigen Albumabschluss des Vorgängers, „Friend Of Ours“.
Es ist also alles beim Alten in Sachen Elbow? Prinzipiell schon. Der etwas sperrige, aber stets gefühlvolle Britpop ist nach wie vor Dreh- und Angelpunkt des hauseigenen Soundgewands. Es fehlen zwar sperrige Rocker, wie zuletzt „Grounds For Divorce“, aber um die ging es Elbow bekanntermaßen ja noch nie. Der Sound wirkt entschlackter und auf das reduziert, was zählt. Leichter, optimistischer, aber immer noch nachdenklicher. Ein Ruhepol für unsere hektische Welt, Musik mit Gefühl. Viele Bands geben sich gern dieses Prädikat, Elbow leben es. Nach wie vor. So kann, soll und muss das auch weitergehen. Die Herren aus Manchester haben für sich eine Art goldene Formel entdeckt, welche sie scheinbar immer wieder benutzen können, ohne zu langweilen, dafür aber stets neu zu begeistern. Und wenn das immer mehr Leuten auffallen sollte, dann liegt dies ausnahmsweise mal wirklich an der Qualität einer Band, die sich in ihren Sound einfach nicht reinreden lassen will und muss. Vielleicht schon wieder das Album des Jahres. Die Konkurrenz muss sich jedenfalls kräftig ins Zeug legen, um an diesem Thron zu rütteln.
Album-Stream @ Simfy

Nach dem Genuss des nun mehr fünften Albums möchte an allen Zweiflern ein deutliches „Nein, Nein, Nein!“ entgegenschmettern. Elbow gehen auf „Build A Rocket Boys!“ den einzig richtigen und denkbaren Weg, nämlich jenen, den sie schon seit ihrem Debüt-Album vor zehn Jahren gehen: ihren höchst eigenen, unnachahmlichen. Hier biedert sich niemand an irgendetwas an, maximal die Band an ihre eigenen Ansprüche. So ist auch dieses Album nicht mehr als ein Meisterwerk geworden. Und das ist nach den vier Vorgängern keine Selbstverständlichkeit, aber am Ende irgendwie doch keine sooo große Überraschung, denn einen qualitativen Einbruch zum jetzigen Zeitpunkt hätte ich den Jungs auch nicht mehr zugetraut, dazu haben die zu lang ihr eigenes Ding erfolgreich durchgezogen. Dennoch ist es schon kein Leichtes, dem „Seldom Seen Kid“ etwas Angemessenes folgen zu lassen. Dem epischen, etwas verworrenen, düsteren Vorgänger, welcher den Verlust eines guten Freundes thematisiert lassen die Herren aus Manchester nun ein etwas leichteres, wesentlich ruhigeres Werk folgen. „Build A Rocket Boys!“ nimmt sich mehr zurück, wirkt klarer und auf eine optimistische Art und Weise in sich gekehrt. So, als ob Elbow nach den letzten Jahren einmal kurz Luft holen. Episch wird’s dennoch an vielen Ecken und Enden. Der obligatorisch etwas eigensinnige Opener fällt diesmal mit „The Birds“ sehr lang und vielschichtig aus. Die Grundaussage von den Vögeln als Hüter unserer Geheimnisse spiegelt die Besinnung auf einfachere Themen wieder. Die setzt sich bei traumhaften „Lippy Kids“ fort, wo Sänger Guy Garvey die Jungs von der Ecke auffordert zu Träumen und die titelgebende Rakete zu bauen. Das er damit auch zu einem gewissen Maße die eigene Kindheit rekapituliert liegt auf der Hand. Es ist wie immer… diese Stimme. Garvey klare, gefühlvolle, aber doch irgendwie verlebte und raue Stimme bleibt einmal mehr das Zentrum dieser hochmusikalischen Songs, treibt sie voran und gibt ihnen Seele. Das fällt gerade bei den sehr reduzierten Nummern wie „Jesus Is A Rochdale Girl“, „The River“ oder „The Night Will Always Win“ auf, welche beweisen, dass es nicht viel benötigt, um Songs wirken zu lassen. Chöre und Streicher lässt man dennoch gelegentlich auffahren, allerdings werden sie in Songs wie „With Love“ oder „High Ideals“ wohl platziert eingesetzt. Dennoch darf ein Song wie „Open Arms“ am Ende nicht fehlen. Ein Song in der Tradition von „Grace Under Pressure“ oder “One Day Like This“. Muss man mehr sagen? Hymnen-Alarm mit Umarmungsbonus. “We’ve got open arms for broken hearts” singen Garvey und der Chor und bringen somit Seelenheil. „Dear Friends“ fungiert als entspannt, leichter Rausschmeißer, welcher den Hörer am Ende mit einem optimistischem Grundgefühl hinterlässt. Vielleicht ein bewusster Gegenpol zum todtraurigen Albumabschluss des Vorgängers, „Friend Of Ours“.
Es ist also alles beim Alten in Sachen Elbow? Prinzipiell schon. Der etwas sperrige, aber stets gefühlvolle Britpop ist nach wie vor Dreh- und Angelpunkt des hauseigenen Soundgewands. Es fehlen zwar sperrige Rocker, wie zuletzt „Grounds For Divorce“, aber um die ging es Elbow bekanntermaßen ja noch nie. Der Sound wirkt entschlackter und auf das reduziert, was zählt. Leichter, optimistischer, aber immer noch nachdenklicher. Ein Ruhepol für unsere hektische Welt, Musik mit Gefühl. Viele Bands geben sich gern dieses Prädikat, Elbow leben es. Nach wie vor. So kann, soll und muss das auch weitergehen. Die Herren aus Manchester haben für sich eine Art goldene Formel entdeckt, welche sie scheinbar immer wieder benutzen können, ohne zu langweilen, dafür aber stets neu zu begeistern. Und wenn das immer mehr Leuten auffallen sollte, dann liegt dies ausnahmsweise mal wirklich an der Qualität einer Band, die sich in ihren Sound einfach nicht reinreden lassen will und muss. Vielleicht schon wieder das Album des Jahres. Die Konkurrenz muss sich jedenfalls kräftig ins Zeug legen, um an diesem Thron zu rütteln.
Album-Stream @ Simfy
rhododendron - 19. Mär, 13:08
DGHNT (Gast) - 24. Mär, 11:23
ob ich ne platte reifen lasse oder nicht, hängt vom potential der songs ab. das kann ich auch beim ersten/zweiten hören erkennen. wenn dann kein interesse mehr da ist, sind die songs eben nicht gut. schön hören muss ich mir da auch nix, hab ich auch keine zeit für. nachdem ich (meist unterwegs) die platte noch 1-2 mal gehört hab, kann ich eben sagen, dass das n fades, langatmiges ding ist. für dich mag fad in diesem fall gefühlvoll sein, für meinen geschmack aber nicht. not my cup of tea.
rhododendron - 24. Mär, 18:14
How fad...
Na ja, ob ein Song handwerklich gut ist, darüber lässt sich streiten. Finde, das kann man obektiv halt auch schwer sagen. Leben ist halt keine Indie-Disco/ Ponyhof/ Regenbogen/ Whatever... *g*
Barmusik
"Fad" mit "Gefühlvoll" zu verwechseln ist auch ne Methode, aber als Ausrede, der Platte keine Chance zum reifen zu geben lass ich das nicht durchgehen.
Ich überleg gerade in welcher Bar so ewtas laufen könnte... Keinen Dunst. Siehste... passt doch irgendwie nicht zusammen