Meine 100 Alben 2000 - 2009 / Plätze 90 - 81

90. Eskobar “Till We’re Dead” (2000)
Irgendwie sind Eskobar die Band, welche bei mir in den letzten Jahren am meisten an Begeisterung verloren hat. Das liegt nicht mal unbedingt an ihrer Qualität, aber so was gibt’s ja öfters mal… also, das man bestimmte Musik früher mehr mochte, als heute. Dennoch ist gerade das Debüt des schwedischen Trios immer noch ein sehr gutes Album voller sanfter Melancholie und kleiner, feiner Melodien. Vom luftig leichten „On A Train“, bis hin zum schwermütigen „Angels“ und der zauberhaften Aufforderung zu Suizid… „Good Day For Dying“. Und alles vorgetragen von der unverwechselbaren Stimme von Sänger Daniel Bellqvist“. So ist „’Till we are dead“ ein feines Sammelsorium von ruhigen, entspannten Popsongs für kältere Herbsttage. Nach diesem Album haben Eskobar sich noch an diversen anderen Genres wie Pop und Stadionrock versucht, bevor das selbst betitelte 2006er Album wieder zu den Wurzeln des Debüts zurückkehrte. Dennoch war das letztjährige „Death In Athens“ ein ziemlicher qualitativer Rückschlag. Fragt sich, mit was die Band wohl als Nächstes um die Ecke kommt. Anscheinend ist man nach wie vor auf der musikalischen Suche nach sich selbst.
Bester Song:”Tumbling Down”<
89. Red Hot Chili Peppers “By The Way” (2002)
Auch die einst so coolen Red Hot Chili Peppers haben irgendwie im Laufe der Jahre an Faszination verloren. Dabei waren die mal richtig cool! „Californication“ ist ja ein Kultalbum für meine Generation. Aber irgendwie haben sie mit dem 2006er Doppel-Album „Stadium Arcadium“ den Bogen überspannt und die Qualität zugunsten der Quantität vernachlässigt. Dabei geht’s doch auch anders. Der Vorgänger „By The Way“ ist ein ziemlich schnittiges Rock-Album, das vor allem davon lebt, dass sich John Frusciante mal ordentlich in Sachen Harmoniegesang beweisen kann. So gibt es sonnige Gitarren, feinen Gesang und allerhand entspannte Momente. Zwischendurch darf aber auch, wie zum Titelsong oder zu „Throw Away Your Television“ ge-funk-rockt werden. Aber auch ruhige Momente, wie „Dosed“ oder „Tear“ wissen zu überzeugen. Ein ziemlich losgelöstes Album, mit dem ich schöne Erinnerungen an vergangene Sommer verbinde. Klappt aber heut immer noch und zeigt, dass man auch guten kommerziellen Rock machen kann, ohne gleich zu nerven. Vielleicht ja auch in Zukunft wieder.
Bester Song: „Minor Thing“
88. Mando Diao “Hurricane Bar” (2005)
Also von Mando Diao kann ja halten was man will. Der einstige Vorzeige-Indie-Hype ist zwar mittlerweile zur Konsens-Rockband überhaupt verkommen, aber eines können sie damals, wie heute: vorzügliche Hits und unglaubliche Ohrwürmer schreiben. Mitsummhits! Und einiges drauf haben die Musikalisches auch. Sicher, die Ungestühmtheit des Debüts “Bring ‘em In” erreichen sie noch selten, aber auch der Nachfolger “Hurricane Bar”, kann sich sehen lassen. Ich persönlich bevorzuge dieses Werk sogar, weil es genau in die Zeit fällt, als ich angefangen habe, mich mit diesem seltsamen Phänomen „Indie-Rock“ zu beschäftigen. Ihr wisst noch… die Zeit ohne Synthesizer und Neon-Leggins, als es noch um Songs ging. Oder so ähnlich. Jedenfalls hat dieses Album einige der essentiellen Hits aus dieser Zeit. Natürlich das todgespielte „Down In The Past“, aber auch Songs wie „God Knows“, „White Wall“ oder das schöne Liebeslied „You Can’t Steal My Love“. Und ganz nebenbei beweist so ein schön chilliges Stück Musi, wie „Ringing Bells“ sogar, dass die Band noch ganz anders kann. Ein Album voller Unbekümmertheit und guter Erinnerungen. Das zählt ja auch bei so nem Ranking. Auch wenn jetzt jeder Mando Diao kennt, so heißt das ja nicht, dass sie schlechter geworden sind. Das berühmte schwedische Gespür für gute Melodien haben sie jedenfalls immer noch.
Bester Song: „You Can’t Steal My Love“
87. Death Cab For Cutie “Transatlanticism” (2003)
Seltsamerweise lässt uns die Thematik “Bands, die früher mal besser waren” vorerst auch auf Platz 87 nicht los. Dabei sind Death Cab For Cutie eine tolle Band, die wir, soviel sei gesagt, später in der Auflistung auch noch mal antreffen werden. Leider schwächelte man zuletzt mit dem 2008er „Narrow Stairs“, nachdem vorher die Qualitätskurve immer steil nach oben ging. Der Beweis dafür ist ihr wunderbares 2003er Album, das einige echt schöne Songs der US-Indierockgrößen beinhaltet. Vom Opener „The New Year“, über das relaxte „Title & Registration“ bis hin zu den großen Balladen, wie dem epischen Titeltrack, dem verträumten „Passanger Seat“, sowie dem wundervoll-traurigen „Tiny Vessels“. Hier zeigt sich auch, was für ein toller Songschreiber Ben Gibbard eigentlich sein kann. Mit feinem Gespür für gleichermaßen direkte, wie poetisch-verträumte Texte malt die Musik von Death Cab Bilder im Kopf, die man sich gern anschaut, bzw. wohl eher anhört. Ich glaube auch, dass diese Musik, wenn man jünger und orientierungsloser ist, viel mehr bewirken kann, als später, weshalb ich das heut vielleicht etwas differenzierter sehe. Aber das kann auch dummes Gewäsch sein. In der Summe seiner Teile ist dieses Album, trotz kleinerer Schwachpunkte immer noch ein sehr gutes!
Bester Song: „Tiny Vessels“
86. Tiger Lou “Is My Head Still On?” (2004)
Diese Schweden. Sie können wohl einfach nicht anders, als wunderbar melancholischen Pop zu exportieren, oder? Rasmus Kellermann gehört definitiv zu den besseren Vertretern dieser Sorte und bereitete mir in den vergangenen zehn Jahren viele schöne Momente, mit seinen traumhaften Songs. Während sich die beiden Nachfolgealben 2005 und 2008 eher an einem härteren Sound orientierten, den er zusammen mit seiner Band entwickelt hat, zeigt das 2004er Debüt noch Kellermann als Einzelgänger, der uns sowohl schwermütigen, wie auch teilweise leichten, dabei aber stets melancholischen Indierock präsentiert. „Sell Out“ und „Oh Horatio“ laden zum Mitsingen ein, während man bei „Warmth“ oder „All In Good Time“ einfach nur im großen Stile mitleiden kann. Das Cover zeigt Kellermann in dick eingepackter Winterjacke und genau in solchen Momenten funktioniert diese Musik am besten. Als melancholisch-musikalischer Reiseführer durch kalte Wintermonate und dunkle Nächte. Dabei strahlt alles an dieser Musik eine gewisse Wärme und Geborgenheit aus, in deren Hände man sich jeder Zeit gern freiwillig begibt. Ein kleiner Lebensretter in jedem Fall. Hat über die Jahre hinweg nichts von seiner Klasse verloren. Wie machen sie das nur, diese verdammten Schweden?
Bester Song: „All In Good Time“
85. The Strokes “Is This It?” (2001)
Die Strokes gehören zu jeder guten Jahrzehntabrechnung dazu, wie Majo zu ’ner guten Portion Pommes. Der Unterschied zu den meisten anderen Listen ist wohl, dass die Herren aus New York bei mir „nur“ Platz 85 belegen, während sie ansonsten ja meist in den Top 10 gesetzt sind. Dabei möchte ich die Strokes nicht schlecht reden. Ganz im Gegenteil. Sie waren natürlich mit die wichtigste Band zu Beginn des Jahrtausends, welche den Trend zu gesundem Retrorock losgetreten haben, fernab von all dem Britney-Spears-Pop, Hip Hop oder New Metal, welcher damals die Charts beherrschte. Sicher hätte es die Libertines oder Franz Ferdinand auch so gegeben, aber die Strokes waren halt die ersten. Und als Pioniere genießt man immer einen besonderen Status. So ist das Debüt „Is This It?“ voll mit einigen schönen Garagenrock-Schrammlern, die aber trotzdem stets ein gutes Gefühl für starke Melodien haben. „Last Night“ und „Someday“ sind längst Evergreen uns „Hard To Explain“ ist einfach eine unkaputtbare Supernummer. Dennoch habe ich nie die heiße und innige Verbindung zu den Strokes aufgebaut, wie die Musikpresse und all ihr Fans. Die Jungs um Julian Cassblancas sind gut, haben viele gute Songs und einen gewissen Status, aber für mich sind sie nicht neuen Rock-Messiasse. Ein Recht hier aufzutauchen haben sie aber trotzdem und das spreche ich ihnen nicht ab.
Bester Song: „Hard To Explain“
84. Dido “No Angel” (2001)
Seht ihr, da haben wir den signifikanten Unterschied in meiner Liste: Dido vor den Strokes! Das gibt’s sonst nirgends. Ausgerechnet Dido, die fleischgewordene Fahrstuhlmusik. Aber ich steh dazu! Dido Armstrong ist immer eine von den Guten und Ihr Debüt „No Angel“ eine ziemlich entspannte und gut gemachte Popplatte. Bruder Rollo von Faithless sei Dank, denn das war ja der Produzent. Streng genommen muss man natürlich anmerken, dass das Album bereits 1999 erschienen ist, allerdings hat es da keinen interessiert. Erst durch Eminem’s Sample von „Thank You“ in dessen Song „Stan“ kam der Erfolg. Und wie er kam. Auf einmal war Dido überall. Vielleicht auch ein wenig zu viel des guten. Abseits der etwas runtergenudelten Singles bietet “No Angel” aber wunderbar melancholische Melodiemomente, wie das atmosphärische „My Lover’s Gone“, das fast schon ambient-mäßige „Honestly OK“ oder das traurige „Isobel“. In allen Fällen beweist sich Mrs. Armstrong als talentierte Songwriterin, deren glockenklare Stimme wir ein leuchtender Polarstern über den oft dunklen Songs steht. Und am Ende trumpft man mit dem hypnotisch tanzbaren „Take My Hand“ noch mal auf und serviert feinstes Spät-90er-Dancefutter. Eine sehr gute Platte! Danach hat Dido zwar an Erfolg zugelegt, aber an Feingefühl etwas eingebüßt. Mit dem introvertierten letztjährigen Album „Safe Trip Home“ kam dann die Besinnung auf alte Stärken.
Bester Song: „Take My Hand“
83. Blur “Think Tank” (2003)
Schwere Zeiten für Blur-Fans in den letzten Jahren. Nachdem Graham Coxon die Band zu Beginn der Dekade zwecks musikalischer Differenzen mit Damon Albarn verließ, stand es um die Band nicht schlecht. Es reichte gerade mal zu einem Album, welches es aber in sich hatte. So fungiert „Think Tank“ als Spätwerk der Band auf der vor allem deutlich wird, dass sich besonders Albarn nicht mehr durch das enge Bandkorsett einengen lassen möchte. So kommen bereits auf diesem Album erste Anzeichen seiner neuen Ambitionen durch. „On The Way To The Club“ klingt schon mehr nach Gorillaz als nach den alten Blur. Zwischendurch immer wieder Experimente in den Bereichen Elektronik, Hip Hop und Weltmusik, voller kleiner Hits. Da wäre natürlich zuerst das famose „Out Of Time“ zu nennen, mit welchem die Band in meinen Augen einen der besten Songs ever geschaffen hat. Ein toller Mix aus Leichtigkeit und Melancholie. Dennoch überwiegen auf „Think Tank“ am Ende die melancholischen Töne. Die Band klingt düster, Albarns Stimme stellenweise verzweifelt. Das ganze mündet am Ende in dem meisterhaften „Battery In Your Leg“. „This is a ballad fort he good time, so put a battery in your leg.“ Was für Zeilen! Und gleichzeitig die bis dato letzte Zusammenarbeit zwischen Coxon und Albarn. Mittlerweile sind die Wellen geglättet und Blur sind wieder vereint. Vorerst nur vereinzelt live, aber vielleicht gibt es ja noch mal ein Album in den nächsten Jahren. Falls Albarns Zeitplan das zulässt.
Bester Song: „Out Of Time“
82. Bat For Lashes “Two Suns” (2009)
Sicher ist es für die Alben aus diesem Jahr recht schwer in die Jahrzehntliste zu kommen. Sie hatten einfach noch zu wenig Zeit um Eindruck zu hinterlassen oder auch um zu wachsen. Zumindest im Fall von Natasha Khan und ihrem Projekt Bat For Lashes scheint dies aber nicht nötig zu sein. Dazu ist dieses Album bereits jetzt eines der schönsten des Jahres sowieso, aber auch eines der besten der letzten Jahre. Mit einem unglaublichen Gespür für traumhafte, zerbrechliche Musik, ihrer einzigartigen Stimme und ihrem nicht zu leugnenden musikalischen Talent braucht diese junge Dame gar nicht viel Zeit, um ihre Zuhörer zu überzeugen. War schon das 2007er Debüt „Fur and Gold“ toll, so perfektioniert Khan ihrer Stärken auf „Two Suns“ sogar noch. Die Songs wirken direkter, besser strukturiert und schaffen, wie im Beispiel der Singles „Daniel“ oder „Sleep Alone“ sogar spielend den Spagat zwischen Kunst und Pop, ohne sich dabei anzubiedern. Mehr muss man gar nicht sagen. Diese Musik ist gleichermaßen geheimnisvoll, wie unglaublich eingängig und dabei voll mit einer Art düsteren Magie. Und stellenweise irgendwie sogar auf unerklärliche Weise etwas „retro“. Na ja, nur so ein Gefühl.
Bester Song: “Moon And Moon”
81. The Departure “Dirty Words” (2005)
Im Zuge der von Franz Ferdinand und Co. losgetretenen Indie-Welle vor gut 5 Jahren musste man ja quasi wöchentlich schauen, wen es da auf einmal alles neues, Heißes hab. Milburn, Pigeon Detectives, The Others, The Rakes… alles war neu, alles war frisch, alles war irgendwie „Gang Of Four“ oder so. Erinnert sich bspw. noch jemand außer mir an „The Departure“ und deren einziges Album „Dirty Words“ aus dem Jahr 2005? Das sollte man nämlich, denn hier hat die Band ein paar extrem schöne, düstere und tanzbare New-Wave-Indie-Rocksongs zusammengetragen, die im Vergleich zur Konkurrenz aber wesentlich düsterer ausfallen und für so was hab ich ja immer ein offenes Ohr. So gibt es natürlich die zirpenden Gitarren mit viel Hall und einen akkuraten Basslauf, wie in Peter Hooks besten Zeiten. Und Sänger David Jones singt natürlich mit halbwegs düsterer Stimme über all die üblichen Themen: Verzweifelte Liebe, die Hasslieber zur düsteren Großstadt, Ängste, Sorgen und Sehnsüchte. Das zieht natürlich. Bei mir sowieso. Da alle Songs auch recht flott sind, wirkt die Melancholie trotzdem sehr kraftvoll und versinkt nicht in sich selbst. Also kann man gleichzeitig tanzen und das Leben verteufeln. So macht das dann auch ordentlich Spaß. Im Prinzip nichts sooo außergewöhnliches, dieses Album, aber es hatte wohl das Glück zur richtigen Zeit auf meinem mp3-Player zu landen und mich da zu begeistern. Mittlerweile hat sich die Band aufgelöst, wie einige andere auch. Ist halt leider der Nebeneffekt bei den meisten Hypes.
Bester Song: “Be My Enemy”
rhododendron - 6. Okt, 00:19
und weiter geht es...
dennoch wäre mein fevourit von herrn kellermann the loyal...
aber über geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten...
als nummer eins album würde ich sachen von morrissey, the smiths oder doves vermuten...
bin gespannt wie es weitergeht...
Smiths?
hm...