Licht und Schatten
Der ultimative Mega-Tag der Kritiken zieht weitere Kreise. Die Gorillaz und Jaguar Love gab es schon und nun folgen noch jeweils einmal Licht und Schatten aktueller Hochglanz-Popmusik. Repräsentiert durch Two Door Cinema Club auf der guten und Owl City auf der dunklen Seite der Macht.
Two Door Cinema Club – Tourist History
Drei junge Herren aus Großbritannien mit eingängigen und tanzbaren Indie-Poprock-Songs. Das ruft im Allgemeinen mittlerweile ja gern mal ein lautes Gähnen hervor, denn davon hatten wir ja bekanntermaßen in den letzten fünf Jahren mehr als genug. Gut, manchmal waren es auch vier Typen, selten fünf, aber die Röhrenhosen und Wuschelhaare gehörten dennoch zum Equipment dazu. Braucht man also im Jahr 2010 mehr davon? Eigentlich nicht mehr… und deshalb gingen mir auch Two Door Cinema Club ursprünglich mit ihrem locker-flockigen Melodie-Indie-Pop eigentlich ziemlich weit am Allerwertesten vorbei. „Sollen sich mal die jungen Mädchen damit befassen“ dacht ich mir so…
Das Ganze hat aber bekanntermaßen einen schönen Haken und das ist gleichzeitig das größte Kapital des Trios aus Nordirland: deren Debüt-Album „Tourist History“ ist leider eine fast schon zu perfekt funktionierende Hitmaschine, der man sich als halbwegs popinteressierter Mensch einfach schwer entziehen kann. Kaum eine Chance, dieses Album zu hassen. Zu viel Melodien, zu eingängig, zu schwungvoll. Das Urteil fällt eindeutig zugunsten der Angeklagten aus. Zehn Songs, zehn Volltreffer. Neben eingängigen Refrains, vielen „Ohhs“ und „Uuhs“ überzeugt auch die butterweiche Produktion, die wirklich jeden Ansatz von Ecken oder Kanten ausgemerzt hat. Dazu gibt’s schöne Synthieflächen, die ewig jinglenden Indiegitarren und auch gern mal ein paar Cowbells zu den stampfenden Disco-Beats. Die Rezeptur ist bekannt… etwas Phoenix hier, eine Prise Friendly Fires da: das Hauptgericht wird sehr hittig serviert. „Undercover Martyn“, „What You Want“, „Do You Want It All?“ oder „I Can Talk“ lass ich da gern mal als Tipps herausstechen. Letztendlich kann man aber eigentlich jeden Song nehmen. Wie ein lauer Sommerabend oder, um mal metrologisch näher am „jetzt“ zu bleiben, gern auch ein heller Frühlingstag. Lebensbejahende, junge, schwungvolle Indie-Pop-Songs, die eben jene Art Leichtigkeit und Unbekümmertheit ausstrahlen, die man daran schon seit Jahren schätzt oder ggf. auch hasst. Keine der beiden Seiten wird durch dieses Album vom Gegenteil überzeugt werden. Und obwohl das alles halt nicht neu oder sonderlich originell ist, so haben des die drei Herren vom zweitürigen Kinoclub geschafft, eine erstaunliche Anzahl munterer, und durchaus kurzweiliger Popsongs zusammenzustellen, welche es sicher schafft für viele junge und jung gebliebene Menschen der passende Soundtrack zum Frühling und auch Sommer 2010 zu werden. Alles darüber hinaus muss auch nicht interessieren. Hier und jetzt ist „Tourist History“ absolut ausreichend und zufrieden stellend, was man vom zweiten Kandidaten hier nicht behaupten kann.
Anschauen - "Do You Want It All?" (Video)
Owl City – Ocean Eyes
Adam Young ist vermutlich der netteste Mensch auf Erden. Er geht immer nur bei Grün über Ampeln, trinkt gern Brause, mag Käfer, rasiert sich jeden Tag und setzt sich gern mal auf den Balkon und entspannt bei einer schönen alten… sagen wir mal, Platte der Pet Shop Boys. Letzteres kann ich sogar gut nachvollziehen. Und er hat sicher ganz viele Freundinnen und so, aber in der Highschool war er stets der schüchterne, kleine Junge, der sich lieber zuhause vorm PC beschäftigt habt. Doch wie bereits Farin Urlaub es ankündigte, wollte sich auch Young eines Tages rächen und die Herzen aller Mädchen brechen. Vor meinem geistigen Auge spielt sich quasi der Film dazu ab. Jetzt ist Young Owl City und ein Popstar, den man einfach nur knuddeln möchte. So ist Amerika halt!
Nix da! Ich verweigere mich der plüschigen Kuschelrunde! Anfangs dachte ich ja auch noch, dieses „Fireflies“ ist ein ganz kurzweiliger Popsong. Irgendwie süß halt. Doch letztendlich ist es ja immer so, dass man sich bei übermäßigem Zuckerkonsum gern mal den Magen verdirbt. Und so fühlt es sich beim Anhören des Owl City Debüts „Ocean Eyes“ auch an… als ob man zuviel Zuckerwatte gegessen hat. Man wird einfach auf diesem Album von einer so überschwänglich harmoniesüchtigen Naivität erdrückt, dass einem fast schlecht wird. In welchem Land, hinter welchem Regenbogen ist denn so was hörenswert? Ich kann es Mr. Young ja nicht mal übel nehmen, dass er so locker flockige Songs über Würmer und Vögel, sonnige Strandspaziergänge oder gar Zahnarztbesuche schreibt. In seiner grenzenlosen Verweigerung gegen alles Schlechte dieser Welt ist das ja schon fast konsequent durchgehalten. Trotz nettem Songwritings und unabstreitbaren kompositorischen Grundfähigkeiten ist „Ocean Eyes“ von einer dermaßen unberührenden Oberflächlichkeit überzogen, dass es, zumindest mich, richtig sauer macht. Adam Young’s Bubblegumpop bewegt sich konsequent um den berühmten heißen Brei herum und weiß auch nicht richtig wohin er soll. Richtig schön, wenn eine Elektropop-Power-Nummer wie „Umbrella Beach“ mal ausbricht und Tanzstimmung verbreitet. Diese gewisse Energie hat auch der Two Door Cinema Club, aber bei Owl City bleibt der Rest aber irgendwo im Midtempo-Bereich hängen und die Songs fangen schnell an, zu langweilen und sich auf erschreckende Art und Weise zu ähneln. Von der unnötig exzessiven Autotune-Benutzung mal ganz abgesehen. Oh, und diese ganze Postal-Service-Problematik dürfte ja mittlerweile auch hinlänglich bekannt sein.
Es ist toll, dass dieser Mann sich das alles selbst im heimischen Hobbyraum zusammengebastelt hat und auch zu dem steht, was er tut. Aber am Ende des Tages ist „Ocean Eyes“ einfach nur eine belanglose, oberflächliche Ansammlung naiver Popsongs, die auf Dauer einfach zu wenig Abwechslung und Spannung bieten. Vielleicht ist das nett für Frischverliebte, die auf Wolke 7 schweben, Menschen, die noch eine unaufregende Untermalung beim Bügeln suchen und Teenager, die sich nach Miley Cyrus mal mit „echter“ Musik versuchen wollen. Hat vermutlich auch alles seine Berechtigung, aber mich persönlich beschleicht beim Hören das permanente Gefühl der Überflüssigkeit. Es gibt, wie ihr seht, immer zwei Seiten der Medallie. So nett der Adam auch sein mag . . .
Anschauen - "Dental Care" (Video)
Two Door Cinema Club – Tourist History

Das Ganze hat aber bekanntermaßen einen schönen Haken und das ist gleichzeitig das größte Kapital des Trios aus Nordirland: deren Debüt-Album „Tourist History“ ist leider eine fast schon zu perfekt funktionierende Hitmaschine, der man sich als halbwegs popinteressierter Mensch einfach schwer entziehen kann. Kaum eine Chance, dieses Album zu hassen. Zu viel Melodien, zu eingängig, zu schwungvoll. Das Urteil fällt eindeutig zugunsten der Angeklagten aus. Zehn Songs, zehn Volltreffer. Neben eingängigen Refrains, vielen „Ohhs“ und „Uuhs“ überzeugt auch die butterweiche Produktion, die wirklich jeden Ansatz von Ecken oder Kanten ausgemerzt hat. Dazu gibt’s schöne Synthieflächen, die ewig jinglenden Indiegitarren und auch gern mal ein paar Cowbells zu den stampfenden Disco-Beats. Die Rezeptur ist bekannt… etwas Phoenix hier, eine Prise Friendly Fires da: das Hauptgericht wird sehr hittig serviert. „Undercover Martyn“, „What You Want“, „Do You Want It All?“ oder „I Can Talk“ lass ich da gern mal als Tipps herausstechen. Letztendlich kann man aber eigentlich jeden Song nehmen. Wie ein lauer Sommerabend oder, um mal metrologisch näher am „jetzt“ zu bleiben, gern auch ein heller Frühlingstag. Lebensbejahende, junge, schwungvolle Indie-Pop-Songs, die eben jene Art Leichtigkeit und Unbekümmertheit ausstrahlen, die man daran schon seit Jahren schätzt oder ggf. auch hasst. Keine der beiden Seiten wird durch dieses Album vom Gegenteil überzeugt werden. Und obwohl das alles halt nicht neu oder sonderlich originell ist, so haben des die drei Herren vom zweitürigen Kinoclub geschafft, eine erstaunliche Anzahl munterer, und durchaus kurzweiliger Popsongs zusammenzustellen, welche es sicher schafft für viele junge und jung gebliebene Menschen der passende Soundtrack zum Frühling und auch Sommer 2010 zu werden. Alles darüber hinaus muss auch nicht interessieren. Hier und jetzt ist „Tourist History“ absolut ausreichend und zufrieden stellend, was man vom zweiten Kandidaten hier nicht behaupten kann.
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Owl City – Ocean Eyes

Nix da! Ich verweigere mich der plüschigen Kuschelrunde! Anfangs dachte ich ja auch noch, dieses „Fireflies“ ist ein ganz kurzweiliger Popsong. Irgendwie süß halt. Doch letztendlich ist es ja immer so, dass man sich bei übermäßigem Zuckerkonsum gern mal den Magen verdirbt. Und so fühlt es sich beim Anhören des Owl City Debüts „Ocean Eyes“ auch an… als ob man zuviel Zuckerwatte gegessen hat. Man wird einfach auf diesem Album von einer so überschwänglich harmoniesüchtigen Naivität erdrückt, dass einem fast schlecht wird. In welchem Land, hinter welchem Regenbogen ist denn so was hörenswert? Ich kann es Mr. Young ja nicht mal übel nehmen, dass er so locker flockige Songs über Würmer und Vögel, sonnige Strandspaziergänge oder gar Zahnarztbesuche schreibt. In seiner grenzenlosen Verweigerung gegen alles Schlechte dieser Welt ist das ja schon fast konsequent durchgehalten. Trotz nettem Songwritings und unabstreitbaren kompositorischen Grundfähigkeiten ist „Ocean Eyes“ von einer dermaßen unberührenden Oberflächlichkeit überzogen, dass es, zumindest mich, richtig sauer macht. Adam Young’s Bubblegumpop bewegt sich konsequent um den berühmten heißen Brei herum und weiß auch nicht richtig wohin er soll. Richtig schön, wenn eine Elektropop-Power-Nummer wie „Umbrella Beach“ mal ausbricht und Tanzstimmung verbreitet. Diese gewisse Energie hat auch der Two Door Cinema Club, aber bei Owl City bleibt der Rest aber irgendwo im Midtempo-Bereich hängen und die Songs fangen schnell an, zu langweilen und sich auf erschreckende Art und Weise zu ähneln. Von der unnötig exzessiven Autotune-Benutzung mal ganz abgesehen. Oh, und diese ganze Postal-Service-Problematik dürfte ja mittlerweile auch hinlänglich bekannt sein.
Es ist toll, dass dieser Mann sich das alles selbst im heimischen Hobbyraum zusammengebastelt hat und auch zu dem steht, was er tut. Aber am Ende des Tages ist „Ocean Eyes“ einfach nur eine belanglose, oberflächliche Ansammlung naiver Popsongs, die auf Dauer einfach zu wenig Abwechslung und Spannung bieten. Vielleicht ist das nett für Frischverliebte, die auf Wolke 7 schweben, Menschen, die noch eine unaufregende Untermalung beim Bügeln suchen und Teenager, die sich nach Miley Cyrus mal mit „echter“ Musik versuchen wollen. Hat vermutlich auch alles seine Berechtigung, aber mich persönlich beschleicht beim Hören das permanente Gefühl der Überflüssigkeit. Es gibt, wie ihr seht, immer zwei Seiten der Medallie. So nett der Adam auch sein mag . . .
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rhododendron - 2. Mär, 20:00