Girl Power 2.0
In England schon ein alltägliches Bild, demnächst auch hier die neue Heilsbringerin des Pop. Eine kurze Betrachtung des Debüt Albums von Marina And The Diamonds, welches im Mai auch offiziell in Dschörmeniiie erscheinen wird...
Ach, Mädels... die Klamotten ändern sich, aber die Themen bleiben irgendwie die gleichen. Die Waliserin Marina Diamandis scheint momentan zurecht in aller Munde zu sein, denn hier herrscht der größtmöglichste Konsens des Jahres zu herrschen. Pop-Musik, die unglaublich eingängig ist, aber gleichzeitig nicht totale „Plastik“ mit einer Protagonistin, die gleichzeitig so unglaublich niedlich, wie eigenwillig ist. Alles hält sich so ausgeglichen die Waage, das es niemanden stört, aber umso mehr Leuten gefallen wird. Ein Schelm, der böse Marketingstrategen dahinter vermutet. In England ist Marina mit ihren Diamanten schon das größte, neue Ding, seit… na ja, Florence und ihrer Maschine halt. In Deutschland braucht es dafür sicher noch ein paar Monate, etwas Airplay oder zumindest eine Platzierung im Soundtrack von Heidi Klums Modelsuche.
Marinas „Family Jewels“ ist ein extrem hitlastiges Pop-Album geworden, das seine Indie-Wurzeln nicht verleugnet und somit als Bindeglied zwischen den Welten agiert. Wie ein grundsolider Mix aus Kate Bush, Feist, Florence oder anderen starken Frauen der Pophistorie. Das ist ja auch prinzipiell kein schlechter Referenzrahmen, wie die zuwachsende Hörerschaft der letzten Jahre ja bestätigt. Hier in Schubladen zu denken, bringt uns sowieso nicht weiter. Marina macht Pop, ohne Wenn und Aber. Pianogetrieben aber mit allerhand Versatzstücken. Pauken bei „Girls“, 80er-Basssequencer bei „Shampain“ oder natürlich jede Menge Streicher oben drauf. Und dazu jede Menge Themen, welche der Zielgruppe unter den Nägeln brennen. Sei es die Heiligsprechung des Hedonismus („Shampain“), die Eingestehung der eigenen Zerbrechlichkeit („I Am Not A Robot“), geheimste Wünsche („Obsessions“), Verurteilen der schönen Celebrity-Scheinwelt („Hollywood“) oder was auch immer. Die Botschaft bleibt immer die gleiche: Hört nicht auf das, was der Rest sagt! Seid ihr selbst und seid stolz darauf. Also im Prinzip klassische Girl-Power-Themen, wie sie schon die Spice Girls in den 90ern thematisiert haben. Na ja, aber hier entfallen dann halt die trashigen Outfits, Merchandise-Produkte und der Rest. Und Marina hat ja musikalisch einiges drauf. Vor allem gelingt ihr neben der Fertigkeit eingängige Popsongs zu schreiben, etwas sehr Feines… und zwar, authentisch zu sein! Wenn sie mit kaltschnäuziger, etwas übertriebener Arroganz „TV told me how to feel, so now real life has no appeal to me” in “Oh No!” singt, dann nimmt man es ihr ab. Madame Diamandis spielt mit ihrer Stimme, variiert die Ton- und Stimm(ungs)-lagen nach Belieben und hebt sich dadurch auch sehr positiv von der aktuellen Suppe an Popdamen aus dem Vereinten Königreich ab. In den ruhigen Momenten bleibt sie zerbrechlich, sobald das Pathos, wie bspw. in „Numb“ einsetzt, beherrscht Marina auch die Theatralik. Spätestens hier lässt sich der Kate-Bush-Vergleich dann doch nicht mehr von der Hand weisen. Ist ja auch nicht die schlimmste Referenz. Zwar reizt Marina das Prinzip ihrer Musik am Ende etwas aus und man hat bereits nach zehn Songs das Gefühl, alles wurde gesagt… und irgendwie übertreibt sie’s mit der Girl-Power-Propaganda auch stellenweise etwas, aber na ja… Ich bin ja auch ein Vertreter des männlichen Geschlechtes.
Und als solcher muss ich mal voll und ganz den Hut vor der jungen Dame ziehen. „The Family Jewels“ ist ein formschönes, klassisches Popalbum geworden, dem man sich als popaffinitiver Hörer sicher nur schwer entziehen kann. Ein Meisterwerk sieht sicher anders aus und neu ist die Idee halt auch nicht, zumal da ja, wie gesagt, gerade einige Fische im Fahrwasser mitschwimmen. Aber wenn ich da, sagen wir mal, das frisch ausgeworfene zweite Kate-Nash-Album zum Vergleich nehme, so kommt mir Mrs. Diamandis insgesamt eine Spur eigensinniger, musikalisch versierter und glaubwürdiger herüber. Also, jetzt schon mal Plätze in der „Ich-habs-vor-den-anderen-gewusst“-Liste sichern, bevor dann in ein paar Monaten nicht mehr reinkommt. Für alle, die mal wieder ein unwiderstehliches Popalbum gebrauchen können.
Homepage: www.myspace.com/marinaandthediamonds

Marinas „Family Jewels“ ist ein extrem hitlastiges Pop-Album geworden, das seine Indie-Wurzeln nicht verleugnet und somit als Bindeglied zwischen den Welten agiert. Wie ein grundsolider Mix aus Kate Bush, Feist, Florence oder anderen starken Frauen der Pophistorie. Das ist ja auch prinzipiell kein schlechter Referenzrahmen, wie die zuwachsende Hörerschaft der letzten Jahre ja bestätigt. Hier in Schubladen zu denken, bringt uns sowieso nicht weiter. Marina macht Pop, ohne Wenn und Aber. Pianogetrieben aber mit allerhand Versatzstücken. Pauken bei „Girls“, 80er-Basssequencer bei „Shampain“ oder natürlich jede Menge Streicher oben drauf. Und dazu jede Menge Themen, welche der Zielgruppe unter den Nägeln brennen. Sei es die Heiligsprechung des Hedonismus („Shampain“), die Eingestehung der eigenen Zerbrechlichkeit („I Am Not A Robot“), geheimste Wünsche („Obsessions“), Verurteilen der schönen Celebrity-Scheinwelt („Hollywood“) oder was auch immer. Die Botschaft bleibt immer die gleiche: Hört nicht auf das, was der Rest sagt! Seid ihr selbst und seid stolz darauf. Also im Prinzip klassische Girl-Power-Themen, wie sie schon die Spice Girls in den 90ern thematisiert haben. Na ja, aber hier entfallen dann halt die trashigen Outfits, Merchandise-Produkte und der Rest. Und Marina hat ja musikalisch einiges drauf. Vor allem gelingt ihr neben der Fertigkeit eingängige Popsongs zu schreiben, etwas sehr Feines… und zwar, authentisch zu sein! Wenn sie mit kaltschnäuziger, etwas übertriebener Arroganz „TV told me how to feel, so now real life has no appeal to me” in “Oh No!” singt, dann nimmt man es ihr ab. Madame Diamandis spielt mit ihrer Stimme, variiert die Ton- und Stimm(ungs)-lagen nach Belieben und hebt sich dadurch auch sehr positiv von der aktuellen Suppe an Popdamen aus dem Vereinten Königreich ab. In den ruhigen Momenten bleibt sie zerbrechlich, sobald das Pathos, wie bspw. in „Numb“ einsetzt, beherrscht Marina auch die Theatralik. Spätestens hier lässt sich der Kate-Bush-Vergleich dann doch nicht mehr von der Hand weisen. Ist ja auch nicht die schlimmste Referenz. Zwar reizt Marina das Prinzip ihrer Musik am Ende etwas aus und man hat bereits nach zehn Songs das Gefühl, alles wurde gesagt… und irgendwie übertreibt sie’s mit der Girl-Power-Propaganda auch stellenweise etwas, aber na ja… Ich bin ja auch ein Vertreter des männlichen Geschlechtes.
Und als solcher muss ich mal voll und ganz den Hut vor der jungen Dame ziehen. „The Family Jewels“ ist ein formschönes, klassisches Popalbum geworden, dem man sich als popaffinitiver Hörer sicher nur schwer entziehen kann. Ein Meisterwerk sieht sicher anders aus und neu ist die Idee halt auch nicht, zumal da ja, wie gesagt, gerade einige Fische im Fahrwasser mitschwimmen. Aber wenn ich da, sagen wir mal, das frisch ausgeworfene zweite Kate-Nash-Album zum Vergleich nehme, so kommt mir Mrs. Diamandis insgesamt eine Spur eigensinniger, musikalisch versierter und glaubwürdiger herüber. Also, jetzt schon mal Plätze in der „Ich-habs-vor-den-anderen-gewusst“-Liste sichern, bevor dann in ein paar Monaten nicht mehr reinkommt. Für alle, die mal wieder ein unwiderstehliches Popalbum gebrauchen können.
Homepage: www.myspace.com/marinaandthediamonds
rhododendron - 21. Apr, 21:00
doughnut_ - 22. Apr, 14:22
kann mich da bisher nicht anschließen, ist mir irgendwie zu langweilg.
antworten
rhododendron - 22. Apr, 23:30
... sprach der verfechter des owl city debüts ;-)
doughnut_ - 23. Apr, 21:21
sagt derjenige, der einen song wie im zweifel für den zweifel nicht sofort auf die #1 gehen lässt. ;)
ich verfechte das OC album nicht. aber es gibt niemanden, der den ganzen tag nur goethe & schiller liest.. und die frau dort oben ist weder das eine, noch das andere - wie OC auch, wenn du die beiden schon in bezug zueinander stellst.
ich verfechte das OC album nicht. aber es gibt niemanden, der den ganzen tag nur goethe & schiller liest.. und die frau dort oben ist weder das eine, noch das andere - wie OC auch, wenn du die beiden schon in bezug zueinander stellst.