Sonntag, 11. Juli 2010

Noise And Kisses

Cover

M.I.A. hat ein neues Album gemacht. Wer das nicht mitbekommen hat, lebt mutmaßlich außerhalb der Medienwelt. Egal ob Musikexpress, Zeit oder Spiegel, alle reden von dem neuen Werk. Und loben es. Dafür, dass hier Politik so unwiderstehlich in ein ansprechenden Musikkontext gebracht wurde. Doch auch für texttaube Menschen wie den nobono-Rezensenten, kann das Album Maya (bzw. darf man es wohl auch /\/\/\y/\ schreiben) ein schöner Zeitvertreib sein.

 

Denn hier bekommt man mal recht ernsthaft den Kopf gewaschen. Schon die Vorabsingle Born Free, ließ einen schon erstmal ob des recht heftigen Sounds schlucken. Das ist Punk, das Avantgarde, das ist eine ernsthafte Alternative. Noch heftiger geraten dann noch Meds And Feds mit seinen sehr ordentlichen Zerrgitarren-Sample und dem heftig stampfenden Beat. Einladung zum Headbangen! Doch auch Steppin’ Up mit seinem schönen Bohrmaschinen-Sound ist nicht von schlechten Eltern und rüttelt mal ernsthaft an den Nerven. Am effektivsten ist diesbezüglich aber fraglos Teqkilla das sich mit stolz geschwellter Brust, den “Gestörtester Song im Mainstream”-Orden ans Revers heften kann. Was passiert neben Kopfspalter-Klängen und Beatprügeleien? Miss Arulpragasam rappt recht entspannt vor sich hin, was das Alles so herrlich ambivalent wirken lässt und doppelt dringlich. Aber nicht zähnefletschend aggressiv, sondern es macht richtig Spaß der Britin beim Zerlegen der Stereoanlage zuzuhören. Und Popper, aufgepasst! Auch wenn sich der Klang weit außerhalb von dem befindet, was man sonst dem Radio entnehmen kann, werden einem hier dennoch mit traumwandlerischer Sicherheit Ohrwürmer in die Gehörgänge gesetzt. “Shot of teqkilla in me” skandiert man noch den ganzen Tag vor sich hin, genauso wie den Schlachtruf “I was booooorn free!”.
Doch dann sind ja auch noch die andere Hälfte Lieder, die einen wiederum ganz lieblich umschmeicheln. Story To Be Told groovt beispielsweise wunderbar träumerisch vor sich hin, Tell Me Why versucht sogar den Popmoment mittels eines sehr catchy Refrain mit der Brechstange zu erzeugen, genauso wie die herrliche erste Single XXXO. Und vor allem die liebliche Reggae-Abfahrt It Takes A Muscle hätte ich auch in der “Sommerloch”-Rubrik einbinden können. Da droht keine Gefahr und man wird regelrecht eingelullt. Auch das abschließende Space klingt schließlich zutraulicher, als es die latent abgedrehte Vorabversion There’s Space For Ol Dat I See angedroht hat.
Natürlich ist Voraussetzung, dass man ein offenes Ohr besitzt, sowohl für die Noise-Daumenschrauben als auch für die Pop-Küsse. Dann allerdings breitet sich vor einem das spannendste Album des bisherigen Jahres aus, das – vermute ich zumindest – eine recht lange Halbwertszeit haben dürfte, wenn man denn erstmal angefixt ist. Denn neben dem Offensichtlichen, was einem von der ersten Sekunde an entgegen schreit – egal ob Pop oder Krawall – ist natürlich festzustellen, dass hier sehr feine, pulsierende HipHop / Dancehall-Stücke entsponnen wurden.
So weit zum Musikalischen. Vermutlich kann man sich jetzt noch seitenlang über die textliche Sprengkraft von Maya auslassen. Aber da mich das – wie erwähnt – nicht so wahnsinnig interessiert, überlasse ich das gerne den Kollegen oder man muss sich halt in den gängigen Politik-Wochenmagazinen darüber informieren.

Maya erschien am Freitag, dem 09.Juli.

Hörbeispiel: Teqkilla

M.I.A. - Teqkilla found on Hip-Hop
rhododendron - 21. Jul, 22:30

Gehirnfick!

Ja, dem kann ich mich anschließen, Duderowski. Gutes, weil erfrischend anderes Album. Knallt, brazt, eckt an... muss auch mal sein.

nobono

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