Kurz und Bündig - 10/10
Eine Mischung aus Lethargie und Real-Arbeitsverweigerung bescherrt Nobono heute glücklicherweise wieder ein paar kleine Plattenbetrachtungen im Rahmen von “Kurz und Bünding”. Folgende Neuerscheinungen der letzten Wochen sollte man sich näher anschauen… oder eher nicht.

Glasser – Ring
Cameron Mesirow ist Glasser, Glasser ist Cameron Mesirow. Die junge Dame aus Los Angeles reiht sich in die Damenriege ein, die sich für ihre Soloprojekte gern mal einen eigenen Namen besorgt. Doch nix mit Diamanten oder Maschinen, hier geht es eher in die Richtung von Natasha Khan aka „Bat For Lashes“. Mesirow macht sphärischen Traumpop, der sich wirklich eher Mrs. Khan als an Florence Welsh orientiert. Breite Flächen aus Synthies und „Ohhhs“ und „Aaahs“ treffen auf Glasser’s zerbrechliches Stimmchen. Damit hat man es schon zum Tour-Support von The XX und Jónsi geschafft, was ja auch nicht gerade die schlechtesten Adressen sind. Nach diversen feinen Vorab-Songs gibt es nun endlich das Debüt-Album „Ring“, das genau da weitermacht, wo man es sich erhofft. Sphärische Pop-Songs entgegen aller strukturellen Erwartung, voller Zerbrechlichkeit und Gefühl. Epische Hymnen in stark reduzierter Form sozusagen. Und dabei wurde das alles zu großen Teilem im Heimstudio aufgenommen. Teilweise erinnert „Ring“ bei Songs wie „Home“ oder „Tremel“ schon stark an die bereits erwähnte Dame von Bat For Lashes, aber das ist ja auch nicht die schlechteste Referenz, was gute, emotionale und wunderbare Musik angeht. Aufgeschlossene Hörer sollten sich „Ring“ auf jeden Fall mal genauer durchhören und dadurch dem Alltag entschweben. Und vielleicht mal auch abseits des obligatorischen Internet-Leaks die Platte kaufen und Mrs. Mesirow unterstützen. Ich hab sie schon auf der Einkaufsliste. Eine der besseren Platten 2010, jetzt schon.
Album-Stream @ Stereogum
Bugged Out! presents „Suck My Deck“ by Friendly Fires
Mix-CD’s gibt’s ja bekanntlich wie Sand am Beach, wo sie gern aufgelegt werden. Gerade in Dance-Bereich hauen die großen DJ’s im Biz ja gern mal regelmäßig ihre pumpenden Sets in kommerzieller Form heraus. Wie soll man da nur die Übersicht behalten? Muss man vielleicht gar nicht, wenn’s einen nicht so interessiert, was Tiesto regelmäßig so spielt. Oder man hört dann eher hin, wenn bestimmte Namen aufpoppen, die man mit Qualität verbindet. In diesem Fall treffen gleich zwei zusammen. Zum einen „Bugged Out!“, je legendäre Partyreihe, die seit den 90ern die wichtigen Hauptstädte Europas und der Welt mit allem beschallt, was qualitativ gute elektronische Musik macht. Namedropping lässt sich auf deren Homepage betreiben. Die Mix-CDs, welche die Partyreihe regelmäßig veröffentlicht bestechen durch die künstlerische Freiheit, welche man den Künstlern lässt. Legendär war der Hot-Chip-Mix, der ganze 40 Jahre Popmusik und denkbar jedes Genre umfasste. Und hier kommt der zweite Name ins Spiel: Die Friendly Fires haben die neueste Mix-CD zu verantworten. Deren Debüt gehört zu den besten Platten der letzten Jahre und hat sich seinen Platz in meinem Herz schon längst erspielt. Gespannt wird auf den Nachfolger gewartet, diese Mix-CD hilft da ein wenig bei der Überbrückung. Die drei Briten mixen darauf 83 Minuten lang feinste Discomusik zusammen, schielen mal eben bei den 80ern vorbei und frönen ansonsten auch ausgeprägt ihrer Leidenschaft für smoothen 90er-Jahre-House. Das spricht mich als ähnlich sozialisierter Mensch natürlich voll an. Egal, ob Munk, Azari and III (mit denen die Friendly Fires auch auf einem neuen, gemeinsamen Track kollaborieren) oder Discodeine… die Auswhal stimmt. Und vor allem betreiben die Fires eben kein sinnloses Namedropping, denn wenn man nicht total in der Geschichte der Dance-Musik drinsteckt, dann kennt man hier eh das Wenigste. Muss man ja auch nicht. Der Mix überzeugt genau deshalb, weil alle so stimmig ineinander läuft, egal aus welchem Jahr oder Subgenre der jeweilige Track stammt. Diese Platte rockt ungemein! Egal ob vor oder während der Party. Wer will kann da auch in den Pool springen.
Homepage des neuen "Bugged Out!"-Mixes inkl. Hörproben
Mark Ronson & The Business Intl. – Record Collection
Irgendwo hab ich neulich mal gelesen, die jüngst vergangenen 00er waren das Jahrzehnt der Produzenten. Könnte was dran sein, denn wann sonst drückten Leute wie Pharell Williams oder Timbaland ihren Stempel den Künstlern so sehr auf? Mark Ronson war dann so etwas wie die britische Ausgabe der ganzen Geschichte und ihm gelangen mit Amy Winehouse’s „Back To Black“, sowie seinem eigenen Coveralbum „Versions“ ziemlich große Würfe. Von nun an standen alle Schlange. Alle wollten Ronson’s reaktivierten Soul-Sound der 60er, den er dank moderner Hip Hop Beats wieder salonfähig machte. Die Nachzügler schossen sowieso wie Pilze auf den Boden. Ronson selber hat mittlerweile die Schnauze voll, in die immer gleiche Ecke gestellt zu werden. Deshalb soll das neue Album alles anders machen! Mark Ronson soll sterben, aber gleichzeitig leben! Also, neue Frisur, neue Band, neue Songs, keine Cover mehr. Und neuer Sound! Mark Ronson hat die Schnauze voll von Bläsern und nimmt nun Synthies. Die 80er! Nein, wie revolutionär! So revolutionär entpuppt sich „Record Collection“ dann aber beim ersten und zweiten Hören gar nicht. Ronson macht immer noch das, was er in der Vergangenheit gemacht hat. Poppiger Hip Hop mit den üblichen groovenden Beats. Statt der Bläser stelle man sich nun einfach nur alte Analog-Synthies vor und schon hat man den „neuen“ Ronson-Sound. Innovativ ist das nicht. Die Gaststars stehen trotzdem wieder Schlange, wenngleich man sich fragt, ob jetzt Boy George oder Simon Le Bon von Duran Duran wirklich nötig gewesen wären. Die Songs klingen auf Albumlänge etwas zu monoton und die Ideen sind arg überschaubar. Ronson’s krampfhafter Versuch, sein Alter Ego zu töten erzeugt ein nettes, aber durch die Bank weg überraschungsarmes Mainstream-Pop-Album, dem ironischerweise das abhanden geht, was Ronson vor 3 Jahren so interessant machte, nämlich das Besondere. Wenn Produzenten versuchen, Popstars zu werden, geht das eh meist schief. Ronson sollte mal bei Timbaland anrufen.
Mark Ronson @ MySpace
Orchestral Maneuvers In The Dark – History Of Modern
Hilfe, noch ein Comeback! Einst gingen die 80er-Helden von O.M.D., Andy McCluskey und Paul Humphrys gegen Ende des besagten Jahrzehnts getrennte Wege, nur um 20 Jahre später dann doch zu merken, dass es allein nicht geht. O.M.D. sind also zurück, weil beide nichts Besseres zu tun haben, das Geld brauchen oder sich einfach wieder lieben. Die Gründe bleiben bei sowas ja immer relativ schleierhaft, muss man ja auch nicht hinterblicken. Was zählt ist die Musik. Und da will die Band, die uns so unkaputtbare Evergreens wie „Electricity“, „Tesla Girls“ oder „Dreaming“ bescherrte es nochmal wissen. Das ist die unweigerliche Botschaft von „History Of Modern“. Alles will die alte Zeit reaktivieren, selbst Peter Saville, die alte Factory-Legende wurde fürs Artwork verpflichtet. O.M.D. versprechen einen Mix aus alten und neuen Sounds und halten diese Ankündigung sogar zu großen Teilen ein. „History Of Modern“ ist ein recht ordentliches Stück Elektro-Pop geworden, das die Balance zwischen altbackenen Sounds und neuen Ideen relativ gut hält. „New Babies, New Toys“ ist ein druckvoller, bassgetriebener Öffner, das zweigeteilte Titelstück lässt einen die vergangenen 20 Jahre Musikentwicklung locker vergessen und zwischendurch wagt man auch mal Momente abseits des Schmonzpops. Das reduzierte „New Holy Ground“ bspw. oder das auf „sexy“ getrimmte „Pulse“, auf dem McCluskeys jugendlich wirkende Stimulationsversuche dann doch etwas gezwungen daher kommen. Am Ende isses vielleicht doch etwas zu viel Pomp, zu viel Glattheit, zuviel O.M.D., eine Band, die man für viele einzelne Singles stets mochte, welche aber auf Albumlänge dann doch viel Halbgares boten. Die alten Fans von früher wird es freuen, denn diese Zielgruppe wird „History Of Modern“ dankbar aufnehmen und trotz neuem Materials in Erinnerungen schwelgen. Dazu klingt McCluskey aber auch ewig jugendlich. Die jüngere Generation ködern sie damit sicher nur bedingt. Aber vielleicht wollen sie das auch gar nicht mehr. Ein Denkmal kann man auch wesentlich schlimmer und peinlicher ruinieren, als diese beiden Herren!
OMD @ MySpace
Aeroplane – We Can’t Fly
Gut Ding will Weile haben. Aeroplane, ein belgisches Danceprojekt machte in den letzten drei Jahren immer mal wieder mit einzelnen Tracks und vielen sehr guten Remixen für Größen wie Robbie Williams, Au Revoir Simone, Friendly Fires oder Grace Jones von sich reden. So wuchs die Fangemeinde dank der wunderbaren Verbreitungsmöglichkeiten des Internets immer weiter, wenngleich die beiden Belgier dabei sicher nie sonderlich reich geworden sind. Nun gibt es tatsächlich ein Album des Projektes, welches nach dem Abgang von Stephen Fasano nun nur noch aus den übrigens 50%, Vito De Luca besteht, der auch den Großteil von „We Can’t Fly“ zu Verantworten hat. Aeroplane’s Arbeiten waren stets interessant, weil sie sich zwar anfänglich noch stark an französischen Acts, wie Daft Punk oder Justice orientierten, sich dann aber Stück für Stück Richtung smoother 80er Pop orientiert haben, der eben nicht direkt auf die Zwölf geht, sondern den Hörer eher zum entspannten Mitwippen einlädt. Das Debütalbum vollendet nun diese Entwicklung konsequent, in dem es sich realtiv überraschend vollständig diesem Pop verschreibt und dabei den Dancefloor häufig aus den Augen lässt. Stattdessen gibt es echte Instrumente, aufbrausende weibliche Gastsängerinnen und Popsongs, die sich definitiv an den späten 70er und frühen 80ern orientieren. Veredelter Schlager-Pop, wenn man böse ist, Post-Disco wenn man es cool ausdrücken will. De Luca hat wahrlich keine belanglose Ansammlung von Tracks gemacht, die er mit seinem Kollegen in den letzten Jahren aufgenommen hat (lediglich eine modifizierte Version von „Caramellas“ befindet sich auf dem Album), sondern ganz neue Richtungen ausprobiert und vor allem richtige, organische Popsongs geschrieben und produziert. Wer hätte das erwartet? Ich nicht. „We Can’t Fly“ ist nicht unbedingt das, was ich mir vom Debüt erwartet und erhofft hab und man muss sich schon auf diese neue Richtung einlassen. Gutfinden muss man das dennoch nicht. „We Can’t Fly“ hat durchaus seine guten Momente, anderes ist dann eher verzichtbar. Etwas schade, aber es bleibt ja die Hoffnung, dass de Luca in Zukunft wieder mehr remixt. Und Kollege Fasano plant angeblich auch ein Album. Halten wir mal die Augen offen.
Stream von "We Can't Fly" auf MySpace

Glasser – Ring
Cameron Mesirow ist Glasser, Glasser ist Cameron Mesirow. Die junge Dame aus Los Angeles reiht sich in die Damenriege ein, die sich für ihre Soloprojekte gern mal einen eigenen Namen besorgt. Doch nix mit Diamanten oder Maschinen, hier geht es eher in die Richtung von Natasha Khan aka „Bat For Lashes“. Mesirow macht sphärischen Traumpop, der sich wirklich eher Mrs. Khan als an Florence Welsh orientiert. Breite Flächen aus Synthies und „Ohhhs“ und „Aaahs“ treffen auf Glasser’s zerbrechliches Stimmchen. Damit hat man es schon zum Tour-Support von The XX und Jónsi geschafft, was ja auch nicht gerade die schlechtesten Adressen sind. Nach diversen feinen Vorab-Songs gibt es nun endlich das Debüt-Album „Ring“, das genau da weitermacht, wo man es sich erhofft. Sphärische Pop-Songs entgegen aller strukturellen Erwartung, voller Zerbrechlichkeit und Gefühl. Epische Hymnen in stark reduzierter Form sozusagen. Und dabei wurde das alles zu großen Teilem im Heimstudio aufgenommen. Teilweise erinnert „Ring“ bei Songs wie „Home“ oder „Tremel“ schon stark an die bereits erwähnte Dame von Bat For Lashes, aber das ist ja auch nicht die schlechteste Referenz, was gute, emotionale und wunderbare Musik angeht. Aufgeschlossene Hörer sollten sich „Ring“ auf jeden Fall mal genauer durchhören und dadurch dem Alltag entschweben. Und vielleicht mal auch abseits des obligatorischen Internet-Leaks die Platte kaufen und Mrs. Mesirow unterstützen. Ich hab sie schon auf der Einkaufsliste. Eine der besseren Platten 2010, jetzt schon.
Album-Stream @ Stereogum
Bugged Out! presents „Suck My Deck“ by Friendly Fires
Mix-CD’s gibt’s ja bekanntlich wie Sand am Beach, wo sie gern aufgelegt werden. Gerade in Dance-Bereich hauen die großen DJ’s im Biz ja gern mal regelmäßig ihre pumpenden Sets in kommerzieller Form heraus. Wie soll man da nur die Übersicht behalten? Muss man vielleicht gar nicht, wenn’s einen nicht so interessiert, was Tiesto regelmäßig so spielt. Oder man hört dann eher hin, wenn bestimmte Namen aufpoppen, die man mit Qualität verbindet. In diesem Fall treffen gleich zwei zusammen. Zum einen „Bugged Out!“, je legendäre Partyreihe, die seit den 90ern die wichtigen Hauptstädte Europas und der Welt mit allem beschallt, was qualitativ gute elektronische Musik macht. Namedropping lässt sich auf deren Homepage betreiben. Die Mix-CDs, welche die Partyreihe regelmäßig veröffentlicht bestechen durch die künstlerische Freiheit, welche man den Künstlern lässt. Legendär war der Hot-Chip-Mix, der ganze 40 Jahre Popmusik und denkbar jedes Genre umfasste. Und hier kommt der zweite Name ins Spiel: Die Friendly Fires haben die neueste Mix-CD zu verantworten. Deren Debüt gehört zu den besten Platten der letzten Jahre und hat sich seinen Platz in meinem Herz schon längst erspielt. Gespannt wird auf den Nachfolger gewartet, diese Mix-CD hilft da ein wenig bei der Überbrückung. Die drei Briten mixen darauf 83 Minuten lang feinste Discomusik zusammen, schielen mal eben bei den 80ern vorbei und frönen ansonsten auch ausgeprägt ihrer Leidenschaft für smoothen 90er-Jahre-House. Das spricht mich als ähnlich sozialisierter Mensch natürlich voll an. Egal, ob Munk, Azari and III (mit denen die Friendly Fires auch auf einem neuen, gemeinsamen Track kollaborieren) oder Discodeine… die Auswhal stimmt. Und vor allem betreiben die Fires eben kein sinnloses Namedropping, denn wenn man nicht total in der Geschichte der Dance-Musik drinsteckt, dann kennt man hier eh das Wenigste. Muss man ja auch nicht. Der Mix überzeugt genau deshalb, weil alle so stimmig ineinander läuft, egal aus welchem Jahr oder Subgenre der jeweilige Track stammt. Diese Platte rockt ungemein! Egal ob vor oder während der Party. Wer will kann da auch in den Pool springen.
Homepage des neuen "Bugged Out!"-Mixes inkl. Hörproben
Mark Ronson & The Business Intl. – Record Collection
Irgendwo hab ich neulich mal gelesen, die jüngst vergangenen 00er waren das Jahrzehnt der Produzenten. Könnte was dran sein, denn wann sonst drückten Leute wie Pharell Williams oder Timbaland ihren Stempel den Künstlern so sehr auf? Mark Ronson war dann so etwas wie die britische Ausgabe der ganzen Geschichte und ihm gelangen mit Amy Winehouse’s „Back To Black“, sowie seinem eigenen Coveralbum „Versions“ ziemlich große Würfe. Von nun an standen alle Schlange. Alle wollten Ronson’s reaktivierten Soul-Sound der 60er, den er dank moderner Hip Hop Beats wieder salonfähig machte. Die Nachzügler schossen sowieso wie Pilze auf den Boden. Ronson selber hat mittlerweile die Schnauze voll, in die immer gleiche Ecke gestellt zu werden. Deshalb soll das neue Album alles anders machen! Mark Ronson soll sterben, aber gleichzeitig leben! Also, neue Frisur, neue Band, neue Songs, keine Cover mehr. Und neuer Sound! Mark Ronson hat die Schnauze voll von Bläsern und nimmt nun Synthies. Die 80er! Nein, wie revolutionär! So revolutionär entpuppt sich „Record Collection“ dann aber beim ersten und zweiten Hören gar nicht. Ronson macht immer noch das, was er in der Vergangenheit gemacht hat. Poppiger Hip Hop mit den üblichen groovenden Beats. Statt der Bläser stelle man sich nun einfach nur alte Analog-Synthies vor und schon hat man den „neuen“ Ronson-Sound. Innovativ ist das nicht. Die Gaststars stehen trotzdem wieder Schlange, wenngleich man sich fragt, ob jetzt Boy George oder Simon Le Bon von Duran Duran wirklich nötig gewesen wären. Die Songs klingen auf Albumlänge etwas zu monoton und die Ideen sind arg überschaubar. Ronson’s krampfhafter Versuch, sein Alter Ego zu töten erzeugt ein nettes, aber durch die Bank weg überraschungsarmes Mainstream-Pop-Album, dem ironischerweise das abhanden geht, was Ronson vor 3 Jahren so interessant machte, nämlich das Besondere. Wenn Produzenten versuchen, Popstars zu werden, geht das eh meist schief. Ronson sollte mal bei Timbaland anrufen.
Mark Ronson @ MySpace
Orchestral Maneuvers In The Dark – History Of Modern
Hilfe, noch ein Comeback! Einst gingen die 80er-Helden von O.M.D., Andy McCluskey und Paul Humphrys gegen Ende des besagten Jahrzehnts getrennte Wege, nur um 20 Jahre später dann doch zu merken, dass es allein nicht geht. O.M.D. sind also zurück, weil beide nichts Besseres zu tun haben, das Geld brauchen oder sich einfach wieder lieben. Die Gründe bleiben bei sowas ja immer relativ schleierhaft, muss man ja auch nicht hinterblicken. Was zählt ist die Musik. Und da will die Band, die uns so unkaputtbare Evergreens wie „Electricity“, „Tesla Girls“ oder „Dreaming“ bescherrte es nochmal wissen. Das ist die unweigerliche Botschaft von „History Of Modern“. Alles will die alte Zeit reaktivieren, selbst Peter Saville, die alte Factory-Legende wurde fürs Artwork verpflichtet. O.M.D. versprechen einen Mix aus alten und neuen Sounds und halten diese Ankündigung sogar zu großen Teilen ein. „History Of Modern“ ist ein recht ordentliches Stück Elektro-Pop geworden, das die Balance zwischen altbackenen Sounds und neuen Ideen relativ gut hält. „New Babies, New Toys“ ist ein druckvoller, bassgetriebener Öffner, das zweigeteilte Titelstück lässt einen die vergangenen 20 Jahre Musikentwicklung locker vergessen und zwischendurch wagt man auch mal Momente abseits des Schmonzpops. Das reduzierte „New Holy Ground“ bspw. oder das auf „sexy“ getrimmte „Pulse“, auf dem McCluskeys jugendlich wirkende Stimulationsversuche dann doch etwas gezwungen daher kommen. Am Ende isses vielleicht doch etwas zu viel Pomp, zu viel Glattheit, zuviel O.M.D., eine Band, die man für viele einzelne Singles stets mochte, welche aber auf Albumlänge dann doch viel Halbgares boten. Die alten Fans von früher wird es freuen, denn diese Zielgruppe wird „History Of Modern“ dankbar aufnehmen und trotz neuem Materials in Erinnerungen schwelgen. Dazu klingt McCluskey aber auch ewig jugendlich. Die jüngere Generation ködern sie damit sicher nur bedingt. Aber vielleicht wollen sie das auch gar nicht mehr. Ein Denkmal kann man auch wesentlich schlimmer und peinlicher ruinieren, als diese beiden Herren!
OMD @ MySpace
Aeroplane – We Can’t Fly
Gut Ding will Weile haben. Aeroplane, ein belgisches Danceprojekt machte in den letzten drei Jahren immer mal wieder mit einzelnen Tracks und vielen sehr guten Remixen für Größen wie Robbie Williams, Au Revoir Simone, Friendly Fires oder Grace Jones von sich reden. So wuchs die Fangemeinde dank der wunderbaren Verbreitungsmöglichkeiten des Internets immer weiter, wenngleich die beiden Belgier dabei sicher nie sonderlich reich geworden sind. Nun gibt es tatsächlich ein Album des Projektes, welches nach dem Abgang von Stephen Fasano nun nur noch aus den übrigens 50%, Vito De Luca besteht, der auch den Großteil von „We Can’t Fly“ zu Verantworten hat. Aeroplane’s Arbeiten waren stets interessant, weil sie sich zwar anfänglich noch stark an französischen Acts, wie Daft Punk oder Justice orientierten, sich dann aber Stück für Stück Richtung smoother 80er Pop orientiert haben, der eben nicht direkt auf die Zwölf geht, sondern den Hörer eher zum entspannten Mitwippen einlädt. Das Debütalbum vollendet nun diese Entwicklung konsequent, in dem es sich realtiv überraschend vollständig diesem Pop verschreibt und dabei den Dancefloor häufig aus den Augen lässt. Stattdessen gibt es echte Instrumente, aufbrausende weibliche Gastsängerinnen und Popsongs, die sich definitiv an den späten 70er und frühen 80ern orientieren. Veredelter Schlager-Pop, wenn man böse ist, Post-Disco wenn man es cool ausdrücken will. De Luca hat wahrlich keine belanglose Ansammlung von Tracks gemacht, die er mit seinem Kollegen in den letzten Jahren aufgenommen hat (lediglich eine modifizierte Version von „Caramellas“ befindet sich auf dem Album), sondern ganz neue Richtungen ausprobiert und vor allem richtige, organische Popsongs geschrieben und produziert. Wer hätte das erwartet? Ich nicht. „We Can’t Fly“ ist nicht unbedingt das, was ich mir vom Debüt erwartet und erhofft hab und man muss sich schon auf diese neue Richtung einlassen. Gutfinden muss man das dennoch nicht. „We Can’t Fly“ hat durchaus seine guten Momente, anderes ist dann eher verzichtbar. Etwas schade, aber es bleibt ja die Hoffnung, dass de Luca in Zukunft wieder mehr remixt. Und Kollege Fasano plant angeblich auch ein Album. Halten wir mal die Augen offen.
Stream von "We Can't Fly" auf MySpace
rhododendron - 1. Okt, 15:30