Montag, 8. November 2010

Lieblingsalben 2010 /// Platz 50 - 41

Alle Jahre wieder. Auch 2010 folgt wieder eine mehr oder minder aufwendige Aufdröselung meiner Lieblingsplatten des Jahres. Seid in den nächsten Wochen eingeladen, dieser beizuwohnen.

Man kennt das ja. Hier sowieso schon zur Genüge. Also für den erlesenen Kern an Menschen, die hier schon länger umherwandeln, steht am Ende des Jahres, wie immer nicht nur die unsere kleine Nobono-Awards-Bekanntgabe, sondern auch meine unglaublich protzige Liste an Lieblingsalben für eben dieses, an. Als mit Charts und Auflistungen sozialisierter Popjunkie für mich natürlich eine Selbstverständlichkeit. Glaube, seit 2004 mach ich mir wirklich immer aktiv Gedanken um die Liste. Damals hieß der Sieger Keane, heute spielen die gar keine Rolle mehr. Ach, zur Info… die weiteren Gewinner waren Bloc Party (2005+2007), die Arctic Monkeys (2006), Elbow (2008) und zuletzt 2009 The XX. Das nur dazu. Richtig gewonnen haben sie dabei nie etwas, außer mein Herz vielleicht. Wenngleich ich nicht weiß, ob man sich davon was kaufen kann. Ladies? Aber ich schwenke ab… es ist also Zeit für rhododendron’s Lieblingsalben 2010, denn erstaunlicherweise habe ich auch in diesem Jahr wieder viel zu viel Musik gehört, vielleicht sogar mehr als im Jahr davor. Bedingt durch die Anwesenheit meiner Magisterarbeit, durch die ich mich beim Schreiben permanent hab berieseln lassen und die Abwesenheit eines wirklichen 9-to-5-Jobs (was dann wohl 2011 droht) hatten meine Ohren quasi ein Luxusjahr hinter sich. Und wenngleich sich die Musikwahrnehmung natürlich leider immer stärker verändert, je mehr man die eigene Jugend hinter sich lässt und desto mehr Musik man in diesem voranschreitenden Leben schon gehört hat, so sehr macht es dennoch nach wie vor Spaß, gibt Entspannung, verändert Emotionen, bietet einen Anker und ein cleveres Klugscheißer-Instrument zur Gesprächsführung. John Miles, die alte Nokia-Prom-Nights-Resterampensau hatte dann mit seinem „Music was my first love…“ doch recht. Damn!

Top-Albums-2010-Logo
Bereits im November damit zu kommen ist in Ordnung, die paar interessanten Alben, wie bspw. Ting Tings, Polarkreis 18 oder der Tron-Soundtrack von Daft Punk lassen eh noch auf sich warten und würden sowieso nicht mehr die notwendige Aufmerksamkeit erhalten. Da ich mich dieses Jahr an eine großspurige Top 50 wage, möchte ich auf jeden Fall einen grundlegenden Fehler der Vorjahre vermeiden, nämlich das zuuu lange Schwafeln. Die Platten sind ja soweit bekannt, vor allem weil ich oder Kollege FallOnDeafEars ja hier in den vergangenen Monaten auch viele dieser Werke intensiv besprochen haben. Und 50 Kurzkritiken müssen ja auch nicht sein. Dann tendier ich ja auch eigentlich immer nur dazu, nur die Sachen noch mal zuschreiben, die hier bereits geschrieben wurden. Und ich hab ja auch noch ein anderes Leben. Ernsthaft! Deshalb soll die Würze dieses Jahr einfach mal in der Kürze liegen, gerade auf den hinteren Plätzen. Der Rest bleibt. Ich acker mich hier in Zehnerschritten bis zur Spitze vor, Kommentare sind zwischendurch wie immer gern willkommen und wer mag, kann auch die Nr. 1 tippen, bekommt dafür aber weder einen Präsentkorb, noch mein Herz. Das gehört anderen… teilweise also den folgenden Platten. Hier kommt der erste Schwall, die Plätze 50 bis 41. Viel Spaß damit!

50. Röyksopp “Senior“
Nach der Grundschule quasi direkt ins Altersheim. Oder so ähnlich. Röyksopp haben dieses Jahr das Schwesternalbum zum elektropoppigen „Junior“ von 2009 veröffentlich (damals Platz 12 in meiner Jahresliste) und kaum einer hat es mitbekommen. Ist ja auch nicht so wichtig. „Senior“ versteht sich eher als düsterer Gegenentwurf zum hellen Vorgänger, ist wieder wesentlich ruhiger, instrumentaler und klassischer gehalten. Düstere Entspannungsmusik, die allerdings bis auf einige Momente nicht über B-Seiten-Niveau herauskommt. Da bleib ich lieber in der Krabbelgruppe.
Anspieltipp: „The Fear“

49. Ellie Goulding “Lights“
Das ging ja dann doch schnell am Ende. Irgendwann im Herbst 2009 lief mir das sehr eingängige „Under The Sheets“ von einer jungen, noch relativ unbekannten englischen Pop-Sängerin namens Ellie Goulding über den Weg. Ein halbes Jahr später gibt’s den Major-Deal, Hochglanzfotos, -videos und –popmusik. Eigentlich muss man die Frau uneingeschränkt hassen. Ihre Stimme ist nicht berauschend, ihre Songs werden so erbarmungslos auf Formatradio produziert und generell ist das einfach der Feind. Aber nicht nur Mitblogger FallOnDeafEars wird mir zustimmen, dass diese blöden Popsongs uns leider mehr als nur einmal in den Ohren hängen geblieben sind. Ein popaffinites Gehör kommt da leider nur schwer dran vorbei. Denn darauf hat es die Plattenfirma ja abgesehen. Auf Albumlänge vielleicht dann doch zuviel des Guten, aber in Maßen eine okaye Sünde.
Anspieltipp: „Under The Sheets“

48. Dendemann “Vom Vintage Verweht“
Vor ein paar Wochen fand ich mich plötzlich in einer Gesprächsgruppe aus alten Deutsch-Hip-Hop-Cracks wieder, welche über die gute, alte Zeit, als Deutschrap noch kein Migrations- und Intelligenzproblem hatte, philosophierte. Da hatten Torch und Co. noch Flow und die Reime schossen nur so um sich. Zitat: „Das Soloalbum von Dendemann war ja nich richtig fett, geiler Rap, aber die zweite jetzt“ – „Ja, voll Pop und so“ – „Voll doof“ – „Yo, Man!“ So ähnlich. Aber genau da liegt der Hund begraben. Dendemann hat den Untergang des Deutschrap-Abendlandes längst gecheckt, verabschiedet sich aber nicht komplett von diesem, wie es Jan Delay (Funk-Pop), Max Herre (Folk) oder Ferris MC (Deichkind) tun. Stattdessen richtet er das ganze neu aus, lässt sich nen Vokuhila wachsen und sagt „Stumpf Ist Trumpf“. Herausgekommen ist ein Rap-Album, das rockt, überrascht und so wortgewandt ist, dass selbst Dirk von Lotzow nicht fehlen darf. Und das sogar mir gefällt! Wer hätte das gedacht? Die Konkurrenz ist nach wie vor am Ende, Mann, Grund bleibt unser Dendemann!
Anspieltipp: „Papierkrieg“

47. Nada Surf “If I Had A Hi-Fi“
Es ist schon eine long and winding road des langsamen, aber stetigen Qualitätsabfalls, welchen Nada Surf seit ihrem 2002er Meisterwerk „Let Go“ (Platz 10 in meiner letztjährigen Liste der besten Platten der 00er) bewandern. Irgendwie bekommen sie es nicht mehr so hin, wie damals. Und noch schlimmer, sie wissen das auch und spielen live auch einen Großteil der alten Hits. Vorläufiger Tiefpunkt, das diesjährige Cover-Album „If I Had A Hi-Fi“, welches bis auf ein paar nette Ausnahmen, wie den Covern von Kate Bush, den Go-Betweens oder Depeche Mode, wenig Brauchbares zu bieten hat. Nada Surf spielen schwache Originale so, als wären es ihre schwachen eigenen Songs ohne dabei einen Überraschungseffekt erzielen zu wollen. Die Macht der Gewohnheit, der Tod jeglicher Kreativität.
Anspieltipp: „Enjoy The Silence“

46. She & Him “Volume Two“
Wie schreibe ich denn was über She & Him, ohne auf Zooey Deschanel einzugehen? Ach, ich bin zu faul, ich mach’s einfach. Für die einen ist die Frau mit dem Rehaugen-im-Scheinwerfer-Blick die personifizierte Indie-Ikone, welche seit diesem Jahr ja auch noch mit dem Death-Cab-Ben verheiratet ist, für die anderen einfach nur nervig. Ich tendiere, aus schauspielerischer Sicht eher auf zweiteren Punkt, denn die Frau kann das einfach nicht, da sie denkt, weit aufgerissene Augen stünden für tiefgründiges Mienenspiel. Nee, is nich. Bei der Musik sieht’s etwas besser aus, aber nur etwas. Das zweite Album mit Kollege M. Ward ist (wen wundert das) zuckersüßer Indie-Pop, mit säuselnden Texten, viel Streichern und Piano. Irgendwie eingängig, gerade zu Beginn der Platte, aber auf Albumlänge dann doch etwas zu eintönig, vorhersehbar und klischeehaft. Macht mich stellenweise sogar etwas wütend über diesen Zustand. Und das ist sicher nicht beabsichtigt.
Anspieltipp: „In The Sun“

45. Belle & Sebastian “… Write About Love“
Die eigentliche Leistung besteht darin, dass ich mir überhaupt mal ein Album der Indie-Legenden Belle & Sebastian vollständig angehört habe. Somit also wieder eine musikalische Lücke geschlossen. Das war’s dann aber auch schon. Denn so fein, intelligent, bewusst altmodisch und gut gemacht die Musik des Künstlerkollektivs auch ist, so sehr ist sie doch hochgradig monoton, vorhersehbar und irgendwie belanglos. Fast schon ein Widerspruch, denn die Texte sind ziemlich gut und die verstehen auch ihr Handwerk. Aber auf Albumlänge fällt es dann doch schwer, genauer hinzuhören, da diese Form von Musik eher zum Nebenbeihören verleitet. Diese Harmlosigkeit zerrt irgendwie an meiner Aufmerksamkeitsspanne. Generelles Problem. Aber zwischenzeitlich tut es immer mal gut, so ein handwerklich einwandfreies Indie-Album zu hören, welches sich diese Genrebezeichnung durch intelligente Musik verdient hat, die sich reichlich wenig um Trends und Hypes schert.
Anspieltipp: „Write About Love“

44. Tokyo Police Club “Champ“
Na, so was hab ich schon befürchtet. Ein so unglaublich hittiges und zielsicheres Debütalbum, wie „Elephant Shell“ kann man gar nicht richtig toppen. Dieses Album der Kanadier von Tokyo Police Club kam damals aus dem Nichts und hat mich sofort gepackt. 10 Instant-Hits in gerade mal einer halben Stunde. Die Halbwertszeit von „In a Cave“ oder „Your English Is Good“ hält übrigens auch noch zwei Jahre später an, zu unwiderstehlich schreien diese flotten Indie-Rock-Songs nach Jugend und Sommer. Und der Nachfolger hat’s da sowieso schwer. Zwar ist „Champ“ immer noch recht kurzer und netter Indierock, aber es fehlt einfach an eindeutigen Melodien, guten Songs und der gewissen Frische, die das Debüt noch versprühte. Vielleicht ist damit auch das letzte aufkeimende Flämmchen in Sachen Indie-Rock bei mir erloschen, vielleicht auch nicht. Feststeht, das „Champ“ aus meiner sich, zu keime Zeitpunkt mit dem Debüt mithalten kann und die ganze Zeit eher so klingt, als würde es dies krampfhaft versuchen. Sorry, guys!
Anspieltipp: „Breakneck Speed“

43. Goose “Synrise“
Drei Jahre können aber auch ne verdammt lange Zeit sein, muss ich sagen. Gerade im schnelllebigen Musikbusiness. Goose aus Belgien hätte ich beinahe vergessen, obwohl deren Debüt 2007 wie eine Bombe in die New Rave Welle einschlug und mit compressor-bearbeiteten Dance Hymnen sowohl live, als wie auch auf den Dance-Floors für ordentlich Zunder sorgte. Dann wurde es nach intensiver Tour wieder ruhiger. Dann tourten sie wieder, dann wieder nicht. Irgendwann fragte man sich, wo denn nun dass neue Album bleibt. Relativ still und heimlich ist „Synrise“ dann diesen Oktober erschienen. So still, dass ich es erst ne Woche nach Release mitbekommen hab. Passt auch zum Album, das glücklicherweise nicht krampfhaft versucht, wie der Vorgänger zu klingen, da diese Art von Musik eh langsam durch ist. Stattdessen gibt sich der Zweitling, etwas melodiöser, breitflächiger und liebäugelt wieder mit Pop, wie den Songs „Can’t Stop Me Now“ oder „Words“ aber auch sphärischen, trancigen Instrumentals, wie dem titelgebenden Opener oder „Bend“. Musikalisch vielseitiger und auf Stimmung getrimmt. Das zündet zwar nicht so augenblicklich, wie das Debüt und stellenweise klingt das etwas bemüht so, als wolle man den Anschluss an Delphic halten, aber es ist durchaus interessant. Vielleicht erfährt der Rest der Welt ja noch von dieser Veröffentlichung. Irgendwie.
Anspieltipp: „Can’t Stop Me Now“

42. Hundreds “Hundreds“
Diese Milners! Eva und Philipp sind musizierende Geschwister aus … öhm, ich glaube, Berlin. Ist ja auch egal. Auf jeden Fall aus Germany und auf jeden Fall ziemlich gut. Keine Selbstverständlichkeit, muss man ja leider sagen. Das Prinzip ist recht schnell erkannt. Eva singt ganz wunderbar gefühlvoll auf minimalistischen Beats von Bruder Philipp, die teils elektronisch, teils akustisch sind. Auf jeden Fall immer schön reduziert. So lautet die Devise. Und dieses System funktioniert auf dem selbstbetitelten Debüt der Hundreds ausgesprochen gut. Nie übertreiben sie’s, stets hält man die Balance zwischen Pop und kleinen Experimenten und immer stehen die Songs im Vordergrund. Die sind ausgesprochen gut produziert und irgendwie doch ziemlich eingängig. So ist das Album der Hundreds ein eher unterschwelliges, aber sehr effektives kleines Pop-Album, das nun hoffentlich seinen Weg auch über die Konzertbühnen der Republik hinaus antritt.
Anspieltipp: „Machine“

41. Shout Out Louds “Work“
Beim Tokyo Police Club hab ich’s ja angedeutet… im Laufe der musikalischen Eigenentwicklung und Interessenverschiebung bleiben einige Bands gern mal auf der Strecke. Musik, die man früher gern hörte und heute eher weniger bzw. wenn, dann nur die alten Sachen aus nostalgischen Gründen, während neue Sachen eher uninteressant sind. Diese Liste umfasst bei mir bspw. Eskobar, Art Brut, die Kaiser Chiefs oder Mando Diao. Zusehens Verzichtbares. Ein ähnliches Schicksal droht wohl den schwedischen Shout Out Louds, wenngleich es irgendwie wenig Sinn macht, denn die Qualität ihres schmucken Indie-Pops ist nach wie vor sehr hoch, zumal sich das diesjährige „Work“ auch wieder etwas vom Pomp des Vorgängers entfernt und insgesamt etwas kantiger und direkter klingt. Schnittige Popsongs sind immer noch drauf und ich hör sie mir auch sehr gern, häufig mal an und von den genannten Bands sind die fünf Schweden sicher die mit dem geringsten Qualitätsabfall, aber dennoch hat mich „Work“ irgendwie relativ kalt gelassen. Trotz ganz passabler Songs. Ein seltsames Mysterium. Vielleicht löst dann das vierte Album eventuell diesen Nebel auf.
Anspieltipp: „1999“

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