Freitag, 26. November 2010

Lieblingsalben 2010 /// Plätze 20 - 16

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Da sind wir nun also in den vorderen zwanzig Alben, die in diesem Jahr besonders hoch in meiner Gunst standen. Da drosseln wir doch aus diesem Anlass gleich mal ein wenig das Tempo und bewegen uns von nun an in Fünfer-Schritten voran. Und ich übe mich in akuter Selbstreduzierung meiner Statements, da ich beim letzten Part schon wieder zu lang wurde. Es folgen nun also die Plätze 20 bis 16.

20. Rasmus Kellerman “The 24th”


Kurzzeitig musste man ja schon Angst um den guten Mann haben. Nach dem überraschenden Auf-Eis-Legen seiner Hauptband Tiger Lou machte sich bei Rasmus Kellerman die Frage breit, wie es denn jetzt weitergehen sollte. Erstmal gar nicht. Tiger Lou sind tot, aber Rasmus Kellerman lebt. Keine Pseudonyme mehr, wo Rasmus drauf steht, soll nun endlich auch Rasmus drin sein. „The 24th“ ist sozusagen ein entspannter und ruhiger Befreiungsschlag, welcher gleichzeitig den Kreis zu den Karriereanfängen des Schweden schließt. Ein Mann, eine Gitarre und dazu die wunderbare Kraft des Songwritings. Ein reines Akusitk-Album ist es glücklicherweise doch nicht geworden, dennoch liegt die Kunst in der Reduktion und in den Songs. Die Melodien und Texte geben einen Einblick in den Seelenzustand des Schweden. Teils glücklich reflektierend, wie im Opener „The 24th“, teils auch etwas melancholisch philosophierend über das Älterwerden („The Greatness & Me“)… Aber auch die Ungewissheit, wie im anschließenden „Five Years From Now“. Leichte Melancholie weht ja immer mit, wenn Kellerman zur Gitarre greift. Insgesamt eine sehr gelungene und notwendige Abwendung vom zuletzt doch arg überladenen Konstrukt „Tiger Lou“. Kellerman präsentiert sich als ernstzunehmender und gereifter Songwriter, der trotz der neu gewonnen Selbstsicherheit immer noch ein Suchender in dieser Welt zu sein scheint. Und deshalb wird er auch weiter musizieren, zu unser aller Wohl
Beste Songs: “The 24th”, “Five Years From Now”, “Talk Of The Town”

19. Kings Of Leon “Come Around Sundown”


Also es gibt ja Menschen, die sollen den Kings Of Leon ihren kommerziellen Erfolg nicht gönnen, wie das halt immer so ist bei Bands, die irgendwann mal den Schritt aus dem Untergrund Richtung Mainstream gehen. Ich gehör nicht zu diesen Menschen. Einen musikalischen Qualitätsverlust kann ich sowieso nicht erkennen, vielmehr ist das diesjährige „Come Around Sundown“ eine entspannte Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln. Teils musikalisch, aber viel eher biographisch. Die Kings spielen befreiten Südstaaten-Rock, vielleicht etwas gediegener als sonst, aber wesentlich wärmer und voller Seele und Gefühl. Die dunklen Dämonen der Vorgänger-Platten werden genauso im Schrank gelassen wie der Druck, ein zweites „Sex On Fire“ abzuliefern. Hits fürs Herz sind dennoch in Massen zu finden. Gleich der Opener „The End“ ist mal wieder gewonnt episch, Songs wie „Pyro“ oder „Beach Side“ stehen sinnbildlich für die neue Entspanntheit des schmucken US-Vierers. Caleb Followill’s Raueisenstimme klagt und grölt gleichermaßen vor sich hin und fügt sich damit bestens in das warme, organische Soundschema. Mit „Come Around Sundown“ ist den Kings vielleicht kein gewaltiges Hitalbum gelungen, dafür aber eine atmosphärisch und inhaltlich in sich geschlossene wunderbare Präsentation ihres aktuellen Seelenzustandes, irgendwo zwischen Aufbruchsstimmung und nostalgischem Rückblick. Bitte weiter so.
Beste Songs: “The End”, “Pyro”, “Beach Side”, “Birthday”

18. Hot Chip “One Life Stand”


In Sachen Brillenmode kann sich, wenn er es denn mag, Kollege Alexis Taylor von Hot Chip damit rühmen, die gute alte Hipster-Nerd-Brille vor einigen Jahren schon vor dem ganzen Rest des Hipster-Volkes getragen zu haben. Soundtechnisch war die Band ja eh der Konkurrenz immer Jahre voraus, hat schon Elektro-Frickel-Pop gemacht, als die Hochphase des Franz-Ferdinand-Indie-Rocks noch am überkochen war. Also, wohin geht der Weg 2010? In den Pop muss man überraschend unüberraschend sagen, denn genau dem verschreiben sich die Briten auf dem neuen Album stärker, denn je zuvor. Damit fallen leider die Soundexperimente und verrückten Ideen der Vorgänger weg, Hot Chip glätten das Soundbild und geben ihren nerdigen Elektropopsongs auch eine gehörige Portion Seele mit dazu. Das wirkt nicht mehr ganz so umhauend, wie dies bei „Made In The Dark“ der Fall war, aber es reicht auf jeden Fall für ein überdurchschnittlich gutes Pop-Album. Allein die Opener „Thieves In The Night“, „Hand Me Down Your Love“ und gerade „I Feel Better“ werden jeden Zweifel verstummen lassen. Danach flaut das Ganze zwar ein wenig ab und wird überraschend ruhig, allerdings offenbart die Band auch hier wieder ihre Stärken, wie beim traumhaften „Alley Cats“ und dem tollen Wechselspiel der Stimmen von Taylor und Kollege Joe Goddard. Sie wollen keine Nerds mehr sein, sondern Popstars. Der Weg ist geebnet, für die Zukunft bleibt es spannend. Egal, welche musikalischen, wie optischen Trends als nächstes ausgepackt werden.
Beste Songs: “Hand Me Down Your Love”, “I Feel Better”, “Alley Cats”, “Take It In”

17. Gorillaz “Plastic Beach”


Damon Albarn ist wahrlich ein Untriebiger. Während wir hier sitzen, hat er vermutlich schon wieder tausend Ideen im Hinterkopf, produziert parallel drei Alben und schreibt eine Oper. Oder was weiß ich. Jedenfalls ist der einstige Blur-Frontmann stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Ideen, auch innerhalb des Universums seiner Comic-Band Gorillaz. Die fungiert 2010 längst nicht mehr hinter verschlossenen Bühnenwänden sondern versteht sich eher als Kombination und Sammelpunkt verschiedener Musiker zur Schaffung eingängiger und intelligenter Popmusik. Albarn macht dies aber auch geschickt. Er nutzt die Gorillaz, um auf einem Album alte Hasen, wie Snoop Dogg, Mark E. Smith, Lou Reed oder Bobby Womack mit Newcomern wie Little Dragon und Weltmusikalischem wie dem libanesischen Staatsorchester zu verknüpfen). Und zwischendrin muss dann auch Platz für eigene, wunderbare Popsongs sein. Das wirkt auf dem Papier natürlich sehr verrückt, entpuppt sich beim Hören aber als spannende Reise durch verschiedenste Musikstile und Protagonisten. Albarn lädt alle Beteiligten herzlich dazu ein, ihren Beitrag zum Gorillaz-Universum zu geben. Etwas weniger Hip Hop diesmal, mehr 80er und mehr Experimente. Und weniger Albarn. Der Meister hält sich auch gern mal zurück, wenn es dem Song dienlich ist. Dem Korsett der Comicband sind die Gorillaz längst entwachsen, auch auf der Bühne präsentiert man sich jetzt als Live-Kollektiv, welches sich nicht mehr hinter der gezeichneten Maske verstecken braucht. Eine reine Wohltat, selbst wenn’s am Ende vielleicht ein paar Köche zu viel sind. Dafür stimmt aber der Gesamtgeschmack des Buffets.
Beste Songs: “Empire Ants (feat. Little Dragon)”, “Some Kind of Nature (feat. Lou Reed)“, “On Melancholy Hill”, “Cloud of Unknowing (feat. Bobby Womack and Sinfonia ViVA)”

16. The Unwinding Hours ”The Unwinding Hours”


Über die Aereogramme zu sprechen ist eigentlich gar nicht so mein Ding. Blog-Mitbetreiber FallOnDeafEars ist da eher der Fachmann dafür, immerhin war ich damals Zeuge seiner Enttäuschung, als er den Abschiedsgig der schottischen Post-Rocker beim Southside verpasst hat. Aber mittlerweile kann nicht nur er wieder grinsen, denn aus der Asche ihrer alten Band haben Craig B und Ian Cook nun im Jahr 2010 eine neue aus der Taufe gehoben, welche sich glücklicherweise am Sound der alten orientiert. Gut, man mag sich fragen, warum dieser Schritt notwendig gewesen ist, aber ist ja auch egal, denn hier zählt die Musik. Nur die Musik! Und von dieser verstehen die Unwinding Hours mehr als ausreichend. Im Gegensatz zu den Aereogrammen wird der Sound dieses Debüts noch ein wenig geglättet und die haushohen Giatterenwände und dicken Streicherflächen in das entsprechende Song-Korsett gesteckt ohne dabei großartig zu nerven oder poppig zu klingen. Craig’s Stimme ist immer noch wie ein guter Tee auf den geschundenen Seelen, die sich von melancholischer Musik angezogen fühlen. Zerbrechlich, einfühlend und ehrlich. Nein, das Debüt der Unwinding Hours ist ein extrem reifes und spannendes Debütalbum geworden, das ich gerade deshalb so genossen hab, weil es ganz ohne jeglichen Hype, riesige Synthesizer-Spielereien oder bunten Bildchen auskommt. Und dabei vor allem keinen einzigen Qualitätsausfall zu verzeichnen hat. Es ist ein ganz klassisches, fast schon altmodisches Alternative-Album, dass sich einen Dreck um Trends und anderen Feuilleton-Firlefanz schert und gerade deshalb ein ganz erfreulicher Farbklecks in der Musiklandschaft 2010 ist. Bitte wieder mehr in der Zukunft, egal unter welchem Namen
Beste Songs: “Knut”, “There Are Worst Things Than Being Alone”, “Solstice”, “Peaceful Liquid Shell”

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