Plattenteller

Montag, 11. April 2011

Kurz und Bündig - 04/ 2011

Über diese Menschen müssen wir noch sprechen. Bärtige Folker, hippe Franzosen, ewig lustige Indie-Rocker, alte Helden und 80er-Emos… Ein paar kompakte Meinungen zu diversen aktuellen Platten, in die ich mal mehr und mal weniger zwischen Tür und Angel reingehört habe.
Kurz-Und-Buendig-9
Fleet Foxes – Helplessness Blues

Bei den Fleet Foxes und mir gilt das gute, alte Sprichwort vom gut Ding, das Weile haben will. Das selbst betitelte Debüt ging irgendwie so halb an mir vorbei bzw. hab ich’s erst wesentlich später schätzen gelernt. Das liegt vielleicht auch an der Musik. Denn ur-amerikanischer Folk-Pop-Hinterwäldler-Kram, um es mal überspitzt zu kategorisieren, entspricht nicht wirklich meinem Wesen und meiner musikalischen Sozialisation. Dennoch mag ich die Foxes dann doch sehr gern und vor allem lieber als andere Auswüchse dieser Gattung. Das liegt zum Einen an Robin Pecknolds butterweicher Samt-Stimme, zum Anderen an den hochwertigen, gefühlvollen Songs mit ihren ehrlichen Texten. Qualität spricht mich an, egal in welchem Genre. Und das was die Fleet Foxes machen, ist qualitativ hochwertige Musik, ohne Wenn und Aber. Auch das neue Album „Helplessness Blues“ knüpft da an, wagt mal ein paar Experimente, kehrt aber am Ende immer wieder zum akustischen, harmoniegesang-geschwängerten Emotionskarussell zurück, welches diese Band auszeichnet. Auch alle Skeptiker sollten jetzt ruhig mal reinhören.

Download Titeltrack - "Helplessness Blues" [mp3]

Art Brut – Brilliant! Tragic!

Da war doch was oder? Art Brut- Top of The Pops. Gerade mal etwas mehr als eine halbe Dekade her, wirkt der britische Indie-Rock-Hype um die Kaiser Chiefs, Maximo Park und Co. wie aus einer anderen Zeit. Kein Wunder, der Markt wurde zuerst überschwemmt und mittlerweile wurde das Genre so verwässert und kommerzialisiert, dass zumindest mir schlichtweg die Lust vergangen ist auf all das. Vielleicht ist es auch das Alter. Aber sagt das mal Eddie Argos, Frontmann von Art Brut. Ja, die Art Brut. „My Little Brother“, „Good Weekend“, „Direct Hit“… was haben wir damals mitgefeiert. Doch der Drops ist gelutscht, der Witz ist erzählt. Schon beim Vorgänger “Art Brut vs. Satan” hatte sich das ewig gleiche Prinzip “Eddie Argos spricht bzw. schreit seine ewig pubertären Gedanken über simplen Garagenrock“ ziemlich totgelaufen. Umso witziger ist die Tatsache, dass die Band immer noch weiterspielt und das neue Album auch nicht so mies, wie das letzte ist. Band und Frontmann variieren innerhalb ihres Kosmos ein wenig. Richtig spannend wird’s aber dadurch auch nicht mehr. „Grown up now, but refuced to learn“ sang Argos mal in einem älteren, von mir geschätzten Stück der Band. Wenigstens bleibt er konsequent.

Stream der Single "Lost Weekend"

Yelle – Safari Dance Club

Joe Le Taxi. Dass die Franzosen Ahnung von Elektro-Pop haben wissen wir ja seit jeher. Die beiden Roboter oder die beiden Druffis mit ihrem Leuchtkreuz muss ich namentlich da gar nicht mehr erwähnen. Selbiges gilt für das Kitsuné Label, was die Welt seit Jahren mit dem neuesten Scheiß aus dem elektronischen Hitbereich versorgt. In einer Welt, in der Synthiepop wieder salonfähig ist, hat das Label zwar seine einstige Pionierstellung, welche man im Zuge der New-Rave-Bewegung erlangt hat, etwas eingebüßt, aber veröffentlichen tut man immer noch reichlich. Gerade für Newcomer wichtig. Yelle, stammen ebenfalls aus diesem Dunstkreis und sind so was, wie die französische Ausgabe von La Roux. Sprich: Frontfrau Julie Budet ist Yelle, hat aber noch diverse Bandmitglieder, die sich aber eher im Hintergrund halten. Und auch musikalisch kann man gern Parallelen zur britischen Kollegin ziehen. „Safari Dance Club“ ist punktgenauer, eingängiger Elektro-Pop, der wirklich niemandem wehtut, dafür aber die ein oder andere nette Melodie beinhaltet. Und komplett auf Französisch gehalten ist, was den Niedlichkeits-Faktor ja noch mal ordentlich erhöht. Nicht sonderlich tiefgründig, das Ganze, aber in Anbetracht der Tatsache, dass Yelle demnächst Katy Perry supporten sollte man auch nichts anderes erwarten. Gibt wesentlich Schlimmeres in diesem Sektor.

Album-Stream zu "Safari Disco Club"

Maritime – Human Hearts

Er war schon immer der besser Bohlen. Darvey von Bohlen und seine Mitstreiter, die amerikanische Indie-Rock-Band Maritime, sind schon seit Jahren Garanten für hochwertige Musik aus diesem Genre. Die klingt zwar nie sonderlich innovativ, macht aber stets Laune und produziert vor allem stets wunderbare Musik, so dass die bisherigen Alben zu meinen Favoriten zählen und ich mich deshalb gefreut hab, dass es jetzt, nach immerhin vier Jahren, endlich ein Neues gibt. Die Vorabsingle „Paraphernalia“ klang dann auch so, wie ich erwartet und mir erhofft habe. Das Album „Human Hearts“ hingegen etwas anders. Irgendwie sperriger, irgendwie nicht so geschmeidig, wie die bisherigen Platten. Das soll allerdings nicht automatisch etwas Schlechtes implizieren. Ich erlaube mir da nach nur zwei Mal Anhören lediglich noch kein abschließendes Urteil des Ganzen. Vielmehr werde ich mir das alles noch mal etwas intensiver einverleiben müssen, schätze ich. Einige Hits kristallisieren sich immerhin schon mal heraus und das ist doch schon mal eine vernünftige Grundlage, um sich erneut einen Platz in meinem menschlichen Herz zu sichern.

Album-Stream bei Soundcloud

The Pains Of Being Pure At Heart – Belong

The Smiths? Nie gehört! Meine erste Begegnung mit den New Yorker Indie-Poppern von The Pains Of Being Pure At Heart hatte ich in Form eines schriftlichen Interviews vor Jahren, in welchem die Band behauptete, niemals bewusst Morrissey und Marr gehört zu haben. Sicher. Vor allem, wenn man sich das Debüt dazu angehört hat, auf dem die Band teilweise so dreist einige Johnny-Marr-Gedächtnis-Riffs fabriziert hat, dass ich dachte, der Man schaltet bald ’nen Rechtsbeistand ein. Egal. Der Nachfolger „Belong“ macht da weiter. Bisschen Smiths hier, bisschen Cure da… alles, was man in den 80ern als New-Wave-Rock bezeichnen konnte und wollte. Viel Hall auf allem, viel Gefühl in der Stimme. Die jungen Damen und Herren machen dies aber so dermaßen gut und gepaart mit feinen Songs, dass man jeden Rip-Off-Vorwurf gleich wieder zu den Akten legt. Zumal ich eh nichts sagen kann, weil mich diese Form der Musik auch nach Jahren immer noch und immer wieder anspricht. So kann ich auch „Belong“ jedem Sympathisant dieses Genres sehr bewusst ans Herz legen. Sie erfinden das Rad vielleicht nicht neu, aber ihre Songs sind wunderbar melodiös, ihre Texte gefühlvoll und für eine neue Generation von Teenagern zu recht sicher lebensrettend. Und am Ende kommt es ja auf diese Songs an. Das wusste ja bekanntlich auch schon Morrissey.

Album-Stream zu "Belong" auf Soundcloud

Samstag, 9. April 2011

Funk sei Dank

Als ob das Studio 54 nie dicht gemacht hätte. Holy Ghost! sind das neue große und gute Ding auf dem New Yorker DFA-Label. Deren Debüt erscheint zwar erst nächste Woche, kann aber bereits jetzt gratis gestreamt werden. Hört rein, es lohnt sich.

51fV31-cdaL-_SL500_AA300_Es war irgendwann zu Beginn der 80er-Jahre, da gab es in den USA eine kurzlebige, aber intensive „Disco Sucks“-Bewegung, entsprechende Buttons inklusive. Amerika (und anschließend auch die Welt) hatte die Schnauze voll von 70er-Jahre-Disco-Musik. Platten wurden zusammengetragen und verbrannt, musikalisch widmete man sich dann eher schlimmen 80er-Rock oder dem guten alten Synthie-Pop. Smoothe Discobeats hatten ausgedient, so ist halt das zirkulare Wesen der Popkultur. Sobald etwas lang genug und omnipräsent vorhanden ist und der Konsument gesättigt ist, dreht sich das Genre-Rad weiter. Der Indie-Rockwelle der mittleren 00er-Jahre ging es ja zuletzt ähnlich. Auf einmal muss jede Band 80er und 90er-Synthies benutzen und der Pop wird wieder ganz groß geschrieben. Und auch im Kontext dieser verstärkten Hinwendung zum Pop ist die Welt mal wieder reif für Disco. Eine eindeutige Welle ist erkennbar, das haben Acts, wie Hercules And Love Affair, Aeroplane oder viele der jüngsten Releases auf dem alt eingesessenen New Yorker DFA Label gezeigt. Und wo wir gerade dabei sind… auch Holy Ghost! bewegen sich im Dunstkreis von James Murphy’s Label, haben in der Vergangenheit schon einige sehr schwungvolle Remixe für Phoenix, Datarock, MGMT oder Moby abgeliefert und hauen jetzt endlich nach der feinen „Static On The Wire“-EP aus dem Vorjahr ihr Debütalbum auf den Markt.

Holy Ghost!, das sind Nick Millhiser und Alex Frankel. Angefangen als Wohnzimmerprojekt, haben die beiden in den letzten Jahren ihren Sound kontinuierlich verfeinert, ihm mehr Nuancen verpasst und sind mittlerweile sogar als richtige Live-Band unterwegs. Im Jahr 2011 klingen die beiden deshalb wie eine perfekte Symbiose aus analgogen und elektronischen Elementen und wissen mit den zehn Tracks des Debüts zu überzeugen. Die einzelnen Bestandteile der Musik sind dabei natürlich all jene, die man dem guten alten Disoc-Genre zuschreiben kann. Beats, Claps, Shaker, funky Bassläufe, sowohl vom analogen Bass, als auch direkt vom Synthie, diverse Piano-Spielereien und Gesang, der auch gern mal mehrstimmig bzw. hoch angestimmt werden kann. Egal, ob langsameres Tempo, wie in den bereits bekannten Tracks „Say My Name“ oder „Static On The Wire“, Midtempo, wie bei der Single „Do It Again“ oder richtige Brecher, wie „Wait And See“ oder „Jam For Jerry“… stets haben Holy Ghost! den Groove für sich gepachtet, bestechen die Tracks durch einen unglaublich poppigen, funkigen Drive. Dabei geben sich Millhiser und Frankel natürlich gar nicht erst Mühe, von ihren Vorbildern aus der Hochphase des synthetischen Disco-Funk abzuweichen: die Beiden wollen den Sound dieser Zeit bewusst kopieren und im gewissen Sinne auch dadurch konservieren. Modern wirkt dann halt nur die glasklare Produktionsweise der Scheibe. Ansonsten wären Bobby Orlando oder Giorgio Moroder stolz auf ihre musikalischen Enkel. Natürlich ist diese Musik unglaublich glatt, popig und zu keinem Zeitpunkt auf Krawall gebürstet. Allerdings wirkt sie auch stets authentisch und nie gekünstelt, eben weil Holy Ghost! ihr Handwerk bestens beherrschen. Hier herrscht nicht der Punk, sondern der pure Funk! Und wenn man, wie ich, einen gewissen Zugang zu dieser musikalischen Stilrichtung hat und ansteckenden Discobeats abseits von House und Techno nicht abgeneigt ist, dann sollte man um diese Platte definitiv keinen Bogen machen. So schön groovte schon lange kein Debüt mehr vor sich hin. Verkehrt ist an dieser Musik ja sowieso nix… also, natürlich nur bis das nächste Rock-Revival um die Ecke kommt.

Download - "Wait And See" [mp3]

Montag, 4. April 2011

Hängematte statt Tanzfläche revisited

Cover

Jetzt noch mal Musik, die ganz hervorragend in der Hängematte funktioniert, aber eigentlich so konzipiert ist, dass die Tanzfläche in Bewegung kommt. Locker funkende Popmusik gibt es auf dem Album Illumination von Miami Horror zu hören. Der Sommer hat ja bereits einen Vorgeschmack von sich gelassen. Wer es noch nicht erwarten kann: Hier ist er schon mal in der Stereoanlage.

Eine richtig gute Stimmung ist – meiner Meinung nach – die Zeit nach dem Aufstehen bei einem Festival. Als notorischer Frühaufsteher habe ich da auch bereits die Möglichkeit zu beobachten, wie der Zeltplatz so langsam wieder zum Leben erwacht. Verschlafene, aufgedunsene Gesichter mit verstrubbelten Haaren oben dran, stecken ihr angewidertes Gesicht zwischen die Reißverschluss-Zahnreihen ihrer Zelte. Mehr als ein erschöpftes “Mor’n” bekommt man meistens nicht kommuniziert – dieses dafür in einer bedenklich tiefen Tonlage. Die müden Festivalkrieger schleppen sich gebeugt von ihrer Schlafstätte zum nächsten Textilstuhl, um sich umgehend wieder niederzulassen und zunächst ein Dosenbier zu entkorken “um erst mal wach zu werden”. Dazu brennt die Sonne schon wieder erbarmungslos vom Firmament, was alle Energie, die man eventuell aufbringen könnte sofort neutralisiert. Und so sitzen in Mitten einer jeder Zeltstadt geschaffte junge Menschen im Kreis und erzählen sich in träger Verfassung flache Witze. Der Vorteil bei dieser Sache zeitig aufzustehen: Müde ist man sowieso, aber man kann wenigstens dieses Spektakel begutachten UND man kann die Musik bestimmen.
Zum Wecken bietet sich natürlich ein Slayer-Best-Of oder dieses unfassbar aggressive Mixtape an. Aber spätestens nach einer halben Stunde möchte man es doch etwas entspannter angehen lassen. Dafür kann das vorliegende Album Illumination perfekt kommen. Das hier ist nicht lahm, nein, es hat einen straighten Beat plus treibende HiHat. Dazu einen stark soulig rollenden Bass. Der Rest ist Synthie und klingt wie aus den 70ern oder 80ern. Flächig, melodisch, oft wie Bläser. Insgesamt lässt sich die Musik unter einem Begriff zusammenfassen: Disco.
Nur bringen die Stimmen die Musik raus aus irgendwelchen rauchigen, stickigen, dunklen Kellergewölben. An die Luft. Zur Sonne. Der Herr Benjamin Plant hat sich selbst zu einer Art Beach Boys-Chor multipliziert. Zuweilen klingt dies zwar ein wenig psychedelisch, aber stets werden eine Reihe unterhaltsamer Popmelodien unter die Leute gebracht.
Und so kommen einige Perlen wie das von der Neuseeländerin Kimbra unterstützte I Look To You, das wunderbar entspannte Imagination, der sehr gute Fußwipper beziehungsweise doch-irgendwie-Dancefloor-Killer Sometimes oder vor allem Holidays, dass vollständig korrekt betitelt wurde und mit seinem treibenden Bass und seinen Wahwah-Gitarren nach einer Cabriofahrt schreit.
Ja, der Australier, welcher sich Miami Horror nennt, spricht Gute Laune und Sonne fließend und kann sich grundlegend in Disco und Trägheit verständigen.

Illumination ist seit Sommer 2010 als Import erhältlich und wird am 29.04. auch in Deutschland erhältlich sein.

Hörbeispiel: Holidays

Donnerstag, 31. März 2011

Hängematte statt Tanzfläche

Es erscheint zwar erst in ein paar Wochen, aber irgend jemand hat das neue Metronomy-Album dennoch schon ins Internet gebracht. Also können wir ja schon mal wagen, darüber ein paar Worte zu verlieren. So muss ich meine Begeisterung nicht länger zurückhalten...

41HNGyEMm-2BL-_SL500_AA300_Ich bin durchaus ehrlich, wenn ich gestehe, dass mir Metronomy im Zuge der Unmengen von gehypten Indie-Rock-Pop-Bands der letzten Jahre aus dem Vereinten Königreich und sonst wo her irgendwie am Allerwertesten vorbeigegangen sind. Das Mainstream-Debüt „Nights Out“ hatte zwar so seine 2,3 Hitsingles und lustigen Musikvideos, aber ansonsten überzeugte mich das musikalisch nicht wirklich, sondern wirkte eher wie eine Ansammlung gut gemeinter Skizzen und Soundentwürfe, die sich noch nicht wirklich zu einem Album finden wollten. Verzichtbar und aus meiner Sicht schon bald wieder vergessen. Dachte ich. Und die Zeichen standen irgendwie auch so. Drei Jahre sind seit dem Album vergangen, in unserer schnelllebigen Zeit durchaus eine kleine Ewigkeit. Und auch Metronomy haben sich verändert. Vom Trio zum Quartett gewachsen, Gabriel Stebbing ist weg, zwei Neue sind dabei. Die stechen aufgrund von schwarzer Hautfarbe zu Einen und weiblichen Geschlecht zum Anderen schon mal optisch aus der Weiße-Männliche-Nerds-Konstellation heraus. Aber hat das auch Auswirkungen auf den Sound von Metronomy?

So ganz genau lässt sich das natürlich nicht unbedingt genau an den neuen Personen festmachen, aber schon beim ersten Durchhören von „The English Riviera“ wird klar, dass die Uhren da etwas anders ticken, als wie noch bei „Nights Out“. Irgendwas ist anders, klingt zwar immer noch vertraut, aber gleichzeitig auch irgendwie neu. So neu und anders, dass sogar ich auf einmal meinen Spaß an dieser Band hab. Was ist also passiert? Primär eine Tempodrosselung gepaart mit musikalischer Gereiftheit. Im Gegensatz zu „Nights Out“ klingen Metronomy nämlich 2011 gesetzter und gefestigter und nicht mehr ganz so hibbelig, übertrieben, wie auf dem Vorgänger. Mit Ausnahme des Strandimpressions-Intros fehlen auch instrumentale Experimentierfelder. Und auch die Präsenz der Synthies wurden zurückgeschraubt. Bass und Gitarre hört man diesmal wesentlich klarer und präsenter und spielen dabei extrem smooth, sehr entspannt und fast schon etwas melancholisch auf. Letzteres ist wohl die überraschendste Entwicklung des neuen Albums: Metronomy lassen es ruhig angehen, servieren entspannte Popsongs mit einer gehörigen Prise Melancholie, die aber, vielleicht auch durch die bewusst reduzierte Instrumentierung, eine gewisse Entspanntheit durchweht. Eher wie ein lauschiger Abend am Strand. Insofern macht die Titelvergabe der Platte ja durchaus Sinn. Band-Chef Joseph Mount klingt dabei auch wesentlich gefühlvoller und direkter, als auf dem Debüt, verstellt seine Stimme weniger. Falsettgesang darf in Tracks wie „Trouble“ natürlich auch nicht fehlen, aber er hält sich im Vergleich zum Vorgänger deutlich zurück. Und natürlich gibt es hier nicht nur Balladen, sondern Tracks wie „The Look“, „Corinne“ oder „The Bay“ sind ziemlich groovige Popsongs. Höchst eingängig und irgendwie auch tanzbar. Allerdings kann man dazu genauso gut in der Hängematte mit einem Schirmchendrink relaxen. Man kann das, wenn man auf Genre-Eingrenzung steht, dann auch gern mal Lounge-Pop nennen. Ein bisschen 60er-Jahre-Beach-Boys-Sound weht auch noch wie ein kleines Sommerlüftchen mit. Doch die Reduktion auf einfache Strukturen und die nötigste Instrumentierung bewahrt Metronomy in der Regel davor im Kitsch-Morast zu versinken. Der Sound wirkt klar, direkt und gerade die Gitarren kommen ohne verhältnismäßig viel Schichten oder Effekte aus.

Wie nennt man das jetzt also? Beach Pop? Vielleicht eine Art The XX für laue Sommertage? Große Kunst in kleinen Popsongs? Vielleicht von allem ein bisschen. Eine fast perfekte Popformel für den Sommer 2011, mit Hits wie „The Look“, „The Bay“ oder „Some Written“ kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Und sicher, die Indie-Puristen werden wieder behaupten, sie hätten das schon vor 3,4 Jahren erkannt, aber selbst die müssen sich eingestehen, dass heute einiges anders läuft und klingt im Hause Metronomy. Und das überzeugt sogar mich. Fans des Debüts werden sich evtl. über den ruhigeren Grundton aufregen, müssen sie aber nicht. Alle anderen Freunde guter Populärmusik sei „The English Riviera“ sowieso wärmstens ans Herz gelegt. Auch ohne Hängematte im Haushalt.

Montag, 28. März 2011

Frühsommerbrise

Song und Band zum Verlieben. Wir introduuuuucen mal eben Princeton



Ziemlich vermessen jetzt schon vom Sommer zu sprechen, immerhin haben wir gerade erst die Sommerzeit willkommen geheißen. Aber das ein oder andere laue Lüftchen, erste, mutige Grillexperimente und die verstärkte Sonnenzufuhr können ein ja zumindest schon mal träumen lassen. Ähnlich vermessen dürfte es sein, "To The Alps" der Band Princeton zum vorzeitigen Sommerhit 2011 zu kühren. Und Jesse Kivel zum Fachmann für Selbige. Indiepopaffinen Menschen dürfte die Stimme des Sängers nämlich bekannt vorkommen, denn letzten Sommer stellte ich an dieser Stelle die Band "Kisses" vor, die seit dem ja durchaus ein wenig steil ging und mit smoothem Edelpop überzeugte. Kivels zuckersüßes Stimmchen ist daran nicht ganz unschuldig. Da man als Musik ja aber bekanntlich gar nicht mehr bzw. nur sehr schlecht von der Musik als Solche leben kann, geht Kivel den Weg der Zweitband. Parallel nun also Princeton. Etwas organischer, als die Kisses, aber nicht minder smooth, gefühlvoll und melodieverliebt. Und dann dieser Song! Nie klang ein Roadtrip in die Alpen besser, vielleicht weil er bisher auch nie großartig besungen wurde. Und dazu dieser locker leichte Outdoor-Clip, der einfach Lust auf die Sonnenseiten des Lebens macht. Haltet Augen und Ohren nach dieser Band offen. Vielleicht könntet ihr euch ja am Ende noch musikalisch verlieben. Und das ist ganz und gar nicht vermessen!

Download - "To The Alps" (Bei Stereogum)

Mehr Songs von Princeton bei Soundcloud

Samstag, 26. März 2011

Taschendiebstahl

Cover

Electropop ist eine feine Sache. Einfach, verständlich, tanzbar, was zum Frauengefallen. Worum es geht ist nicht der fortschrittlichste Beat oder das ausgefallenste Arrangement. Es geht ausschließlich um den Song. Ist der gut, ist die Musik gut. Ist der Song eher mau, ist die Musik auch schlecht. Die Australier Bag Raiders haben auf ihrem ersten, selbstbetitelten Album eine hübsche Auswahl an guten Songs aneinander gereiht und damit auch ein hübsches Electropop-Album aus ihren Köpfen gehämmert.

Vielmehr lässt sich dazu fast gar nicht beschreiben. Zwei Typen, schöne Stimmen, schöne Beats, viel Synthie oft etwas Percussion. Und vor allem:
Songs zum Niederknien!
Die besten Songs sind, wie sich das gehört, bereits als Singles ausgekoppelt worden und sind einfach unfassbar gut. Shooting Stars lässt einem fast ausflippen mit dem Synth der sich immer weiter nach oben schraubt und gerade wo man denkt, es geht nicht mehr weiter, haben die Bag Raiders immer noch eine Steigerung parat. Nebenbei wird noch ein hervorragendes Stück Lied gesungen, dass aber durch diesen vor sich hin fiepselnden Sound eine sehr krasse Intensität erhält.

Das Stück Sunlight hat seinen Titel völlig zurecht bekommen. Dem scheint die Sonne ehrlich aus dem Arsch. Gute Laune garantiert. Und auch dieses Lied ist unglaublich voll, sehr spannend, mit einer infizierenden Melodie versehen. Etwas für das Sommermixtape halt.

Schließlich der absolute Übersong Way Back Home, der beim ersten Mal Hören vielleicht noch nicht die Löcher aus dem Käse fliegen lässt, aber spätestens das nächste Mal ist man in die Trance-Hölle hinabgestiegen, die die Bag Raiders mittels Flächen und Acid-Knattern öffnen, während die einfachen und einfach großartigen Melodien von Strophe und Refrain einen immer mehr verzaubern. Ein großer Abschluss eines großen Albums.

Jetzt könnte man natürlich annehmen, das auch dies ein typisches Popalbum ist, wie man es von anderen Format-Ikonen kennt: 3 Killers, Rest=Filler. Das stimmt natürlich nur bedingt. Klar sind die anderen Sachen nicht so genial wie die drei genannten Killer, aber weit mehr als Filler. Der Einstieg Castles In The Air funkt sich so derbe einen Wolf und bleibt auch ohne Gesang catchy, Not Over nimmt da auch keinen Gefangenen und lädt zum Mitsingen ein. Snake Charmer klingt zwar reichlich seltsam, ist aber dennoch ohrwurmend.
Wie das ganze Album eben. Unbedingt entdecken!

Sonntag, 20. März 2011

Beats von den Bloggern

Werbung in eigener Sache. Die beiden Nobono-Schreiberlinge haben doch tatsächlich gemeinsam eine kleine EP voller elektronischer Tanzmusik aufgenommen. Ein Umstand, den wir hier einfach mal eben ansprechen müssen.

COVERVielseitigkeit ist der entscheidende Vorteil in der Arbeitswelt. Also, wird einem ja ständig gesagt. Seien sie vielseitig einsetzbar, flexibel usw. Darin soll die Stärke liegen. Na ja. Aber hier geht's ja nicht um harte Arbeit, sondern um das purer Vergnügen der Freizeit von FallOnDeafEars und meiner Wenigkeit. Sprich, neben unserer Bloggerei auf Nobono und einem durchaus vorhandenem Sozialleben, sind wir auch musikproduzierend unterwegs. Ich hab ja an dieser Stelle schon mal des öfteren Werbung für meine Mixtapes und Tracks als Pretty Boy Makes Rave gemacht. Doch auch mein gschätzer Kollege zimmert schon seit einiger Zeit in seinen heimischen vier Wänden elektronische Musik, und zwar als GBB, wenngleich er das (noch) nicht an die große Glocke hängt. Musikalisch wirken wir in erster Linie reichlich unterschiedlich. PBMR bevorzugt, zumindest in letzter Zeit, eher gediegenere, poppige Töne, während Kollege GBB gern mal den bratzenden Rave-Dampfhammer auspackt und damit auf den Putz haut. Eine Leidenschaft für deftigere Elektronik aus der Abteilung Boys Noize, Soulwax, Dada Life und Co teilen wir beide und sind am Ende immer wieder über die dann doch hohe, gemeinsame Schnittmenge überrascht.

Lange Vorrede, knapper Sinn: Endlich haben wir die Zeit gefunden, ein paar Tracks zusammen zu produzieren. Drei Tracks in drei Tagen um genauer zu sein. Das war das Mindestziel und wir sind mit dem Erreichten durchaus zufrieden. Unsere erste gemeinsame EP heißt dann auch "Bromantic Rights" und kann direkt hier oder auf unserer kleinen feinen Soundcloud-Seite heruntergeladen werden. Dort wird man auch zukünftig weitere gemeinsame Werke finden... also, falls wir die Zeit dafür aufbringen können. Alle, die auf derben und bewusst auch mal kommerziell orienzierten Disco-Rave-Whatever-You-Might-Call-It-Scheiß stehen, sind herzlich dazu eingeladen, mal hier drauf zu klicken...

GBB & Pretty Boy Makes Rave - Bromantic Rights EP

Und als ob das nicht schon genug wäre, legen wir zwar keinen Aal in ner Zeitung dazu, aber einen extrem tanzbaren DJ-Mix dazu. Darin finden sich Künstler, die wir beide gut finden und Musik, die wir, wenn man uns denn mal fragen würde, auch auflegen würden. Es kann laut werden, aber diverse Hausparty-Gäste haben sich bisher nie beschwert. Seht es als gratis-Tanzvergnügen und Bewerbung gleichzeitig an. Wir sind mietbar, in diesem Kontext auch billig und sehr pflegeleicht. Flexibilität ist ja bekanntlich eine nicht zu unterschätzende Schlüsselqualifikation...

Cheesy Listening Vol .1 (March 2011 Mix) by GBB_PBMR

Samstag, 19. März 2011

Die Unfehlbaren

Irgendwie war es abzusehen, aber am Ende doch überraschend, mit welcher Leichtigkeit die Briten von Elbow ihr fünftes herausragendes Album abliefern. Lobgesang auf eine Ausnahmeband...

51qP2HN76hL-_SL500_AA300_Man möchte ihn ja fast anbringen bei Elbow, den guten alten Spruch “Gut Ding will Weile haben.” Denn die hat es gebraucht, bis die Band aus Manchester sich sozusagen in mühevoller Kleinarbeit nach oben gespielt hat und mit ihrem letzten, vierten Album „The Seldom Seen Kid“ endlich die Früchte in Form von uneingeschränktem Publikums- und Kritikerlob einsammeln konnten. Der Bann des ewigen Geheimtipps schien, zumindest in der britischen Heimat, endgültig gebrochen. Elbow sind im Mainstream angekommen und dieser Status führt neben einigen Vorteilen leider auch meist zu einer grundlegenden Skepsis seitens der eigenen Fans. Kommt jetzt die oft unausweichliche Stadionrock- oder Formatradiofalle? Nimmt man jetzt alles mit? Bzw. ist der Ofen schon aus.

Nach dem Genuss des nun mehr fünften Albums möchte an allen Zweiflern ein deutliches „Nein, Nein, Nein!“ entgegenschmettern. Elbow gehen auf „Build A Rocket Boys!“ den einzig richtigen und denkbaren Weg, nämlich jenen, den sie schon seit ihrem Debüt-Album vor zehn Jahren gehen: ihren höchst eigenen, unnachahmlichen. Hier biedert sich niemand an irgendetwas an, maximal die Band an ihre eigenen Ansprüche. So ist auch dieses Album nicht mehr als ein Meisterwerk geworden. Und das ist nach den vier Vorgängern keine Selbstverständlichkeit, aber am Ende irgendwie doch keine sooo große Überraschung, denn einen qualitativen Einbruch zum jetzigen Zeitpunkt hätte ich den Jungs auch nicht mehr zugetraut, dazu haben die zu lang ihr eigenes Ding erfolgreich durchgezogen. Dennoch ist es schon kein Leichtes, dem „Seldom Seen Kid“ etwas Angemessenes folgen zu lassen. Dem epischen, etwas verworrenen, düsteren Vorgänger, welcher den Verlust eines guten Freundes thematisiert lassen die Herren aus Manchester nun ein etwas leichteres, wesentlich ruhigeres Werk folgen. „Build A Rocket Boys!“ nimmt sich mehr zurück, wirkt klarer und auf eine optimistische Art und Weise in sich gekehrt. So, als ob Elbow nach den letzten Jahren einmal kurz Luft holen. Episch wird’s dennoch an vielen Ecken und Enden. Der obligatorisch etwas eigensinnige Opener fällt diesmal mit „The Birds“ sehr lang und vielschichtig aus. Die Grundaussage von den Vögeln als Hüter unserer Geheimnisse spiegelt die Besinnung auf einfachere Themen wieder. Die setzt sich bei traumhaften „Lippy Kids“ fort, wo Sänger Guy Garvey die Jungs von der Ecke auffordert zu Träumen und die titelgebende Rakete zu bauen. Das er damit auch zu einem gewissen Maße die eigene Kindheit rekapituliert liegt auf der Hand. Es ist wie immer… diese Stimme. Garvey klare, gefühlvolle, aber doch irgendwie verlebte und raue Stimme bleibt einmal mehr das Zentrum dieser hochmusikalischen Songs, treibt sie voran und gibt ihnen Seele. Das fällt gerade bei den sehr reduzierten Nummern wie „Jesus Is A Rochdale Girl“, „The River“ oder „The Night Will Always Win“ auf, welche beweisen, dass es nicht viel benötigt, um Songs wirken zu lassen. Chöre und Streicher lässt man dennoch gelegentlich auffahren, allerdings werden sie in Songs wie „With Love“ oder „High Ideals“ wohl platziert eingesetzt. Dennoch darf ein Song wie „Open Arms“ am Ende nicht fehlen. Ein Song in der Tradition von „Grace Under Pressure“ oder “One Day Like This“. Muss man mehr sagen? Hymnen-Alarm mit Umarmungsbonus. “We’ve got open arms for broken hearts” singen Garvey und der Chor und bringen somit Seelenheil. „Dear Friends“ fungiert als entspannt, leichter Rausschmeißer, welcher den Hörer am Ende mit einem optimistischem Grundgefühl hinterlässt. Vielleicht ein bewusster Gegenpol zum todtraurigen Albumabschluss des Vorgängers, „Friend Of Ours“.

Es ist also alles beim Alten in Sachen Elbow? Prinzipiell schon. Der etwas sperrige, aber stets gefühlvolle Britpop ist nach wie vor Dreh- und Angelpunkt des hauseigenen Soundgewands. Es fehlen zwar sperrige Rocker, wie zuletzt „Grounds For Divorce“, aber um die ging es Elbow bekanntermaßen ja noch nie. Der Sound wirkt entschlackter und auf das reduziert, was zählt. Leichter, optimistischer, aber immer noch nachdenklicher. Ein Ruhepol für unsere hektische Welt, Musik mit Gefühl. Viele Bands geben sich gern dieses Prädikat, Elbow leben es. Nach wie vor. So kann, soll und muss das auch weitergehen. Die Herren aus Manchester haben für sich eine Art goldene Formel entdeckt, welche sie scheinbar immer wieder benutzen können, ohne zu langweilen, dafür aber stets neu zu begeistern. Und wenn das immer mehr Leuten auffallen sollte, dann liegt dies ausnahmsweise mal wirklich an der Qualität einer Band, die sich in ihren Sound einfach nicht reinreden lassen will und muss. Vielleicht schon wieder das Album des Jahres. Die Konkurrenz muss sich jedenfalls kräftig ins Zeug legen, um an diesem Thron zu rütteln.

Album-Stream @ Simfy

Freitag, 18. März 2011

I will never let you break

Cover

Hach! Musik von William Fitzsimmons verspricht immer angenehme Stunden. Ein wohliges Suhlen in goldener Melancholie. Von daher könnte auch der Titel des neuen Albums Gold In The Shadow nicht besser gewählt sein. Es erwartet einen wieder todtraurige, wunderschöne Balladen von weicher Stimme vorgetragen.



Regelmäßige Zuschauer von latent sentimentalen US-TV-Serien wie beispielsweise Grey’s Anatomy sind natürlich mit dem Schaffen von Herrn Fitzsimmons vertraut. Sie wissen um sein Geschick vermeintlich nichtssagende Bilder in einen Gefühls-Jacuzzi perlen zu lassen. Das Beste ist allerdings: Dies funktioniert auch ohne visuelle Untermalung sehr hervorragend. Wer zum Beispiel auf dem richtigen Vorgängeralbum The Sparrow And The Crow sich mal die Kummer-Keule If You Would Come Back Home angehört hat und dazu lediglich das Hintergrundwissen besaß, dass der Künstler auf dem Album seine Scheidung verarbeitete dem konnten auch schon so ein veritabler Kloß in den Hals wachsen und die ein oder andere Träne die Augen rein waschen.
Auch auf Gold In The Shadow macht William Fitzsimmons immer noch keine Karnevals-Hits. Es ist weiterhin die reine feine, traurige, langsame und intime Folkmusik von ihm zu hören, die man zuvor schon lieben gelernt hat. Genau wie seine unfassbar samtige Stimme, die einen bereits mit einem Räuspern Trost zusprechen und dem Vorlesen einer Bedienungsanleitung das Herz für eine Woche wärmen kann.
Der Unterschied ist allerdings, dass diesmal die Grundstimmung nicht so tiefschwarz wirkt, wie es auf den Vorgängerwerken der Fall war. Zart knospt die Hoffnung, vorsichtig keimt die Zuversicht. Das ist auch schön für ihn und schön für viele Hörer in Nöten. Wer sich allerdings aus seinem normalen Alltag in einen gefühlsintensiven Status versetzen möchte, der muss doch zu seinen Frühwerken greifen. Sollte allerdings jemand derzeit in einem mentalen schwarzen Loch verharren, den könnte diese Musik wieder ein wenig dem Licht näher bringen.
Vor allem die Lieder in der Mitte des Albums Psychasthenia, Bird Of Winter Prey und Let You Break sind großartige, schimmernde Perlen der Zuversicht. “I will never let you break” beschwört er einem im Duett mit Julia Stone. Man glaubt es ihm und schöpft daraus. Anscheinend kann Fitzsimmons, welcher früher mal als Psychologe arbeitete, also nicht nur die seelischen Abgründe beschreiben sondern einen auch aus ihnen heraus tragen. Allerdings verflüchtigt sich im LP-Verlauf die Intensität, die Lieder bleiben beschaulich bis wunderschön, die geistige Fessel, die die Vorgängerwerke einem um den Geist gelegt haben, löst sich dann bei den letzten drei Titeln doch deutlich.

Dennoch ein beeindruckendes Album, dass ab dem 29. März im Geschäft erhältlich und bereits jetzt im Stream hörbar ist.

Donnerstag, 17. März 2011

Suffered a stroke?

Cover

Die New Yorker ähemm “Rock-Revoluzzer” The Strokes werden morgen ein neues Album namens Angles veröffentlichen. Obwohl es nicht wirklich lange erwartet war – das Interesse hat seit dem letzten Album vor fünf Jahren doch deutlich nachgelassen – hat es dennoch ein wenig Staub in der Presse aufgewirbelt. Seit Montag kann sich nun auch der Rest der Welt ein Bild machen. Eine Track-für-Track-Besprechung.

Machu Picchu: leichte Gitarren, leichte Melodie zu Beginn. Insgesamt schon fesselnd. Im Refrain: der Sound dem man schon vom ersten Album kennt, sehr authentisch nachgestellt. Der Song lässt sich gut Zeit, bevor mit dem letzten Refrain nochmal aus allen Rohren gefeuert wird.
Under Cover Of Darkness: die Single, dürfte bekannt sein. Sehr hübscher Track, auch wieder recht fröhlich, toller Singalong-Refrain. Die titelgebende Darkness wurde im Wesentlichen in den Lyrics versteckt, das Stück selbst hat leider nicht die melancholisch-verzweifelte Stimmung, die ich bei den Strokes immer so geliebt habe.
Two Kinds Of Happiness: zieht sich dahin wie Kaugummi. Mr Casablancas klingt als ob zu viel getrunken hätte und lallt sich einen Wolf. Oder er hat zu viel Velvet Underground gehört und sich von dieser Gesangsweise inspirieren lassen und die Band von deren unkoordinierten Geschrammel. Furchtbar.
You’re So Right: Drum Machine, sehr düsterer Stoff, der aber noch seine Melodie findet. Seltsames Gitarrensolo, das aber dennoch irgendwie passt. Klingt eher wie eine Skizze als wie ein Lied, dennoch ziemlich einnehmend.
Taken For A Fool: Da sind sie wieder: die Strokes von Is This It und Room On Fire. Gesang und Leadgitarre umspielen sich und bauen zusammen eine unnachsingbare Melodie, die sich trotzdem im Kopf festsetzen könnte. Kein Superhit, aber schön anzuhören.
Games: schon wieder die Drummachine. Eine billige Strophe aber ein Refrain, der einen unvermittelt schweben lässt. Ja, ich liebe so etwas. Wieder keine verwertbare Melodie aber eine tolle Songkonstruktion. Gegen Mitte entgleitet das Lied dann doch noch in die Langeweile. Nicht so überzeugend.
Call Me Back: Der Fehlversuch einer Ballade, zum Glück nur drei Minuten lang, trotzdem vergeudete Zeit. Nicht so viele Drogen bitte, viele Leute hören sich gerne Lieder mit stringenter Struktur an.
Gratisfaction: Wieder mehr Song. Gruppengesang im Refrain. Allerdings auch nichts wirklich Einprägsames, würde aber beim Dösen im Schatten an einem heißen Sommertag auch nicht stören. Aber halt auch nicht gerade aufwecken.
Metabolism: Das Stück versucht zwar an fast schon Muse-scher Größe, leider allerdings gleichzeitig an der Atonalität. Schade drum. Auch wieder prinzipiell gut gedacht, doch leider eiert das Stück so vor sich hin, anstatt zu fesseln.
Life Is Simple In The Moonlight: Funktioniert schon besser. Niedliches Gute-Nacht-Lied, mit guter Strophe und hervorragendem Refrain. So kann ein letzter Song gerne klingen.

Eigentlich hatte ich ja nicht vor so einen Verriss zu schreiben. Beim ersten Durchhören hat das alles noch ganz anständig geklungen. Bei der genauen Analyse fällt aber leider auf, dass auf dieser Platte nicht viel Verwertbares drauf ist. Drei bis vier gute Songs machen kein gutes Album. Vor allem wenn die anderen Sachen nicht so mittel sind, sondern ziemlich schlecht.

Macht in der Summe halt eine LP, die man nicht unbedingt weiter empfehlen kann. Gut, dass man es vorher streamen kann - da muss man es sich nicht kaufen.

nobono

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