Mittwoch, 2. Februar 2011

Das Glück der Tüchtigen

Kontinuierliches Arbeiten trifft auf musikalische Qualität. Mit dem dritten Album wollen es The Boxer Rebellion nun endlich wissen, üben sich dabei aber im konsequenten Leisetreten. Und das funktioniert, wovon man sich bereits jetzt im Stream und nächste Woche im Laden überzeugen kann.

5138GhnAdbL-_SL500_AA300_Wer diesen Blog schon lange liest, der weiß, dass ich seit meinem ersten Kontakt mit der britischen Alternative Rock Band The Boxer Rebellion, Ende 2007 auf einem Konzert der Editors, quasi ehrenamtliche Promoarbeit leiste. Konzertkritiken gab’s hier genauso sehr, wie mehr als eine geschriebene Lobpreisung auf die musikalischen Ergüsse des Londoner Quartetts. Ich habe diese Band so vielen Menschen ans Herz gelegt, sogar eine überteuerte Ur-Import-Version ihres Debüts nebst T-Shirt gekauft. Die Band hatte es auch nötig. Denn leider wollte sich der Erfolg trotz fantastischer Musik nicht richtig einstellen. Nach dem Debüt „Exits“ wurde man beim Major rausgeworfen, der Nachfolger „Union“ wurde erst jahrelang aufgeschoben und ein Publisher gesucht, bevor man es am Ende vorerst nur digital auf eigene Faust veröffentlichte und somit als erste Band ohne Label, die US-Charts knackte. Und sich permanent live hochspielen tat und tut man sowieso. Lange Rede, kurzer Sinn, diese Band ackert für ihren Erfolg und nun sollen, im Jahr 2011, mit dem dritten Album, endlich die Früchte dieser Arbeit geerntet werden. Endlich!

Die Zeichen stehen gut. Nach all dem Hickhack hat sich für die Lösung „eigenes Label“ entschieden, zuletzt war man auf dem Soundtrack des US-Indie-Hits „Going The Distance“ (und sogar im Film selber)… hier muss was gehen. Mit „The Cold Still“ liefert der sympathische Vierer um Frontmann Nathan Nicholson nun ein überraschendes, aber durchweg gelungenes Drittwerk ab, welches die Band von ihrer starken Seite präsentiert. Dabei wundert man sich aber als Kenner der ersten Alben anfangs schon, über den insgesamt ruhigen Grundton der Platte. Nach dem sperrigen „Exits“ und dem opulent-eingängigen „Union“, reduziert sich „The Cold Still“ auf das Wesentliche und fällt etwas simpler aus, als die ersten Alben. Selbst etwas flottere Songs, wie „The Runner“ oder „Step Out Of The Car“ sind kein zweites “Watermelon”. Die große Stärke, welche die Band seit jeher ausmachte, nämlich ihr Gefühl, wird nun endgültig in den Vordergrund geschoben. Zarte Gitarren, viel Hall, verhaltene Epik, hier und da ein wohlgesetztes Piano und immer wieder Nathan Nicholson, dessen Stimme auf „The Cold Still“ zu neuen Hochleistungen anspornt und in der Regel die treibende Kraft hinter den Liedern ist. Gefühlvoll, klar und vielseitig… es ist eine wahre Freude, Nicholson beim Weltschmerz zuzuhören. Nie wirkt es übertrieben, nie driftet er in übertriebene Sentimentalität ab, stets bleibt es kraft- und würdevoll. Ich bin vollen Lobes für die stimmlichen Qualitäten des guten Mannes… und für die musikalischen seiner Band. Die liefert schönen, klassischen Britrock, fernab jeglicher Hypes und Trends ab, variiert zwischen intimen Balladen („Caught By The Light“), gitarrenpoppigen („Organ Song“) oder richtig großspurigem Soundwänden, wie im epischen „Both Sides Are Even“. Und selbst die ganz ruhigen Momente, wie die beiden Songs „No Harm“ und „Doubt“, welche das Album eröffnen und erschließen gelingen bestens. Ein wirklicher Ausfall lässt sich nicht wirklich ausmachen. Alle zehn Songs sind hervorragende Beispiele für emotionalen, aufrichtigen Gitarrenpop und zeigen eine Band in Höchstleistung. Vor alten Weggefährten, wie den Editors oder von mir aus, wenn wir gleich mal dabei sind, auch von Coldplay oder den Kings Of Leon, brauchen sich diese Jungs schon lange nicht mehr verstecken.

„The Cold Still“ zeigt The Boxer Rebellion im Jahr 2011 in Bestform. Vielleicht fehlt der Platte der eine, große Mainstream-Hit, den es am Ende braucht, um als Band nicht jeden Monat vor der Mietzahlung Angst zu haben, dafür punktet das Drittwerk mit einem geschlossenem Sound, der zu bewegen weiß. Und so kann es weiter gehen. Ich bekomme nach wie vor kein Geld und mein Konzertticket kauf ich mir immer noch schön selber, aber diese Band allen ans Herz legen kann ich immer noch, bis ich es evtl. nach dem Durchbruch in nicht allzu ferner Zukunft wieder bereuen werde. So ist das Leben.

nobono

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