Sonntag, 4. Mai 2008

Aus dem Abseits

Diese Band muss bekannt werden, sonst stimmt was nicht. The Boxer Rebellion hinterlassen einen tollen Eindruck in München.

Das diese Welt voller Ungerechtigkeit ist dürfte auch dem letzten Optimisten langsam klar geworden sein. Das kann man gern im großen Maßstab sehen, z.B. dass die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinanderdriftet oder auch gern im Kleinen, dass manche Menschen etwas bekommen, dass sie objektiv gar nicht verdient hätten. Ungerechtigkeit gibt es an allen Ecken und Enden. Natürlich auch permanent in der Musik. Da genießen beschissene Bands, wie Fallout Boy oder Nickelback ungeteilte Aufmerksamkeit und Erfolg, obwohl ihre oberflächliche, von Posen durchsetze Musik jegliches Gespür für Musikalität oder echte Emotion vermissen lässt. Und dann gibt es da Bands, wie The Boxer Rebellion aus London, die all das haben, was an Musik wichtig ist. Größe, Gefühl, auch gern mal Sperrigkeit… aber vor allem großartige Songs. Und genau diese Boxer Rebellion dümpeln seit gut 2 Jahren ohne einen Plattenvertrag rum, nachdem sie vom Majorlabel geworfen wurden, nachdem ihr Debüt „Exits“, welches großartig ist, nicht den gewünschten Erfolg brachte. Und nun haben sie ein komplettes 2. Album aufgenommen, können es aber nirgendwo releasen. Für Radiohead wär das kein Problem, aber hier haben wir ein Beispiel, wie es kleinen Bands in der aktuellen Musikwelt geht. Die stehen dann dumm da, trotz genialer Songs. Umso erfreulicher, dass diese Band sich letzte Woche auf einer kleinen Clubtour in Deutschland wieder die Ehre gab. Bereits im Herbst hatte man im Vorprogramm der Editors, guter Freunde der Band, viele Fans dazu gewinnen können. Diese Band lebt vom Live-Spielen (muss sie auch) und man merkt auch, sie leben für’s Live-Spielen spielen leben. Ihr hymnischer Mix, der Elemente aus lautem Post-Rock, klassischen Britpop, New Wave und knackigem Alternative Rock beinhaltet, entfaltet live eine Größe und Kraft, die einfach nicht in eine kleine, aber ansonsten sehr sympathische Location, wie das Münchner „59:1“ gehört. BoxerRebellionLiveDiese Band will mehr und kann vor allem viel mehr. Der Opener des Debüts, „Flight“, erschlägt einen bereits mit einer kraftvollen Wall-of-Sound, durch die sich immer wieder die sensible, aber kraftvolle Stimme von Frontmann Nathan Nicholson drängt. In den lauten Momenten verschwimmt der Sound von Boxer Rebellion einfach zu einem Brei, der einen entweder mitreißt oder verdutzt stehen lässt. Bei mir Ersteres. Und das schafft die Band noch viel mehr mit ihrer ruhigeren, melodiöseren Momenten. „We Have This Place Surrounded“ vom Debüt ist eine absolut mitreißende Hymne, auch das pumpende „Flashing Red Light Means Go“. Und besonders hervorzuheben ist einfach “Soviets”, welcher, sollte er noch ne Single werden, von mir uneingeschränkt zum Song des Jahres erklärt wird. Ein so wunderschönes Stück Musik habe ich schon lange nicht mehr gehört. Da kämpft man mit den Emotionen, besonders wenn einem die Band vorher das Stück persönlich widmet. Vermutlich hat meine Lobhudelei auf den Song beim Drummer vor der Show Wirkung gezeigt. Anyway. Ein genialer Song, und natürlich der schönste Moment. Auch der Rest des Abends bleibt eine wunderschöne Mischung aus Songs des Debüts und jede Menge angehender Perlen von Album Nr. 2, welches ich der Band am liebsten sofort von der Festplatte klauen würde. Nach 14 Songs ist Schluss und die Band scheint, wie mit dem Rest der kleinen Tour, recht zufrieden zu sein. Das Publikum spendet Applaus. Nicht sonderlich lang oder laut (waren ja auch nur 30, 40 Mann da, wenn ich das richtig gezählt hab), aber doch ehrlich. Und wenn auch nur eine Handvoll nach diesem Abend anfängt, die Band auch ins Herz zu schließen, wie ich das getan habe, dann haben sie ja ihr Ziel so halb erreicht. Denn dann kann das nächste Ziel, Plattenlabel, angegangen werden. Wenn sie das nicht finden oder in den nächsten Jahren nicht anfangen vor tausenden von Leuten zu spielen, dann stimmt wirklich was nicht mit dieser Welt. Erinnert euch also an meine Worte. Ich hab da ein gutes Gefühl bei den Jungs.

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Download Album "Exits" gratis bei Last.FM

Setlist: 01 Flight 02 Evacuate 03 We Have This Place Surrounded 04 Flashing Red Light Means Go 05 Semi Automatic 06 Soviets 07 Never Knowing How Or Why 08 Spitting Fire 09 All You Do Is Talk 10 Lay Me Down 11 These Walls Are Thin 12 Silent Movie 13 Watermelon 14 Misplaced

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