Mittwoch, 24. Februar 2010

|:Mottenkiste:| / Away With The Ferries

Maria Solheim brachte 2004 das ganz und gar bezaubernde Frail heraus. Wie es sich für diese Rubrik gehört, im Wesentlichen Abseits des (deutschen) Interesses.

CoverMaria Solheim (Jahrgang '82) stammt aus dem sonnigen Norwegen und entschied sich bereits ziemlich früh dazu, Töne zu sortieren, diesen gedichtete Texte zuzuordnen und jenes dann öffentlich vorzutragen. Bei einem Volkfest, bei dem sie eben dieser Beschäftigung nachging, hatte - wie es sich für ein modernes Märchen geziemt - ein patenter Plattenfirmenbonz die Lauscherchen im Radarmodus laufen gehabt und so die Fünfzehnjährige keck vom Fleck weg in ein kleines Studio geschleift, wo sie ihr erstes Demo auf Band lötete.
Im Jahre 2001 erschien dann schließlich das ordentlich fabelhafte Barefoot. Ein pittoreskes Folk-Werk, bei dem sich trotz des juvenilen Alters bereits eine Cohensche Reife im Tageslicht zeigte, die zahlreichen Kritikern ordentlich die Segelohren schlottern ließ.
Das nachfolgende Behind Closed Doors war zwar nicht verkehrt, wirkt allerdings zwischen dem erstaunlichen Vorgänger und dem überragenden Nachfolger wie Feist auf einer Parkbank zwischen Reiner Calmund und Fat Joe.
Dieser benannte überragende Nachfolger ist das benannte Frail. Eigentlich unterscheidet sich das noch nicht mal nennenswert von den Vorgängern, aber irgendwie singt Maria sicherer und zarter, die Instrumentierung und die Arrangements dichter und entschlackter, die Musik ist abwechslungsreicher und schlüssiger zugleich als alles was sie sonst veröffentlicht hat und was überhaupt sonst so auf dem weiten Feld des Singen und Songwritens so herumkreucht und fleucht. Man hört halt nicht nur eine hübsche Stimme und dazu eine nackische Gitarre, sondern das gesamte Waffenarsenal aus der Asservatenkammer das gemeinen Folkers. Fender Rhodes Piano, Wurlitzer, Pedal Steel, Glockenspiel und Vibraphone, E-Gitarre, Streicherquartett, Pluckersynthies und so weiter. Natürlich kann sie auch klassisch, wie mit der sehr schönen Miniatur von Pain zu beweisen war, aber kann auch die volle Ladung auffahren wie bei dem dezent polternden Mr. Iceman, bei dem zum Schluss sogar eine kleine Bläsergruppe um die Ecke trötet.
Sehr schön ist auch, dass sie diesem oligarchen Reichtum an Arrangement und Instrumentierung auch ausreichen Platz lässt und nicht ununterbrochen Wortkaskaden entladen muss, wie es ein gewisser Conor O. aus O. einst zu tun pflegte. Nein, so entlässt sie beispielweise das schöne Natural Silence in eine beseelte und entgeistigte musikalische instrumentale Meditation, welche durchaus die Macht hat, den Hörer in Kurz-Trance zu versetzen oder erreicht den gleichen Effekt mit dem herrlich intimen Rhodes-durchtränkten Abschluss Because I'm Dead.
Ihre Stimme hat sie für dieses Album sehr schön gezähmt und einen niedlichen, zerbrechlichen und melodiöseren Touch draufonduliert, der sofort den Beschützerinstinkt erweckt und deswegen auch die Instant-Zuneigung zu dem Album ganz wesentlich fördern sollte.
Das Album erscheint ja - wie ihre anderen auch - in Norwegen bei der Kirkelig Kulturverkstedt (in Deutschland Vertrieb per Strange Ways). Das bedeutet, dass man zum Einen eine Soundqualität geliefert bekommt, die den entsprechenden Audiophilen die Hose nässen lässt. Wer mal einen Blick in die entsprechenden Fachmagazine Audio oder Stereoplay wirft kann sich da den Beweis erlesen. Zum Anderen muss man damit vorlieb nehmen dass Fräulein Solheim im Booklet eben ihrem "Savior" Jesus Christus dankt und halt in ihren Texten nicht die Uffie raushängen lässt. Allerdings wurde dieser christliche Einschlag lyrikal auf Frail auch auf ein Minimum zurückgefahren, wo sie hingegen bei Barefoot da noch etwas ungenierter zu Werke ging. Doch zum Glück sind ja hier alle so offen gesinnt, dass sie sich davon nicht abhalten lassen, tolle Musik zu entdecken da sie an Johnny Cash, Nick Cave oder U2 bisher auch nicht vorbeigekommen sind.
Die absoluten Höhepunkte dieses Machwerks sind das bereits an dieser Stelle zu vollständigen Ehren gekommene Too Many Days und das schon kurz vor der Klaustrophobie stehende intime, zerbrechliche, zärtliche Will You Say. Unglaubliche Musik das.

Hörbeispiele:
Too Many Days
Pain

nobono

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