Freitag, 3. Dezember 2010

Lieblingsalben 2010 /// Plätze 15 - 11

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Hohoho! Noch jemand da? Während draußen eisige Kälte herrscht, nähern wir uns nämlich unaufhaltsam den Top Ten meiner Lieblingsplatten dieses Jahres. Hier sind die nächsten fünf.

15. Stars “The Five Ghosts”


Gewohnt Hochwertig. Weiß gar nicht, warum die Stars „nur“ auf der 15 sind. Anscheinend war die Qualität der Alben dieses Jahr dann doch besser als ich dachte, denn irgendwie gehört es mehr nach oben. Denn wie man es erwartet, liefern die Stars aus Kanada wieder ganz traumhaften Indie-Pop ab. Das überzeugende Argument bleiben nach wie vor diese wunderbaren Songs, die schönen Geschichten, die sie erzählen und das gesangliche Doppelspiel der beiden Frontprotagonisten Torquil Campell und Amy Milan. Allein wenn die beiden zu ruhigen Gitarrenklängen im Opener „Dead Hearts“ wieder ihren Dialog beginnen und von Geistern aus der Vergangenheit berichten, dann ist es dieses Gefühl von Sicherheit und Zuhause, gerade in Milans Stimme, bei welcher ich jedes Mal aufs Neue kampflos kapitulieren könnte. Das würde auch nur halb so gut funktionieren, wenn die Songs nicht so wunderbar wären. Wie die Band das nach dem opulenten „In Our Bedroom After The War“ von 2007 noch steigern wollte, war mir zuerst ein Rätsel, doch irgendwie haben sie’s geschafft. Powerpopsongs wie „Wasted Daylight“, „Fixed“ oder „How Much More“ sind der Grund warum, man die Band liebt, genauso wie die melancholischen Balladen „Changes“ oder „Winter Bones“. Nachdem sich der Vorgänger etwas organischer und orchestraler gab, wird es auf „The Five Ghosts“ etwas elektronischer, als zuvor. Aber ein Disco/80s-Album ist es deshalb glücklicherweise noch lange nicht. Ein wenig erinnert das vom Sound her sogar wieder an das 2003er Album „Heart“, nur halt mittlerweile auf einem produktionstechnisch viel hochwertigerem Niveau. Die Stars bleiben ein Qualitätsgarant für wunderschönen Indie-Pop, der keine Scheu vor großen Gefühlen hat. Also an dieser Stelle alles wie gehabt.
Beste Songs: “Wasted Daylight”, “Fixed”, “Changes”, “The Last Song Ever Written”

14. Get Well Soon “Vexations”


So langsam wird das ja noch was mit der deutschen Musiklandschaft. Vielseitigkeit und Qualität scheinen zumindest abseits von Unheilig und Co. zu steigen. Ein Garant dafür bleibt Konstantin Gropper mit seinem Projekt Get Well Soon. Kaum zu glauben, dass er nur zwei Jahre nach dem Debüt, in denen er mal eben eine EP aufgenommen und halb Europa bespielt hat, so schnell gleich ein neues Album veröffentlichen würde. Und dann noch so ein gutes, wie „Vexations“. Laut eigener Aussage innerhalb von ein paar Wochen aufgenommen. Gropper und seine Kollegen gehen dabei auf Nummer Sicher. Album Nr. 2 geht den Weg des Debüts weiter und folgt, getreu dem Intro „Nausea“ einem verwunschenen Waldpfad mitten hinein in eine kleine Fantasiewelt. In dieser entfaltet Gropper wieder einen hymnischen Indie-Pop, der voll Größe und Erhabenheit in der internationalen Liga spielen will und dies auch in jeder Minute tut. „Vexations“ schlägt deutlich düstere und melancholischere Klänge an als „Rest Now, Weary Head“. Alles ist eine Spur verzweifelter, introspektiver und scheint auswegsloser. Keine Musik für laue Sommerabende. Das Bild eines dunklen Waldes kommt einem nicht beim Anschauen des Videos zu „Angry Young Man“ in den Sinn. Wieder gibt es jede Menge Streicher, Bläser und bei „A Burial At Sea“ auch gern mal einen anständigen Chor. Beerdigungspop mit hohem Unterhaltungswert. Selbst wenn man meint, am Ende des Waldes ein Licht zu erspähen, so dreht sich Gropper einfach um und rennt noch mal zurück. „Vexations“ verbreitet dennoch keine Suizidstimmung, sondern zelebriert die Melancholie als etwas Erhabenes, Reinigendes. Der Zugang ist vielleicht nicht mehr so einfach, wie beim Debüt, aber sobald man sich dieser Platte ein paar Mal bewusst gewidmet hat, erschließt sich einem wieder wahrhaft schöne Musik, die bei aller Traurigkeit, stets auch etwas Wärme und Trost ausstrahlt. Jetzt macht Gropper erstmal etwas Pause, sagt er. Verdient hat er sich das, aber bitte nicht allzu lange.
Beste Songs: “We Are Free”, “Red Nose Day”, “Werner Herzog Gets Shot”, “A Burial At Sea”

13. Jónsi “Go”


Das 2010 definitiv das Album der Sologänge diverser Frontmänner war hatte ich ja schon mal weiter hinten bei Paul Smith angeführt. Das Ergebnis ist nicht immer zufrieden stellend, aber wenn es dieses Jahr wirklich einer geschafft hat, zu begeistern, dann definitiv Sigur-Rós-Frontelfe Jónsi Birgisson! Was für ein Album, was für ein Fest! Auf 40min präsentiert uns der Isländer neun großartige Hymnen voller Euphorie und Virtuosität, durchsetzt von tollen Melodien und üppiger Instrumentierung. Trotz einiger Balladen gibt man sich gern in Aufbruchsstimmung angesichts dessen, was denn auf den Protagonisten wartet. „We should always know that we can do anything” proklamiert Birgisson bereits im ersten Song und beschwört die Kraft und Energie der endlosen Sommer herauf. Mehr von allem! Das Jónsis Ziel darin bestand, eine Art organisches Dance-Album zu produzieren merkt man immer wieder, besonders beim elektrisierenden „Animal Arithmetic“ , einem spannenden Mix aus Percussions, Elektronik und viel Orchester. Und eindeutiger als mit „Fuck it, let’s go and live“ kann man Lebensfreude nicht mehr besingen. Entwaffnete Euphorie verpackt in ein episches Klanggewand. Stärker als noch bei Sigur Rós oder dem letztjährigen „Riceboys Sleeps“-Projekt mit Lebenspartner Alex setzt Jónsi bei seinem Soloausflug auf die Kraft klassischer Instrumente, die er zusammen mit interessanten, kleinen Elektroelementen zu gelegentlich wirklich reinrassigen Popsongs vermixt. Doch stets umgibt die Musik auch diesmal etwas überirdisches, etwas das nicht von dieser Welt zu sein scheint. Der Sigur-Ros-Bonus ist vorhanden. Zum Glück! Er bleibt ein magisches Goldkehlchen, welches sich stets zu den höchsten Höhen aufschwingt und in gleichen Maasen gefühlvoll, zerbrechlich, aber doch kraftvoll wirkt. Eine gleichermaßen fremdartige, wie vertraute Stimme, die weiterhin mehr von einem Fabelwesen, als von einem Menschen hat. Daran ändert auch der Wechsel in englische Sprache nichts, zumal die Jónsi wohl wie wirklich dialektfrei hinbekommen wird. Muss er auch nicht. Und für ruhige Momente ist zum Glück ebenfalls Platz auf diesem Werk. Birgisson erschließt sich scheinbar mühelos neue musikalische Horizonte ohne dabei die eigene Vergangenheit zu verleugnen. Und auf die Rückkehr zu dieser, in Form eines neuen Bandalbums freu ich mich jetzt schon.
Beste Songs: “Go Do”, “Animal Arithmetic”, “Boy Lilikoi”, “Grow Till Tall”

12. Two Door Cinema Club “Tourist History”


Dieses obligatorische kurzweilige Indie-Pop-Album, welches aus dem Nichts kommt und einen mit jede Menge famoser Hits umhaut, nur um vielleicht zwei Jahre später wieder zu verschwinden, gibt es in den letzten Jahren immer mal wieder bei mir. 2010 hat das keine Band so gut geschafft wie der Two Door Cinema Club aus Großbritannien. Obwohl diese Form der Musik in mir mittlerweile gern mal ein lautes Gähnen hervorruft, weil wir davon in den letzten Jahren schon genug hatten, so haben diese drei Herren dennoch mein Herz und meine Gehörgänge erobert. Das Debüt „Tourist History“ ist leider eine fast schon zu perfekt funktionierende Hitmaschine, der man sich als halbwegs an Pop interessierter Mensch einfach schwer entziehen kann. Kaum eine Chance, dieses Album zu hassen. Ich hab’s versucht. Da muss auch irgendwie ein Haken sein, aber ich hab ihn nicht gefunden. Zu viel Melodien, zu eingängig, zu schwungvoll. Das Urteil fällt eindeutig zugunsten der Angeklagten aus. Zehn Songs, zehn Volltreffer. Neben eingängigen Refrains, vielen „Ohhs“ und „Uuhs“ überzeugt auch die butterweiche Produktion, die wirklich jeden Ansatz von Ecken oder Kanten ausgemerzt hat. Sonst ja eher tödlich, hier aber einfach mal absolut passend. Dazu gibt’s schöne Synthiemomente, die ewig jinglenden Indiegitarren und auch gern mal ein paar Cowbells zu den flotten Four-To-The-Floor-Beats. Die Rezeptur ist bekannt, etwas Phoenix hier, eine Prise Friendly Fires da: das Hauptgericht wird sehr indie-klischee-esque serviert. „Undercover Martyn”, “What You Want”, “Do You Want It All?” oder “I Can Talk” sind richtig super, aber eigentlich kann man jeden Song nehmen. Lebensbejahende, junge, schwungvolle Indie-Pop-Songs, die eben jene Art Leichtigkeit und Unbekümmertheit ausstrahlen, die man daran schon seit Jahren schätzt oder ggf. auch hasst. Keine der beiden Seiten wird durch dieses Album vom Gegenteil überzeugt werden. Sie haben die Hits auf ihrer Seite, evtl. auch in der Zukunft.
Beste Songs: „Come Back Home“, “I Can Talk”, “Undercover Martyn”, “What You Know”

11. Trentemøller “Into The Great Wide Yonder”


Es kündigte sich ja bereits auf dem 2006er-Debüt „The Last Resort“ an, welches bereits traditionellen Techno und Minimal mit einem düsteren Nährboden fütterte und so eine ganz eigene Klangwelt erzeugte. Schon damals klang die Musik des Dänen Anders Trentemøller halt irgendwie mehr nach düsterem Nebelwald, als nach schnödem Disconebel. Irgendwie wollte und konnte er immer etwas mehr. 2010 ist es nun endlich an der Zeit, diese Ambitionen vollständig auszuleben, so dass die Entwicklung auf dem Zweitwerk konsequent weiter geht. „Into The Great Wide Yonder“ verlässt den Club nun eigentlich fast vollständig und macht stattdessen einen Spaziergang durch die hoffnungslose Dunkelheit. Wer sich die von Trentemøller compilierte „Habour Boat Trips“-CD aus dem Vorjahr mal angehört hat, weiß, dass Anders seine Wurzeln weniger im Techno als vielmehr im Wave der 80er, sowie in melancholischen Folk-Balladen sieht. Und dieser kalte, düstere Grundton durchweht alle zehn Tracks dieses Albums. Tanzbar ist da eigentlich nichts mehr wirklich. Melancholie statt Euphorie. Stattdessen kreiert Trentemøller mit elektronischen Effekten und einer omnipräsenten Gitarre düstere Klanglandschaften voller Kälte und Melancholie, aber doch mit einer gewissen Reichhaltigkeit. Vielleicht kann man das gar nicht mehr richtig kategorisieren. Muss man ja auch nicht. Irgendwo hab ich mal den Begriff „Goth Techno“ gelesen. „Post Techno“ würde Trentemøller sicher als Bezeichnung auch zusagen. Atmosphärisch sicher eines der dichtesten Alben der letzten Monate. Traurige Violinen, blubbernde, aber stets dezente Grooves, verzweifelt aufspielende Gitarren und atmosphärische und sehr passende Gastsänger… „Into The Great Wide Yonder“ wirkt wesentlich organischer und geschlossener als der Vorgänger, will sich gar nicht mit dem Rest messen, sondern spielt lieber seine eigenen, düsteren Spielereien. Auf die lasse ich mich gern voller Freude ein.
Beste Songs: „The Mash And The Fury“, „Sycamore Feeling“, „… Even Though You’re With Another Girl“, „Tide“

nobono

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