Sonntag, 22. Juli 2007

Verborgene Hits

10 vergessene B-Seiten, die eigentlich hätten Hits werden sollen

01. Bloc Party "England" (B-Seite von "The Prayer", 2007)
02. Editors "Come Share The View" (B-Seite von "Bullets", 2005)
03. The Smiths "Half a Person" (B-Seite von "Shoplifters Of The World Unite", 1987)
04. Pet Shop Boys "I Didn't Get Where I Am Today" (B-Seite von "Flamboyant", 2004)
05. Coldplay "See You Soon" (B-Seite von "the Blue Room EP", 1999)
06. The Rifles "No Love Lost" (B-Seite von "Peace & Quiet", 2006)
07. Depeche Mode "Sea Of Sin" (B-Seite von "World In My Eyes", 1990)
08. Thirteen Senses "Falling To The Ground" (B-Seite von "Into The Fire", 2004)
09. Arctic Monkeys "Temptation Greets You Like Your Naughty Friend" (B-Seite von "Brianstorm", 2007)
10. Doves "Far From Grace" (B-Seite von "Pounding", 2002)

Mittwoch, 18. Juli 2007

Rhythm is a Dancer

Von Neonstäben bis Eurodisco ... Ein Samstag auf dem MELT! Festival

Sommer, Sonne, Saubillig. Zumindest für mich. Passend zum Comeback des Sommers hab ich ein günstiges Tagesticket fürs diesjährige MELT! - Festival erstehen können. Und dass das ganze Unternehmen angesichts eines erstklassigen Samstags-Line-Ups in Sachen Preis/Leistungs-Verhältnis sehr angenehm werden sollte, war meine positive Befürchtung. Ach, und endlich hat sich das auch mal so entwickelt.
Die Temperaturen waren, ich würde fast sagen, festivaltypisch, wie in den Vorjahren solide über der 30°-Marke. Aber wen kümmerts? Glastonbury hat seinen Schlamm, das MELT! Seine Hitze. Und immerhin bietet die feine Metallstadt Ferropolis auch noch nen 1a Baggersee. Sollte eigentlich Pflichtprogramm für jedes Festival werden. Ein Sprung in das, wirklich eiskalte (es war ja bisher nicht wirklich Sommer) Nass zählte dann auch zu meinen ersten Aktivitäten. Gegen 5 wurde dann langsam (nach leider einigen Vodka zuviel, wie ich in der Hitze merkte) das Gelände aufgesucht. Und der Zeitplan war straff. Darauf fast ein Dutzend Bands, ohne eine wirkliche Pause zwischendrin, die ich unbedingt erleben wollte.
Die Shout Out Louds entpupten sich gegen halb 7 dann als idealer Tagesopener. Eine durchweg sympathische Band, bei der ich eigentlich gedacht hätte, ihr Indie-Bekanntheitsgrad würde ausreichen, um den Platz vor der Mainstage ordentlich zu füllen. Na ja, es ging dann schon. Während des Sets gingen die Leute, na, sagen wir ma bescheiden ab, allerdings waren der Applaus zwischen Hits wie „Please, Please, Please“ oder „Shut your Eyes“ und die vergeblichen Rufe nach einer „Zugabe“ dann schon lauter. Brachte nix: Band musste gehen. Die Hitze wurde leider nur geringfügig weniger. Es folgten The Rifles, die ich bereits von 2 Solokonzerten kannte. Ich sag ma, alter Hut. Mindestens so alt, wie der Hut des Gitarristen, den er irgendwie immer aufhat. Die Rifles eröffneten mit einem neuen Song, der toll klang und spielten dann im Laufe des Sets noch einen zweiten neuen, der berechtigte Hoffnung auf das Zweitwerk machte, welches hoffentlich noch dieses Jahr erscheint. Dazwischen gab’s natürlich alle relevanten Hits vom Debüt „No Love Lost“. Die funktionieren immer und immer wieder... auch diesen Sommer. Leider tat es die Technik irgendwie nicht. Zuerst streikte die Gitarre, dann lösten sich Teile des Schlagzeugs. Der Band schien’s egal zu sein. Die tranken ihr Becks und der Gitarrist (Hut war wieder auf) lallte im schlimmsten Akzentenglisch ins Mikro. Egal, trotzdem Grundsympathen!
Dann kam endlich mal Elektronik im Spiel. Dafür liebe ich ja das MELT! Indierock hin und her, aber da gibt’s auch nur ne handvoll guter Bands. Und gerade der Elektronikbereich bietet in Zeiten von New-Rave da ein paar feine neue Klänge. Es sei, quasi als Exkurs, anzumerken, dass sich der Neon/Retro/Bunt-Trend dieses Jahr auch auf diesem Festival durchsetzte. Das MELT! ist ja eh oft auch gern mal Modenschau und Stylecheck in einem. Aber mir sind diese Sylo-Leute mitunter sympathischer als die pöbelnden Menschen mit Korn-Shirts auf großen Rock-Festivals. Hier hat alles etwas mehr Liebe, ist etwas familiärer und hat etwas mehr Stil.
Letzteren hatten dann auch Hot Chip, die für mich die Überraschung des Samstags darstellten. Sicher, die grooven schon auf Platte ganz gut, aber live bringen die Herren mit ihrem halben Dutzend Synthies die Menschen aber ordentlich zum springen. Damit hab ich nicht gerechnet. Also, nicht in der Form. Große Disco-Momente, jede Menge Energie und große Songs wurden da geboten. Meine Fresse! Und wenn man beim Theme „Rocken-trotz-Synthies“ ist, dann kommt auch nicht an Goose vorbei, die anschließend gleich auf der kleineren Bühne aufspielten. Ein Freund von mir warnte mich vor, dass die live sehr abgehen. Und was musste ich feststellen? Er hat dezent untertrieben!
Was für ein Hexenkessel! Als die belgischen Elektrorocker auf die Bühne kamen, gab’s beim ersten Song (also nach dem Instrumental-Opener) „Bring it on“ kein Halten mehr. Obwohl die Sonne sich schon verabschiedete entwickelten sich im vorderen Bereich der Gemini Stage Temperature um die gefühlten 50°. Und wie es da abging! Das große Plus von Goose, ihre einfachstrukturierten, druckvollen Songs, sind dann aber auch gleichzeitig irgendwie der Grund, warum sie in meinen Augen nur „sehr gut“ und nicht „super“ sind. Stellenweise wirkte ihr Set so, als hätten sie nur dieses eine Songmuster drauf, dass sie immer wieder mit all den gleichen Sounds unterschiedlich verwerteten. Gegen Ende hin verlies mich nicht nur die Puste, sondern der Sound wurde auch leicht monoton und austauschbar. Dennoch natürlich eine Klasse für sich.

Traditioneller gerockt wurde anschließend auf der Mainstage, wo sich der Black Rebel Motorcycle Club die Ehre gab. Die Band sieht so aus, wie sie heißt und sie spielt auch die Musik, die eine Band spielen sollte, wenn sie so heißt. Richtig feisten, oft blusigen Garagen-Rock. Doch das scheint keine Show zu sein... die Typen sind einfach wirklich mal so cool. Da geht ja mal nix drüber. Nachdem ich einem ordentlichen Reigen an Hits (inkl. Dem famosen „Whatever happened to my Rock’n Roll?“) gelauscht hatte, verlies ich die Band etwas eher um mir auf der Gemini Stage mal eine kleine Bewegungspause zu gönnen.
Na ja, zumindest dachte ich das. Trentemøller sollte spielen. Sogar mit Band. Und eigentlich klingt sein famoses Album „The Last Resort“ ja eher chillig. Doch nix da. Die Songs kamen live extrem druckvoll rüber, so dass man durchaus auch mal richtig tanzen konnte. Dazu gab es ein Publikum, was diesen Mann feierte, als sei der Messias in Form eines DJs zurückgekehrt. Und so ähnlich klang diese Musik. Manchmal sphärisch, manchmal einfach nur druckvolle Elektronik mit ordentlich wummernden Bässen. Dazu gab’s auch noch feine, wenn auch manchmal strange Visuals. Aber ist egal... am Ende bleibt eine großartige audiovisuelle Show hängen.
Dann war es viertel 2 nachts und man wünschte sich eine Pause. Gab’s nicht. Kurz was getrunken und am ins Zelt, um dort The Horrors zu sehen. Einfach, um sie mal gesehen zu haben. Noch schlimmer als beim schwarzen Motorradclub: diese Band sah wirklich so aus, wie sie hieß. Der Gitarrist hatte eine Frisur, die selbst Robert Smith und Bill von Tokio Hotel neidisch machen würde. Und der merkwürdig zappelnde Keyboarder sah auch aus, als sei er grad aus seinem Sarg geklettert. Vom Sänger möchte ich mal gar nicht anfangen. Der rannte zu dem wilden psychodelischen Gitarren-Geschrammel quer über die Bühne, steckte irgendwelche Sachen in Brand und erklomm das Gerüst des Getränkestandes. Schräge Show mit hohem Unterhaltungswert. An gleicher Stelle sollten dann ein paar Minuten später Shitdisco folgen. Die Mit-Zugpferde der New-Rave-Bewegung wurden dann auch von einigen Menschen mit leuchtenden Neonstäben begrüßt. Dann wurde munter und kunterbunt losgeschrammelt. Sooo viel Rave steckte da auch nicht drin. Würde sagen, eher sehr beatlastiger Britrock mit einer Spur Elektro. Dem Old Rave wurde dann auch noch Tribut gezeugt... mit einer Coverversion von The Prodigy’s „No Good“ aus dem Jahre ’94. Sehr gelungen... da kam Stimmung auch! Ansonsten natürlich auch, wobei mir da auch die musikalische Abwechslung etwas fehlte. Oder ich wurde einfach leicht müde gegen 3 Uhr in der früh. Ja, man ist ja auch keine 18 mehr. Aber dennoch sehr nett, die mal gesehen zu haben.
Ich näherte mich dann dem heimlichen Höhepunkt und ging vorbei am sichtlich rockenden Jan Delay hin zur DJ-Stage wo ich hoffnungsvoll auf das DJ-Set von Simian Mobile Disco, meinem Leiblings-Elektro-Ding des Jahres 2007 wartete. Das lies leider etwas auf sich warten. Der DJ davor (Name wohl zurrecht entfallen) weigerte sich mit seinem nicht so prickelnden Set aufzuhören. Erst als wohl dann so ca. 3 Personen aus der Organisationsabteilung um ihn herumstanden und somit wohl psychologischen Druck ausübten, konnte er gehen und James Ford und James Shaw konnten die Bühne betreten. Einen Raunen ging durch die Menge. Und natürlich wurde das Set mit elektronischem Piepen und Zirpen eröffnet. Erst langsam baute sich daraus der Opener „Sleep Deprivation“ auf, dessen ungeheurer Spannungsaufbau sich natürlich auch auf das Publikum übertrug. Dieses dynamische Duo rockte ziemlich laut und wirbelte dabei immer um ihr seltsames Pult herum und drückte Knöpfe, zog Stecker raus und steckte sie woanders wieder ran... was auch immer sie taten, sie erzeugten damit sehr feine groovende Töne. Zwischendurch waren natürlich Hits á la „It’s the Beat“, „Tits & Acid“ und natürlich das kongeniale „Hustler“ Plficht. Clubmusik at it’s best! Nur leider auch das nicht vollzählig, weil wir ja weiter zum Festivalfinale mussten.
Das bestritten die Könige des Techno/Gaga/Hip Hop und die einzigste Band die wohl wirklich jede Party rockt... Wer? Deichkind? Toll, woher weißt du das? Hat dir vielleicht jemand Bescheid gesagt? Anyway. Dank diverser Planverschiebungen war es schon viertel 5 am Sonntag morgen und die Sonne ging langsam auf. Bevor es losgehen konnte, wurden wir alle noch auf Zelluloid gebannt, denn Fraktus traten auf. Dabei handelt es sich um eine fiktive Band aus einem geplanten Film mit Christian Ulmen, Rocko Schamoni und Heinz Strunk. Die letzteren 2 standen dann auch getarnt als Elektro-Pop-Duo auf der Bühne und performten mehr als lahme Musik. Aber die Performance inkl. Ankündigung von Jan Delay wurde für den Film aufgenommen. Witzig? Na ja, eher verwirrend. Danach kamen Deichkind, die ihr übliches (muss man ja mittlerweile so sagen) Programm abfuhren. Nachdem fulminanten Auftritt 2006 wollte man das dieses Jahr noch toppen, aber so was geht ja eh meist nach hinten los. Also gab’s die üblichen Pyramiden/Müllsack-Kostüme, viel Verrücktes auf der Bühne (Trampolin, Fahrrad, Männer in Fellkostümen, die „Zitze“... fragt mich nicht) und die hämmernden Beats. Alles einfach nur Gaga! Muss man nicht mögen, muss man aber mal gesehen haben. Sonst glaubt man nicht, dass die Schlauchboote inkl. Kapitän ins Publikum werfen oder ein ganzes Trampolin, welches von der Crowd getragen wird und auf dem jemand herumspringt (und auch sehr fein dann nach unten fliegt). Zwischendurch gab’s nochmal ne Unterbrechung zwecks Fraktus-Dreh. Diesmal sollte die Band vom Publikum ausgebuht und mit Bechern beworfen werden. Stand so im Drehbuch. Aber irgendwie wirkte es so, als ob diese Regieanweisung nicht zwingend notwendig war. Stimmungsbremse! Danach waren Deichkind immerhin so schlau, ihre Allzweckwaffe „Remmidemmi“ auszupacken, bei der die Post dann ordentlich abging. Wobei man sagen muss... gegen 5 Uhr morgens am 2. Tag des Festivals sind halt viele einfach nicht mehr fit genug. Deichkind merkten das auch, aber wie will man Stimmung machen, bei Menschen, die ein Wochenende durchgetanzt haben und bei einem Auftritt, der in vollster Helligkeit stattfand? Hätte die Band um 1 oder 2 Uhr nachts gespielt, wäre der Stimmungsfaktor sicherlich größer gewesen. Na ja, egal... es ging schon, machte Laune und auch beim 2. Mal „Remmidemmi“ am Ende waren die Leute noch bereit lautstark „Habt ihr nix zu fressen hier? Ich will Pizza“ zu brüllen. Und was kam dann? Als die letzten Takte verklungen? Richtig! „Rhythm is a Dancer, it's a soul's companion, you can feel it everywhere”! Deichkind haben mal spontan die Eurodisco-Dinosaurier von Snap! mitgebracht. Und das funktionierte auch bei diesem Disco-Megaburner von 1992 noch ganz gut. Da dachte man sich sicher, „na gut, die singen mal ein Lied als Gag“. Aber nein... die Sängerin kündigte hinterher gleichmal ein Medley alter Snap! Songs an. Also, Spass hin oder her, aber das war wohl für viele Melt!-Besucher dann kein Grund mehr länger zu verweilen. Denn sooo gut war Eurodisco ja schließlich auch nicht. Und so setzte nach dem ersten Song ein regelrechter Exodus ein, dem wir uns dann, so gern ich Snap! auch mal mit 10 gehört hab, anschlossen. Und so ertönte „Do you see the Light?“ von der Mainstage, als ich mich noch einmal umdrehte und die Sonne hinter den wunderschönen Stahlbaggern aufgehen sah. Ein gar wunderschöner Anblick und so abstrus es klingen mag, auch irgendwie ein schöner Abschluss für dieses Festival, welches auch zum 3. Mal in Folge mein Lieblingsfestival bleibt. Warum? Wegen der tollen Location, dem immer wieder feinen Line-Up, den durchaus erträglichen Menschen und einfach der ganzen Atmosphäre. Und selbst wenn sie nächstes Jahr U96 oder Scooter auftreten lassen... ich werd sicher wieder vor Ort sein!


YouTube sei Dank... diverse Bootleg-Aufnahmen zur Wiedergabe der Stimmung:

Noch einmal nen One Night Stand: The Rifles

Gibt nur ansatzweise die Stimmung wieder: verwackelte Aufnahmen von Hot Chip

Der Beginn von Goose... ca. aus meiner Perspektive

Huldigt eurem neuen verdammten Gott: Eindrücke von Trentemøller

Neon-Alarm: Shitdisco am frühen Sonntag im Zelt

Deichkind machen noch einmal Remmidemmi

Ja, das musste sein... Snap! Bitten zum Eurotanz

Freitag, 13. Juli 2007

Investition in die Zukunft

Arctic Monkeys / The Coral @ Alter Schlachthof, Dresden, 10.07.07

Da bekommt man was für sein Geld! Vergangenen Dienstag spielten nicht nur die ohnehin schon ausgiebig gehypten Arctic Monkeys einen Gig im Dresdner Schlachthof... Nein, noch besser, sie hatten ihre Kollegen von The Coral dabei. Für jeden richtigen Musikkenner natürlich ein Unding, da The Coral schon große Hits geschrieben haben, als die Jungspunde aus Sheffield wohl gerade erst ihre Instrumente unterm Weihnachtsbaum bekommen hatten. Aber eigentlich kann das einem nur recht sein.
Der Begriff „Support Act“ wäre The Coral auch keinesfalls angemessen. Eine muntere dreiviertel Stunde zeigte das Sextett, dass es den arktischen Affen in Sachen Live-Unterhaltung mindestens ebenbürtig ist, musikalisch waren sie ihnen sogar das ein oder andere Mal überlegen. Kein Wunder, bei diesen wunderschönen, kleinen kauzigen Popsongs, die auch nicht davor zurückschrecken mal laut und psychedelisch verspielt zu werden. Von frühen Songs wie „Don’t think you’re the First“, über bekannte Hits á la „Dreaming of you“ und „In the Morning“ bis hin zu Material vom demnächst erscheinenden neuen Album „Roots and Echoes“ boten die Herren feinste Musikunterhaltung. Dies wurde vom Dresdner Publikum im Zuge des Auftrittes auch immer stärker bejubelt. Selten hab ich so frenetischen Jubel bei einem „Support“ gesehen. Das Fundament für einen guten Abend war gelegt.
Und die Arctic Monkeys konnten da auch eigentlich wirklich nicht mehr viel versemmeln. Souverän schritten sie kurz vor halb 10 auf die Bühne, wurden bejubelt und hatten das Publikum mit dem Opener „The View From The Afternoon“ natürlich sofort im Griff. Da wurde geschubst und gekämpft und vor allem geschwitzt. Binnen kürzester Zeit erhöhte sich die Temperatur des Schlachthofs auf gefühlte 45 Grad. Ist man ja gar nicht mehr gewohnt, bei dem spärlichen Sommer draußen.
Danach folgten Hits auf Hits... als zweites kam „Brianstorm“, bevor erst mal ne Riege Songs vom Debüt abgefeuert wurde, ehe dann wieder auf Nummern vom tollen neuen Album Favourite Worst Nightmare zurückgegriffen wurde. Die Balance zwischen den beiden Alben war nahezu 50/50 und auch die neuen Nummern kamen erstaunlich gut an. Und das, wobei sie selbst ein Nicht-Kenner der Band hätte von den alten unterscheiden können. Die neuen Songs sind sperriger, weniger direkt und viel verspielter und vielschichtiger. Da kündigt Frontmann Alex Turner das düstere „If you were there, beware“ auch schon mal vorwarnend als „a bit different“ an. Der Song war ein weiteres Highlight des Abends. Die Band genoss ihren Abend in Sachsen, scherzte aber hauptsächlich untereinander, als mit dem Publikum. Hmm, wirkt etwas distanziert, allerdings hat man das was Turner denn mal gesagt hat auch kaum verstanden. Schwere Dialekt-Gefahr! Die Stimmung hielt sich auf einem hohen Pegel, kochte bei „When the Sun goes down“ natürlich auch ordentlich über und hinterlies alle Beteiligten mit ordentlich Schweiß und dem ein oder anderen verlorenen Converse-Treter... Seems to be Rock’n Roll! Am Ende gingen die Arctic Monkeys. Ohne Zugaben. Wie immer. Aber die mussten sie auch nicht zeigen. Sie hatten ihr Ziel erreicht... sie haben uns einen rundum vergnüglichen Abend beschert und auch irgendwie mal wieder aufs Neue bewiesen, dass sie den Hype nach wie vor doch irgendwie wert sind.


Setlist: 01 The View From The Afternoon 02 Brianstorm 03 Still Take You Home 04 Dancing Shoes 05 From The Ritz To The Rubble 06 Teddy Picker 07 D Is For Dangerous 08 This House Is A Circus 09 Fake Tales Of San Francisco 10 Balaclava 11 Old Yellow Bricks 12 You Probably Couldn’t See For The Lights But You Were Straight Looking At Me 13 I Bet You Look Good On The Dancefloor 14 If You Were There, Beware 15 Flourescent Adolescent 16 Mardy Bum 17 Do Me A Favour 18 Leave Before The Lights Come On 19 When The Sun Goes Down 20 A Certain Romance

Mittwoch, 11. Juli 2007

Sechs Singles - 08 / 07

Neuer Monat, neues System. Ab jetzt in der Monatsmitte


#1 … Sportfreunde Stiller “Alles Roger” (VÖ: 20.07.07)
Album: “La Bum”

doughnut: Wir schreiben das Jahr 2007, ein Sommer nach der Wohlfühl-WM kehren die Sportfreunde gut gelaunt und weniger popig zurück wie noch zu Zeiten, als ihr Burli das Licht dieser Welt erblickte. "Niveau ist keine Creme" heißt es und ja, das ist mal wieder ein typischer Hit unserer Lieblingsbayern, hier wird gerockt, hier kann getanzt werden und hey, das Video ist auch toll gemacht. Also mir gefällt’s, muss ich ganz ehrlich sagen. Und da ich auch das große Glück hatte, eines der begehrten kleinen Sportfreunde Konzerte in diesem Monat besuchen zu können kann ich sagen, dass nicht alle Songs auf La Bum so locker leicht von der Hand gehen. Die neuen Tracks klingen roher, ungeschliffener, nicht mehr so schön, man könnte sogar ernster sagen und manche sind, man mag es kaum glauben, eher traurig. Wem habe ich Angst gemacht?
rhododendron: Mir nichz. Die Sportfreunde Stiller sind irgendwie wie das Produkt ihres Vertrauens. Man weiß immer, was man bekommt und das ist nicht schlecht gemeint. Seit Jahren produzieren die Herrschaften feinen Pop-Rock mit sehr feinen texten. Wie diesmal. Die Aneinanderreihung an lustigen Fremdwörtern gefällt mir. Der ein oder andere Schmunzeler ist vorprogrammiert.
d: Ja, eben. "Der Text ergibt mal wieder keinen Sinn" habe ich nun schon hier und dort gelesen, aber im ersten Satz des Songs wird doch mit einer perfekten Einleitung alles erklärt: "Habe die Ehre / Liebe Sprachbarriere [...]" - wie dem auch sei, ich denke, dass wir ihn in diesem hoffentlich bald zustande kommenden Sommer noch sehr oft hören werden. Wobei: So einen Hit wie zur WM sollte und müsste man auch nicht toppen.
r: Und dann nervt der Song dann bestimmt auch wie letztes Jahr nach ner Weile
d: Vielleicht haben die Sportfreunde mit Alles Roger! die zwei Shirtzeilen des Jahres getextet
r: Na, ich kauf mir das dann nicht. Ich warte mal auf die komplette Neuerfindung der Sportfreunde, so weck von diesem "nette-Buam-aus-Bayern"-Image. Mal sehen, wann dies kommt mit den Jahren.
d: Ich kaufe die Single Premium und ich kaufe das Album. Außerdem besuche ich mindestens noch ein Konzert der kommenden Tour. Man sieht: hier spricht der Fan, daher 8/10
r:
Hier spricht einer, der die Sportfreunde früher mal besser fand, aber sie das liegt wohl mehr im persönlichen Empfinden und nicht an den Bandqualitäten. Trotzdem gebe ich hier auch gern 7/10
d: Sehr Vernünftig, damit hätte ich nicht gerechnet.


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#2 … Kanye West feat. Daft Punk “Stronger” (VÖ: 10.08.07)
Album: “Graduation”


doughnut: Beim ersten anhören dachte ich auch sofort: hey, das sind Daft Punk.
rhododendron: Das ist mal die Mörderkombination des Sommers. Frankreichs Elektro-Oberhelden-Roboter treffen auf Amerika's gutes, weil eloquentes Superhirn des Hip Hop! Aber was will man machen. Aus ihrem alten Song "Harder, Better, Faster, Stronger" (falls das die korrekte Reihenfolge ist) basteln die beiden Franzosen einen Hammerbeat, bei dem Kanye eigentlich gar nix mehr falsch machen kann. Immer eine Freude ihn zu sehen, da er zeigt, dass es auch noch Hip Hop abseits von dicken Autos, dicken Ärschen und noch dickeren Waffen und platten Attitüden geben kann.
d: Ja, es ist halt ein altes Prinzip, was du schon angesprochen hast: mit einer guten Vorlage kann man halt wenig Schief machen, doch so einfach ist das nicht. Man muss Kanye West eines lassen, er ist einer, der gerne neue Wege geht und vor nichts zurückschreckt. Sei es vor Daft Punk (früher fand ich die unheimlich), noch vor Pamela Anderson in einem seiner Video Clips. Ne, der Typ ist gut, und zwar rundum. Ich kann nicht sagen, dass ich viel seiner Arbeit kenne, aber ich nehme sie durchaus wahr und seine Singles höre ich letztlich sogar sehr gerne. Ich mag es, dass er seine Arbeit mit einem Orchester kombiniert hat und ich finde seine persönlichen Einstellungen bzgl. gewisser Thematiken mehr als korrekt. Kurz: ich mag ihn und ich mag diesen Song. Sicherlich eine ungewöhnliche Kombination, klar, aber sowas muss sein, und eines steht fest, auch das wird wieder ein Erfolg, oder wie lautet die Prognose?
r: Hmm, vielleicht nicht hier, weil das selbst für Deutschland nicht massentauglich genug ist, aber generell schon Aber was mich viel mehr beschäftigt: Du hattest Angst vor Daft Punk? Die sind nicht böse, die machen doch nur House!
d: Ist das nicht grund genug? Nein, es ist halt ihre Kostümierung, die hat was unheimliches fand ich immer. Im Kontext zu ihrer Musik macht sie aber durchaus Sinn, klar.
r: Wie witzig. Ich erwarte immer noch, dass sie irgendwann die Helme abnehmen und es stellt sich heraus, dass es die ganze Zeit Air waren, die nur keinen Bock auf ihre Chillout-Mucke hatten
d: Oder die Pet Shop Boys, die insgeheim immer Frankreich und doch nicht Russland liebten?
r: Hmmm, interessant. Sollte man recherchieren... ich geb für die Nummer 7/10
d: Ich ebenfalls. Und mir erschrecken stelle ich fest, dass sich meine momentane Frisur wie die von Erny aus Stromberg anfühlt. Nein, sie sieht natürlich nicht so aus, aber sie fühlt sich bestimmt so an.
r: Oh, lichtet sich dein Haar etwa? Bruder, endlich weißt du, wie sich das anfühlt ;-)
d: Nein, da bist du mir um "Längen" voraus. Ende Gelände.

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#3 … Hard-Fi “Suburban Knights” (VÖ: 20.08.07)
Album: “Once Apon A Time In The West”

doughnut: So, Liebe Freunde, hier erwarte ich eine Breitseite Euphorie. Ich muss ja sagen, dass mir 2005 deren Debüt "Stars of CCTV" grandios gefallen hat. Mein Soundtrack des Sommer 2005 also. Dementsprechend war es schon so, dass ich auf ein positives Zeichen als Vorbote zum neuen Album "Once upon a time in the West" hoffte und Gott sei Dank ist dies eingetreten. Sieht man über dieses wirklich kitschig billige Intro (oder aber einfach Geräusch) hinweg, haben wir hier einen Knaller, einen Hit, der sich getrost mit den Rubys dieser Welt in diesem Jahr messen kann. Wie ich hörte, haben sie ihre Songs erneut in dieser umgebauten Taxizentrale aufgenommen, kaum zu glauben, denn dieser Song klingt schon sehr viel besser produziert, nicht mehr so rau, das mag man kritisieren, aber der Text ist wieder mal super klasse (er handelt von der Arbeiterklasse Englands - eine typische Hard-Fi-Thematik) und es ist einfach ein fetter Ohrwurm. Ich mag diese Jungs und ich mag diesen Song, wirklich großes Feuerwerk und ich hoffe, dass die restlichen Tracks auf dem im August erscheinenden Album mithalten können, die Messlatte liegt nach diesem Vorboten wirklich nicht gerade niedrig. So, nun bist du dran. ;-)
rhododendron: Ja, hmm, das Problem an Hard-Fi, finde ich manchmal, ist die Tatsache, dass die einfach ziemlich dick auftragen in Sachen Sound. Und sie könnten ne Spur kantiger sein. Klar, die Songs und Melodien sind unschlagbar, aber mich würde das einfach mal interessieren, wie es klingt, wenn man es weniger aufpuschen würde. Hmm, mich persönlich hat das Debüt nicht so bewegt. Ein paar nette Songs, aber für mehr hat’s bei mir damals nicht gereicht. Ich unterstelle dir deshalb jetzt einfach mal fehlende Objektivität
d: Ich sehe den Song im direkten Vergleich zu den Songs auf dem Debut und muss sagen, dass er natürlich ne Spur überproduziert ist, ihn aber gleichzeitig nicht schlechter, sondern besser machen. Man mag sagen was man will, ich finde, dieser Soudn steht den Jungs. Das einzige was ich zu kritisieren vermag ist, dass sie live leider nicht das Erfüllen können, was man erwartet. Richard Archer kann leider live gar nicht singen, und dann nützt auch keien gute Show mehr.
r: Hab die auf'm Southside letztes Jahr verpasst... Hmm, hab ich mich nicht beschäftigt. Der Song als solcher ist ein schicker Ohrwurm, da geb ich augenblicklich gern mal 8/10 Punkten.
d: Da mir der Song wirklich super gefällt und meine Erwartungen erfüllt, gebe ich ihm 9/10. Wir bewerten zu positiv, man wird uns nichts mehr abkaufen oder denken, wir würden in irgendwelchen Verträgen hängen. ;-)
r: Vermutlich. Stimmt aber nicht, wir suchen uns nur nie schlechte Songs aus!
d: Vielleicht suchen wir demnächst immer einen wirklich schlechten zusätzlich aus, um das ganze etwas zu kaschieren. Am besten einen Mark Madlock solo Song und dann noch diese Nummer mit Bohlen. Oder aber wir gehen rückwirkend die ganze Modern Talking Discography durch.
r: Auch nicht schlecht. Aber dann auch sehr einseitig. Egal, weiter geht’s!

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#4 … Justice “D.A.N.C.E” (VÖ: 13.07.07)
Album: “ †”

rhododendron: So, wo wir Daft Punk vorhin schon hatten: Hier kommt die neue Generation zackiger Elektronik aus Frankreich. Und für dich sogar gänzlich unmaskiert. Ich will eigentlich gar nicht viel sagen und das Justice hip sind sollte ja auch jeder mitbekommen haben. Aber dieser Song ist so eine verfluchte Stimmungsbombe... das ist schon nicht mehr heilig. Ein gewohnt schmutziger Basslauf trifft auf 1a-80er-Pop-Musik und das funktioniert einfach mal bestens. Also, nenn es French-Disco, Elektro-Pop, New Rave oder Retro... aber hier kann man nicht still sitzen.
doughnut: Eines sei vorweg gesagt: Der Clip zum Song ist Anwärter auf das Video des Jahres und wenn ich auch nur zwei oder drei dieser obercoolen Shirts hätte würden alle um mich herum vor Neid erblassen. Ja, dieser Song, der ist nun wirklich ein Kracher. Sicherlich, ein Kollege von mir meinte, dass das ja wohl eher ne Kindergartennummer sei, aber gut, manchmal liegt das ganze Geheimnis in der Einfachheit, das trifft hier zu. Der Song geht auf der Party immer, eine wirklich Stimmungskanone, wie du schon richtig sagst. Gut, unsere Meinungen überschneiden sich auch hier, aber der Song ist wirklich hip und ein Hit des Jahres und das, wo ich den Rest des Albums als wirklich äußerst anstrengend empfinde. Ganz ehrlich: das sagt mir nicht zu, dann doch eher Digitalism, Shitdisco oder Simian Mobile Disco. Apropos "Simian" - diese Kollabo "We are your friends" von 2006 ist ja auch so ein Kracher, der auf das Konto dieser beiden Jungs geht.
r: Jawoll! Ja, Ich find halt grade den Mut zu dieser offensichtlichen Klischee-Nummer (beim ersten Hören dachte ich: was machen die denn? dürfen die das?) einfach mal toll! Ach Mist, warum müssen wir uns denn immer einig sein. Ich bitte das echt einmal zu entschuldigen diesen Monat. Aber es gab mal keine Tocotronic Singles!
d: Warte ab, bis "Verschör dich gegen dich" veröffentlich wird. ;-) Ich gebe der Nummer 9/10. Leider schon wieder eine ziemlich hohe Bewertung, aber ganz ehrlich, wir haben zur Zeit nicht die knaller Alben, aber dafür die knaller Singles draußen. Wobei, wir haben z.Z. auch mindestens drei sehr gute Alben draußen aber was solls, die Songs, die wir ausgewählt haben sidn halt eben wirklich gut.
r: Nee, ich geb jetzt nicht die gleiche Bewertung, deshalb mach ich 10/10 draus. Warum? Nicht fragen, nur tanzen!
d: Don't think. Move.

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#5 … Roisin Murphy “Overpowered” (VÖ: 09.07.07)
Album: “Overpowered”

doughnut: So here we are...wir nähern uns dem zweiten Solowerk der Moloko-Sängerin und ganz ehrlich? Ich kenne nichts vom Debut und dieser Song wurde mir von einem bekannten empfohlen. Mittlerweile bin ich voller Sehnsucht bei den Remixen angekommen. Hier erwartet und ein feiner, atmosphärischer, minimalistischer Elektrotrack. Wie Frau Murphy "When I think that I'm over you / I'm overpowered" singt, das macht einfach Gänsehaut. Und wäre das nicht der Coolness genug, muss man den nächsten Zeilen lauschen, die da "You're dating my daughter / The chromosomes match / Exact doesn't matter / A matter of fact" lauten. Ich bitte euch alle, die ihr da draußen vor euren Schirmen mitwippt, geht es irgendwie cooler? Nö, wie auch? Frau Murphy hat nicht nur eine bombastische Stimme, sondern auch eine coole Pornosonnenbrille im Gesicht. Aber im ernst, die Nummer ist einfach super und worth listening, oder was geht?
rhododendron: Bitte, hör auf "was geht?" zu sagen. Wir sind hier nicht bei VIVA. Aber im Ernst... die Stimmer dieser Frau ist purer Sex! Hoch erotisch, mega-cool und sehr sinnlich. Und ich kenne auch nur eine Handvoll Songs von Moloko oder ihrem Solo-Debüt, aber ich erkenne natürlich einen Hit, wenn es einer ist. Und hier bietet sich feine, minimalistische Elektro-Pop-Kunst. Etwas düster, aber dank ihrer Stimme nicht zu sehr. Ach, ich raff das nicht. Eigentlich müsste das ein Mega-Hit werden. Aber nur, weil's Bohlen nicht produziert hat, wird’s wohl keiner. Doofes Deutschland!
d: Wird das heiße Teil den deutschen Markt überhaupt erreichen? Wenn, dann nur in digitaler Form nehme ich an. Die EP zu besitzen lohnt aber, denn da sind schicke Remxie drauf. Du hast ganz Recht, leider tut sich das deutsche Volk mir der Musik etwas schwer. Das ist ein klarer Hit und ich denke, dass der Track auch in GB gut charten wird. Die Stimmung ist etwas düster ja, aber gerade das gefällt mir. Ich hoffe ja, dass das Album auch in diesem Stil sein wird.
r: Hmm, mal sehen. Ansonsten hör ich den gern im Dunkeln und stell mir vor, madame Murphy säße bei mir auf'm Bett... oh, ich schweife ab: 8/10
d: 9.5/10
r: Oh, Komma-Werte. Wie knauserig bist du denn?
d: So einfach geb ich den 10er nich mehr

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#6 … Simian Mobile Disco “I Believe” (VÖ: 16.07.07)
Album: “ Attack Decay Sustain Release”

doughnut: Wir beide sind gerade auf einem Elektrotrip, oder wir sind auf dem nu-rave Wagen aufgesprungen befürchte ich.
rhododendron: Ja, wir bleiben sehr elektronisch heute. Und das zurecht. So sehr wie "Attack Decay Sustain Release" von Simian Mobile Disco hat mich schon lang kein elektronisches Album mehr begeistert. Und ich hab's geahnt. Nachdem ich die Jungs schon vor Monaten heiß geredet hab (ja, auch an dieser Stelle), kommt nun der Lohn für die harte arbeit... tolle Kritiken! Jeder will ein Stück von diesem tollen Kuchen. SMD sind einfach vielseitig, verspielt und doch direkt, dreckig und dennoch melodiös. Viel hat das mit Nu-Rave nicht zu tun. Ich glaube, es ist einfach die Tatsache, dass diese Musik irgendwie (frag mich nicht wieso) die Eier und Atmosphäre richtiger Gitarrenmusik ins elektronische umwandeln kann. Und Danke, darauf hab ich gewartet! Die neue Single groovt etwas langsamer, aber vereint irgendwie diesen leichten Früh-90er-Retro-Sound mit nem smoothen Hip Hop Beat! Vielleicht der poppigste Song des Albums. Und ein toller!
d: Wie lustig, ich fühlte mich auch etwas in die frühen 90er zurückversetzt und da hatten wir ja bekanntlich unsere Eurodancephase (nobono deckt auf). Ja, ich muss dir auch hier mein Recht zusprechen. Das Album ist und hat, besitzt einfach klasse. Es ist wirklich nicht zu glatt, dennoch macht es Spaß, es anzuhören, da irgendwie doch melodiös. Lustig ist einfach, dass jetzt zwei meiner besten Leute die doch eher "blöd" finden, aber ich mag sie dann doch ganz gerne. Die Singles sind richtig gewählt, und "It's the beat" hat mich schon bekommen, dieser Song erst Recht. Was auch immer ihr Geheimrezept ist, sollen sie es für sich behalten, patentieren oder was auch immer, aber auch ich habe Lust auf diese Musik und möge sie uns durch diesen Sommer begleiten wie Keith Richards von seinen Drogenexzessen begleitet wurde, denn dann werden wir richtig Spaß haben in den, sagen wir mal kommenden zwei Monaten.
r: Haha! Ich schon am Wochenende, wenn ich das live auf'm Melt! bestaunen darf. Ja, wir lieben eh beite Elektronik und vielleicht liegt’s auch daran, wie wir schon mal festgestellt haben, das normale Rockmusik auch gerade nicht sooo viel Innovationen und Ideen bietet.
d: Es ist generell schön, und das soll hier mal erwähnt und betont werden, dass elektronische Musik zur Zeit wieder ein kleines Revival erlebt, zumindest aktuell in GB und das mit ziemlich guten Vertretern, das macht Spaß, davon kann man gerne mal mehr haben. Bezüglich des Melt!'s bin ich ja schon neidisch, geb ich zu, zumal SMD nicht der einzig gute Act dort sind.
r: Ja, na mal sehen, wie viel dann am Ende wirklich dabei rauskommt, bei dem sehr straffen Zeitplan. Bin mal gespannt, ob ich noch die Zeit für ein Bierchen zwischendurch finde. Öhm, ja ansonsten 7/10 ... sehr geiles Video übrigens auch! Diese ganzen Elektro-Acts haben immer so tolle Videos. Herrlich!
d: Stimmt, die sind durchaus innovativer als die Red Hot Clips. 7/10 dito. Das wars, was meinst du, waren wir gut in dieser Ausgabe? *lach*
r: Ich sag mal, angesichts unserer Terminschwierigkeiten momentan, haben wir das beste draus gemacht.
d: Ich finde ja, die Leser können froh sein uns zu haben. ;-)
r: Ach, wir haben Leser? *g*
d: Ich hoffe doch. Haha! Vielleicht zwei oder drei, die durch last.fm hier rüber getuckert kommen.
r: Ach, ansonsten ist das für unsere Musik-Klugscheißer-Egos!
d: Hallo last.fm Nutzer! *wink*
r: Öhm, Hallo Fabi! Ein Kumpel von mir liest hier manchmal. Ach, anyway. Auch egal!
d: Ja, Hallo Dennis.
r: Okay, Grußzeit vorbei. Machen wir die ab jetzt immer Mitte des Monats? Denke schon.
d: Moment, wenn wir schon dabei sind, möchte ich nochmal ausdrücklich sagen, dass Dennis mal FCB Fan war, bevor er zum HSV übergetreten ist. Und ebenfalls besaß er alle Spice Girls Maxi CDs haha. Aber keine Angst, jeder fängt mal klein an.
r: Moment von denen hatte ich auch 2 Alben... ach verdammt!
d: Sowas darfst du hier nicht sagen. Ja, machen wir ab nun immer Mitte des Monats.
r: Ich schau mir jetzt im Internet Bilder von Emma Bunton an. Bis später, Peter!
d: Ich geh jetzt Bier trinken (also nur imaginär, eigentlich muss ich gleich ins Bett, da morgen Arbeit). Tschö, Rudi.

Video bei YouTube

Mittwoch, 4. Juli 2007

Beflügelnde Schwere

Das neue Interpol-Album ist nicht nur sehr gut... es ist noch viel besser

So sehr man sich freut, wenn Bands immer mal wieder von Zeit zu Zeit etwas neues probieren, umso mehr erfreut es einen doch, wenn es einige wenige Bands gibt, die das (vorerst) auch nicht unbedingt nötig haben. Und so sehr man sich gefragt hat, wie Interpol diese Problematik nach den beiden wahnsinnigen Vorgängeralben lösen würden, so ernüchternd und überraschend fällt das Resultat aus: Our Love to Admire ist Interpol vom Feinsten! Und das ist absolut kein Problem, kein Rückschritt und vor allem keine Stagnation. Interpol machen auf Album Nr. 3 erschreckenderweise alles richtig, was sie richtig machen könnten. Diesen intensiven, düsteren, perfekt gespielten Sound macht ihnen in diesen Tagen keine Band nach. Spielend leicht vermischt sich die Schwere des klassischen, dunklen Interpol-Sounds mit neuen Elementen, wie Bläsern, Backgroundchören, Piano, Pauken oder für Paul Banks ausnahmsweise mal hohe Gesangspassagen. Die Neuerungen sind nicht weltbewegend, aber sie fügen sich perfekt in den unverwechselbaren Sound dieser Band ein. Und die hat einen schon nach den ersten Klängen des berauschenden Openers „Pioneer to the falls“ wieder im Griff. Und spätestens, wenn Paul Banks erstmalig in der Bandhistorie komplett ohne Bandbegleitung seine Acapella-Stelle bekommt, und danach die Band einsetzt dürfte die erste Gänsehaut garantiert sein. Es klingt, wie Interpol 2007 klingen sollten. Dieses Album ist nicht mehr so tanzbar, wie „Antics“, aber auch keine Schlaftablette. Offensichtliche Hits á la „Slow Hands“ fehlen auf den ersten Blick, was aber kaum auffällt, weil es ein halbes Dutzend Hitsingles auf diesem Album gibt, die einem als solche erst später auffallen. „No I in Threesome“, das phänomenale „Pace Is The Trick“ und natürlich die Single „Heinrich Maneuver“ seien hier mal stellvertretend erwähnt. Von tiefer Trauer bis aufkeimender Hoffnung bedienen die von Carlos D. geschriebenen Songs wieder alle Themen und schrecken auch nicht vor Drogenbeichten zurück. Wie diese Band ihre Instrumente spielt und dann zusammenfügt... das hat schon was von, ja, ich bin mal so frei, Magie! Hört euch einfach den Album-Closer „Lighthouse“ an. „Our Love to Admire” ist vermutlich song- und soundtechnisch das bisher kompakteste und direkteste Album von Interpol. Es gibt keinen schlechten Song auf diesem Album. Im Gegenteil: es sind wieder einmal mehr extrem hochwertige Nummern im Repertoire der Band zu finden. Die Atmosphäre, die Interpol mit ihren Songs schafft ist eine einzigartige. Von düsterere Melancholie bis hin zu einem seltsamen Gefühl der Erlösung in diesen traurigen Melodien berührt mich (und ich glaub auch viele andere) diese Band mehr, als ein dutzend andere Kapellen, die es immer wieder versuchen. Fassen wir also zusammen: Dieses Album ist sehr gut, stellenweise wirklich phänomenal und schon jetzt Mitstreiter um den Titel „Album des Jahres“. Dieser Band scheint irgendwie alles zu gelingen, so dass sie uns vermutlich auch in ein paar Jahren wieder mit einem Album überraschen werden, mit dem wir in dieser Form sicher nicht rechnen konnten.

Ins komplette Album bei mtv.de reinhören

Video zu "The Heinrich Maneuver" bei YouTube

Donnerstag, 28. Juni 2007

Die Euphorie der Melancholie

Interpol @ Alter Schlachthof, Dresden, 25.06.07

interpol-dd
Auf ein Neues! Fast wie eine Horde Mando-Diao-Groupies pilgerten eine Handvoll von uns direkt vom Southside Festival nach Dresden um dort ein zweites Mal innerhalb von gut 24h einem Konzert der fantastischen New Yorker Band Interpol beizuwohnen. Und man könnte meinen, da machen sich Ermüdungserscheinungen breit. No Way! Keine Spur! Die euphorische Stimmung von dem sehr guten Auftritt vom Vortag namen wir natürlich sofort mit und freuten uns auf diesen einen speziellen Gig. Es war einer dieser neumodischen „ach-wir-sind-grad-mal-im-Land-wegen-nem-Festival-und-spielen-noch-nen-weiteren-gig-zwecks-Geld-und-so“-Gigs. Und es war ein feines Fan-Treffen. Während alle westdeutschen Fans sich auf Hurricane und Southside verteilten, waren in Dresden also die richtig harten ostdeutschen Fans zum vorerst einzigsten Gig dieser Band versammelt. Und jede Menge Polen, die eigens dafür über die Grenze gereist waren. Und die machten ordentlich Stimmung und deshalb brauchte die Band auch keinen Support-Act. Angenehm! Als dann das Licht ausging ertönte zuerst Jubel, dann kam die Band und spielte wieder „Pioneer to the Falls“. Und wieder lief uns eine Gänsehaut bei den ersten Akkorden über den Rücken. Viel zu gut, zu überwältigend ist dieser Opener, der die alten Interpol-Album-Opener „Untitled“ und „Next Exit“ noch um Längen schlägt. Verhaltene, aber respektvolle Atmosphäre. Die löste dich dann zusehens, als mit „Obstacle 1“ der erste kleine Hit ausgegraben wurde. Ansonsten verwöhnte uns die Band mit einer Handvoll Songs von neuen Album Our Love To Admire (VÖ: 06.07.07), wie dem stampfenden „Mammoth“ oder dem groovendem „Rest My Chemistry“. Der Rest entsprach dem Vortag, außer das wir statt dem traurigen „Leif Errikson“ das sphärische „Hands Away“ zu hören bekamen, das wie immer viel zu kurz war. Dazwischen einfach gute Stimmung. Die Zahl der hippen Indie-Checker, die dachten sie bekommen nur Tanzsongs á la „Evil“ und „Slow Hands“ serviert, war zum Glück sehr gering, so das sich alle in die Atmosphäre von Songs wie „Take you on a Cruise“ oder „Stella was a Diver and she was always down“ fallen lassen konnten. Die Band machte alles richtig, wenn gleich sie auch etwas erschöpft gegenüber dem Vorabend wirkte. Aber diesem Sound kann man sich nicht erzielen. Hoffnungsvolle Melodien treffen auch bleierne, düstere Schwerre. Gewaltige Songs und intime Momente. Dazu eine Band, die in Sachen Coolness unübertroffen ist. Und es ist auch kein Image, es ist diese Band, dieser faszinierende Sound, der so klingt, wie er klingt. Interpol zeigten an diesem Abend vor allem eins... ihre unbeschreibliche Klasse, die ihnen einfach keine jungen, hippen Bands auf dieser Welt so nachmachen. Ihr Sound ist unverwechselbar und so wird auch „Our Love To Admire“ mit seinen düsteren Klangbildern ganz eigene Welten schaffen. Und nebenbei halt doch auch zum Tanzen einladen. Wenn allerdings immer mit viel Stil und dieser Prise Melancholie. Ich persönlich kann mir nach diesem Abend bestens vorstellen, jeden Tag mit einem Konzert dieser Band auszuläuten.

Setlist: 01 Pioneer To The Falls 02 Obstacle 1 03 NARC
04 Say Hello to the Angels 05 Rest My Chemistry 06 Slow Hands 07 Mammoth 08 Hands Away 09 The Heinrich Maneuver 10 Evil 11 Not Even Jail 12 Take You On A Cruise
13 Stella Was A Diver And She Was Always Down 14 PDA

Remmidemmi auch ohne Deichkind

rhododendron zu Gast beim Southside Festival 2007


Normalerweise wäre jetzt ein Satz wie „Ich hab schon vorher gespürt, dass es nicht ideal werden würde“ angebracht, aber eigentlich standen die Vorzeichen fürs Southside ganz gut. Das Mega-Line-Up vom letzten Jahr wurde zwar nicht ganz erreicht, aber mit den letzten Ankündigungen schafften es die Organisatoren doch noch, das Preis/Leistungs-Verhältnis in eine ordentliche Balance zu bringen. Genützt hat es am Ende nichts... ernüchternd fällt somit meine persönliche Bilanz des Southside Festivals 2007 aus.

Freitag – War was?

Das es kein unpassendes Wetter gibt, sondern nur unpassende Kleidung liegt auf der Hand. Und unpassendes Wetter gab’s eigentlich zuhauf. Nach einer 7stündigen Anreise von der ich allein eine auf dem letzten Kilometer vor dem Festivalgelände im Stau verbrachte, konnte es also Freitag losgehen. Geweckt wurde man von strömendem Regen, der ja auch angekündigt war. Und wie er strömte. Sarkasmus und Resignation machten sich breit. Dazu kam das Gerücht (wir waren ja von allen Medien abgeschnitten), dass das Zelt ausfiel. Also nich unseres, denn das war wasserdicht, sondern das, wo uns u.a. grandiose Acts wie die Cold War Kids, Aereogramme oder das stille Highlight Deichkind erwartet hätten. Und das bestätigte sich dann auch. Und das ganze war hochdramatisch, zumal zwei Sanitäter beim Einsturz dieses Zeltes schwer verletzt wurden und einer auch prompt verstarb. Sicher alles schlimm, allerdings trotzdem nicht ganz nachvollziehbar, warum alle Acts aus dem Zelt ausfallen sollten. Deichkind hätten locker nachts um 1 nach dem Langeweiler Marilyn Manson die Hauptbühne stürmen können und hätten da wesentlich mehr Party gemacht. Und die Aereogramme sollten sowieso als allerletztes spielen. Warum nich auf ner großen Bühne? Jetzt, wo die Band sich eh auflöst. Blankes Unverständnis aus logistischer Sicht.

Immerhin entschloss sich der Regen dann gegen Nachmittag nachzulassen, so dass man durch Schlamm und Morast Richtung Gelände stapfen konnte. Die 08/15-Gitarrenboygroup Sugarplum Fairy lässt man da schon ma liegen, genauso wie die ollen Virginia Jetzt!. Persönliche Eröffnung für mich: Die guten und auch irgendwie mittlerweile alten Manic Street Preachers. Die spulten angenehm ihre größten Hits wie „A Design for Life“, „Motorcycle Emptiness“ oder das unvermeidliche „If you tolerate this your ... bla bla bla“ herunter, die dann auch gut ankamen. Die Platte „Lifeblood“ existiert für viele außer mir und doughnut ja eh nicht mehr. Und Nicky Wire sah irgendwie aus, wie ne alternde Tunte. Na ja, komische Sache. Ach, fast vergessen zu erwähnen. Hatte vorher noch die Chance, bei der Autogrammstunde die tollen Editors kurz zutreffen. Da war natürlich auch erstmal Beweiräucherung angesagt inkl. intensivem Handschlag mit Tom Smith. Momentan der wichtigste Mann in meinem Leben. Klang das schwul? Egal.
Ja, die Editors waren dann auch gegen Abend die nächsten. Der bescheuerte Timetable bot Freitag nämlich nicht mehr fiel. Und dann musste diese tolle, lebenswichtige Band auch noch später anfangen, wegen einer weiteren Unwetterwarnung (ich vergaß zu zählen, die wievielte) und weil die punkpupertären Fans der beschissenen Less Than Jake natürlich erstmal die Bühne mit Schlamm bewerfen mussten? Warum? Fragt mich nicht... das muss wohl Punk sein. Die Editors gab’s dann somit später und verkürzt. Ein kleines 30min Set, gespickt mit allen wichtigen und schnellen Hits, einer tollaufgelegten Band und dem Versprechen, bald wiederzukommen. Wahnsinn! In 30 Minuten besser, als Manson in 90. Den sah ich mir nicht mehr an, weil er anödete und der Sound schlechter war, als in jeder Dorfdisko.

Samstag – Viel Wind um Nix

Die Nacht war kurz. Denn das Partyzelt spielte ja immerhin bis um 5 weiterhin stündlich die tollsten „Indie“-Hits von den Kaiser Chiefs und Billy Talent. Es wurde so berechenbar, dass später auch gern noch Wetten darüber abgegeben wurden, wann denn nun „Banquet“ von Bloc Party lief... ob vor oder nach „Ruby, Ruby, Ruby, Rubyyyyyyyy“. Und auch der Zeltplatz zelebrierte mittlerweile das, was wohl dem gängigen Rock am Ring- Zuschauer mittlerweile bekannte sein dürfte. Grölen, Bier und schlammverschmierte Halbwüchse in „Korn“ T-Shirts. Ach und hab ich schon das Bier erwähnt? Das gab’s in allen Formen. Hauptsächlich in Fässern und Dosen. Und natürlich vorwiegend in den noch nicht so trinkfesten Lebern vieler Süddeutscher. Also halten wir fest: es wurde viel getrunken und nochmehr gepöbelt. Ach, und getrunken, versteht sich. Gut, aber ein Festival mit Stil haben wir eh nicht erwartet. Regen gab’s nicht, dafür sehr starke Orkanböhen. Mein Immunsystem machte Luftsprünge und auch ich begann den Tag mal mit nem Bier. Und das ist ein gutes Frühstück. Egal, Mittags dann am besten die Flucht vor dem Pöbel ergreifen. Also aufs Festivalgelände. Denn da befinden sich um diese Zeit noch die meisten Musikfans.
So spielten um 12 Uhr Mittags die britische New-Wave-Formation The Rakes netten Disco-Rock. Innovativ war das nicht, aber allein den zappelnden Sänger anzuschauen bedeutete schon viel Spass. Danach versammelten sich vom kleinen gepunkteten Indie-Haarreifen-Mädchen bishin zum Altrocker alle um den anscheinend sehr konsensfähigen Art Brut zu lauschen. Und das wurde ein Fest. Eddie Argos, seines Zeichens Frontsau, gut gekleidet und wortgewandt motivierte das Publikum bereits um 2 Uhr zu großer Euphorie. Unterhaltsam ist gar kein Ausdruck. Danach war erstmal Zeit für verspätetes Mittagessen am Imbissstand. Und viel gab’s dann auch nicht mehr zusehen. Auf der Leinwand entdeckte ich noch, wie sich der relativ unattraktive Frontmann von The Blood Arm seinen noch unattraktiveren Bauch von ein paar Mädels aus der ersten Reihe ablecken lies. Danach hatte ich a) keinen Hunger mehr und verstand b) auch, warum er halt alle Mädels liebt und sie ihn auch. Na ja... Zeit für das uncoolste bei nem Rockfestival: Mittagsschlaf! War sogar ein bisschen möglich, trotz Wind und immernoch lautem Zeltplatzvolk. Gegen Abend ging es zu dem famosen Südstaatenrockern von Kings Of Leon, die eine tighte Show in noch tighteren Hosen, in die sie vermutlich vorher extra eingenäht wurden, hinlegten. Leider gab’s auch da schon wieder die ersten volltrunkenen Prolls und Schönwetter-Fans, die bei so schönen Balladen, wie sie die Kings spielen schon mal anfingen blöd im Publikum rumzulabern. Eine Unsitte, genauso wie das Pogen und Schubsen bei Placebo-Balladen. Ha, Stichwort Placebo! Die waren gegen Abend (Ja, auch am Samstag gab es nicht viel zu sehen) der nächste Anlaufpunkt. Natürlich von weit hinten, denn es war einfach nicht möglich bei all den Massen nach vorn zukommen. Placebo waren gut und Brian Molko kündigte eine Show voller „Rock’n Schwul“ an. Soviel Corage muss man mal haben. Es gab neben der ganze Greatest-Hits-Platte auch sehr tolle, weil atmosphärische und ruhige Versionen von „Running Up That Hill“ und „Twenty Years“. Und gepogt wurde dahinten, wo ich stand auch nicht... hmmm... allerdings irgendwie auch nicht mitgemacht. Na ja, aber hey... Musik muss man ja auch nicht lieben und leben. Gut, dann war Schluss. Und Pearl Jam, muss man ja nicht gesehen haben. Vermutlich versteh ich das aber nicht, weil ich ja unter 30 bin. Ja, es gab noch die Queens Of The Stone Age, aber Josh Homme’s zusammengewürfelten Haufen musst ich mir dann um 1 nachts auch nicht ansehen. Und mir ging’s eh nicht so gut, nach all dem Wettercocktail. Also hieß es fleißig einschlummern, während „No One Knows“ sein tolles Gitarrenriff spielen lies.

Sonntag – Quantität und Qualität

Den Schlaf hatte man auch bitte nötig, denn Sonntag sollte DER Tag werden, andem pausenlos gute Acts liefen. Wer macht eigentlich diese Timetables? Schlimm. Überschneidungen über Überschneidungen (bitte 12mal schnell hintereinander lesen). Na egal. Der Tag begann mit Bier. Auch mal bei mir. Warum nicht. Ach, und Sonne. Von der gab es fiel. Es wurde ein sehr heißer Tag. Juhu! Also das einzig clevere gemacht. Den Tetra-Pack Wein umgeschnallt und auf auf’s Gelände.
Denn Mittag ging’s weiter. Kurz vor 12 begannen Mumm-Ra zu spielen, ihres Zeichens neuer heißer Scheiß aus ... was wohl... dem Vereinten Königreich. Na ja, der Auftritt war so, wie das Album: Ein paar gute Songs, aber nichts für die Ewigkeit. Nette, kleine Momentaufnahme. Apropros Momentaufnahme: Danach ging’s weiter zu den Fotos, ausnahmsweise mal heißem Scheiß aus Deutschland. Die Songs haben Schmackes und sind tanzbar, allerdings auch nicht sonderlich abwechslungsreich, wie ich damals merken musste. Der Sänger hatte sich dann durch sein selbstverliebtes Rockstar-Gelaber eh alle Sympathien verspielt, als er das Publikum bei „Giganten“ permanent mit „Ey, Hurricane“ ansprach! Anscheinend hat er seinen wiederholten Fehler auch nicht durch Zeigen diverser Mittelfinger bemerkt. Künstlerpech! Aber immerhin machten sie den korrekten Schritt und spielten eine zackige Version von Deichkinds „Remmidemmi“, der größten Party-Hymne der letzten 20 Jahre! Die kam dann auch besser an, als der Rest des Materials der Band. Hmm, sollten sie sich Gedanken machen?
Fließender Wechsel zu einer weiteren Band mit ein paar guten Songs, die man sich aber außerhalb eines Festivals nie anschauen würde: The Bravery. Diesmal ziemlich ungeschminkt, aber auch unspektakulär. Und die Stimme des Sängers ist eine Qual. Weiter zum Essensstand, wo im Hintergrund The Films aufspielten, die so belanglos langweilige 08/15-Indie-Plagiate sind, dass es schon fast weh tut. Aber auch die mit großem Ego und engen Hosen. Kurzzeitig überlege ich, ob die überhaupt live spielen. Dann mussten wir langsam vor die große Bühne, um unserem Festival-Highlight, Arcade Fire entgegenzufiebern.
Waren noch ein paar Stunden, aber bis man da nen Platz gefunden hat dauert es schon ein wenig. Zuerst spielten noch die extrem langweiliegn The Sounds. Ihnen soll allerdings zugute gehalten werden, dass sie tolle 80er-Synthies haben und eine Frontfrau, mit der man gern mal außerhalb der Bühne verkehren möchte. Hust!
Danach gab’s endlich mal anspruchsvolle Musik auf diesem Festival... Mogwai aus Schottland spielten. Ihr flächendeckender Postrock ist immer wieder ein Genuss. Wunderschöne, größtenteils instrumentale Klangbildnisse, die einen Schweben lassen. Eine gelungene Chillout-Pause, wenn auch die terminliche Ansetzung um 3 Uhr Nachmittags ein Witz war. Mogwai wussten dies und kündigten ihrer schweren Herbstsongs als „Songs of Sommer“ an. Schottischer Humor muss sein!
Arcade-FireDanach blickte ich schwerenherzens rüber zur kleinen Bühne, wo Modest Mouse begannen. Und mein persönlicher Gitarrengott Johnny Marr stand auf der Bühne. Und es tat mir im Herzen weh, aber angesichts dieser Wege war es einfach unmöglich mal von einer Bühne schnell zur anderen zu laufen und wieder zurück. Denn wir hatten ein Ziel: Arcade Fire. Ihre Frühjahrstour wurde abgesagt! Aber diesmal kamen sie! Und sie kamen heftig und überwältigend und wurden ihrem Ruf als eine der besten Live-Bands der Welt gerecht. Was sie in 1h ablieferten war nichts weiter als DAS Highlight dieses Festivals und auch ein Meilenstein in meinem persönlichen Konzerterleben. Eine Band voller Spielfreude, Musikleidenschaft und Hits, die sie auf Instrumenten zelebrierte, die ich teilweise nicht mal beim Namen kannte. Und dazu ein Publikum, welches mit jedem Song euphorischer wurde. Und es klappt wirklich... hier waren alle dabei. Vom Musikfan, über den Ottonormalhörer bis hin zum Prollrocker... dies Band fesselt. Es hätte ewig so weitergehen könnne, obwohl meine Beine nicht mehr konnten.
Deshalb wurden die ebenfalls famosen Bloc Party auch nur so nebenbei mitgenommen. Aber auch die zünden immer und immer wieder. Und Kele hatte diesmal vielleicht das schwulste Tanktop ever an. Auch egal. Denn Bloc Party durften nicht bis zum Ende angesehen werden: Interpol waren DAS zweite Highlight dieses Festivals. Also rüber zur blauen Bühne und schnell noch gesehen, wie Conor Oberst und seine weißgekleidete Band von den Bright Eyes noch als letzten Song das tolle „At the Bottom of Everything“ spielten. Dann ging es vor zu Interpol. Wir hatten eigens für dieses Event (und das Konzert tagsdrauf) feine Shirts mit den Selben „IN“, „TER“ und „POL“ designt. Hey, das musste sein. Vorher kam es allerdings noch zu einem sehr bewegenden Moment, als die Sanitäter und Festivalverantwortlichen dem verstorbenem Sanitäter gedachten und jenem schwer verwundeten ihre Genesungswünsche schickten. Eine Minute totaler Stille auf dem Gelände! Das hätte selbst ich nicht für möglich gehalten. Aber es scheint doch zu klappen. Schön!
Interpol passten dann natürlich bestens in diese melancholische Atmosphäre rein und lieferten ein viel umjubeltes Set mit tollen neuen Nummern wie „Pioneer to the Falls“, großen Hits wie „Stelle...“ und „Evil“, sowie heimlichen Favouriten wie die famosen „Take you on a Cruise“ und „Leif Errikson“. Hier stimmte alles. Die Band, das Publikum und die Songs. Famose 70 Minuten voller Atmosphäre, die einmal mehr bewiesen, dass diese Band eine der besten unserer Zeit ist. Und wir freuten uns auf Montag.
Danach war das Festival für uns mehr oder weniger gelaufen.

Ordentlich geschlaucht nahmen wir Snow Patrol’s Show im Sitzen war und ich merkte mal, dass diese Band viele tolle Songs, aber auch viele beschissene Songs hat. Die hielten sich die Wage und es gab neben blöden Mist, wie ihrem „Spiderman“-Titelsong auch tolle Nummern wie „Chocolate“, „How to be dead“, „The Finish Line“ oder „Set The Fire To The Third Bar“, welches allerdings ohne die Stimme von Martha Wainwright nur die Hälfte seines Charmes versprühte. Ein bisschen zu glatt ist der Weg, für den sich diese Band nun entschieden hat. Als ihre Zugaben kamen dröhnten allerdings schon von der Hauptbühne die Beastie Boys. Und die übertönten Snow Patrol bei weitem. Diese waren clever und machten sich deshalb aus dem Staub. „Because we wanna watch the Beasties”. Weise Entscheidung, Jungs! Das tat ich dann auch und die New Yorker Hip Hop Urgesteine waren dann ein würdiger Abschluss für ein na ja, wenig würdiges Festival stellenweise. Aber sie machten Stimmung und wenn sie aufforderten, dass alle „Fellas in the place“ laut grunzen mussten, dann machten das die Herren auch. Was will man mehr? Hmm, vielleicht Deichkind am Ende.

Was bleibt ist die Erkenntnis, das Massenfestivals nicht unbedingt etwas für Musikliebhaber sind. Gerade das Southside war dieses Jahr zu großen Teilen einfach ein Treffpunkt für saufende Hives-Fans, die einfach mal abseits des Tages die Sau rauslassen wollten. Also kann ich nur den Tipp gegeben: entweder ihr lasst jeden Tag eures Lebens Rock’n Roll sein und braucht deshalb keine gesonderten Termine oder ihr besucht kleinere, feinere Festivals. Die haben dann sicher nicht Bloc Party und the Arcade Fire, aber immerhin Deichkind, wie z.B. das Melt! in gut 2 Wochen. Für alle denen Musik noch mehr bedeutet als das Einschlagen von Bierdosen mit verbogenen Zeltstangen.

Montag, 18. Juni 2007

DJs Rotation: 10 Hammer Remixe, die man dringend kennen sollte!


01. Placebo "Beacause I Want You" (Remixed by Russell Lissack from Bloc Party
02. Nine Inch Nails "The Hand That Feeds" (DFA Remix)
03. Interpol "Public Pervert" (Carlos D. Remix)
04. Doves "Satellites" (Soulsavers Remix)
05. The Killers "Mr. Brightside" (Thin White Duke Remix)
06. Pet Shop Boys "Fugitive" (Richard X Extended Mix)
07. Peter, Björn & John "Young Folks" (OrtzRoka Remix)
08. Klaxons "Gravity's Rainbow" (Soulwax Remix)
09. Bloc Party "The Pioneers" (M83 Remix)
10. Depeche Mode "Halo" (Goldfrapp Remix)

Sonntag, 17. Juni 2007

Eine eigene Welt. Die neue The New Pornographers Platte hilft uns, Grau in Grün zu verwandeln.

So sehr mir an Interpol gelegen ist, aber in schwierigen Zeiten bedarf es auch mal leichtfüßiger Musik, die dich wieder “drauf bringt“ und dir zeigt, wie schön der Sommer sein kann. Musik, die dich nicht nur begleitet, sondern auch an die Hand nimmt und führt. The New Pornographers sind, zugegebenermaßen, bisher völlig an mir vorbeigegangen. Ich kann weder genau sagen wieso noch warum, ich habe schlicht keine Notiz von ihnen genommen. Im August erscheint nun ihr neues Album “Challengers“ was, laut einem Interview mit der Band, an größerer Komplexität zeugt als ihre bisherigen Veröffentlichungen. Soll heißen, dass mit mehr Zeit und mit mehreren Leuten und einer Großzahl an Instrumenten an den Songs für “Challengers“ gearbeitet wurde. In der Tat klingt das Album nach einer Art Gruppenarbeit im positiven Sinne, nach einem ambitionierten, gewollten Album das fesseln soll. Die New Pornographers wissen, wann sie welche Instrumentalisierung einsetzen müssen und wann es einer weiblichen und einer männlichen Stimme bedarf, um von den Dingen, die den Himmel und die Erde machen oder von Abenteuern in der Einsamkeit zu erzählen. Das klingt in aller erster Linie nach einer gewissen Ernsthaftigkeit, wird aber mit so einem naiven Charme besungen, dass dieses Album wie eine eigene Welt erscheint, durch die man gerne und immer wieder reist, denn die Repeatfunktion ist uns allen bekannt. Der Rhythmus dieser Welt zieht an, packt dich förmlich und lässt den Hörer nicht entkommen, auf eine angenehme Art und Weise. Das Album, diese Welt, ist in sich homogen, weisen die Songs auch eine gewisse Komplexität und vor allem angenehme Abwechslung auf, so gibt es keinen Song, der förmlich aus der Reihe fällt; keinen Song, den man als Durchhänger bezeichnen könnte. “Challengers“ ist eine Herausforderung für den Hörer, ein Album, was es zu Entdecken gilt und lässt man sich darauf ein, wird man von diesem famosen Soundtrack des Sommers nicht enttäuscht werden. Ein gelungenes Pendant zu der Düsterkeit Interpols, die uns einen Monat vorher heimsuchen wird und garantiert die Platte, die uns danach wieder “drauf bringen“ wird.

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