Donnerstag, 21. Februar 2008

The Songs That Saved My Life - Teil Zwei

Und weiter geht's. 5 weitere, philosophisch-nerdige Abrisse!



#06 / Elbow “Not a Job”

Diesen Song mag ich vor allem wegen der Atmosphäre, die er ausstrahlt. Nicht unbedingt wegen den Lyrics, die zwar auch sehr poetisch sind, aber gleichzeitig auch relativ kryptisch. Egal, Mut zur Eigeninterpretation! Wenn ich die Augen schließe und „Not a Job“ von Elbow höre, jener fantastischen und leider vollkommen unterschätzten Band, dann sehe spühre ich da eine Art unglaubliche Harmonie. Jetzt wird’s gay, aber es fühlt sich an wie ein lauer Sommerabend. Die Nummer ist sehr chillig und luftig leicht, die Stimme vom Sänger (sein Name ist mir gerade mal entfallen) strahlt dieses sanfte, beruhigende aus, allerdings mit einer gewissen Kantigkeit. „Walking through the long grass on your hand“… da muss man doch zwangsläufig eine gewisse Sommermelancholie verspüren. Versucht das einfach mal. Besorgt euch diesen Song (und am besten noch ganze Alben der Band) und hört das mal abends, nachts im Sommer. Perfekte Sonnenuntergangsmusik. Unabhängig davon ein wundervoller Popsong mit toller Melodie, an dem es einfach nichts mehr zu verbessern gibt. Perfektion in Reinkultur.

Release: 2003 / Album: Cast Of Thousands, Video ansehen


#07 / The Smiths “There Is A Light That Never Goes Out”

So, jetzt muss ich aber aufpassen, dass ich nicht ausschweife... Also, Morrissey. Aaaargh, zu spät! Dieser Mann, diese Songs! Und vor allem diese Band! Machen wir uns nichts vor, die Smiths sind von essentieller Wichtigkeit für die Entwicklung britischer Gitarrenpopmusik. Und dieser Song taugt auch in jeder Liste der „lebensrettenden Songs“ jedes halbwegs bewanderten Indie-Nerds auf. Neulich wurde er mal wieder zum besten Smiths/ Morrissey Song aller Zeiten gewählt... Zurrecht! Stellvertretend für diese Band, die so wichtig war und in den 5 Jahren ihres Bestehens mehr gesagt und bewirkt hat, als manche Künstler in einem ganzen Leben... dieser Song fasst es zusammen. Der Song vom nie erlischenden Licht ist der ultimative Song für alle Missverstanden, für jede Teenage-Angst, für alle Chef-Melancholiker. Ein seltsamer Mix von Trauer, Romantik und Morrissey-typischen Humor trifft hier zusammen. Der Protagonist möchte raus, etwas erleben mit der Person, die er über alles liebt. Und er möchte es ihr sagen, doch dann kann er es nicht („a strange fear gripped me and I just coudn’t ask“)... so bleibt der ultimative Liebesbeweis übrig. Egal, ob man vom Doppeldecker bus oder einem 10t-Track überfahren wird... hauptsache neben dieser Person sterben. Dieser Song spiegelt alles wieder. Die Lust zu leben, sowie die Furcht davor. Hoffnungen, Träume, Ängste und auch Todessehnsucht. Und das alles in handlichen dreieinhalb Minuten. Es ist kaum beschreibbar, wieviel dieser Song wert ist. Und ich glaube, jeder der mal so gefühlt hat und diesen Song hört, wird verstehen, was so vielen Menschen so wichtig daran ist. Hätte ich ein Ranking, er wäre sehr, sehr weit vorn.

Release: 1985 / Album: The Queen Is Dead, Video ansehen


#08 / Sufjan Stevens “Chicago”

Nach der Melancholie ist wieder Euphorie angesagt. Zumindest versprüht dieses kleine fast 7minütige Epos von Sufjan Stevens eben diese. Ich glaube, mir fällt in der jüngeren Zukunft kein Song ein, der besser produziert wurde, der perfekter zusammengesetzt ist, als „Chicago“. Und das, obwohl ich, zu meiner Schande, nie ein großer Sufjan Fan war. Aber dieser Song haut einen aus den Socken. Die Streicher, das Piano, Gitarren, Chöre, Bläser... hier ist alles dabei. Das ist Bombast auf die angenehmste Art und Weise. Dazu erzählt Stevens die Geschichte eines vermeitlichen Roadtrips in eben jene Stadt. Letztendlich ist es eine Liebeserklärung an diese Stadt. Mit einer derartigen Inbrunst und Begeisterung vorgetragen, dass man Chicago in dem Moment für die beste Stadt auf Erden halten mag. Dabei war ich noch nie dort. Stevens versteht es wie momentan kein Zweiter den klassischen US-amerikanischen Singer/Songwriter-Folk um viele Facetten zu bereichern. Im Prinzip ist „Chicago“ ein klassischer Song, klassischer geht es gar nicht. Musik, die man auch im Sommer of Love hätte hören können. Also, jetzt mal überspitzt formuliert. Aber es funktioniert heut besser denn je, wenn man sich denn darauf einlässt. Auf all die Energie, Euphorie und das Lebensgefühl, welches dieser Song versprüht. Eine ähnliche Wirkung wie der Doves-Song, den ich im ersten Teil vorgestellt hab. Lesen sie da bitte nach! Danke!

Release: 2005 / Album: Illinoise, Video ansehen


#09 / Blur “Out Of Time”

Uuuund wir ändern wieder die Stimmung. „Out of Time“ von Blur kommt eigentlich recht unspektakulär darüber, als ich ihn damals das erste Mal hörte hat er mich aber tief bewegt. Und irgendwie auch im Zusammenhang mit dem sehr spartanischen Musikvideo, welches eine junge Jetpilotin auf nem amerikanischen Flugzeugträger zeigt. Das ganze erschien damals passenderweise genau vor dem Beginn des Irak-Krieges, als man sich tagtäglich im TV ansehen musste, wie die großen Politiker sich um Kopf und Kragen reden, während die Menschen zu tausenden auf den Straßen demonstrierten... ohne, dass es wen interessiert hat. Und dazu Damon Albarn’s feine, aber fast schon zerbrechlich wirkende Stimme, die davon singt, dass man wohl keine Zeit gehabt hat zu merken, wie die Welt langsam aus den Fugen geraten ist. Das hat mich als 17jährigen schon stark beeindruckt und bewegt. Leider hat der Song heute an Aktualität nicht verloren. Die Welt hat sich nicht verbessert, im Gegenteil. Tagtäglich wird es schlimmer. Du kannst den Fernseher nicht mehr einschalten ohne dich aufzuregen. Mag es über das Fernsehen als solches sein, als auch über die Gesellschaft, die Menschen, die Politiker und all den Kram. Blur zeichnen mit der ersten Single ihres letzten Albums eine traurige Zukunftsvision. „Are we out of time?“ fragt Albarn sich am Ende. Vielleicht ist es auch schon längst zu spät. Der Totengesang auf die westliche Zivilisation. Zumindest in meiner Interpretation. Ein beeindruckendes, kleines Lied, welches aber nicht komplett in der Depression versinkt. Das ist seine entscheidende Stärke.

Release: 2003 / Album: Think Tank, Video ansehen


#10 / Joy Division “Love Will Tear Us Apart”

So, und zu dem Lied muss ich ja irgendwie auch nichts mehr sagen. Das ist eindeutig. Und vor allem ist es bekannt, wie ein bunter Hund. „Love Will Tear Us Apart“ ist in Musikkreisen ein bunter Hund. Und dank „Control“ und Wombats-Hype ist der Song in den letzten Monaten präsenter als je zuvor. Überhört habe ich ihn trotzdem nicht. Schlecht macht ihn das ja auch noch lange nicht. An seiner Authenzität hat die Nummer auch nach fast 30 Jahren nichts verloren. Hier gebrauche ich gern mal den Begriff „zeitlos“. Und während coole Indie-People und die Wombats gern dazu abtanzen (gut, das mach ich auch. Da kann man ja nicht still sitzen bleiben), habe ich irgendwie das Gefühl, niemand hört auf diesen Text. Denn zu dem gibt es nichts zu sagen. Ian Curtis Worte sprechen für sich. Geschrieben, als seine Ehe auseinander brach und irgendwie auch sein Lebenswille versprüht dieser Song immer noch dieses unglaublich düstere, traurige, lebensmüde Gefühl des damaligen Lebensabschnitts von Curtis. Eine Liebe, die zerbricht an Routine, Kälte, falscher Kommunikation und dem Schatten des Alltags. Ich glaube, die meisten wissen, was gemeint ist. Dieser Song wird deshalb so oft zitiert, weil er so wahr ist. Hier kann man ohne Zweifel von einem Jahrhunderthit sprechen. Einer, den die Masse der Menschen allerdings nicht kennt und, was noch trauriger ist, vielleicht nie kennenlernen wird. Vermutlich würden sie ihn eh nicht verstehen. Schade für sie.

Release: 1980 / Album: Substance 1977-1980, Video ansehen

Mittwoch, 20. Februar 2008

The Songs That Saved My Life - Teil Eins

Lieder, die mir wirklich wichtig sind . . .

Nein, ich leide nicht an einer vorzeitigen Midlife-Crisis und ich hab auch keine neuartige, unbekannte Krankheit, die mich in naher Zukunft dahin rafft. Hab ich zu viel Freizeit? Hmmm, nein auch nicht. Ich nehme mir die Zeit. Und zwar, um wirklich mal zu resümieren. Morrissey hat diese Songs in der vergessenen Smiths-B-Seite „Rubber Ring“ mal als die „Songs that saved your life“ bezeichnet. Lebensrettende Musik. Und somit die meiner Meinung nach besten Songs aller Zeiten. In meinen Augen, aus meinen Augen. Songs, die bewiesen haben, das Musik mehr sein kann als nur Begleiterscheinungen des Formatradios oder tanzflächenfüllendes Disco-Gedöns. Musik kann viel mehr. Sie kann dir ein Ziel zeigen, einen Weg und auch eine Lebensphilosophie. Mir hat sie das in den letzten Jahren. Es wirkt wie ein Klischeesatz, aber ohne Musik wär ich vermutlich... na ja, ihr wisst schon. Anyway. Ich habe das alles in allem auf eine Top 30 der essentiellsten und besten Songs, die ich kenne reduziert. Ich verzichte dabei bewusst auf ein Ranking, weil sowas sinnlos ist und alle Songs gleichwertig gut sind. Mal mehr, mal weniger. Nehmt euch die Zeit und lest bzw. entdeckt vielleicht auch den ein oder anderen Song, den ihr noch nicht kanntet und hört diesen auf dem YouTube-Videolink an. Vielleicht retten sie auch euer Leben.

Hier nun der erste von sechs Blöcken á 5 Songs, die ich in den nächsten Tagen und Wochen hier präsentieren werde. Schaut einfach immer wieder vorbei. Viel Vergnügen, Welt!



#01 / Pet Shop Boys „Being Boring“

Die wahre Größe eines Songs erkennt man nicht in seiner Struktur oder der Aufwendigkeit seiner Produktion. Darauf sollte man auch nicht achten, wenn man sich diesen scheinbaren „cheesy“ Pop-Song von England’s alten Pop-Herren anhört. Denn, was in erster Linie wie ein simpler, netter Radiodudel-Song anhört, entpuppt sich bei genauem Betrachten als eine der meisterhaftesten Kompositionen der Gegenwart. Dabei sind es vor allem die Lyrics, die berühren. Ein Song, der über 3 Dekaden geht und Neil Tennant’s persönlichste Gedanken umfasst. Von der Vergangenheit einer wunderschönen Teenager-Zeit, über den Aufbruch in eine neue Zeit bis hin zur Gegenwart. „All the people I’ve been kissing. Some are here and some are missing” resümiert Tennant. Es ist die Geschichte eines Lebens. Rekapitulierend und ehrlich. Im Refrain wird es auf den Punkt gebracht... „We were never being boring“. Man blickt zuzrück, mit einem weinenden, aber einem auch lachenden Auge. Ein sehr trauriger Song, über die Vergänglichkeit unseres Daseins und die Sachen, auf die es im Leben ankommt. Und das verpackt in eine so anrührende Melodie. Wenn man die Pet Shop Boys nie verstanden hat. Vielleicht geht man bei diesem Song mal in sich und checkt es endlich. Hauptsache es wird nicht langweilig. Gell, Mr. Tennant?

Release: 1990 / Album: Behaviour, Video ansehen


#02 / The Stills “Gender Bombs”

An alle geschundenen Männerherzen. Hier kommt euer Refrain... „The girl will school you“. Vermutlich. “Gender Bombs” ist einer der schönsten Break-Up-Songs ever. Wobei das ganze Debütalbum der Stills voll war von Songs dieser Art. „Logic will break your Heart“ hieß es. Auch ein Zitat aus diesem Song, dem stärksten da drauf. Stellvertretend für ein geniales Pop-Album, welches mir damals vermutlich in ner schweren Zeit wirklich das Leben mit gerettet hat (schon wieder so ne abgedroschene Phrase). Der Song an sich eine melancholische düstere Mischung aus Indie-Rock mit leichten New-Wave anleihen. Und diese Grundstimmung des Verlassenseins, aber auch irgendwie mit der Kraft die daraus entsteht. Klar, die „massive suicide dreams“ gehören da natürlich dazu. Aber in erster Linie repräsentiert dieser Song das, was ich an all diesen Songs so mag... sie schürren Verständnis. Ha! Und das ist MEIN Album. Das kann mir keiner nehmen! Es sei denn, ihr kommt jetzt auf den Geschmack.

Release: 2002 / Album: Logic Will Break Your Heart, Live Video ansehen

#03 / Doves „There Goes The Fear“

Da benutze ich doch gern mal das ansonsten so inflationär gebrauchte Wort “Hymne”. Denn hier haben wir eine. Man sagt ja auch gern mal, das Musik „uplifting“ ist und einem Kraft gibt. Das sagen dann auch Leute bei Olli Geißen’s Chartshow über irgendwelche todgenudelten 80er Pop-Schnulzen von Celine Dion. Aber hier haben wir, unabhängig davon, einen dieser Songs, die den Begriff Hymne zurrecht tragen und tragen dürfen. „There Goes The Fear“ von den Doves ist eine über 6minütige Symphonie für die Sinne. Ein Song über den Neuanfang. Hinfort mit der Angst. Dazu Chöre, Gitarrenwände und eine samtweiche Stimme, die einen in all der Euphorie immer noch zu beruhigen versucht. „Close your brown Eyes and lay next to me“. Gut, also auch ein Song für Verliebte. Also multifunktionale Nummer. Dieses Lied kann wirklich Leben retten. Man legt es ein, schließt die Augen (oder öffnet sie, Ansichtssache) und spürt diese Wärme, die der Song verbreitet. Besonders im Sommer sehr gut nachvollziehbar. Klappt aber auch zu jeder Jahreszeit. Für die 6 Minuten fühlt man alles Schwere von einem fallen. Und am Ende lächelt man vielleicht sogar drüber. Und wenn man ganz viel Glück hat, hält das auch über den Song hinaus an.

Release: 2002 / Album: The Last Broadcast, Video ansehen


#04 / Interpol “Take You On A Cruise”

Okay, das ist jetzt etwas irrelevanter. Ich habe mir Tage und Wochen den Kopf zerbrochen, welcher Interpol Song der wichtigste für mich ist. Musik-Wissende antworten Sachen wie „Stella“ oder „Specialist“, Indie-Mädels lieben ja total „Evil“ und blabla. Fakt ist, ich kann mich nicht wirklich entscheiden. Es gibt de facto kein wirklich schlechtes Interpol Lied. Selbst mit „Roland“ und „PDA“ hab ich mich mittlerweile angefreundet. Warum dann am Ende „Take you on a cruise“? Hmm, keine Ahnung. Vermutlich wegen des kongenialen Einfalls „Time is like a broken watch and make money like Fred Astaire“ in den Song einzubauen. Wie lustig ist das denn? Der Song an sich ist nicht lustig, sondern typisch düster, melancholisches, wie es alle Interpol Songs sind. Diese Band spielt am Rande der Perfektion, mit einem ganz eigenen, spezifischen Sound (wehe, jetzt kommen Joy Division Vergleiche). Dieser Song ist systematisch dafür. Alles zieht einen in den Bahn. Bank’s Stimme, Kessler’s Gitarren und auch Dengler’s Bass. Dieser bekommt besonders im zweiten eine tragende Rolle, wenn sich das Thema des Songs vom melancholischen Trauerspiel zu leichter Tanzbarkeit ändert. Wobei die natürlich immer noch sehr traurig ist. Warum auch lachen? Gibt’s ja nichts. Dieser Song ist Hypnose. Wie die ganze Band. Nehmt jeden Song, von mir aus. Es zieht einen in seinen Bann, dank dieser genialen Chemie. Auf das sie noch viele Jahre anhalten wird.

Release: 2004 / Album: Antics, Fan Video ansehen


#05 / Massive Attack “Unfinished Sympathy”

Hier mal eine bekanntere Nummer, die eigentlich jeder kennen sollte, der sich halbwegs mit Musik beschäftigt. Ich weiß jetzt nicht, ob damit der Trip Hop erfunden wurde, zumindest wurde er der Öffentlichkeit präsentiert. Das berühmte One-Shot-Video dürfte ja auch jedem ein Begriff sein. Ich bin eigentlich nicht soooo into Trip Hop. Obwohl ich die Idee super finde, klassische Hip Hop Beats um ein extensives Klangspektrum zu erweitern. Auch wenn’s manchmal sehr langweilig sein kann. Aber nicht „Unfinished Sympathy“. Das ist einer der besten Popsongs aller Zeiten und ein Musterbeispiel dafür, wie gut etwas klingen kann, wenn alles zusammenklingt, wie es klingen soll. Hier passt alles. Der Beat, das wunderschöne Piano, die Streicher am Ende und natürlich diese tolle Soulstimme, welche dieses traurige Liebeslied intoniert. „I’m missing every part”… mehr muss man dazu auch nicht mehr sagen. Die Melancholie des Songs spricht Bände und schafft einen perfekten Spargat zwischen einem einfachen Song und einer großen Symphonie. Aber das wisst ihr vermutlich schon lange.

Release: 1991 / Album: Blue Lines, Video ansehen

Sonntag, 20. Januar 2008

Wahre Schönheit kommt beim Hören

Das Debüt von Get Well Soon entpuppt sich als das erste wichtige Album des neuen Jahres.

GetWellSoonEs passiert ja eher selten, dass bei den peniblen Musikkritikern mal ein Hype um ein Album aus Deutschland entsteht. Und noch seltener passiert es, dass dies auch berechtigt ist. Lassen wir da mal die Kilians außen vor. Doch hier ist es nun tatsächlich... Das Debüt von Konstantin Gropper, der um sich herum eine kleine Gruppe Mitmusiker versammelt hat und uns damit das erste richtig gute Album des noch jungen Jahres 2008 präsentiert. Und schon nach wenigen Minuten merkt man, wie Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon die Lorbeeren verdient hat. Dieses Werk ist atmosphärisch unglaublich stimmig, erlaubt sich aber auch Abwechslung. Es ist fesselnde, sehr schöne Musik. Die Referenzen sind allseits bekannt. Vom deutschen Conor Oberst war schon die Rede. Anleihen bei Beirut, Sigur Rós oder den omnipräsenten Radiohead hört man an jeder Ecke heraus. Sogar Arcade Fire hab ich schon gelesen. Das ist ja mal ne große Nummer. Generell... Referenzen an wohin man schaut. Da kann man jetzt über mangelnde Eigenständigkeit klagen, aber irgendwie ist ja jeder Musiker von irgend einem anderen beeinflusst worden. Und was am Ende zählt ist nicht die Referenzliste, sondern die Songs. Und diese 16 haben es voll drauf. Keine Ausfälle, wunderschöne Melodien, viele Spielereien mit Bläsern, Piano, Geigen, Akkordeon und auch Chören. Ein Album, was trotz seiner Komplexität wie aus einem Gus wirkt. Alle Teile wirken stimmig, alles sitzt und passt, wo es zu passen hat. Für ein Debüt wirkt die Get Well Soon LP unglaublich professionell. Für ein deutsches sowieso. Das gibt einem sogar den Glauben zurück, dass es Musiker in Deutschland gibt, die ein Album aufnehmen können, welches mit internationalen Standards problemlos mithalten kann. Ein Highlight herauszupicken wird schwer. „If This Hat is Missing…” hat echte Hitqualitäten, das Underworld-Cover von “Born Slippy” lässt den Song in einem ganz neuen Licht erscheinen. „We are safe inside…” und “Witches! Witches!” sind weitere Hits. Ausfälle gibt es nicht. Ein Album, welches in seiner atmosphärischen Geschlossenheit ein echtes Hörerlebnis ist. Es ist einfach nur schön. Und damit mein ich nicht, dieses „nett“ oder „ja, ganz gut“... Nein, es ist einfach nur schön, sich diese Musik anzuhören. Also bitte alle mal ausnahmsweise wieder auf den Hype-Zug aufspringen und diesen Mann und seine Band supporten. Auf Konzerten oder mit dem Kauf dieses Albums. Für alle Freunde guter Musik ist das Album dieses Jahr unverzichtbar.

Das Album bei MySpace anhören

"If This Hat Is Missing (I Have Gone Hunting)" [mp3]

"Christmas In Adventure Parks" (Video @ YouTube)

Dienstag, 15. Januar 2008

Sechs Singles - 01/08

Happy New Yeeeah!

#1 … British Sea Power “Waving Flags” (VÖ: 07.01.08)
Album: “Do You Like Rock Music?”

doughnut: Na, fangen wir im neuen Jahr direkt wieder so an, dass wir uns einig sind.
rhododendron: Genau, wir beginnen das neue Jahr mit einem Paukenschlag, bzw. mit wehenden Fahnen. Und somit gleich mit dem ersten, überraschenden Hit des Jahres! Dieser Song ist groß! Das merkt man sofort, aber er wird noch besser, je öfter man ihn hört. Es ist eine dieser großen Britpop-Hymnen, die uns British Sea Power hier abliefern. Über alles erhaben, mit Pauken, Trompeten und ich glaube sogar Chor-Ansätzen. Ich liebe Größe in Popmusik! Simpel ist langweilig! Dem kann ich mich nicht entziehen. Kann die Faszination aber schwer beschreiben. Wie würdest du das machen, Alter?
d: Aus laut.fm Podcasts kann man noch etwas lernen, das sei als erstes gesagt. Auch, wenn alle ihre Stimmen unerträglich sind, so stellen sie doch ganz gute Inhalte vor, zum Beispiel die neue Platte von British Sea Power, zugegeben eine Band, die bisher komplett an mir vorbeigegangen ist. Doch als in diesem Podcast die erste Single vorgestellt wurde, habe ich mich direkt zu Hause gefühlt. Das ist ziemlich episch, in der Tat mit Pauken und Trompeten inkl. Chören alles drinn, was der Arcade Fire Fan so zum Leben braucht - dabei bin ich gar keiner, doch dieser Referenz kann sich die Band nur schwer entziehen. Und doch klingt das irgendwie angenehmer für mich, es ist eben eine ziemliche Hymne und zwar eine, die dich wirklich mitnimmt, wo du denkst: genau das wollte ich jetzt hören. Da wir ja auch schon das Album gehört haben, kann man noch dazu sagen, dass es hält, was diese Single verspricht. Sehr, sehr epischer Sound mit einigen Referenzen, aber doch eigenständig und damit anders als das, was man so jede Woche von der Insel auf die Ohren bekommt. Erstes überraschendes Ding des Jahres, und zwar ein ziemlich gutes!
r: Ja, die englischen Musikkritiker loben British Sea Power ja sowieso als das beste was die Insel grad (mal wieder) zu bieten hat. Hmmm, ich glaub jeglichen weiteren Kommentar kann man sich sparen. Momentan mein Hit des Jahres. Da kommen sicher noch paar, aber der wird auch in 12 Monaten noch mit vorn mitmischen. An alle die diesen Blog hier lesen (gebt euch zu erkennen. Wir wissen, ihr seit da draußen)... HÖRT EUCH DIESEN SONG AN. Danke. 10/10
d: Ich denke auch, dass das Ding in deie Jahresabrechnung mit einbezogen wird. Wie du schon sagtest, auch auf Festivals wird das sicherlich ein Reißer sein! Ich denke, ich kann mich hier mal getrost anschließen und vergebe ebenfalls (10/10).
Kommen wir zum nächsten Hit...wer hätte das erwartet? So früh zu Beginn des Jahres, die Rede ist von...

Video bei YouTube


#2 … Slut “If I Had A Heart” (VÖ: 25.01.08)
Album: “Still No. 1”

rhododendron: Achtung! Gute Musik aus DIESEM Land!
doughnut: Oder dachtest du, jetzt kommt die neue Tocotronic Single ins Spiel?
r: Nein, aber das schwarmt mir noch.
d: Nun, Slut ist in der Tat eine sehr wandlungsfähige Band auf heimischen Gefilden, aus Bayern um genau zu sein. So unsympathisch der Fußball aus dieser Region doch ist, umso sympathischer sind manchmal die Musiker. Slut, vor zwei Jahren noch mit der (überaus erfolgreichen) Vertonung der Dreigroschenoper beschäftigt, haben sich mal wieder neu definiert und den Minimalismus des letzten regulären Studioalbums über Bord geworfen, was ihnen, auch wenn es ein Streitpunkt unter den Fans ist, sehr gut steht. Man wird wissen wovon ich rede, wenn man schonmal "Wednesday", den ersten Song von "StillNo1" angehört hat. Ein Song, der so ziemlich das Gegenteil von "If I had a heart" darstellt. Sehr ruhig, harmonisch und weitestgehend ohne Gitarren,d afür mit allerhand Choransätzen, Glöckchen usw. "If I had a heart" spart zwar nicht mit Melancholie, aber es ist ein kraftvoller, druckvoller Song, der einfach Spaß macht. Sehr eingängig und gerade deswegen sehr hitverdächig wieradiotauglich. Leider ist es dennoch so, dass den Song nicht wirklich viele wahrnehmen werden, hört ihr ihn nicht nach dieser Vorstellung an, denn Slut haben es verdient. Wie siehst du es?
r: Ja, wie immer, wenn aller gefühlten 10 Jahre mal ein guter, international tauglicher Song aus Deutschland kommt... keiner weiß es zu schätzen. Frag mal Blackmail. Es ist schon echt draurig, dass der Musikstandort Deutschland für solche Bands keine Chance sieht, was aber wohl in allererster Linie an den Deutschen liegt, deren Musikgeschmack im Allgemeinen ja doch eher Mist ist. Aber dieser Song ist einfach nur schön. Wunderschöne Melodie, und all das was du schon gesagt hast. Hab mich bisher auch zu wenig mit Slut beschäftigt, aber ein paar nette Songs hatten die ja schon. Das spielt schon auf nem sehr hohen Niveau, diese Nummer, muss ich sagen
d: Das, was ich bereits von der neuen Slut "StillNo1" gehört habe, hat mich dann auch doch schon beeindruckt. Vielleicht sollte man ihnen gerade jetzt einfach mal eine Chance geben, ein zweites mal werden sie sicher nicht beim Bundesvision Songcontest auftreten. Also, es liegt an euch, ob ihr diese gute Musik entdecken werdet. "If I had a heart" bekommt derweil (9/10).
r: Von mir gibt's immerhin noch ne solide 7/10. Gut, und ich geh aber aus Bayern wieder mal nach England. Of course
d: Dem einzig wahren Land guter Popmusik.

Anhören bei MySpace


#3 … Hot Chip “Ready For The Floor” (VÖ: 28.01.07)
Album: “Made In The Dark”

rhododendron: Und schon der nächste potentielle Hits. Der Diskurs steht heut unter dem Motto "Offensichtliche Hits"
doughnut: Hot Chip ist auch so ein Hype-Gedöns, was ich 2006 (oder 2007?) total ignoriert habe. Das meine ich gar nicht abwertend, aber ich habe es einfach an mir vorbeigehen lassen.
r: Ging mir anfangs auch so. Hot Chip habe ich mittlerweile sehr ins Herz geschlossen obwohl das angesichts ihres verdrehten Elektropop-Mixes echt nich so leicht ist. Die absolute Definition von Indietronic-Nerd Musik. Und ich brauchte erst diesen Wahnsinnsauftritt beim MELT! letztes Jahr um zu raffen, dass die rocken. Und nun steht uns ein neues Album ins Haus. Die Musik ist die gleiche. Ein Einfluss aller möglichen Musikstile fließt da mit rein. Die Symbiose ist dann halt leicht schräg, hat aber ihren Reiz. Besonders "Ready For The Floor", dieser aufdringliche Hit, in dem uns Sänger Alexis quasi permanent andeudet, dass er bereit zum Tanzen ist. Und ich bin es auch. Bei dem Beat und der catchy Melodie bleibt kein Bein unbewegt. Ich stell mal ne gewagte These auf: So muss Popmusik 2008 klingen!
d: Nun, ich habe mich ja nun auch mit der Single ein wenig beschäftigt. Ich denke zu allererst, dass das Video sehr sehr gelungen ist, sehr farbenfroh, verrückt und experimentell, die Musik an sich auch. Immerhin 120.000 Aufruge bei youtube und 181 Kommentare - was heißt das? Unbedingt anschauen! Bei Hot Chip ist das schöne, dass wir hier keine 0815 Elektro Mucke am Start haben, sondern einen Melting Pop verschiedenster Stile, wie du es eben auch schon gesagt hat. Nicht wirklich vorausschauend, sehr verrückt, und doch ist dieser Song ein sehr großer Ohrwurm, der in der Tat zum Tanzen auffordert. Ich weiß zwar nicht, ob ich deine These so unterstreichen kann, aber es ist auf jeden Fall mal erfrischend. habe das Album noch nicht gehört, aber nach der Single spiele ich auf jeden Fall mit dem Gedanken...
r: Man sollte sich in dem Zusammenhang auch mal die Titelstory in der letzten SPEX durchlesen (keine Ahnung, ob die noch aktuell ist). Da wird viel über die Funktionsweise der Band geredet und deren Philosophie und das finde ich schon ziemlich interessant, muss ich sagen. Selten, dass mich so ein Artikel mal überzeugt.
d: Die Spex ist noch aktuell ja, genauso aktuell wie die Single, die von mir (6/10) bekommt.
r: Da geh ich höher. In meiner aktuellen Hype-Phase für Hot Chip geb ich gern ne 9/10. Also, wenn die in ein paar Jahren richtig groß sind, sagt nicht, ich hätte euch nich gewarnt. Vermutlich produzieren die dann das nächste Justin Timberlake Album oder so.
d: Wenn es Justin Timberlake noch gibt, ja. So, gehen wir von England up north Richtung Schweden

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#4 … Eskobar “As The World Turns” (VÖ: Jetzt als Download)
Album: “Death In Athens”

doughnut: Eskobar ist ja so ein Ding, das ich dir zu verdanken habe. Man bekommt hier ja nicht recht viel von ihnen mit, um nicht zu sagen, gar nichts? Das letzte self-titled Album war sehr sehr grandios und auch die älteren Alben habe ich bereits durch und bin voller Vorfreude gegenüber "Death in Athens", dem neuen Eskobar Werk. VOrfreude liefert dann auch die aktuelle, erste Single "As the world turns", die uns als disco-shimmering angekündigt wurde. Nun ja, wenn man Eskobar kennt, kann man vermutlich nicht DEN Discosong erwarten, aber wenigstens, da zitiere ich dich, hat das Ding einen "ordentlichen Beat". Zugegeben: zu erst war ich da nicht ganz überzeugt. Irgendwie klang mir das dann doch relativ schwach und das Video ist ganz und gar grauenhaft (hier bitte: nur hören, nicht bei youtube anklicken), doch hört man sich das öfter an (nein, keine Gehirnwäsche), wird einem klar, warum man Eskobar so mögen - kann: das sind großartige Melodien, luftig-lockerer Gesang, sehr ohrwurmig und hitverdächtig - oder, wenn man es ganz einfach will: es ist einfach schöne Popmusik. Das kann man gebrauchen, erst recht, wo es hoffentlich bald richtung Frühling geht.
rhododendron: Ja, für ihre Verhältnisse ist das schon schwer Disco! Ich weiß auch wieder gar nicht, was du gegen das Video hast. Gut, der Sänger tanzt da sehr unbeholfen, aber das hat ja auch nen gewissen Charme. Ansonsten ist alles gesagt. Schade, dass es irgendwie noch kein Release-Date für das Album gibt. Die Single gibt's vermutlich nur als Download. Ab jetzt aber quasi! Bin sehr gespannt, wie es klingt, wenn das aktuelle Album wieder weg von dieser Folk-Richtung geht und hin zur "Pop"-Richtung. Es wirkt quasi so, als ob Eskobar auf jedem Album nen anderen Stil versuchen, in der Hoffnung, sie finden irgendwann mal den einen, der ihnen Ruhm und Reichtum bringt.
d: Ich würde es ihnen wirklich wünschen, denn die haben schon ganz ganz große und großartige Melodien und Songs geschrieben. Wenn man sich die Alben anhört, möchte man als vernunftsbedachter Mensch doch wirklich keinerlei Chartsmusik mehr anhören. Zum Video: Ebendrum, das Tanzen sieht doch arg peinlich aus, und das Video an sich ist eben irgendwie...na ja, sagen wir so, es ist nicht so schön anzusehen wie das von Hot Chip. Ich glaube, man kann die Single auch von der offiziellen Eskobar Seite beziehen, ob physisch, oder nur als Download weiß ich nicht, aber das könnt ihr ja bei Bedarf selbst checken. Von mir eine (7/10) in der Hoffnung, dass Album ein weiteres gues wird,.
r: Ja, ich geb mal 6/10. Angesichts einiger fantastischer Songs in der Vergangenheit, wie "Love Strikes" oder "Persona Gone Missing" hat der noch etwas Aufholbedarf. Aber trotzdem nett!

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#5 … Morrissey “That’s How People Grow Up” (VÖ: 04.02.08)
Album: “Greatest Hits”

rhododendron: Da stellt sich doch die Frage... Brauchen wir hier einen Diskurs? Kann man diesen Mann überhaupt kritisieren bzw. darf man? Die Frage ist natürlich ein ganz klares ... NEIN! Stephan Patrick Morrissey besitzt halbgottähnliche Züge, ist eine lebende Legende, Bruder im Geiste und ... tja, halt einfach Morrissey. Ich kann zu diesem Mann nichts schlechtes sagen. Dazu war und ist er zu wichtig. Und irgendwie auch zu gut. Beweise, ihr Ungläubigen? Einfach mal diese neue Single anhören. "That's How People Grow Up" zeigt in lächerlichen 3min mal eben sofort, wie ein Popsong funktioniert. Strophe-Chorus-Strophe-Chorus-Bridge-Chorus. Alles ohne große Umschweifungen, aber dafür mit großem Sound, einer Moz-typischen unwiederstehlichen Melodie und der neuen Erkenntnis: Dieser Mann wird anscheinend altersmilde und gesteht sich ein: "Mist, ich hab wohl bissel zu viel in meinem Leben gemotzt!". Wird er jetzt "ein Guter"? Da ist man ja mal gespannt, wie das angekündigte neue Album im Herbst klingen wird.
doughnut: Ja, kommen wir zu einm Idol ganzer Völkerschaften, Generationen, Massen...ach, vermutlich würden sogar außerirdische Besucher die Musik Morrisseys und der Smiths huldigen ... ähm, genug des Lobs, es geht hier schließlich um die neue Single. "That's how people grow up". Muss ganz ehrlich sagen, dass ich der Geschichte nun mehr oder minder wortlos gegenüberstehe, denn du hast quasi alles gesagt, was gesagt werden kann. Der Mann hat einfach mal wider eine sehr gute Single veröffentlicht, eine Single, die sein neues best Of Album promoten soll (wovon es eigentlich genug gibt, aber es sei ihm verziehen), und die wirklich Lust auf mehr macht, denn Morrissey scheint mit dem Alter auch nur besser zu werden. Beweise sind halt dei letzten beiden Studioalben, die halt wirklich nicht nur hörbar, sondern wirklich hörbar sind. Was soll man noch sagen? Der Song ist halt gut...
r: Ja, seine letzten Soloalben waren schon besser, als mancher Kram aus den 90ern. Dennoch. Du kennst meine Meinung. Nur mit Marr wars der Hammer! Dazu passt auch irgendwie die Meldung, die ich gelesen hab, dass irgendein Wahrsager gesagt hat, die Chancen stehen 2008 gut für ne Smiths-Reunion *g*
d: Die muss ich leider zerstören, denn Marr hat das vor kurzem noch via Interview ausgeschlossen. Kannst du gerne auf der Offiziellen nachlesen. Und ganz ehrlich: Ich weiß, wie sehr du dir das wünschst, aber ich wünsche mir auch, dass New Order sich nicht immer so kindergartenhaft benehmen.
r: Ja, wobei es bei New Order sicher wahrscheinlicher ist. Vermutlich hat Hooky einfach wieder mit Saufen angefangen.
d: Erst mal kommt da Freebass und Bad Lieutnant. Und dann, vielleicht in zehn Jahren, mal wieder ein NO Album. In der Zwischenzeit haben wir „Control“. Und ich wünsche mir ebenfalls ein neues Electronic Album. Ach ja, wünsche haben wir alle...Der Song bekommt (9/10)
r: Ich wünsch mir aber irgendwie im allgemeinen Reunion-Wahn trotzdem keine Smiths-Reunion. Oder doch? Hmmm. Oder wie wär's mit Joy Division? Wie gut ist die Hologramm-Technik mittlerweile? Oder sie nehmen gleich Sam Riley *g* Gut, die Moz Single ist sehr gut, aber im Vergleich mit anderem Kram von ihm gibt's "nur" ne 8/10
d: So, jetzt kommts...entweder oder. Entweder Madsen oder Tocotronic? Ach, ich will dich nicht ärgern (dabei findest du "Mein Ruin" ja gut, ich weiß es,) aber nehmen wir Madsen, denn Tocotronic hatten wir schon so oft, und die Kapitulation und alles auf ihr ist eh großartig, also . . .

Video bei YouTube


#6 … Madsen “Nachtbaden” (VÖ: 08.02.08)
Album: “tba”

rhododendron: Och, und ich war soooo kurz davor, Tocotronic zu lieben. Hmmm, nein, nur Spass
doughnut: Du kannst deine insgeheimen Gefühe ruhig offenbaren.
r: Öhm... nö. Ich versteck ja nix.
d: Whatever. Madsen. Man sie lieben oder hassen. Ich liebe sie und ich stehe dazu. Grundsätzlich ist zu sagen: wer Madsen allzu ernst nimmt, dem ist ja eh nicht zu helfen. Gleiches gilt halt für die Hives, nur die sind sowieso schrecklich. Bei Madsen kann man sich top abreagieren, besonders auf den Konzerten, aber auch zu Hause, wenn man ne ordentliche Anlage hat, die das Geschreie mitmacht. Da braucht man halt keine Morrissey Texte, ich finde das super. Madsen sind einfach super, so. Und jetzt die neue Single, denn auf Madsen kann man sich verlassen, alle zwei Jahre gibt es schickes neues Material in schicken Digipacks. Sie heißt "Nachtbaden", diese neue Single, und soll nun auch die sein, die Madsen etwas weiter nach vorne bringt, denn sonst würden sie wohl kaum beim Bundesvision Songcontest auflaufen. Ich muss sagen, ich kanns verstehen, wenn einige Leute das nicht mögen, denn auch nach mehrmaligen Hören kommt der Song nicht an die Songs der ersten beiden Alben heran. Und trotzdem ist es wieder typisch Madsen, typisch gut. Positiv zu beachten ist, dass das ein relativ kompromissloses 2 1/2 Minuten Brett ist, in dem endlich mal wieder Geschrieen und die Gitarren aufgedreht wird. Das steigert die Vorfreude aufs Album, ist es doch ein deutliches Signal, dass es eher wieder wie Album 1 klingt, obwohl Album 2 natürlich großartig war, aber teils vllt zu ruhig, mit zu vielen "Hauptsache ist, es reimt sich-" Texten. Das ist bei "Nachtbaden" jedenfalls nicht der Fall und auch sonst, das Ding rockt eben... Es sprach der Fan, nun spricht der Kritiker
r: Ja, das find ich auch ehrlich gesagt ziemlich gut. Einfach weil es ein konsequentes Brett ist und Madsen halt jetzt vor Album Nr. 3 nicht die Gefahr laufen poppiger zu werden. Oder zugänglicher. Gerade im Zusammenhang mit dem ollen Raab Contest würde das ja vermutet werden. Aber nein... sie schreien sich da so nen Song aus dem Herzen. Ich find's fast schon irgendwie witzig, muss ich sagen. "Oh, nein, schon wieder Samstag abend." Doch, das hat echt was. Ich bezweifle zwar, dass ich je großer Madsen Fan werden, aber die Nummer ist richtig, richtig gut. Feiner Scheiß!
r: Du sagst es. Ich finde es auch sehr löblich, dass sie da nicht mit ner Silbermond Ballade aufspielen oder mit Goodbye Logik 2 - oder Vielleicht 2 - ich bin dann halt auch gespannt, wie das live kommen und beim Publikum ankommen wird. Vielleicht gerade, weil es etwas aus dem Rahmen fällt, hat es zumindest ne Chance, unter die ersten 10 zu kommen. Der Text hat in der Tat was witziges, das Video auch, man sehe sich es nur an, und Völli am Keyboard. Ich möchte auch so einen Job in ner Band!
r: Na ja, wobei die sicher auch von ner gewissen Fanschar profitieren können. Warum waren die eigentlich nicht konsequent und haben das Teil "Nacktbaden" genannt?
d: Vielleicht zu offensichtlich? Ich gebe (6.5/10), erwarte aber noch bessere Songs auf dem Album!
r: Hmm, ich würd jetzt auch so 6/10 geben. Einfach nur wegen der Idee und der Machart. Rufst du dann an dem Abend auch für Madsen an oder wie?
d: Wenn ich zu Hause bin und reinschalte, schicke ich vielleicht mal ne SMS hin, auch, wennd as wirklich affig ist, aber manchmal darf man affig sein.
r: Ja, würden Joy Division da antreten, würd ich das auch machen. Gut, abwegiges Beispiel... ähm, vielen Dank für die nette Unterhaltung
d: Wie, war’s das?
r: Ja, wir haben damit 6 Singles besprochen. Oder hab ich mich jetzt verzählt?
d: Tatsächlich! Ich habe mich verzählt! Ja, super. Na ja, ich glaube, wir haben befürchtet, dass wir im Januar nahezu keinen Diskurs halten können. Dafür haben wir richtig richtig viele gute Songs bekommen
r: Ja, hmmm. Keine Pause irgendwie. Viel gute neue Musik. I like that
d: Eben. Also, dann werde ich nun Essen gehen. Und wir sehen uns nächsten Monat wieder. Mit oder ohne Tocotronic.
r: Vermutlich ohne. Ich ess jetzt auch was. Guten Appetit!
d: Gudn!

Video bei YouTube

Freitag, 11. Januar 2008

Nach Radiohead ist vor U2

Ein Ausblick auf 2008. Zumindest auf nen Bruchteil

Alles auf Anfang. Das Musikjahr 2007 lässt uns zurück mit vielen Erkenntnissen. Jeder Hype ist mal vorbei (Indie/UK/New Wave- Zeugs), manche bieten weniger Durchhaltevermögen als man gedacht hat (New Rave), Synthies rocken mehr als Gitarren, Downloads sowieso mehr als physische Tonträger. Die Industrie ist tot, lang lebe die Industrie. Das Jahrzehnt neigt sich dem Ende und wenn man wissen will, was popkulturell von Bedeutung war, dann muss man auch einen Blick auf 2008 werfen. Hinterher. Ich mach das mal vorher und zähle die wichtigsten Platten im Schnellverfahren auf, die uns dieses Jahr erwarten. Überraschungen selbstverständlich nicht eingeplant.

Die Bewährungsprobe

Nach den NME Lobhudeleien ist vor den Zerrissen in eben diesem (Gell, Morrissey?). Musikpresse und Fans können erbarmungslos sein. Zunächst jubeln sie, dann stecken sie dir wenig später das Messer in den Rücken und wenden sich von dir ab. In Zeiten wo den Plattenfirmen (kleineren sowieso) das Geld ausgeht, kann sich eine Band einen Flop eigentlich nicht mehr erlauben. Existenziell wichtig wird für viele Hype-Bands der letzten Jahre somit das schwere zweite Album das entscheidende. Kann man mehr, als nur für einen Festivalsommer aufspielen? Viele Bands haben letztes Jahr gezeigt, dass es gehen kann. Somit müssen sich The Rifles im Frühjahr bemühen, ihrem Hammer-Debüt „No Love Lost“ noch ein weiteres Britpop-Meisterwerk folgen zu lassen. Die Messlatte liegt hoch, aber um die mach ich mir wenig sorgen. Auch um die Indietronicer von Hot Chip nicht, die uns nächsten Monat mit „Made In The Dark“ beweisen werden, wie innovativ Popmusik klingen kann. Ob das beim Zweitwerk der Kooks klappt ist noch fraglich. Für die heimlichen Favouriten von mir, die Melodic-Popper Thirteen Senses wird’s nach dem Vorjahresflop von „Contact“ sowieso eng. Und wo wir gerade dabei sind. Auch bei Keane wird sich zeigen, ob der Ofen schon aus ist oder nicht. Später im Jahr dann. <Franz Ferdinand haben das zweite Album zwar schon hinter sich, aber als Wegbereiter einer ganzen Generation Bands sind die Augen der Welt natürlich auf ihren nächsten Schritt gerichtet. Man munkelt was von mehr Synthie’s. Apropros... sollten es Justice mit nem zweiten Album in 2008 schaffen, dann müssen sie zeigen, dass sie mehr können, als nur die Daft Punk’s für’s Jahrzehnt drauf zu sein. Und die Klaxons sowieso. Die haben zwar noch nie wirklich Rave gemacht, wollen sich aber auf dem bald erscheinenden Zweitwerk schnell davon losreißen. Ob noch was von den restlichen Hype-Bands kommt ist auch fraglich. Für Kasabian, die Dirty Pretty Things oder die in Ungnade gefallenen Killers wird’s schwer. Mehr sag ich dazu nicht.

Die Neuen

Debüts wird es 2008 sicher auch wieder in Massen geben. Und vorhersehen wird man sie auch nicht können. Kate Nash, Maps oder Jamie T. waren ja vor nem Jahr in der Form auch nicht unbedingt vorhersehbar. Oder The Boxer Rebellion, meine Entdeckung des vergangenen Jahres. Die haben zwar schon ein Debüt draußen (welches famos ist), aber das hat keiner mitbekommen. Also Neustart und diesmal bitte durch die Decke. Die Band hat die Songs und mittlerweile auch wieder nen Plattenvertrag. Da kommt bitte noch was! Im Frühjahr. Ebenfalls gespannt darf man auf die Debüts der Elektronik-Hype-Acts Uffie, Does It Offend You, Yeah? oder Crystal Castles sein, die zeigen müssen, ob sie mehr als nur ein paar flotte Club-Hitsingles drauf haben. Vor allem müssen sie sehen, inwieweit sich der Elektro-Hype ins neue Jahr retten lässt. Ich drück die Daumen. Auch für Soft Nerd, Deutschlands weitsichtigsten Nachwuchsmusiker. Gut, er weiß schon, was ich meine. Debüt-EP erscheint. Bald. Ich sag aber nicht wo. So, genug Werbung für ihn. Pretty Boy Makes Rave bringt auch ne EP raus. Sagt er zumindest. Es lässt sich halt nur erahnen, welche jungen Musiker uns dieses Jahr um die Ohren gehauen werden. In einem Jahr werden wir hoffentlich schlauer sein.

Die Beständigen

Manchmal weiß man, woran man ist. Bzw. brauch man sich keine Sorgen über eventuelle Überraschungen machen. Bands, die schon seit Jahren kontinuierlich starke Platten abliefern sind mir eh die liebsten. Ob sie überraschen oder nicht. Aber bei neuen Platten von Death Cab For Cutie (in ein paar Monaten) oder Nada Surf (in ein paar Wochen) muss man sich keine Sorgen machen. Diese Bands sind beständige Größen. Gute Freunde, die aller paar Jahre mal zu Besuch kommen und für ne gute Zeit sorgen. Lange nicht mehr zu Besuch waren die Doves, die eine meiner Lieblingsbands in den letzten Jahren geworden sind. Da wird sicht Album Nr. 4 hoffentlich mit einreihen. Gleiches gilt für Elbow, ebenfalls eine feste Macht im Britpop. Ich glaube nicht, das eine von beiden Bands schlechte Platten machen kann. Ansonsten würden ja die Naturgesetze außer Kraft treten. Gleiches gilt natürlich für Sigur Rós, aber ich glaube, darüber müssen wir nicht diskutieren. Auch nicht über Bloc Party. Sollten die dieses Jahr wirklich schon ein neues Album raushauen, dann wird das sicher wieder ganz anders und ganz speziell sein. Und zumindest nicht wie „Flux“. Wie hoch die Erwartungen an dieses Werk sind, kann ich mit Gesten gar nicht darstellen. Bei Tiger Lou’s neuem Werk bin ich auch beruhigt, muss ich sagen. Und wo wir grad in Schweden sind... Eskobar. Kann man nicht mögen, aber wenn man die Mucke mag, wird man auch irgendwie nicht enttäuscht, auch wenn’s einen nicht von den Socken reißt. Nein, eine sehr entspannte Kategorie. Aber wehe, ihr baut Mist, Freunde!

Die richtig Großen

Und damit meine ich nicht die wenigen verbliebenen Megaseller á la Madonna (na, an welche Jugendkultur schmeißen wir uns diesmal ran?) oder Robbie Williams. Was die und der Rest machen ist egal. Allerdings sind ja U2 auch darunter und da schau ich schon doof. Schön, das Bono mal wieder nach seinen Afrika-Expeditionen Zeit für nen Studioaufenthalt gefunden hat. Das letzte Album war überraschend gut. Ich hoffe, sie ziehen sich nicht schon aufs Altenteil zurück. Morrissey hat dies natürlich nicht vor. Der ist ein über alle anderen erhabener Gott und bringt im September 2008 ein neues Soloalbum heraus. Da bin ich natürlich extrem subjektiv. Mal sehen, ob er wie zuletzt, weiter so „optimistische“ Töne anspielt. Altersweisheit quasi! Davon sind Oasis natürlich weit entfernt. Die werden natürlich auch mit dem x-ten Album an der Erwartungshaltung ihrer ersten Werke, scheitern. Aber das gehört halt dazu. Oder sollten sie doch nochmal...? Hmmm, man weiß es nicht. Genauso wenig, wie man weiß, ob sich die alten Konkurrenten von Blur dieses Jahr nochmal zusammenfinden. Bei Damon Albarn weiß man nie. Immerhin kommen The Verve wieder. Aber brauch man die eigentlich? Vielleicht retten die ja die Britpopwelt. Kann mal jemand Pete Doherty die aktuelle Handy-Nr. von Carl Barat geben. Die Libertines retten die Welt! Ansonsten machen es Coldplay, die ich leider mittlerweile mit in diese Kategorie nehmen muss. Das 4. Album, für Frühsommer angekündigt, muss zeigen, ob die Band Mut zum Risiko hat oder endgültig die Nachfolge von Bono und Co. antritt. Im Idealfall lässt sich beides verknüpfen. Ansonsten hab ich ja noch The Boxer Rebellion. Oder Depeche Mode, die sowieso über jede Kritik erhaben sind. Sollten die Ende des Jahres wirklich ein neues Album releasen, wäre das für ihre Verhältnisse mal extrem schnell (nur 3 Jahre). Robert Smith und The Cure haben sich dagegen wieder mal Zeit gelassen. Aber die dürfen das. Dafür gibt’s im April gleich ein Doppelalbum. Im gleichen Monat soll’s auch neues von R.E.M. geben. Mit Jacknife Lee immerhin ein Produzent der Stunde an Bord. Diese Acts müssen sich keine Sorgen mehr um die Zukunft machen. Die können auch gern mal ein Album kostenlos als Download releasen, ohne dass sie gleich arbeitslos sind. Dafür überraschen sie vielleicht weniger. Und wenn ich etwas wirklich mag, dann wenn man mich überrascht. Und das Musikjahr 2008 wird dies hoffentlich so sehr machen, dass dieser ganze kleine Bericht in ein paar Monaten vollkommen überflüssig sein wird. Am Ende behalte ich hoffentlich bei einigen Sachen Recht und bei anderen nicht. So sollte das auch bitte schön sein. Und jetzt Klappe zu, Ohren auf. Here’s Your Future!

Dienstag, 25. Dezember 2007

Mittendrin statt nur dabei

Meine schönsten Konzerte 2007. Ein etwas anderer Rückblick mit mehr oder minder feinen Handy-YouTube-Bootleg-Videos, die nur erahnen lassen, wieviel Spass ich hatte ;-)

01. Athlete (München, 13.12.07)

02. The Arcade Fire (Southside Festival, Berlin, 08.11.07)

03. Bloc Party (Southside Festival, Dresden, 06.05.07)

04. Interpol (Southside Festival, Dresden, 25.06.07)

05. Hot Chip (MELT! Festival)

06. Editors (Southside Festival, München, 07.11.07)

07. The Boxer Rebellion (München, 07.11.07, Editors Support, Video von ner anderen Location)

08. The Rifles (MELT! Festival, Dresden, 10.02.07)

09. Stars (Dresden, 21.09.07, Video von ner anderen Location)

10. Trentemøller (MELT! Festival)

Samstag, 22. Dezember 2007

Ho, Ho, Ho!

Montag, 17. Dezember 2007

Momente des Glücks

Athlete @ 59:1, München, 13.12.07

Athlete-Live
Es gibt sie noch. Diese besondere Live-Momente. Für die einen ist das der, wenn man sich für geschätzte 3000 Pfund ne Karte fürs Led Zeppelin Reunion-Konzert erschleichen konnte. Für die anderen ist es auch nur ein einzelner Song oder das Entdecken vieler neuer Songs oder einer guten Vorband. Ich hatte diese Abend. Letzten Mittwoch. In München. Und das lag natürlich an dieser Band. Athlete zählen seit einigen Jahren zu einer meiner absoluten Lieblingsbands ohne das ich genau erzählen kann, woran das liegt. Vermutlich daran, dass sie der Formel für ideale, gleichzeitig einfache, wie vielschichtige Popmusik näher sind, als viele andere Bands. Und vor allem sind sie authentisch und sympathisch und bringen diesen Sound so gut rüber.
An diesem Abend stimmte alles. Die Band war bester Stimmung, der Club war toll (Schön, sie „noch“ vor ca. 300 Mann zu sehen), das Publikum auch (Überraschend hohe Textsicherheit) und Sara brachte den Beweis, dass man auch über MySpace nette Leute kennen lernen kann (Thanx!). Und dann diese Musik. Quasi ein Selbstläufer. Hätte man vorher erahnen können. Umgehauen hat es mich dann trotzdem. So brachten Athlete einen Hauch von Wärme und Sommer an diesem Abend in das ansonsten eisig kalte München. Vielen Dank! Nachdem es sich natürlich in der ersten Reihe bequem gemacht wurde (warum auch nicht?) wurde gleich der sehr gute Support Act Iain Archer bestaunt, der seinen Support souverän erst allein und dann noch mit Unterstützung seiner Frau, sowie Athlete-Drummer Stephan und Tourgitarrist Johnny bestritt. Da wurde mir erst mal deutlich, dass es im Prinzip nicht wirklich ne Begrenzung zwischen Bühne und mir gab. Aber hey, gut so.
Jaaa, und dann kamen Athlete und für anderthalb Stunden gab es Musik vom Feinsten. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll und ich frag mich grad, ob mir nicht die Objektivität fehlt... ach, auch egal. Wie gesagt: Bei diesen Songs kann nix schief gehen. Gleich nach dem Opener „Tokyo“ trumpfte die Band mit ihrem ersten Hit „You Got The Style“ auf, dessen Motto „It’s getting hot in here“ dann auch langsam auf die Menschen im ausverkauften Club übertragen wurde. Es folgte ein bunter Mix aus den besten Songs der ersten drei Alben, wobei man sich über alle gleichmaßen gefreut hat. Sein es der sommerliche Casio-Pop des Debüts „Vehicles & Animals“, die getragenen Klänge des Zweitwerks „Tourist“ oder dieses famose, neue, kleine Popwunder „Beyond The Neighbourhood“. Alles klappte. Nur die Technik manchmal nicht. Aber das nahm die Band gelassen. Es war der vorletzte Abend der Tour und die Deutschland-Tour lief überraschend gut. Da regt einen so was nicht auf. Als Johnnies Gitarre mal kurzerhand den Geist aufgibt, wird die Setlist getauscht, als Stephan’s Schlagzeug kurz ausfällt wird kurzerhand mit „Beautiful“ ein Song angestimmt, der eigentlich nicht mal auf der Setlist stand. Es wird gelacht, übereinander, miteinander. Die Band hat Spaß und das überträgt sich halt auch auf das Publikum. „Can you smell the Germans here?“ dichtet Frontmann Joel spontan “The Outsiders” um… und die gaben das auch zurück. Sangen „Wires“ oder „Hurricane“ lautstark mit und halfen dem guten Mann auch bei Textschwierigkeiten. Ich z.B. bei „Shake Those Windows“, dem überraschenden Highlight des Abends, auch wenn ich Joel damit kurz aus dem Konzept brachte. Der Humor zeigte sich auch, als die Band es sein lies, sich vor dem obligatorischen Zugabenblock die Garderobe aufzusuchen... sie wär eh nicht durchgekommen. Stattdessen stellte man sich auf die Seite der Bühne und Joel sprang neben mich in die erste Reihe, um die Band aufzufordern, doch weiterzuspielen. Moment, kling ich grad wie ein Groupie? Hmm, ich erzähl ja nur, was passiert ist. Außerdem bevorzuge ich die Bezeichnung „Fan“ *g*. Der Zugabenteil bot weitere Highlights. Eine sehr akustische tolle Version von „Flying Over Bus Stops“ (meinen Remix dazu hab ich egomanisch, wie ich bin ans Ende des Beitrags gesetzt) sowie mit „Second Hand Stores“ den besten Song des neuen Albums. Ein Song über die Liebe, voller Kraft und Feelings. Sowie fast alle Songs der Band. Und als die Band danach wirklich die Bühne verlies, schüttelte mir Joel als einzigsten die Hand. Und da könnt ihr mich Groupie schimpfen oder was auch immer, aber das war einfach mal ein toller Moment! Ja, so funktioniert die Formel für gute Popmusik. Sie beschert Momente des Glücks, ohne oberflächlich zu wirken. Das ist nicht leicht und sicher eine Gradwanderung, aber diese Band hat es... dieses berühmte, gewisse Etwas. Mein zurzeit liebstes Argument, wenn mich jemand fragt, warum ich denn lieber Pop höre als Heavy Metal. Am Ende hat dieses Argument auch das „59:1“ in München verstanden. Das Publikum war begeistert, die Band sichtlich auch. Und als ich so da stand und drauf wartete, das Johnny mir meine Limited des neuen Albums vom Signieren wiederbrachte (Ja, keine weiteren Groupiegeschichten mehr!), da wurde mir erst bewusst, dass dieser Abend eigentlich perfekt war in eigentlich jeglicher Hinsicht (ich hätte auch von der Gitarre getroffen werden können... das hätte auf die Stimmung gedrückt)... Und somit wurde mir am Ende des Jahres doch noch das schönste Konzert des Jahres beschert. Mein liebstes Weihnachtsgeschenk!

01 Tokyo 02 You Got The Style 03 Tourist 04 Airport Disco 05 Hurricane 06 Yesterday Threw Everything At Me 07 Best Not To Think About It 08 Half Light 09 Westside 10 The Outsiders 11 Beautiful 12 Wires 13 Shake Those Windows 14 Flying Over Bus Stops 15 Second Hand Stores 16 Twenty Four Hours

[mp3]My Remix of Athlete's "Flying Over Bus Stops"

Single Diskurs Dezember 2007

Sons And Daughters – “Gilt Complex”
Da kommt Freude auf! Die Sons And Daughters melden sich wieder zurück! Nach ihrem sensationellen 2005er Debut „The Repulsion Box“ werden sie am 28. Januar nun mit ihrem 2. Werk „This Gift“ bei Domino Records nachlegen. Im Scheinwerferlicht steht bei dieser Single eindeutig Adele Bethels schmissiger Gesang, der schon fast in Lichtgeschwindigkeit an einem vorbeirauschen kann, wenn man nicht aufpasst. Doch wir möchten auch gar nicht unbedingt aufpassen, wir möchten dazu tanzen, uns bewegen. Genau das kann man eben durch die prägnanten ruppigen Gitarrenriffs, dem eben schon als schmissig bezeichneten Gesang und dem Discobeat-stampfenden-Schlagzeug. Die Sons and Daughters fackeln nicht lange, sie machen einfach! Sie selbst sind, genauso wenig wie auch dieser Song, nicht vergleichbar mit Indie-Rock-Bands der Gegenwart. Sie ziehen ihr eigenes erfrischendes Ding durch und hier und da lässt sich ihre kleine Punk-Attitüde herauserkennen. So sind die Sons and Daughters, sie kommen mit lebendigem Rock’n Roll at it’s best um die Ecke. Unbedingt diesen Wahnsinnssong anhören!
Video ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=tvGxzg7-GQo

Björk – Declare Indepence
Aggressiv – Technoid – Laut, habe ich noch etwas vergessen? Ach ja, gleich vorneweg „Declare Indepence“ ist einer der besten Tracks von „Volta“. Obwohl sich der Beginn des Songs noch eher leise einläutet, erkennt man schon durch die unnachlässigen und strikt gleichmäßigen Beats, der wütenden Eindringlichkeit in ihrer Stimme wo sich dieser Song im weiteren Verlauf hinkatapultieren wird. Er wird im totalen Chaos enden. Die Beats werden übereinander, einer lauter als der andere, herumpoltern. Es wird Geschreie geben. Wildes Geschreie. Björk ist die Anführerin einer wütenden Meute, die alles niedertrampelt was ihr in den Weg kommt, könnte man meinen. Die Meute wird, genau wie der Track, unaufhörlich weiterstampfen, bis sie vor völliger Erschöpfung aufgeben muss. Doch bis dies geschieht, wird noch einige Zeit vorüberschreiten. So etwas kann nur Björk. Wer ihren Track „Pluto“ vom damaligen „Homogenic“ Album kennt, weiß ungefähr was ihn da erwarten wird. Für die Visualisierung hat sich Björk wieder einen alten Freund aufs Boot geholt, Michel Gondry. Herausgekommen ist ein außergewöhnliches und großartiges Video, was man sich angesichts der letzten beiden Videos zu „Innocence“ und „Earth Intruders“ mal wieder gewünscht hat, da diese im Clip-Format nicht sehr gut überzeugen konnten.
Video ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=LGC0VVobi6E

Snoop Dogg – “Sensual Seduction/ Sexual Eruption”
Oh mein Gott, was ist das was Snoop da macht? Es klingt nach 90er Boygroup, es ist anders, es ist trashig und vor allem läuft es entgegen dem was alle seine Kollegen derzeitig machen. Zettelt er eine kleine Revolution an? Wenn ja, er soll gerne damit weitermachen! Normalerweise zeige ich mich nicht als Fan seiner Musik, aber diese Nummer stellt alles auf den Kopf. Sie ist der Vorboote seines neuen Albums „Ego Trippin’“ und wenn es da so weitergeht wie auf diesem Track ist das definitiv eine Neuerfindung seiner selbst. Er behängt sich nun im Video mit einem Casio-Keyboard, sein Outfit glitzert und blinkt und seine Frisur ist lächerlich. Kurzum, das ist Snoops Doggs Nachempfindung des 70er und 80er Trashs. Passend dazu ließ er seine Stimme fast bis zur Unendlichkeit durch den Vocoder laufen. Das schreit nach Innovation im Hause Snoop Dogg. Daumen Hoch!
Video ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=qSS_DY_z-Dc

Britta Persson – “Winter Tour”
Man muss nicht lange überlegen um herauszufinden, dass dieser Song genau in diese Jahreszeit passt. Er ist so locker, so leicht, so unbeschwert und er ist genau der richtige Song um damit durch den Schnee zu laufen, ein bisschen fröhlich vor sich hin zu hüpfen während man den Text mitsingt. Eben genau perfekt für die eigene kleine „Winter Tour“. Ein weithergeholter Vergleich ist Feists „Mushaboom“ hier wirklich nicht. Genau wie dieser, kommt er ohne großen Schnickschnack aus. Eine warme Stimme, eine Akustik-Gitarre und manchmal setzt das Piano ein. Folglich ließe sich dieser Song am besten als nordischer Folk-Pop kategorisieren. Verwunderlich ist es deswegen auch nicht, dass diese Junge Dame aus Schweden stammt, wo man sie auch schon ein wenig länger kennen mag. Seit Oktober diesen Jahres steht auch hierzulande ihr Album „Top Quality Bones And A Little Terrorist“ in den Regalen. Dieser Frau sollte man definitiv zuhören!
Video ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=TMxCXdWkAD8

These New Puritans – Elvis
Der nächste große Wurf steht aus: These New Puritans. Komischerweise veröffentlicht diese Band ihr am 08.02.2008 erscheinendes Longplayer-Debüt „Beat Pyramid«“ auch bei Domino Records, wie eben auch die vorher genannten Sons And Daughters. Doch nicht nur hier kann man zu den Label-Kollegen Parallelen ziehen. Auch bei „Elvis“ handelt es sich um einen schnellen, rücksichtslosen, energiegeladenen Rock-Song, der alles mitreißt was geht. Eine Technik, die den Song so kraftvoll erscheinen lässt ist das immer wiederkehrende Wiederholen kurzer Einzeiler die der Sänger ausstößt als renne im die Zeit davon (We’re being watched by experts, we’re being watched by experts,...). Im Laufe des Tracks bemerkt man dann, dass man immer offensiver beim Anhören des Tracks wird. Man möchte fast schon sehr laut mitsprechsingen oder tut dies sogar schon unbewusst. Der explosive Sound entsteht hier jedoch nicht nur durch Standard-Band-Instrumente, nein, auch elektronische Sounds werden hier untergebracht. Es ist wie Soulwax mit ein bisschen weniger elektronischen Sounds und mehr Remmidemmi. Eines ist jetzt jedenfalls schon ein mal sicher, diese These New Puritans werden 2008 definitiv steil gehen.
Video ansehen: http://de.youtube.com/watch?v=lzHwRcOsDNw

Robyn – Be Mine!
Robyn ist Pop – das ist klar. Es verdeutlicht sich schon beim Betrachten des neuen Videos zu „Be Mine!“ in welchem sich Robyn ein wenig Madonna-inspiriert zeigt. Ihre Haare sind wasserstoffblond und ihre Augenbrauen dunkelbraun, wie bei Madonna zu „Who’s that girl?“-Zeiten. Zu allem Überfluss prangert auf Robyns Shirt auch noch der Schriftzug „Who’s that girl?“. Passend dazu folgt mit „Be Mine“ nach „With every Heartbeat“ und „Konichiwa Bitches“ jetzt die poppigste Single-Auskopplung der stilbewussten Schwedin. Auffällig ist vor allem die genau eingehaltenen Popsong-Struktur, alles reimt sich, der Refrain besteht aus wenigen Worten, die immer aneinander gereiht werden („no you never will, no you never will be mine, oh you never will, ...“). Alles in Allem kann man sagen, das ist Pop. Doch welche Art von Pop macht Robyn? Für sie beschreibt der Song „Dancing with tears in my eyes“ am besten was Pop denn eigentlich bedeutet, sagte sie einst. Bemerkbar macht sich ihre Definition v. a. auch an den schön-traurigen Zeilen die man Robyns Texten entnehmen kann wie z.B. „It’s a good thing tears never show in the pouring rain“ aus “Be Mine!”, oder „still I’m dying with every step I take, but I don’t look back“ aus “With every Heartbeat”. Diese Zeilen stecken voller Schmerz, jedoch wird nicht zurück geschaut, man hofft, man ist vernünftig, oder möchte es zumindest sein. Es sind einfache Zeilen, aber man meint zu fühlen diesen Zeilen Glauben schenken zu dürfen. Das ist der Unterschied zu herkömmlichen Pop und dem was Pop für Robyn bedeutet.
Video ansehen: http://de.youtube.com/watch?v=_PDNRTCuPyQ

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