Freitag, 2. Januar 2009

Generationenkonflikte

Die Alten wollen’s noch mal wissen, die Jungen wollen’s allen beweisen. Ein kurzer Ausblick auf das musikalische Jahr 2009!

Ja, es gibt ein Leben nach „Chinese Democracy“. Für viele, wie mich gibt’s auch ein Leben komplett ohne „Chinese Democracy“, aber gut. Nachdem der beständigste Treppenwitz der Musikgeschichte Ende letzten Jahres endgültig zur Lachnummer verkommen ist, ist die Welt bereit für neue Musik! Das namenlose Jahrzehnt neigt sich tatsächlich dem Ende und es scheint so, als wollten es 2009 nochmal alle wissen! Alteingesessene Acts wollen den Jungen zeigen, wo der Hammer hängt und die lassen sich schon mal gar nicht abschrecken!

Das Jahr beginnt bereits im Januar mit hochkarätigen Neuveröffentlichungen. Endlich erscheint das zweite Album der Rifles, die uns mit „The Great Escape“ beweisen wollen, warum sie nach ihrem tollen 2006er Debüt „No Love Lost“ keine Eintagsfliege bleiben werden. Große Erwartungen werden an dieses Album bei mir gehegt und, soviel kann man ja im Zeitalter der Internetleaks auch sagen, auch erfüllt. Ähnlich hoch sind die Erwartungen beim Debüt der White Lies, die die Vorschusslorbeeren nach jeder Menge starker Singles hoffentlich erfüllen können. Nicht so bei Glasvegas, deren viel gehyptes Debüt, soviel sei schon mal verraten, die erste Enttäuschung des Jahres ist. Apropros Hype. 5 Jahre ist es schon her, dass Franz Ferdinand die heißeste Band des Planeten waren und mit ihrem selbst betitelten Debüt eine ganze Welle an neuer britischer Musik lostraten, deren Nachwehen immer noch spürbar sind. Dafür gebührt den Jungs ein Platz in der Ruhmeshalle des Indie-Rocks. Ob sie mit den Geisten, die sie riefen auch 2009 noch standhalten können, wird das dritte Album „Tonight: Franz Ferdinand“ Ende des Monats zeigen.

Von Februar bis April brechen dann die 80er-Superstar-Woche aus. Angeführt von Ober-Guru Morrissey dessen langerwartetes Album „Years Of Refusal“ nun endlich Mitte Februar erscheint. Ebenfalls sehr lange musste man auf das neue U2-Album warten. So lange wie auf noch kein U2 Album vorher. Mit „No Line On The Horizon“ möchte die Supergroup Ende Februar noch mal den großen Coup landen. Menschen, die das Album gehört haben sprechen von hoher Experimentierfreude. Das war ja bei U2 bisher nie so verkehrt. Weniger Experimente wollen die Pet Shop Boys auf ihrem neuen Album „Yes“, welches Ende März erscheinen soll, wagen. Neil Tennant spricht vom kommerziellsten Album seit dem 1993er „Very“. Dazu die Produzenten von Girls Aloud? Na ja, abwarten. Bisher hat das sympathische Pop-Duo selten enttäuscht. Gleiches gilt für Depeche Mode, die ab April wieder von sich hören lassen werden. Die erste Single heißt „Wrong“, einen Albumtitel gibt’s noch nicht wirklich. Ein großspuriges Album mit viel analogen Synthies. Also hoffentlich auch gewohnte Qualität von einer Band, die ich schon seit frühester Kindheit verehre. Und wo wir gerade bei Megastars sind? Was macht Robbie Williams eigentlich? Wie wär’s denn mal mit nem Comeback 2009? Eminem plant ja auch eins. Und Amy Winehouse? Die hat gerade andere Sorgen, sollte sich aber trotzdem langsam mal wieder auf Musik konzentrieren. In diesem Atemzug muss natürlich auch Pete Doherty genannt werden. Der plant ja schon seit Ewigkeiten ein Solo-Album. Viel wichtiger wäre da ja trotzdem die Libertines-Reunion, die ein schöner Abschluss für dieses Jahrzehnt sein könnte.

Und dann sind dann noch die, die sich erst beweisen müssen. Die berühmten zweiten Alben. Kann Jamie T mehr, als nur schnell ein paar Hits produzieren? Funktionieren Vampire Weekend oder MGMT (die beide noch dieses Jahr neues Material veröffentlichen wollen) auch noch einen zweiten Sommer? Schaffen die Klaxons oder Justice mehr als nur „diese New Rave Acts von 2007“ zu sein? Und dann sind ja dann noch die Debüt-Acts, wie We Have Band, Little Boots oder <Empire Of The Sun, bei denen man sich gern auf ein ganzes Album freut. Das von <Uffie kommt eh nicht mehr. Oder doch? Wenn, dann vermutlich zu spät. Ganz zu schweigen von all den Abermillionen Bands, die sich auf MySpace und Facebook tummeln und von denen man noch nicht mal ansatzweise gehört hat. Bleibt also spannend.

Für viele Bands geht’s natürlich auch um’s nackte Überleben. Bereits nächste Woche veröffentlicht die von mir sehr geschätzte Band The Boxer Rebellion ihr zweites Album „Union“ in digitaler Eigenregie. Die Songs werden gut! Es fehlt nur noch eine Plattenfirma, die das glaubt. Glaubt noch wer an die Thirteen Senses? Ob diese nette, kleine Band, die 2005 das hinreißende Debüt „The Invitation“ veröffentlichte nach dem Flop des Zweitwerks „Contact“ noch mal die Kurve kriegt, ist nicht abzusehen. Bei Athlete steht’s da noch nicht ganz so schlecht, aber die müssen mit Album Nr. 4 auch versuchen gegen den Stempel des „Wires“-One-Hit-Wonders anzukämpfen. Und ob The Prodigy im Fahrwasser der allgemeinen Wiederentdeckung des 90er-Raves auch noch von Relevanz sind wird das neue Album „Invaders Must Die“ im März zeigen. Ausnahmsweise keinen Pessimismus möchte ich bei den von mir sehr verehrten Doves aus Manchester verbreiten. Gut, sie haben sich 4 Jahre Zeit für das Album gelassen, doch ich bin da ganz optimistisch, was die Qualität angeht. Und wehe, ihr enttäuscht mich.

Ja, und dann sind dann all die guten, netten Bands, die man in den letzten Jahren lieb gewonnen hat und bei denen man gespannt ist, wohin die Reise mit dem nächsten Album hingeht. Muse sind eine so ne Band, die auf den Sprung ist, richtig groß zu werden. Bleibt abzuwarten, in welche Richtung das fünfte Album dann geht. Und ob sie es dieses Jahr sogar schaffen. Gleiches gilt für Interpol, die aber meines Ermessens dieses Jahrzehnt nicht mehr zu Album Nr. 4 kommen werden. Oder doch? Wär ja ne Überraschung. Ganz unüberraschend sind die Tatsachen, dass sowohl die Editors, als auch Maximo Park und die Arctic Monkeys an neuen Alben arbeiten, die wir dann vermutlich in der zweiten Jahreshälfte erwarten können. Und Bloc Party gönnen sich eventuell mal ne Pause dieses Jahr, oder? Man muss es ja nicht übertreiben. Aber vermutlich können sie das nicht. Soundso. Augenscheinlich scheint 2009 wieder ein Super-Release-Jahr zu werden, wie es sie selten gibt. Mit all den großen und bekannten Acts, sowie all den spannenden Newcomern, und Platten, von denen wir nicht mal ansatzweise erahnen können, ob, wann und in welcher Form sie erscheinen werden… das kann ein gutes Jahr werden. Aber noch wissen wir gar nichts, und spätestens seit Axel Rose wissen wir, dass ein Release-Datum am Anfang des Jahres nicht unbedingt das tatsächliche sein wird. Soundso bleibt die Musik auch 2009 wieder spannend. Egal, woher sie kommt und wie sie klingt. Bis dahin lauft bitte mit offenen Ohren und Augen durch die Welt! Danke!

Dienstag, 30. Dezember 2008

Something for NYE...

Man kennt das ja. Es ist Silvester und man versucht, die passende Musik zu finden, um die Leute zu unterhalten. Natürlich liefern wir hier auf Nobono stets die besten Vorschläge. Da findet sich was. Und zum Anfang sollte es dieses kleine Mixtape namens Tired of Flesh and Blood machen, welches es an dieser Stelle zum Download gibt! 45 Minuten mit elektronischer Musik, die hoffentlich die Stimmung ankurbelt. Wenn das nicht hilft, ist eure Party eh nicht mehr zu retten ;-)



Tracklisting:

01 Intro, Of Course
02 Bloc Party - Idea For A Story
03 The Whip - Fire (PBMR On Fire Remix)
04 White Lies - Death (Haunts Remix)
05 Sébastian Tellier - Devine (Danger Remix Radio Edit No Break)
06 Sneaky Sound System - When We Were Young (Shazam Remix)
07 Soft Charlie - So Last Year
08 Triggy - Casualities Of War (Step Cousins Remix)
09 We Have Band - Oh! (Plugs Remix)
10 Polarkreis 18 - Allein Allein (Metal On Metal Vocal Remake)
11 Eva Massacre - (Never Gonna) Fuck The Kids
12 Death From Above 1979 - Black History Month (Alan Braxe & Fred Falke Remix)
13 Step Cousins - Birds And Bees (Pretty Boy Makes Rave Remix)
14 La Roux - Quicksand (Chateau Marmont Remix)
15 MGMT - Of Moons, Birds and Monsters (Holy Ghost! Remix)
16 soft.nerd - Flashing Lights, Boy

HIER RUNTERLADEN!!!

Ich hoffe, ihr habt euren Spass damit! Stellvertretend für den ganzen Blog wünsche ich allen einen guten Rutsch ins Jahr 2009!!! Wir sehen uns dann hoffentlich in alter Frische hier wieder! Bis dahin...

Die Besten des Jahres - Teil 7 (Plätze 5 bis 1)

Pünktlich zum Jahresende endet nun auch meine Auflistung der besten Alben des ausklingenden Jahres. Hier nun die 5 Besten in meiner Wertschätzung. Ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen, der das flüchtig gelesen hat, vielleicht auch den ein oder anderen Tipp geben! Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und einen guten Rutsch!

05. Coldplay „Viva La Vida or Death And All His Friends“

Überlebensgroß… Ich bin es leid! Ich geb’s ganz ehrlich zu! Ich bin es leid, mich zu rechtfertigen, mich zu entschuldigen, den alten Zeiten hinterherzutrauen oder Argumente zu suchen, wenn es für mich einfach offensichtlich ist: Ja, ich liebe Coldplay! Das hab ich schon immer! Mal mehr („Rush of Blood“ als Meilenstein), mal weniger („X&Y“ als, na ja, verzichtbar)... aber alte Liebe rostet nicht! Diese Band ist wahnsinnig gut. Aber leider muss man sich ja dafür rechtfertigen, weil sie mittlerweile die größte Band der Welt sind, sie jeder mag und sie einfach uncool sind. Aber wer ist denn cooler? Fallout Boy? Green Day? Gottes Willen, ich bin es leid! Leid, zu jammern! Und Coldplay sind es auch. So ist „Viva La Vida“ endlich die langersehnte Runderneuerung geworden, die diese Band nötig hat. Endlich trägt sie den Titel, der größten Band der Welt zurrecht. Zumal sie Chris Martin’s selbsterklärtem Ziel, die beste Band der Welt zu werden mit diesem Album auch einen Schritt näher gekommen sind. Das 4. Album der britischen Band ist ein geschlossenes Gesamtkunstwerk, dass die Band vielleicht auf dem Zenit ihres Schaffens zeigt. Oder sie sind immer noch auf dem Weg. An diesem Album gibt es kaum etwas auszusetzen. Millionen Käufer weltweit können nicht täuschen? Die Tatsache, dass diese Band fast den ganzen Planeten anspricht sollte nicht als Makel empfunden werden, sondern als die Erkenntnis, dass dieser Sound so gut, so universell ist, die Songs so gut, dass alles andere unlogisch wäre. Und dabei macht die Band alles richtig. „Viva La Vida“ ist eine Ode an die Freiheit, eine Zelebrierung des Lebens, trotz aller Rückschläge. Ihr nennt es Pathos, ich nenn es Leben! (O-Ton Thees Uhlmann). Wenn man den Songs zuhört und sie abseits von allem hört, was man meint, über diese Band wissen zu müssen… Ja, dann wird man das verstehen. Jeder Song ein Hit. Das groovende „Lost“, das hymnische „Lovers In Japan“, der poppige Titelsong, das entspannte „Strawberry Swing“. Coldplay schütten alle Farben ihrer Songs zusammen, in einen großen Topf, aus dem am Ende dieses Projekt entstanden ist (zur Vervollständigung bitte auch die „Prospekt’s March“ zulegen). Ein großer Sound, vielfältig, hochwertig musikalisch und vor allem immer noch meilenweit vor ganz vielem Einheitsbrei, der seit Jahren versucht, diese Band zu kopieren. Coldplay haben einfach dieses gewisse Etwas, bei dem alle Elemente zu funktionieren scheinen. Zweifelt wie ihr wollt. An „Sgt. Pepper” und „Joshua Tree“ hat damals auch keiner gezweifelt. Und ja, das habe ich grad wirklich gesagt. Mir ist alles egal. Argh, who would ever wanna be king?
Beste Songs: Lost!, Lovers In Japan, Viva La Vida, Violet Hill, Death And All His Friends

04. Foals „Antidotes“

Trendsetter… Der nervigste Modetrend des Jahres. Also neben den unsäglichen Röhrenhosen: Die Rückkehr dieser Flanell-Grunge Hemden in XL, jetzt für Indie-Kids. Bitte? Und die Foals können sich da gleich mal ne Standpauke abholen, weil die genau so rumlaufen und irgendwie genau die Marke Stylo-Indie ist, über die sich Leute mit dickeren Oberschenkeln, wie ich gern mal aufregen. Böse kann ich denen aber gar nicht sein. Denn einmal ihr Debüt „Antidotes“ gehört verwandeln sich alle Vorurteile sofort in glühende Euphorie und Begeisterung. „Antidotes“ ist das spannendste Debüt des Jahres, die Band von allen neuen sicher auch die, der man in den nächsten Jahren die meiste Aufmerksamkeit schenken sollte. Dieses Album kann sich nicht entscheiden was es sein will. Ist das New Rave? Manche haben auch hier das böse „Afrobeat“-Wort benutzt? Elektrisch gespielte Rockmusik? Oder Elektronica, die mit herkömmlichen Instrumenten gespielt wird? Es wird einem alles nicht sofort deutlich. Wer dazu tanzen will, kann wunderbar zu „Cassius“ oder „Two Steps, Twice“ abspacken. Aber gerade in den vielschichtigeren, etwas ruhigeren Momenten, wie bei „Olympic Airwayes“ oder dem genialen „Big Big Love (Fig. 2)“ offenbart die Band ihr großes Talent für einen vielschichtigen, innovativen Sound, der keine Berührungsängste kennt. Und genau diese Mixtur klingt am Ende für mich wie ein Sammelsorium aller Musikstile, die ich gut finde. In Sachen Pop sind die Fohlen aus England am Puls der Zeit, stellenweise durch die Vergangenheit in die Zukunft gereist. Dieses Album ist wie eine elektrische Wundertüte, die an allen Ecken und Enden Überraschungen bietet. Dadurch kommt es überhaupt nicht auf die Idee, den Hörer irgendwie zu nerven. Im Gegenteil: es lädt zum Öfters-Hören ein. Nur damit sich einem vielleicht der ein oder andere Track erst noch später als Hit offenbart. Dieses Album ist vielseitig, innovativ, teils tanzbar, teils verträumt und mit vielen sehr guten Songs ausgestattet. Jetzt wünscht man den Foals nur noch, das ihre Halbwertszeit länger als der Hype um sie ist. Die Chancen stehen gar nicht mal so schlecht.
Beste Songs: Cassius, Olympic Airwayes, Electric Bloom, Big Big Love (Fig. 2)

03. The Last Shadow Puppets „The Age Of The Understatement“

Langeweile?… Muss man sich an dieser Stelle ja fragen. Scheint ja so, als ob Alex Turner mit den Arctic Monkeys oder einem eventuellen Privatleben nicht ausgelastet genug ist. Der Mann ist ein Arbeitstier, durch und durch. Und erlauben kann er sich das auch, mit dem meistverkauften Debüt der britischen Geschichte im Backkatalog. Da kann man auch ein Herzensprojekt wie die Last Shadow Puppets verwirklichen. Miles Kane, der wohl mit den Rascals gern soviel Erfolg hätte, wie mit diesem Album. Hier frönen die beiden Jungspunde ihrer offensichtlichen Liebe zum Gitarrenpop alter Schule. Und damit meinen wir die 60er und alles was dazu gehört. Tonnen von Streichern (meisterhaft von Owen Pallett arrangiert), Harmoniegesang und vor allem kurze und knappe Popsongs, die in zweieinhalb Minuten einfach alles sagen, was sie sagen müssen. So ist „The Age Of The Understatement“ grad mal etwas mehr als eine halbe Stunde lang. Länger müssen Alben auch gar nicht sein, wenn sie gut sind. Das war vor 40 Jahren so und ist heut keinesfalls anders. Turner und Kane wissen das und konzentrieren sich deshalb auf diese Songs. Diese sind, mit einem Wort, einfach traumhaft! Es fällt mir gar nichts schlechtes ein. Nichts! Nicht eine Spur! Zu gut sind die Melodien, zu perfekt ist die Instrumentierung, zu treffsicher das Arrangement. All das gibt diesem kleinen Album einfach eine epische Größe, so dass es, wäre es vor 40 Jahren erschienen, durchaus heute ein Klassiker wäre. Nur, dass der Sound heut einfach besser ist. Das konnten die Beach Boys halt damals noch nicht so. Wählen sie sich jeden Song aus. Der epische Titelsong, das sonnige „Standing Next To Me“, das düstere „In My Room“, das traumhafte „The Meeting Place“... alles ist wundervoll. Eine Symphonie in Pop, das sich bewusst für alle großen Gesten öffnet. Ein Album, wie eine Zeitreise, ein Urlaub von all dem, was sich heute Popmusik schimpft. Das hier ist großes Kino! Mit Filmprojektor versteht sich, ohne DVD-Player. Warum diese Jungs keiner nach nem Bond-Song gefragt hat und warum dieses Album nicht mit drei Dutzend Grammys überhäuft wird, verstehe wer will. Gut, es ist hoffnungslos altmodisch. Aber manchmal hat die Musik so etwas nötig. Um sich auf das zu besinnen, was wichtig ist. Alex Turner ist das wohl eher egal. Der will nur Songs schreiben und sitzt schon am nächsten Monkeys-Album. Vielleicht kann er von der neugewonnenen Leichtigkeit etwas mitnehmen.
Beste Songs: The Age Of The Understatement, Standing Next To You, The Meeting Place

02. Bloc Party „Intimacy“

Titelverteidiger… Ha! Fast hätten sie’s tatsächlich geschafft und den Titel verteidigt! Aber am Ende steht „Intimacy“ dann doch irgendwie im Schatten, nicht nur der Platte des Jahres, sondern auch meines übermächtigen Albums des Jahres 2007. „A Weekend In The City“ war aber auch in seiner emotionalen, konzeptionellen Geschlossenheit nicht zu wiederholen. Und außerdem jammern wir hier auf extrem hohen Niveau, denn Album Nr. 3 dieser Ausnahmeband ist wieder ein sehr gutes, stellenweise geniales Album geworden. Drei geniale Alben in 4 Jahren, die eine Band aus dem Nichts zu meiner Lieblingsband werden lassen... das ist keine Selbstverständlichkeit! Das ist der Beweis, dass es zur Zeit in dem, was sich Rockmusik nennt, kaum etwas vergleichbar spannendes gibt, wie Bloc Party. Gut, Radiohead, aber zu denen kann man nicht „rocken“. Und wie man das bei Bloc Party kann. Dem eher verhaltenen, glatten Vorgänger setzt die Band einen treibenden Anfang entgegen. „Ares“ ist verstörendes Chaos voller Kraft, „Mercury“ alles, nur kein Rocksong. Hier verwirft die Band mal wieder aufs Neue alles, was man von ihr erwartet hat. Auch die ruhigen, sehr minimalistischen und elektronischen Balladen, wie „Biko“ oder „Signs“ lassen die Band wieder in einem neuen Licht erscheinen. Und so was wie „Zepherus“ kriegt auch Thom Yorke nicht alle Tage hin. „Intimacy“ ist Kele Okereke’s Seelenstrip. Ein Album voller Wut, Trauer und emotionalen Balast, den es zu verarbeiten gilt. In den lauten, wütenderen Momenten, wie bei „One Month Off“ oder „Better Than Heaven“ spürt man die Authentizität dieses Mannes am Deutlichsten. Vielleicht ist es nur Zufall, dass irgendwann diese Band um die Ecke gekommen ist und mich mit 90% ihrer Songs direkt emotional anspricht, so dass ich nicht anders kann, als sie zu lieben. Vielleicht ist es aber auch mehr. Die Symbiose aus ganz vielen Elementen. Für eine Popband sind sie immer noch zu kantig, für eine Rockband aber immer noch zu elektronisch. Und von den Einflüssen urbaner Musik fang ich mal gar nicht an. Bloc Party sind eine Band, bei der musikalische Entwicklung kein Mittel zum Zweck sondern ein innerer Drang ist. Die Band lebt von ihren Einflüssen und von der Tatsache, dass sie diese zu eigenen Ideen ausbauen kann. Warum „Intimacy“ dann doch nur Zweiter ist? Nun ja, weil „Trojan Horse“ und „Halo“ nur auf B-Seiten Niveau sind und man da den ansonsten recht konsequenten Weg nicht bis zum Ende gegangen ist. So ist das Album ein Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Spielweisen dieser Band. Das macht die Zukunft wieder sehr spannend. Und für Album Nr. 4 kann die Band sich auch gern wieder etwas Zeit lassen. Aber das entspricht irgendwie auch nicht ihrem Credo, so scheint mir.
Beste Songs: Ares, Mercury, Signs, Better Than Heaven, Ion Square

01. Elbow “The Seldom Seen Kid”

Angekommen… Da sind sie nun! Elbow aus Manchester, an der Spitze. Nicht nur bei mir. Ihren Ruf als Geheimtipp haben sie, zumindest in ihrem Heimatland abgelegt, wo sich „The Seldom Seen Kid“ nicht nur in den vorderen Top 10 platzieren konnte, sondern auch Radiohead und anderen den begehrten Mercury Prize vor der Nase wegschnappte. Und nächstes Jahr spielen sie die Wembley Arena. Eine Entwicklung, die sich mit aller Ruhe und Besonnenheit in den letzten Jahren seit ihrem 2001er Debüt „Asleep In The Back“ angekündigt hatte. Von Album zu Album hat sich diese Band auf einem ohnehin schon sehr hohen Niveau immer wieder gesteigert, um mit „The Seldom Seen Kid“ den vorläufigen kreativen Höhepunkt zu erreichen und ihr stärkstes und ausgereiftetes Werk vorzulegen. In den Anfangstagen als Travis/ Coldplay-Klon verschrieben, haben Elbow längst ihre ganz eigene Nische geschaffen. Hier entfalten sie ihre melancholischen, immer etwas schrulligen und auch irgendwie sehr britischen kleinen Popsongs seit Jahren immer wieder aufs Neue. Durch alles Chaos und alle Experimentierfreude hallt am Ende immer die Stimme von Sänger Guy Garvey, die einen wie ein heller Leuchtturm immer wieder nach hause bringt. Die Texte sind gefühlvoll, die lyrischen Bilder Garvey’s schwanken zwischen Genialität und witzigem Unterton. Die Band hat sich ihre Schrulligkeit und Eigenheit längst zum Markenzeichen gemacht und hat nun, 2008, dieses unglaubliche Album geschaffen. „The Seldom Seen Kid“ hört sich wie aus einem Guss und wurde einem verstorbenem Freund der Band gewidmet. Das macht diese Platte so unglaublich intim, das man ihr jeden Ton bedenkenlos abnimmt. Ein Album für die Nacht. Sperrigen Songs, wie dem groovigen „Grounds For Divorce“ oder dem bartrunkenen „The Riot“ stellen sich melancholische Songs wie „Mirrorball“ gegenüber. Und dann immer der Hang zu großen Momenten. „The Loneliness Of A Tower Crane Driver“ entwickelt sich am Ende zu einem gewaltigen Monster und spielt orchestral in einer anderen Liga. „Weather To Fly“ strotz vor vorsichtigem Optimismus, den „One Day Like This“ später inklusive Chor auf die Spitze treibt. Das Album endet mit dem unglaublichen „Friends Of Ours“, einem der traurigsten Songs, den ich je gehört habe. Alles wofür dieses Album steht. Die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen, der vorsichtige Optimismus und die leise Erkenntnis „Love you, mate“. So ist dieses Album Trauerbewältigung, Nachtsoundtrack und Liebeserklärung in einem. Untermalt von Musik, die einfach nur anbetungswürdig ist. Kein Album war 2008 besser, bewegender und faszinierender zu gleich. Ich wünsche dieser Band keinen großen Erfolg oder ähnliches, sondern nur, dass sie sich selber treu bleibt. Dann ist noch nicht alles verloren! Trinken wir auf das, was da noch kommen mag!
Beste Songs: Mirrorball, Grounds For Divorce, The Loneliness Of A Tower Crane Driver, One Day Like This, Friend Of Ours

Sonntag, 28. Dezember 2008

rhododendron's ranking / the 2008 list

ranking-08-collage

Abgerechnet wird zum Schluss! Und bevor die Sektkorken knallen folgt hier das ultimative ranking 2008! Das sind sie nun, die 25 Singles, die dieses Jahr am Erfolgreichsten in meiner allwöchentlichen Hitliste waren. Ich habe jede Platzierung unterschiedlich bewertet, so dass am Ende diese mathematisch korrekte Liste herausgekommen ist. Und mit doch relativ deutlichem Vorsprung geht der Preis für die „Single des Jahres“ an das australische Elektro-Duo The Presets, deren Ohrwurm „This Boy’s In Love“ der erfolgreichste 2008 für mich war. Dahinter folgen schon Coldplay, deren „Viva La Vida“ eh überall in diesem Jahr zu hören war. Und trotzdem hat er mich selten genervt. Das spricht nicht nur für unglaubliche Konsensfähigkeit, sondern auch für einen echt tollen Popsong. Damit kennen sich auch die Last Shadow Puppets auch, welche dann das Treppchen mit dem Titelsong ihres Debüts „The Age Of The Understatement“ vervollständigen. Mit „Standing Next To Me“ konnten sie auch noch einen zweiten Platz in den Top 20 sichern. Und nicht nur sie. Auch Bands, wie Bloc Party, die Black Kids oder die Kings of Leon können mit jeweils zwei Singles am Ende punkten. Und der Rest? Nun, das sind die stärksten Songs des Jahres, welche ihr, solltet ihr sie noch nicht gehört haben, dringend noch vor Verstreichen der Jahresfrist gehört haben solltet! Meinen Empfehlungen könnt ihr glauben! Rhododendron wünscht einen guten Rutsch! Wir sehen uns mit dem ranking auch 2009 wieder. Wie immer jeden Sonntag! Freuen wir uns auf ähnlich schöne Musik auch im nächsten Jahr.

01. The Presets “This Boy’s In Love”
02. Coldplay “Viva La Vida”
03. The Last Shadow Puppets „The Age Of The Understatement“
04. Tokyo Police Club “Your English Is Good”
05. The Rifles “The Great Escape”
06. Bloc Party „Mercury“
07. Get Well Soon “Listen! Those Lost At Sea Sing A Song . . .”
08. Glasvegas “Geraldine”
09. Kings Of Leon “Sex On Fire”
10. Black Kids “Hurricane Jane”
11. The Killers “Human”
12. Tiger Lou “Crushed By A Crowd”
13. Bloc Party “Talons”
14. Black Kids “I’m Not Gonna Teach Your Boyfriend . . .”
15. Sigur Rós “Gobbledigook”
16. Noah And The Whale „Five Years Time“
17. Kings Of Leon “Use Somebody”
18. Coldplay „Violet Hill“
19. Neon Neon “I Told Her On Alderaan”
20. The Last Shadow Puppets “Standing Next To Me”
21. Foals “Olympic Airwaves”
22. CSS “Move”
23. White Lies “Death”
24. Foals “Red Socks Purgie”
25. Polarkreis 18 “Allein Allein”

Die Besten des Jahres - Teil Sechs (Plätze 10 bis 6)

Und hier sind sie nun: meine 10 besten Alben des Jahres 2008! Zumindest die erste Hälfte... die zweite folgt hoffentlich noch vor Jahresende...

10. Sigur Rós „Með Suð í Eyrum Við Spilum Endalaust“

Konkurrenzlos… Im Prinzip hätte es jedes Album von Sigur Rós verdient, Album des Jahres zu werden. Denn in dem Moment, wo man diese Musik hört und sie fühlt, ist sie eh die größte Musik auf Erden. Da gerate ich gern immer wieder erneut ins Schwärmen. So auch auf dem diesjährigen Werk, mit dem treffenden Titel „Mit einem Summen im Ohr spielen wir ewig weiter“. Man kann also nur hoffen, dass das Summen auch in den nächsten Jahren noch des öfteren in den Ohren der Band zu hören sein wird. Album Nr. 5 ist wieder einmal traumhaft melancholische Musik, die sich nicht vor großen Gesten und Gefühlen scheut. Dabei erweitern die schrulligen Isländer ihr Repertoire um viele neue Elemente. Songs, wie „Inní mér syngur vitleysingur“ oder „Við Spilum Endalaust“ präsentieren sich im fröhliche Pop-Format, ohne sich dabei anzubiedern, die erste Single „Gobbledigook“ lädt sogar zum Tanzen ein. Doch wer nun nach den anfänglich fröhlichen Songs und dem Albumcover ein heiteres Sommeralbum erwartet, der wird in der zweiten Hälfte beruhigt. Da laufen Sigur Rós wieder zu melancholischen Höchstleistungen auf und präsentieren sich in alter, emotionaler Stärke. Wobei der Sound generell entschlackter wirkt. Nun ist auch mal Zeit für eine fast reine Akustik-Ballade, wie „Illgresi“ oder einen erstmals englischsprachigen Song, wie „All Alright“. Sigur Rós beschränken sich auf das wesentliche, wirken leichter und in ihrer Musik konkreter. Wobei man sich natürlich nach wie vor Soundmonster, wie das epische „Festival“ oder das phänomenale „Ára bátur“ gönnt. Besonders letzteres ist in seiner epischen Breite ein Meisterwerk und vermutlich das Beste, was diese Band je aufgenommen hat. Diesen Song sollte man dringend gehört haben, bevor man stirbt. Und das meine ich mit allerhöchster Ernsthaftigkeit! Sofern man die Songqualität bei Sigur Rós überhaupt noch differenzieren kann. Dazu ist sie einfach zu hoch. Auch diesmal wieder
Beste Songs: Inní mér syngur vitleysingur, Við Spilum Endalaust, Àra bátur, Suð í Eyrum

09. Hot Chip „Made In The Dark“

Nerdy… Hot Chip sind definitiv die Art von Typen, die man früher in der Schule mit zusammengeknülltem Papier beworfen hat. Uncoole Brillen, furchtbare Pullis, unergonomische Körper... Nein, so sehen keine Popstars aus. Oder doch? Kaum eine Band brachte dieses Jahr so viel Spannung in den Pop, wie dieses Kollektiv von Musik-Fricklern. So entpuppt sich „Made In The Dark“ als eines der vielschichtigsten Alben des Jahres, ohne dabei den Ohrwurm-Charakter zu vernachlässigen. So bietet dieses Album alles. Elektro, Pop, R&B, eine Prise Soul und Hip Hop, Indie-Rock und herzerweichende Balladen. Wer Hot Chip bisher eher als unscheinbare Indie-Band abgetan hat, der erkennt nun, mehr als auf den Vorgängeralben die Ambitionen hin zu echtem, großem Pop. Und dabei nimmt sich die Band selbst auch nicht zu ernst und spielt mit den Erwartungen. Wie könnte man sonst einen so tollen Song wie „Shake A Fist“ erst aufbauen, nur um ihn in der Mitte mal eben komplett über den Haufen zu werfen um die Studiosynthies zu testen. Oder wie kann man einen R&B-Schnulze wie „Wrestlers“ überhaupt ernst nehmen? Tja, würde diese Band nicht einfach mal ihr Handwerk verstehen und eine ganze Reihe kleine Superhits auf einem Album vereinigen. Am Anfang mag man „Made In The Dark“ noch nicht vollständig verstehen, aber das kommt auf jeden Fall mit der Zeit. Wenn man dieses Album zu schnell abschreibt, dann entgeht einem einem der ein oder andere gute Song. Die Mannen um Alexis Taylor machen 2008 den mit Abstand spannendsten Pop, der vor allem live zu einer unglaublichen Feier einlädt. Mit „Ready For The Floor“ haben sie schon Richtung Singlehit geschielt. Und wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann wird das nächste Jahrzehnt ei n Hot-Chip-Jahrzehnt. Erinnert euch dann bitte an meine Worte. The Geeks were right!
Beste Songs: Shake A Fist, Ready For The Floor, We’re Looking For a Lot Of Love, Hold On, Wrestlers

08. The Stills „Oceans Will Rise“

Wiedergutmachung… Wer mich einigermaßen kennt, dem ist bekannt, dass ich selten einen Hehl daraus mache, wenn es darum geht, “Logic Will Break Your Heart”, das Debüt-Album der Stills als eines der wichtigsten Alben meines Lebens zu bezeichnen. Und das hat weniger was mit emotionaler Bindung, aber auch viel mit der hochwertigen, musikalischen Qualität des Debüts aus dem Jahr 2003 zu tun. Damit machten sich die Stills für mich und viele andere unsterblich. Nur, um vor 2 Jahren mit dem Nachfolger einen kompletten Rohrkrepierer zu veröffentlichen, der gar nichts, aber auch rein gar nichts von dem Charme des Vorgängers hatte. Doch als ich die Stills schon abgeschrieben hatte, legten sie mit Album Nr. 3, „Oceans Will Rise“, dieses Jahr ein Album vor, das mit jeder Silbe „Es tut mir leid!“ schreit und um Wiedergutmachung bemüht ist. Und das schöne dabei ist: das funktioniert sogar, ohne dass das Album eine Kopie des Debüts ist. Allerdings orientiert man sich soundtechnisch wieder deutlich stärker dran. Da ist er wieder, dieser hallige, melancholische, 80er-Jahre-infizierte Indierock der Kandier, den ich so ins Herz geschlossen hab. Songs wie „Snow In California“, „Being Here“ oder „Dinosaurs“ sind locker auf “Logic”-Niveau. Tracks wie “Everything I Build” oder “Statue Of Sirens” rühren zu Tränen. Es ist nicht nur der Sound, es sind auch die Songs. Und angesichts dieser tollen Nummern fragt man sich doch, was beim Vorgänger, „Without Feathers“ so schief lief. Na ja, alle haben mal ein schlechtes Album. Hoffen wir, dass es dieser kleinen, feinen Band nicht noch mal in der Form passiert. The Stills haben ordentlich Potential, auch wenn sie, wie auf diesem Album über Weltuntergangsszenarien singen. Lasst euch beim Kauf auch bitte nicht vom Schädel aufhalten. Und „Logic“ solltet ihr euch eh kaufen. Und dieses andere Album vergessen wir mal lieber. ;-)
Beste Songs: Snow In California, Being Here, Everything I Build, Dinosaurs, Statue Of Sirens

07. Get Well Soon „Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon“

Alleskönner… Vor einem Jahr genoss Konstantin Gropper irgendwie noch einen gewissen Insiderstatus. Nun, Ende 2008, sollte dieser Mann allen Musikfachleuchten des Landes bekannt sein. Und Ende 2009 dann hoffentlich auch dem Rest der Welt. Er arbeitet ja dran. Denn was dieser Mann mit Get Well Soon vorgelegt hat, ist nicht mehr oder weniger, das Beste was seit Jahren musikalisch aus diesem Land gekommen ist. Vor internationaler Konkurrenz muss sich Gropper auch überhaupt nicht verstecken, denn dieses Album ist wirklich großartig! Das er sich für sein Debüt die aus heutiger Sicht schier luxuriöse Zeit von 4 Jahren gelassen hat, merkt man der Platte auch an. Für ein Debüt wirkt sie unglaublich ausgereift, unglaublich detailliert und auf den Punkt gebracht. Man hat das Gefühl, dass jeder Ton genau da sitzt, wo er sitzen soll. Alles wirkt durchdacht. Kein Wunder, hat Gropper doch einen Großteil der Instrumente doch selber eingespielt und arrangiert. Entstanden ist ein großes, episches Popwerk, das sowohl leise, wie auch stadiontaugliche Momente bietet. Ein Singer/Songwriter-Album mit Hang zur großen Geste. Den Vorwurf, dass sich Gropper musikalisch bei vielen bekannten Sachen der letzten 20 Jahre bedient hat muss er sich gefallen lassen. Wenn man hinhört, erkennt man Nick Cave, Connor Oberst, Arcade Fire oder Sigur Rós an vielen Ecken und Enden heraus. Kann man ja auch machen. Wem dabei einer abgeht. Was am Ende aber zählt sind die Songs und das was sie bewirken. Und die Songs sind durchweg super. Es gibt keinen Ausfall und das Album vermittelt trotz seiner Abwechslung eine gewisse Geschlossenheit, besonders durch Gropper’s Stimme, die sich immer wieder traurig, melancholisch zu Wort meldet. Und wer mal auf die Texte achtet, der wird durchaus mitbekommen, dass der Mann in seinem Songwriting auch nicht vor dem ein oder anderen Gag Halt macht. Eine rundum gelungene Platte, die in den richtigen Momenten Leben retten und Menschen zusammenbringen kann. Ein großes Album, dass wie eine Compilation, der besten Songs der letzten Jahre fungiert. Und ich wünsche diesem Mann, dass er bald die Brixton Academy ausverkauft und die Tür für deutsche Musik abseits von Tokio Hotel auch auch international öffnet. Dieses Album ist die beste Bewerbung. Jetzt auch mit neuer EP zu haben, welche das nur bestätigt.
Beste Songs: You / Aurora / Seaside, (If This Head Is Missing) I Have Gone Hunting, Help To Prevent Forrest Fires, I Sold My Hands For Food So Please Feet Me, Wichtes! Witches! Rest Now In The Fire

06. Tokyo Police Club „Elephant Shell“

Sonnenschein… Unverhofft kommt oft! Nach der Flut der letzten Jahre schaltet man ja schon gelegentlich auf Durchzug, wenn die Presse eine neue junge Indierockband hervorhebt. Doch das entpuppt sich oft als Fehler. Denn so wären bei na Tokyo Police Club an mir vorbeigeschrammt, deren diesjähriges Debüt ja mit Spannung erwartet wurde. Und was soll man da sagen? Dies ist mein persönliches Sommeralbum 2008! In gerade mal einer halben Stunde zünden hier nacheinander 11 Hits ohne Aussetzer. Es ist wirklich so: Ein Album, 11 Ohrwürmer! Lebensrettende Powerpoprock-Songs, die permanent mit ihrer Jugendlichkeit, Frische und auch leichter Melancholie mitreißen. Tokyo Police Club sind wie eine frische Brise, der man sich einfach gern ergibt. Wenn man Songs wie „Juno“ oder das phänomenale „Your English Is Good“ hört, dann ist das für diese drei Minuten die wichtigste und beste Musik auf Erden. Dieses Album ist ein kleines Mysterium. Ich kann die Genialität gar nicht in Worte fassen. Ich meine, an sich ist das keine neue Musik und keine innovative Musik. Es sind einfach nur elf fantastische, energetische Songs, auf den Punkt gebracht. Alle Bandmitglieder harmonieren so gut zusammen, dass diese Songs einfach nur gut werden können. „Your Future Is Ours“ singen sie und man möchte ihnen auch einfach nur Recht geben. Dieses Album ist jung, laut, aber trotzdem melodiös und irgendwie halt auch traurig. Ach, ich fang schon an, mich zu wiederholen. Weil mir die Worte eben fehlen. Egal, ob ihr 15 oder 35 seid... Dieses Album muss euch einfach mitreißen. Vielleicht tut’s das auch nur bei mir. Ist mir auch egal. „Elephant Shell“ ist das vielleicht unscheinbarste Meisterwerk dieses Jahres. Das größte kleine Album 2008. Und es funktioniert auch Jahreszeiten und –zahlen unabhängig. Da bin ich mir ganz sicher. Wir sehen uns 2009 wieder...
Beste Songs: In A Cave, Juno, Tessellate, Your English Is Good

Dienstag, 23. Dezember 2008

Die Besten des Jahres - Teil Fünf (Plätze 15 - 11)

Kurz vorm besinnlichen Fest, besinne ich mich noch einmal auf die wichtigsten Alben des Jahres. Wir nähern uns den Top 10, diesmal mit fünf weiteren Alben

15. Does It Offend You, Yeah? „You Have No Idea What You’re Getting Yourself Into"

Undefinierbar… Wer vom englischen Guardian den Preis für den bescheuersten Bandnamen des Jahres verliehen bekommt, der ist schon mal auf der Gewinnerseite. Ist der Ruf erst ruiniert, rockt es sich ganz ungeniert. Anfang des Jahres sorgte diese britische Band mit ihrem wilden Mix aus Electro, Punk und Pop für eine Explosion der Gehörnerven! Diverse Singles und Remixe ließen bereits erahnen, was denn da auf uns zukam. Doch am Ende hatten wir, getreu des Albumtitels, keine Ahnung, auf was wir uns da genau einlassen. So ist das Debüt ein bunter Mix aus der breiten Palette dieser Band. Der bratzige Elektro-Sound, den sie live so überzeugend rüberbringen, wird durch Instrumentals wie „Weird Science“ oder „Battle Royale“ vertreten, während „With A Heavy Heart“ einfach nur rockt, wie Sau und einem Faustschlag in die Kauleiste gleich kommt. Und dann kamen dann noch die überraschenden Songs wie „Dawn Of The Dead“ oder „Being Bad Feels Pretty Good“ dazu, die sich unverfroren an den 80ern bedienen und in ihrer Eingängigkeit und Formatradiotauglichkeit den krassen Kontrast zu all dem Rest dieser Band darstellen. So ist das Debüt zwar komplett ohne einen roten Faden, sondern eher ein Sammelsorium der Arbeit der letzten zwei Jahre, aber dafür recht abwechslungsreich. Die Werkschau einer Band, die eh nur live richtig funktioniert. Dann entfesselt sie eine unbändige Kraft, die man durchaus dem Punk zu schreiben kann. So sind DIOYY? eine Band der Moderne. Dieses Album ist der Soundtrack zu ihren Gigs. Das sich dabei auch potentiell gute Songs finden, macht Hoffnung auf mehr in der Zukunft.
Beste Songs: Battle Royale, With A Heavy Heart (I Regret To Inform You), Dawn Of The Dead

14. Tiger Lou „A Partial Print“

Ambitioniert… war es, das dritte Album des Schweden Rasmus Kellermann, welcher in den letzten Jahren erfolgreich eine Band um sich scharren konnte, die mittlerweile auch nicht nur wie eine Backingband, sondern wie eine eigene Einheit agiert. Das Resultat dieser Einheit heißt „A Partial Print“ und fungiert als ein Ganzes! Ein Album, welches man ohne Pause genau eine Stunde durchhören kann und dabei erkennt, wie die Songs miteinander verknüpft sind und sich thematisch immer wieder um ähnliche Themen drehen. Kein Wunder, denn ursprünglich bestand das Album nur aus 3,4 Tracks, jeweils in Überlänge. Deshalb funktioniert „A Partial Print“ auf Albumlänge so gut, wie kaum ein anderes Album dieses Jahr. Die Übergänge sind meist fließend, der Grundton ist düster, melancholisch. Thematisch dreht sich’s um das große Ganze. Was bleibt, nachdem wir fort sind? Nur dieser „Partial Print“? Die Band spielt sich dabei in einen Rausch, Tiger Lou klingt härter und direkter als je zuvor, vergisst dabei aber nie die Melancholie, die diese Songs nun mal umweht. Die Orientierung an dem traurigen Düsterrock der 80er Jahre ist da sicher nicht verkehrt. Ein famoses Album für die Nacht, den Winter und die Stunden allein. Dynamisch und doch irgendwie lethargisch, wie ein innerer Konflikt. Zwar braucht man eine ganze Weile, bis man die einzelnen Songs aus dieser Einheit einzeln herauskristallisieren und differenzieren kann, aber das war ja auch nie die Absicht des Künstlers, wenn wir mal ehrlich sind.
Beste Songs: The Less You Have To Carry, Coalitions, Crushed By A Crowd, A Partial Print

13. Polarkreis 18 „The Colour Of Snow“

Sozialneid… Gut, mittlerweile hängt sicher dem ein oder anderen „Allein Allein“ zum Hals raus. Kann man ja verstehen. Ein super Song bleibt es trotzdem. Wer zu Beginn des Jahres auf einen Nr.1 Hit der Band aus Dresden gesetzt hätte, wäre sicher für dämlich erklärt wurden. Und dann auch noch in Deutschland? Und dann auch noch solch ambitionierter Kunstpop, wie dieser? Am Ende bleiben Polarkreis 18 eine Band, die sich ihren Erfolg erarbeitet und letztendlich auch verdient hat. Sie sind einfach gut. Dass jeder spießige Indie-Nerd gleich „Ausverkauf“ brüllt ist dann immer so ein deutscher Nebeneffekt. Diese Band hat einen der schönsten Pop-Songs des Jahres produziert, eine Nummer für die viele poplige und erfolglose Indie-Bands töten würden. Aber na ja, so ist das halt. Wenn wir das ganze Tamtam dann auf die Musik reduzieren, dann geht „The Colour Of Snow“ konsequent den Weg des Vorgängers weiter. Die kunstvollen Popspielereien der Band werden in Form gepresst und der Einsatz eines echten Orchesters macht sich mehr als positiv bemerkbar. So klingen sie stellenweise epochal (Prisoner), stellenweise butterweich (130/70) oder direkt wie aus einem Film entsprungen (River Loves The Ocean). All die Formatradiohörer, die sich das Album nur wegen des Hit gekauft haben, werden wohl überrascht sein, wie sehr dieser eine Seltenheit darstellt. Denn Polarkreis 18 geben sich nicht konform, sondern vielseitig und vor allem musikalisch hochwertig. Die Band hebt sich erfreulicherweise von all den provinziellen deutschen Bands ab und hat ihren ambitionierten Sound verfeinert, der in keine Schublade gesteckt werden will. Für Pomp sind die Töne manchmal zu leise, für Pop zu eckig, für Indie zu glatt. Was man dieser Musik lediglich anhört ist, dass sie einfach sehr gut gemacht ist. Das muss sich am Ende des Tages vom Spex-Redakteur bis zum BWL-Student jeder eingestehen. Polarkreis 18 sind ein Glücksfall für dieses Landes. Wenn sie diesen Weg so eigensinnig weitergehen, dann besteht doch noch Hoffnung, dass wir im Ausland mehr reißen können, als nur Rammstein und Tokio Hotel. Eine wunderschöne kleine, aber doch große Pop-Platte ist das!
Beste Songs: Tourist, Allein Allein, Prisoner, 130/70, Happy Go Lucky

12. Santogold „Santogold“

Verwechslung… warum vergleichen eigentlich Leute immer M.I.A. und Santogold miteinander? Weil sie beide Schwarz sind und lustige 80er Klamotten tragen? Na ja, musikalisch erkennt man nämlich nur leichte Parallelen. Während bei M.I.A. alle Zeichen auf Innovation und verrückte Beats stehen, gibt sich Santogold trotz aller Hippness wesentlich konventioneller. Ohne dabei aber zu sehr in die Vergangenheit zu schielen. Ihr selbstbetiteltes Debüt verdient dabei dennoch sämtliche Hype-Meldungen des Jahres, ist es doch ein wundervolle kleine Ansammlung an Popmusik verschiedenster Genres. Zwar gibt es auch Songs wie „Creator“ oder „Starstruck“, die sich an M.I.A. anlehnen, ansonsten gibt’s aber vor allem viel Gitarren zu hören. Egal, ob’s rockt („You’ll Find a Way“, „Say Aha“) oder etwas melodiöser („L.E.S. Artistes“, „I’m a Lady“)… die Songs sind stets sofortige Ohrwürmer und das ist das, was hier am Ende angerechnet werden muss: Santogold bietet ein Album, welches durchgängig mit richtig großen Hits vollgepackt ist. Dabei schafft sie es spielend, Pop, Elektro, Hip Hop, New Wave und andere Spielarten unter einen Deckel zu bringen. Wer auch nur einen Funken Ahnung für gute Songs in seinem kleinen Zeh hat, der wird mir da bedenkenlos zustimmen. Diese Dame kann eine ganze Menge und sie versteht es auch, das rüberzubringen. Nein, mir fällt nicht ein negatives Wort zu diesem Album ein. Bitte alle bedenkenlos kaufen! Danke!
Beste Songs: L.E.S. Artistes, Say Aha, Creator, Lights Out, Anne

11. Vampire Weekend „Vampire Weekend“

Afrobeat… Das Unwort des Musikjahres 2008? Irgendwie braucht die Presse ja jades Jahr einen Hype, auf den sie sich stürzen kann. Und wenn es so was dieses Jahr gab, dann das. Gut, Vampire Weekend haben nie ein Geheimnis draus gemacht, dass ihr schrulliger kleiner Indierock seine Inspiration teilweise in traditioneller afrikanischer Musik findet. Warum auch nicht? Ist doch immer schön, wenn Bands mal die klassischen Indierock-Pfade verlassen. Egal, wie man das Kind nun benennt, am Ende bleibt das Debüt von Vampire Weekend immer noch eine wundervolle, heitere, kleine Popplatte, die definitiv mein Sommeralbum des Jahres 2008 war. So heiter und unbeschwingt, wie bei „Oxford Comma“, „Campus“ oder dem flotten Tanzbodenmonster „A-Punk“ waren dieses Jahr kaum Songs. Da bleibt auch gern mal Platz für romantische Momente, wie bei „I Stand Corrected“. Das aber am Ende auch nur zum Tanzen einlädt. Und besonders die lustige Cemballo-Melodie von „M79“. Warum dauernd trauern? Es ist nicht nur das sonnige Gemüt dieser Platte, sondern auch die Tatsache, dass die Obernerds von Vampire Weekend auch textlich versuchen, ihrer Rolle gerecht zu werden. Schüchterne Bücherwürmer werden Rockstars. Eine erfreuliche Entwicklung im Indierock dieses Jahr. Mit Vampire Weekend trinkt man eher ne Limo nach dem Gig, als das man Groupies vögelt. Vermutlich würden sie denen noch was vorlesen. Ist ja auch egal. Fakt ist: dies ist ein wunderschönes Pop-Album, eines der besten Debüts der letzten Jahre und eine erfreuliche, harmonische Abwechslung von den irgendwie immer gleich ähnlich Bands der letzten Jahre. Funktioniert, denk ich mal, auch im Winter
Beste Songs: Oxford Comma, A-Punk, M79, I Stand Corrected

Sonntag, 21. Dezember 2008

rhododendron's ranking - 52/ 2008

So, da ist sie nun, die letzte offizielle Hitliste des Jahres! Und tatsächlich setzt Norman Cook aka The BPA seinen Höhenflug der letzten Wochen fort und landet mit dem traumhaften „Seattle“ nun diese Woche endgültig auf der 1. Glückwunsch! Und ja, falls ihr es beim Lesen schon gemerkt habt, ja… Das ist der echte Tom Jones in meinen Top 10. Warum denn das? Vielleicht, weil dessen neue Single ein extrem genialer Pophit ist, bei dem sich all die Möchtegern-Retro-Leute wie Duffy und Amy Winehouse warm anziehen sollten. Und auch Mando Diao strafen die Kritiker Lügen mit ihrer schicken neuen Disco-Single, die beweist, dass den Schweden noch lange nicht die Ohrwürmer ausgehen. Vervollständigt werden die Neueinsteiger von der neuen Bloc Party Single, bei der man es nicht verpassen sollte, dass Video anzuschauen. Insgesamt sorgt das für reichlich Wirbel in den Top 10. Hoffentlich auch noch im nächsten Jahr. Nächste Woche gibt’s an dieser Stelle, für alle Interessierten, die Jahresabschlussliste, wo dann die 25 erfolgreichsten Singles des Jahres im ranking präsentiert werden! Bis dahin, Frohes Fest!

01.( 03 / #5 ) The BPA feat. Emmy The Great “Seattle”
02.( 02 / #9 ) Get Well Soon “Listen! Those Lost At Sea Sing A Song On Christmas Day”
03.( 01 / #4 ) White Lies “To Lose My Life”
04.( 05 / #5 ) Coldplay “Lovers In Japan”
05.(NEW/ #1) Mando Diao “Dance With Somebody”
06.( 04 / #7 ) Kings Of Leon “Use Somebody”
07.(NEW/ #1) Tom Jones „If He Should Ever Leave You”
08.(NEW/ #1) Bloc Party “One Month Off”
09.( 06 / #8 ) Glasvegas “Geraldine”
10.( 10 / #10) Tiger Lou “Crushed By A Crowd”
11.( 07 / #4 ) Keane “Perfect Symmetry”
12.( 08 / #6 ) Snow Patrol “Crack The Shutters”
13.( 12 / #11) The Rifles “The Great Escape”
14.( 09 / #3 ) La Roux “Quicksand”
15.( 13 / #5 ) Franz Ferdinand “Ulysses”
16.( 14 / #3 ) IAMX “Think Of England”
17.( 11 / #2 ) Neon Neon “Dream Cars”
18.( 18 / #2 ) Kaiser Chiefs “Good Days Bad Days”
19.( 17 / #6 ) We Have Band “Oh!”
20.( 16 / #10) Stereophonics “You’re My Star”

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Patrick Wolf - Battle

Anfang 2009 steht uns etwas grandioses ins Haus. Es nennt sich "Battle" und wird das neue Doppelalbum des lieben Herrn Wolfs sein. Aktuell kann man den Megamix des Albums aus sieben angeschnittenen, mehr als vielseitigen neuen Tracks auf www.bandstocks.com kostenlos anhören. Was man da hört ist großes, großes Übergrößenkino. Den Songausschnitten zu Urteil ist das wohl das beste
was Patrick je gemacht hat.
Ein Teil von "Battle" wird düster, der andere Teil sollte dies zwar auch werden, doch da Patrick wieder neu verliebt ist und laut seines Myspace-Bulletins mit seinem "Husband" halbnackt um seinen Weihnachtsbaum tanzt, wird der andere Teil wohl eher fröhlich ausfallen. Man gönnt es ihm gerne. Zudem hat der junge Herr sich ein neues Konzept überlegt um die Platte fertigstellen zu können. Jeder der mag kann für die Entstehung des Albums 10 Pfund investieren, indem er sich auf bandstocks.com anmeldet. Patrick verspricht allen investierenden Fans Special Editions, Vorabkopien, Remixe und wahrscheinlich noch mehr Firlefanz. "Du kannst in die Fertigstellung und die Produktion des Albums investieren," so Wolf, "und du erhälst einen Anteil an der Platte. Du wirst also fast Teil der Plattenfirma, wie ein Mitbesitzer." Leider müssen wir noch ein wenig auf die Battle Doppel-CD warten. Es steht nur fest, dass sie irgendwann Anfang 2009, erscheinen wird. Böse Zungen behaupten sogar, die Platte würde erst nächsten März in den Läden stehen. Genau wie das neue PJ Harvey Album. Wie wollen wir das nur aushalten?


Hier nochmal der Link zum BATTLE Megamix

www.bandstocks.com

Dienstag, 16. Dezember 2008

Formed A Band

Vorweihnachtliches Schwelgen im Studentenclub. Tiger Lou präsentieren ihr neues Album komplett vergangenen Samstag in Magdeburg.

Mein persönlicher Ersteindruck des vergangenen Samstags: Magdeburg ist eine hässliche Stadt! Alle lokalpatriotisch angehauchten Menschen mögen mir das harte Urteil verzeihen, aber na ja. Neben den Glanzstücken sozialistischer Architektur und zweifelhaften Gestalten auf den Straßen, bei denen ich teilweise Angst hatte, sie würden mich gleich vermöbeln, hinterließ vor allem der Nahverkehr einen schlechten Eindruck. Nach einem fast halbstündigen Warten auf die Straßenbahn, sah ich den Genuss von Tiger Lous einzigem ostdeutschen Konzert im Laufe der Tour zum Album “A Partial Print“ schon dahinschwinden. Aber nach viel Rennen und viel Schimpfen war man dann kurz nach 11 doch im P7. Und heilfroh, dass sich der Hauptakteur des Abends so viel Zeit gelassen hat. Schade natürlich, dass mir dadurch die bezaubernde Band seiner Frau, Firefox AK, durch die Lappen ging. Die Tatsache, dass man am Einlass nicht mal unsere Tickets sehen wollte war dann ein weiterer tragischkomischer Moment. Und das die Kapazitäten der Location dann auch ausgereizt waren… Geschenkt! Schon witzig, zumal ich schon Wohnzimmer gesehen hab, die größer waren als dieser „Konzertsaal“. Na ja, ich will ja hier nicht motzen. Denn was die anfänglichen Startschwierigkeiten dann doch noch wegmachte war, wie konnte es auch anders sein, die Musik!

Die ist ohne jeden Zweifel toll! Auch an diesem Abend. Tiger Lou aka Rasmus Kellermann präsentiert sich dabei schon längst nicht mehr als der schüchterne Songwriter, der er auf dem 2004er Debüt „Is My Head Still On?“ war. Er hat eine Entwicklung vom Solokünstler hin zum vollwertigen Bandmitglied durchgemacht. Tiger Lou ist 2008 somit eine Band, das Album ein Bandalbum. Diese Chemie spürt man auf „A Partial Print“ genauso, wie auf der Bühne. Da legt Rasmus’ Band nämlich ordentlich los. Die Tatsache, dass das ganze Album als Komplettes gespielt wird hat sich dann auch noch nicht bis in die letzten Reihen rumgesprochen. Die Reaktionen während der Songs verhalten, aber beim Applaus zumindest wesentlich dankbarer. Viel Momente zum Applaudieren gab’s dann aber doch nicht, da die Band ihr Ziel, die Platte möglichst lückenlos zu spielen, recht konsequent übergeht. Bei jedem Song merkt man, wie viel Herzblut Kellermann und seine Mannen in dieses Werk gesteckt haben, das sich thematisch düster und melancholisch gibt. Existenzängste und Pragmatismus inklusive. „Je mehr ich gebe, desto weniger muss ich tragen“ heißt eine der Kernthesen, die sich immer wieder in den Songs wieder finden lässt. Die Musik ist melancholisch aber trotzdem sehr kraftvoll. Besonders live entwickeln Tracks wie „An Atlas Of Those Our Own“ oder “The Less You Have To Carry” eine enorme Kraft. Stellenweise spielt sich die Band in einen Rausch. Das Publikum... nun ja, irgendwie nicht, aber damit muss man rechnen. Der Band ist es egal. Man merkt ihr die Freude an und immer wieder erinnern sie das Publikum an diesen historischen Moment, wo sie ein letztes Mal das ganze Album in voller Länge spielen. Bitte auch den Enkeln weiter erzählen. Nach 60min ist alles erzählt, was „A Partial Print“ zu erzählen hat. Keine letzten Worte für irgendwen, am Ende hinterlassen Tiger Lou nur ihre Musik. Und diese wirkt nach. Dieses Album wirkt spätestens nach diesem Abend als das, was es ursprünglich sein sollte: ein in sich geschlossenes Stück Musik, thematisch und musikalisch. Erneut untermauert Rasmus Kellermann sein einzigartiges Können.

Applaus gibt’s auch und die Band scheint sichtlich erleichtert, dass es vorbei ist. Für viele Lacher sorgte dann das Bühnenoutfit zu den Zugaben. Die komplette Band und Firefox AG kamen in bunten Weihnachtskostümen auf die Bühne, um das traditionelle schwedische Fest „Lucia“ zu begehen, welches immer am 13. Dezember stattfindet. Die Jungs verkleiden sich als Weihnachtsmänner oder tragen Nachthemden, genau wie die Frauen. Hier vertreten durch Rasmus’ hinreißende Frau, die dann quasi zur Lucia gewählt wurde. Inklusive traditioneller Lichterkrone! Und dann wurden munter schwedische Weihnachtslieder gesungen und Wunderkerzen entzündet. Das sorgte allgemein für strahlende Gesichter, vor allem, weil es im krassen Gegensatz zum vorherigen Programm stand. Schade, dass das Publikum die andächtige Stille schon nach ein, zwei Songs schon ablegte. In Schweden hätte man so was nicht gemacht. Um dann die wenigen zu versöhnen, die doch nur wegen dem alten Material gekommen waren, gab’s noch 4 Zugaben, jeweils zwei aus den Vorgängeralben. Stimmung kam dann am Ende sogar noch etwas bei „Nixon“ und „The Loyal“ auf. Danach war aber leider Schluss! Tiger Lou hinterlässt nicht nur nen einfachen Ab-, sondern nen hervorragenden Eindruck! In den letzten Jahren hat dieser Mann mitsamt seiner Band eine tolle Entwicklung durchgemacht und es war eine Freude, einmal ein so schönes Album, wie „A Partial Print“ komplett live erleben zu dürfen, noch dazu mit einer so spielfreudigen Band. Dem Publikum hätte ich mehr Euphorie gewünscht, aber na ja… bei vielen hatte ich eh den Eindruck, es müssen primär die neusten Röhrenhosen, Baumwollhemden und Nerd-Brillen präsentiert werden. Aber ich bin ja altmodisch, weil’s mir um die Musik geht. Warum über Städte, Menschen und Straßenbahnen aufregen, wenn es doch so schöne Musik gibt, wie diese. Zumindest von der Band werde ich noch meinen Kindern erzählen, die Rahmenbedingungen werde ich dann aber etwas beschönigen.

Setlist: 01 The More You Give 02 The Less You Have To Carry 03 So Demure 04 Trust Falls 05 An Atlas For Those Our Own 06 Odessa 07 Trails of Spit 08 Coalitions 09 Crushed By A Crowd 10 A Partial Print 11 The War Between Us 12 The Wake / Hooray Hooray 13 Nixon 14 The Loyal

Sonntag, 14. Dezember 2008

rhododendron's ranking - 51/ 2008

Hohoho! Vorweihnachtliches Treiben auch im Ranking diese Woche. Während die White Lies auch in der dritten Woche die Führung beinhalten beansprucht Konstantin Gropper die Weihnachts-Nr.-1 für sich. Und nun spielt auch noch Norman Cook eine Rolle! Fatboy Slim’s neues Seitenprojekt The BPA liefert mit dem wunderhübschen „Seattle“ einen der schönsten Popsongs der letzten Zeit, welcher diese Woche konsequent durch die Top 10 durchmarschiert und sich auf der 3 platzieren kann. Da ist noch mehr drin. Die 3 Neueinsteiger der Woche finden sich hingegen außerhalb der Top 10 ein. Der höchsten markieren Neon Neon mit der dritten Single ihres tollen „Stainless Style“-Albums. Dazu gibt es auch noch die neue Single der Bishops sowie der Kaiser Chiefs, die es allerdings nur knapp in die Top 20 geschafft haben. Das hat man alles schon mal besser gesehen. Nächste Woche gibt’s dann die letzte reguläre Ausgabe des Jahres und es wird sich zeigen, wer an der Spitze überwintern kann. Bis dahin!

01.( 01 / #3 ) White Lies “To Lose My Life”
02.( 03 / #8 ) Get Well Soon “Listen! Those Lost At Sea Sing A Song On Christmas Day”
03.( 10 / #4 ) The BPA feat. Emmy The Great “Seattle”
04.( 02 / #6 ) Kings Of Leon “Use Somebody”
05.( 05 / #4 ) Coldplay “Lovers In Japan”
06.( 04 / #7 ) Glasvegas “Geraldine”
07.( 06 / #3 ) Keane “Perfect Symmetry”
08.( 09 / #5 ) Snow Patrol “Crack The Shutters”
09.( 07 / #2 ) La Roux “Quicksand”
10.( 08 / #9 ) Tiger Lou “Crushed By A Crowd”
11.(NEW/ #1) Neon Neon “Dream Cars”
12.( 12 / #10) The Rifles “The Great Escape”
13.( 11 / #4 ) Franz Ferdinand “Ulysses”
14.( 14 / #2 ) IAMX “Think Of England”
15.(NEW/ #1) The Bishops “City Lights”
16.( 13 / #9 ) Stereophonics “You’re My Star”
17.( 15 / #5 ) We Have Band “Oh!”
18.(NEW/ #1) Kaiser Chiefs “Good Days Bad Days”
19.( 17 / #7 ) Empire Of The Sun “Walking On A Dream”
20.( 16 / #6 ) Sigur Rós “Við Spilum Endalaust“

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